Sonnenfeuer. J.D. David

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Название Sonnenfeuer
Автор произведения J.D. David
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783745067989



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mein Vater hat ja auch schon rötliche Haare, aber natürlich nicht so stark wie meine.“

      „Du hast eine Haarfarbe, die ich noch nie gesehen habe.“

      „Da bist du nicht die Einzige. Als Kind macht es das Leben auch nicht einfacher.“

      „Hast du die Haare nun von deiner Mutter?“, hakte sie nach.

      Arved zuckte die Schultern. „Ich kenne meine Mutter nicht. Mein Vater hat mir auch nie erzählt, wer sie ist, oder was ihr geschehen ist. So bin ich einfach der Sohn von Arthur von Freital. Ein Bastard in den Augen vieler…“

      „Verstehe.“, sagte Lerke. Sie hatte nicht gewusst, dass Arved ein Bastard war Ehrlicherweise hatte sie vor ihrem Zusammentreffen nicht mal gewusst, dass Arthur einen Sohn hatte. Es musste schwer sein. Aber sie wollte ihn nicht weiter in dieses Thema drängen und versuchte so das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. „Kanntest du den König?“

      „Noch so eine seltsame Frage.“, sagte Arved nun mit einem deutlichen Grinsen.

      „Du hast doch gesagt, ich soll Fragen stellen.“, antwortete Lerke, der man von jedem Moment mehr anmerkte, wie ihre eigentlich immer gegebene Fröhlichkeit zurückkam.

      „In Ordnung. Nein, ich kannte den König nicht. Du etwa?“

      Lerke nickte. „Naja, kennen ist wohl viel gesagt. Im Jahr des Blutes, im Frühjahr, war König Priovan in Grünburg. Dort habe ich ihn getroffen, als ich noch klein war. Er hat mir einige Geschichten erzählt und ich habe ihm Geschichten erzählt. Wir haben miteinander gelacht. Ich glaube, dass er ein guter Mann und ein guter König war, obwohl er noch so jung war. Dann musste ich gehen. Er hat mit meinem Großvater gesprochen. Später erst habe ich erfahren, wie zornig er auf ihn war, da er die Krone im vorigen Jahr nicht im Krieg gegen Berlan von Fendron unterstützt hat. Im Nachhinein glaube ich, dass andere Könige meinen Großvater damals schwer bestraft hätten, ihn vielleicht sogar getötet hätten. Aber er tat das nicht. Ich wünschte, der König würde noch leben.“

      Arved lächelte. „Ja, das wünschen wir uns alle.“ Es war geradezu Ironie, die Worte aus dem Mund von Lerke zu hören. Immerhin war es ihr Vater gewesen, getrieben vom Eifer der Trias, der Priovan hatte töten wollen. Rainald von Rethas. Doch er war gescheitert. Celan hatte es fertig gebracht, wenn auch aus anderen Motiven. Dessen war sich Arved sicher.

      „Es heißt, der König habe einen Sohn. Irgendwo. Glaubst du daran?“, fragte Lerke dann.

      „Ja. Ich glaube schon. Mein Vater glaubt daran. Er weiß mehr über dieses Land und diese Welt, als sonst ein Mann oder eine Frau.“

      Lerke schien erleichtert. Das Gespräch mit Arved, die Natur, der Wind, all das hatte sie auf andere Gedanken gebracht. Sie fühlte sich nicht mehr wirklich wie eine Gefangene. Vorsichtig rückte sie näher zu Arved, lehnte sich an ihn an und legte ihren Kopf auf dessen Schulter. Sie schaute hinunter ins Tal.

      „Wenn wir wieder zurückgehen, wirst du dann bei Sylvius und mir bleiben? Um auf uns aufzupassen?“, fragte sie mit leiser Stimme. Dann spürte sie, wie Arved seinen starken Arm um sie legte.

      „Ich werde nicht von Eurer Seite weichen, Lerke von Rethas. Das schwöre ich.“

      Arthur schlug die Tür der kleinen Hütte kräftig auf, sodass diese mit einem Krachen gegen die Wand schlug. Der Ritter stampfte mit schweren Schritten in den kleinen Raum und ließ seinen Blick über die dort sitzenden Befehlshaber seiner Truppen gleiten. Man konnte die Wut geradezu im Raum spüren, obwohl Arthur sonst ein durchaus ausgeglichener Mann war. Selbst der Hüne Kilian, der seinem Anführer folgte, wirkte klein gegenüber dem aufgebrachten Ritter, der sofort den ganzen Raum einnahm.

      „Sagt allen euren Männern eines: Wer der Tochter von Rethas oder dem Sohn Tandors auch nur ein Haar krümmt, hat sein Leben verwirkt.“, begrüßte Arthur seine Männer unwirsch und stellte sich an den Tisch, um sich auf seinen Händen abzustützen. Er schaute durch die Runde. Rogard war der jüngste Mann im Raum, jetzt, da Arved nicht da war. Er war ein wichtiger Mann, gerade als Anführer der jüngeren Kämpfer. Dann waren da noch Helmes und Rikkard, zwei Veteranen aus Freital, sowie Wanfried von Tulheim, ein in Ungnade gefallener Freiherr, der sich Arthur angeschlossen hatte, und Aldo von Lorigan, der einst Hauptmann der Garnison und Stadtwache von Grünburg gewesen war, bis er sich dem Herzog von Tandor widersetzt hatte. Arthur hatte ihn vom Schafott gerettet, und seitdem nicht nur einen fähigen Anführer, sondern auch einen respektierten und beliebten Mann in seinen Reihen.

      Rikkard seufzte. „Was ist passiert?“

      Arthur schaute sich zu Kilian um, der sich kurz räusperte. „Zwei Männer, die auf die Gefangenen aufpassen sollten, haben versucht sich an Lerke von Rethas zu vergehen und haben Arved angegriffen, als dieser eingriff.“ Man sah die Bestürzung der Männer, über die Tat.

      „Was ist mit ihnen?“, fragte Helmes.

      „Tot.“, antwortete Arthur kalt. „Habt ihr mich verstanden? Kein Haar!“, sagte er und schaute noch einmal in die Runde. Die Männer nickten. Doch Wanfried meldete sich zu Wort.

      „Wir werden dafür sorgen, Arthur. Aber du kannst verstehen, wieso viele Männer unruhig werden. Wir haben den jungen Spross Tandors nun schon einige Tage in unserer Gewalt, aber unsere Späher berichten, dass sich die Truppen Celans eher aggressiver verhalten und Dörfer und Städte durchsuchen. Vielleicht braucht es eine deutlichere Warnung…“

      „Ach ja, und was schlägst du vor?“, fragte Arthur herausfordernd. Man merkte noch immer, dass er innerlich kochte.

      „Nun ja, ein Finger, einige Zähne…“

      „Wenn dann werden es deine sein.“, unterbrach Arthur den gestammelten Vorschlag von Wanfried, dessen Andeutungen deutlich war, der aber anscheinend nicht den Mut hatte, die volle Wahrheit auszusprechen.

      „Arthur.“ Es war Kilian, der dem Ritter die Hand auf die Schulter legte. „Beruhige dich. Die Beobachtung von Wanfried ist wahr. Wir haben uns ein Druckmittel erhofft, aber Celan geht nicht darauf ein. Nun müssen wir überlegen, was die nächsten Schritte sind.“

      Arthur atmete aus. Er wollte gerade etwas erwidern, verschwieg sich dann aber die Worte. Kilian hatte Recht. Nur ein kühler Kopf hatte sie so lange am Leben gehalten. Es war wohl auch weniger der Angriff auf Lerke, denn der auf seinen Sohn gewesen, der ihn so in Fahrt gebracht hatte. Wenn er nur wenige Momente später gekommen wäre… Nein, das waren Gedanken, die ihnen nun wirklich nicht halfen. Er zog sich einen Stuhl an den Tisch und setzte sich zu den Männern.

      „In Ordnung. Wie ist die Lage?“

      „Celan hat zusätzliche Reiter aus Tandor geschickt, die von Grünburg aus in die Dörfer und Gehöfte vordringen. In vielen Orten werden Menschen nur drangsaliert, es gab aber auch erste Kämpfe. In den Auen des Oberlaufes des Rin haben wir eine Truppe gestellt, mussten uns aber zurückziehen, als Verstärkung kam. Es scheint, als versuche Tandor entscheidend zuzuschlagen, aber es fehlen ihnen die Männer. Die Angriffe waren weniger entschieden, als noch vor einigen Jahren, als wir tief in die Berge zurückgedrängt wurden.“, versuchte Aldo die Lage möglichst präzise zusammen zu fassen.

      „Was ist mit Freital?“

      „Unverändert stark besetzt. Grauberg hat sich mit seinen Männern nicht entfernt. Unsere Späher kommen aber kaum an die Stadt ran.“, berichtete Helmes.

      Arthur nickte. Gren von Grauberg. Einer der brutalsten Häscher Celans. Nun Statthalter seiner Heimat Freital. Sie hatten vor vielen Jahren schon einmal versucht, die Stadt zurück zu erobern. Es war seine wohl verheerendste Niederlage gewesen.

      „Arthur. Es ist die Zeit, konzentriert zurück zu schlagen. Wir haben so lange unsere Truppen gesammelt, die Männer gestärkt. Wir haben einen Trumpf in der Hand. Celan wird nicht selber gegen uns ins Feld ziehen, so lange wir seinen Sohn haben. Wir spüren, dass das Volk der Herrschaft Tandors überdrüssig ist. Es könnte bald zu spät sein, wenn Celan seine Macht in Valorien weiter festigt und sich mehr auf Rethas konzentrieren kann.“ Kilians Worte waren wohl überlegt, eine Stärke, die dem Krieger sonst nicht