gelesen zu werden. Vielleicht würde sie etwas finden, was ihr gefiel und die Zeit schnell vertreiben würde. Neugierig stand sie auf und schaute sich die Titel an, die die Bucheinbände zierten. Es waren Romane, die von sich Liebenden handelten und vor Romantik und ekligem Kitsch nur so trieften. Wie sehr sie solche Bücher doch hasste. Es waren doch eh immer die gleichen Begebenheiten, die nur anders erzählt wurden und zwischen anderen Personen spielten. Dann die dramatischen Stellen, die die Tränen in die Augen treiben und die Hoffnung auf ein glückliches Ende wecken sollten. Doch oft endeten diese Geschichten nicht schön und ließen einen mit einem furchtbaren Gefühl und verheultem Gesicht zurück. Davon abgesehen konnte Max mit dem ganzen Liebesgedöns auch nicht wirklich etwas anfangen. Vielleicht lag das daran, dass sie eh niemanden weiter kennenlernte. Zudem konnte sie es sich nicht erlauben sich zu verlieben, es sei denn es war einer dieser aufgeblasenen Prinzen, die sie am liebsten nicht mal vom Weiten genießen wollte. Sie waren ihr einfach zu sehr Prinz und zu wenig normal. Etwas enttäuscht von der Auswahl legte sie die Bücher, deren Titel schon vor Drama und Liebeschaos schrien, beiseite. Das Einzige der Bücher, das kein Roman war, handelte von Legenden, Mythen und längst vergangenen Zeiten, die sowohl den Glanz als auch den Schrecken der Zeiten widerspiegeln sollte. Spannend klang es zwar erstmal auch nicht so richtig, da es sie an die Unterrichtseinheiten mit ihrer Mutter erinnerte, die meist eher beim Einschlafen halfen. Aber da es das einzige Buch war, das sie nicht schon vom Titel her nervte, nahm sie es sich mit in ihre Sitzecke, die sich unweit der Tür vor einem Kamin befand. Die eleganten Sitzmöbel hatten kunstvoll geschwungene Rahmen aus dunklem Holz und waren mit hellen Stoffen gepolstert. Der dunkle Holztisch trug auf der Platte ein schönes Blumenmuster, das sich mit helleren Holzeinlagen absetzte. Auf diesen legte Maxillia das große Buch erstmal ab und machte es sich auf dem Sofa bequem, das dem Kamin gegenüberstand. Im Kamin knisterte ein Feuer, das von einem Diener jeden Morgen angefacht wurde, da der Turm über Nacht durch die windigen Höhen, in denen er sich befand, selbst im Sommer doch sehr auskühlte. Sie liebte es aber auch die Flammen bei ihrem Tanz zu beobachten, die sanft den Raum erwärmten und mit dem Duft von verbranntem Holz erfüllten. Allerdings waren die Flammen schon recht klein geworden, so dass man schon bald wieder ein paar Scheite nachlegen müsste. Doch erstmal nahm sie lieber das Buch in die Hand und überflog die Titel, die im Inhaltsverzeichnis aufgelistet waren. Die meisten der Mythen und Legenden kannte sie schon. Sie waren aufregend und spannend und erzählten von Wesen oder Heldentaten, die kaum der Wirklichkeit entsprachen. Dafür waren es ja Legenden, an denen selten etwas Wahres dran war und nur ein Produkt der Fantasie darstellten. Denn auch wenn manches einem Funken der Wahrheit entsprach, waren sie dennoch alle ersponnen. Gerade als sie auch dieses Buch enttäuscht weglegen wollte, bemerkte sie, dass doch ein paar wenige der Titel ihr unbekannt schienen. So dass sie sich diese nochmal genauer ansah. Dabei stach ihr besonders ein Titel ins Auge, der etwas über Sphinxen erzählen sollte. Damit konnte sie gar nichts anfangen. Was sollten bitte Sphinxen sein? Dunkel erinnerte sie sich, dass ihre Mutter von Fabelwesen mit einem solchen Namen erzählt hatte, die in der Mythologie eines menschlichen Volkes vorkamen. Aber unter den Elfen und Zwergen waren solche gänzlich unbekannt. Neugierig schlug sie die entsprechende Seite auf und las die ganze Überschrift: „Die Macht der Sphinx und das goldene Reich“. Verwundert runzelte sie die Stirn. So viel verriet die Überschrift nicht. Nur, dass sie wohl ein eigenes Reich besaßen. Also was war dann bitte eine Sphinx? Neugierig blätterte sie eine Seite weiter und begann die Legende zu lesen. Es stellte sich heraus, dass es sich um Elfen handelte, die sich in diese Fabelwesen verwandeln konnten und große Macht besaßen. Sie waren Herrscher über das riesige Arkatonien und waren die größte Macht, die auf dem Planeten regierte. Ihre Hauptstadt Arkaton lag inmitten der großen Wüste, in einer riesigen Oase, in deren Mitte sich eine schwebende Festung befand. Von dieser aus waren es wohl Figuren von Löwen und Falken aus purem Gold, die Wasser herunter in einen See spien. Die Flüsse, die diesem Gewässer entsprangen, zogen sich wie Strahlen der Sonne durch den kargen Sand, den das magische Wasser zum Blühen brachte. Die Festung selbst, die als uneinnehmbar galt, schien wie aus Sonnenstrahlen gegossen und brachte ihr Licht kilometerweit über das Land, wie ein Leuchtturm seins über das Meer. So war sie auch von den nächstgelegenen Städten außerhalb der Wüste zu erkennen und demonstrierte ihre Präsenz. Der engste Verbündete der Sphingen, war das Volk der Punaji. Eine Art Hybrid aus Menschen und Katzen. Sie dienten den Sphingen als seien sie Götter gewesen und lebten in der Oase unterhalb der Festung und in den Städten um die Wüste herum. Die Macht und Reichtümer der Sphingen waren wohl so groß, dass sie den Völkern Frieden brachten, Kriege verhinderten und mit ihrer Weisheit auch zwischen Feinden vermittelten. „Fantastisch!“, dachte Max und stellte es sich im Geiste vor, während sie zu dem fast erloschenen Kamin aufsah. Einen Moment starrte sie in den gräulichen Qualm, der von der glimmenden Asche aufstieg und träumte davon diese Festung einmal zu sehen. Wie Schade nur, dass es lediglich eine Legende war und es so nie möglich wäre. Davon abgesehen, dass es wohl kaum die Naturgesetze erlaubten eine Festung schweben zu lassen. Selbst Magie stieße dabei an ihre Grenzen. Seufzend wandte sie sich wieder der Legende zu und suchte nach etwas, was das Aussehen der Sphingen beschrieb. Denn auch wenn ihre Mutter diese Wesen einmal erwähnt hatte, wurde ihr nie etwas über ihr Äußeres verraten. Aber kein Wort gab etwas darüber Preis, so dass es Maxillias Fantasie überlassen blieb sich solch mächtige Wesen vorzustellen. Lächelnd schlug sie das Buch zu und legte es beiseite. Zu herrlich waren die Beschreibungen gewesen, die nur so nach Freiheit und Frieden schrien. Sie konnte es sich gar nicht vorstellen, wie es ohne Streitereien zwischen den Völkern wäre. Besonders, da sie von den Orks wusste, die in eher primitiven Stämmen lebten und andauernd reisende Händler, Bauernhöfe und andere leichtere Opfer angriffen und ausplünderten. Selbst untereinander standen sie ständig im Streit und schlugen sich gegenseitig die Köpfe ein. Leider konnte man sie davon auch nicht wirklich abhalten. Sie waren nämlich groß und unheimlich stark, so dass es drei Elfen brauchte, um einen zu besiegen. Daher nutzten auch die vielen Patrouillen eher wenig, die durch die Lande zogen und versuchten die Elfen und Zwerge vor ihnen zu schützen. Zudem lebten sie nicht lange an den gleichen Orten und verließen schnell ihre kleinen Dörfer, so dass man keine Chance hatte eines anzugreifen. Der Legende nach zu urteilen, waren aber auch sie unter der Herrschaft der Sphingen friedlich und blieben unter sich. „Ach man“, seufzte Max innerlich, die sich beinahe wünschte, die Legende wäre wahr gewesen. Aber das war sie sicherlich nicht. Schließlich gab es keine Sphingen. Max hätte das sonst sicher gewusst. Und eine Stadt, geschweige denn Wasser in der Wüste gab es auch nicht. Zwar stand auch geschrieben, dass sie vor tausend Jahren gelebt und regiert haben, aber wohin sollten sie denn verschwunden sein? Schließlich wäre dem Text nach, kein Volk stark genug gewesen, um die Sphingen besiegt und ausgerottet haben zu können. Oder hätte ein übermächtiges Ereignis oder gar eigener Hochmut zu ihrem Fall führen können? In der Legende stand nichts von einem Untergang dieses Reiches. Doch wenn die Geschichte wahr gewesen wäre, hätte es einen Grund geben müssen, warum es sie nicht mehr gab. Eine Weile grübelte sie noch darüber nach, so dass sie völlig die Zeit vergaß und erschrocken hochjagte, als es an der Tür klopfte. Vorsichtig öffnete sich diese gleich und Dienerinnen traten mit einem Tablett herein, auf dem das Mittagessen angerichtet war. Eigentlich wollte sie schon längst losgegangen sein, damit Seraphina nicht wieder so lang auf sie warten musste. Aber offenbar war die Zeit viel schneller vorangeschritten, als sie es gedacht hatte. Also eilte sie nach oben, als die Dienerinnen ihre Gemächer verlassen hatten, und zog sich wieder ihre bequemeren Sachen und den dunklen Umhang an. Während sie oben war, öffnete sich erneut die Tür und die Stimme einer Dienerin rief kurz etwas über einen Nachtisch zu Max nach oben. Was genau sie gesagt hatte, hatte sie nicht verstanden. Daher rannte sie nicht gleich wieder runter, sondern lauschte erst einmal einen Moment, ob sich unten irgendetwas regte. Es war aber kein Laut zu vernehmen. Also schlich sie ein paar Stufen ihrer Treppe hinunter und lugte um die Ecke. Gerade als sie ihren Blick durch den Raum schweifen ließ, fiel die Tür ins Schloss und verriet damit, dass die Frau gerade die Gemächer wieder verlassen hatte. Erleichtert lief sie den Rest der Treppe hinunter, schnappte sich ein Brot von dem Tablett und ging rüber zur Kommode neben der Tür. Dort nahm sie sich den schönen neuen Dolch und befestigte ihn an ihrem Gürtel. Nun musste sie nur die Wache wieder von der Tür wegbekommen. Doch diesmal konnte sie nicht wieder nach Büchern fragen. Es wäre auch seltsam, wenn sie alle Bücher schon durchgelesen hätte. Aber sie konnte sich ja ihre Abneigung gegenüber den Liebesromanen zu Nutze machen und diese zurück in die Bibliothek bringen lassen. Lächelnd nahm sie