Название | Mondschein |
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Автор произведения | J.D. David |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783741837395 |
„Los, mir nach“, rief sie und rannte mit Finn im Schlepptau durch die Tür auf den Platz des Hafenmarktes.
Sofort kam ihnen wieder der Gestank von Fisch entgegen, eines der Haupthandelsgüter des Marktes. Sonst wurden Waren wie Netze, Seile und Taue aber auch Handelsgüter, die über die Gronde nach Tjemin gebracht wurden, hier feilgeboten. Auf dem Marktplatz war eine ziemlich große Menschenmenge unterwegs. Nur früh am Morgen war es noch voller, aber das reifte Lora und Finn jetzt zum Vorteil. Sofort tauchten die beiden in der Menge unter, die Arbeiter von der Lagerhalle hatten offensichtlich kein gesteigertes Interesse daran, den Beiden zu folgen. Von ihren anderen Verfolgern konnten sie nichts sehen. Lora wusste recht genau, wo sie hin wollte. Von dem Platz führten mehrere Straßen. Sie lief Richtung Westen, dort wo die Straßen in die obere Stadt führten. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Finn eher dorthin gehörte als hier unten in den Hafen oder gar ins Gerberviertel.
Lora schaffte es ohne weitere Probleme Finn von dem Platz zu führen. Sie kamen in die größere Gasse, die vom Markt weg führte und Lora bog in die nächste kleinere Gasse ein. Dort blieb sie recht plötzlich stehen und drehte sich zu Finn um.
„So, und jetzt erzählst du mir mal erstens, wer du bist, zweitens, was du dort unten im Hafen gemacht hast, drittens, wie du dir solchen Ärger eingehandelt hast und viertens, wo du jetzt hingehörst.“
Lora hatte mittlerweile einen leicht zornigen Unterton. Sie mochte es nicht wirklich, quer durch das Hafenviertel von Tjemin vor irgendwelchen dunklen Gestalten davon zu laufen. Genauso wenig mochte sie es eigentlich, irgendwelchen Gestalten bekannt zu sein, die vielleicht noch öfter in dem Gebiet, in dem sie wohnte, herumliefen. Und was sie am allerwenigsten mochte war, irgendwelchen Fremden zu helfen, von denen sie nicht mal wusste, wer sie waren, was sie wollten und wieso sie Ärger hatten. Innerlich fragte sie sich noch immer, wieso sie das eigentlich getan hatte, aber glücklicherweise war ja alles gut gelaufen.
Finn wollte gerade ansetzten zu antworten als die beiden eine dunkle, gehässige Stimme hörten.
„Na ihr beiden Turteltäubchen, da haben wir euch endlich.“ Lora schaute die Straße entlang. Verdammt, sie hatte gerade so sehr auf Finn geachtet, dass sie ihre Verfolger gar nicht gesehen hatte. Einer war auf der einen Seite und die anderen beiden auf der anderen, wobei der eine immer noch ein bisschen wankte. Seine Haare waren durch das Blut verklebt. Er war deutlich schlecht gelaunt und hatte offensichtlich mit Lora noch ein Hühnchen zu rupfen.
„Irgendwelche Pläne?“, fragte Finn Lora, die ihre Umgebung möglichst genau musterte, aber ihre Situation war offensichtlich ziemlich mies. Die Wände der Häuser zwischen denen sie standen waren zu hoch, um hoch zu klettern. Zwischen ihnen und den Gestalten waren auch keine Türen mehr, in die man fliehen konnte. Die einzige Möglichkeit wäre zu versuchen an dem einzelnen Mann vorbei zu laufen. Aber sein Knüppel würde mindestens einen von ihnen erwischen.
„Sieht ziemlich schlecht aus“, antwortete sie nur. Verdammt, dachte sie sich wieder, wieso hatte sie sich auf diesen Mist eingelassen. Mehrere Jahre die Straßen von Tjemin überlebt. Würde das jetzt enden, nur weil sie einem kleinen adeligen Schnösel geholfen hatte? Das war wirklich nicht fair.
„Verschwindet, ihr Pack, wenn euch etwas an eurem Leben liegt“, hallte eine tiefe Stimme durch die Gasse. Die beiden Kerle drehten sich um und sahen einen Mann in der Straße stehen. Der offensichtliche Anführer wollte gerade dem Fremden entgegnen, als er diesen sah, was ihm die Stimme verschlug. Der Neuankömmling war etwa Anfang Dreißig, ein Schritt und Achtzig groß und wirklich furchteinflößend, besonders für solch dunkle Gestalten, die nicht wirklich auf der Seite von Recht und Gesetz standen. Eine hässliche Narbe zeichnete sein Gesicht, der obere Teil des linken Ohres war abgeschlagen. Seine Kleidung zeigte die edle Herkunft des Mannes. Ebenso wie Finn trug er einen wattierten Wappenrock und eine Hose, beide waren dunkelgrün. An den Füßen trug er schwere, braune Schnabelstiefel. Sein brauner Gürtel war nicht ganz so reich verziert wie der des Jungen. Auf den Schultern trug er eine weiß-grüne Kapuze. Auf dem Wappenrock war ein Wappen gezeichnet, was den des Mannes von Finns unterschied. Das Wappen war vertikal weiß-grün geteilt. In der Mitte war ein Baum, der auch mittig getrennt wurde und in der entsprechend anderen Farbe als der Hintergrund war. Darunter waren zwei Lilien in grün und weiß auf dem jeweils anderen Hintergrund. Doch am eindrucksvollsten war das Schwert, das der Mann am Gürtel trug. Die Waffe befand sich in einer silbernen Scheide, die mit grünen Edelsteinen verziert war, die ein Kenner als Diopside erkennen würde. Im Knauf des Schwertes war ebenso ein solcher Edelstein eingearbeitet. Solch verzierte Schwerter waren berühmt in Valorien, und auch wenn bei der einfachen Bevölkerung nicht alle bekannt waren, wusste man doch, dass es nur zehn Schwerter dieser Art gab. Und diese wurden von den Rittern Valoriens getragen. Ein ebensolcher stand in der Gasse und verhinderte, dass Lora und Finn von den Gestalten zu Brei geschlagen wurden.
Geron von Dämmertan ging langsam weiter in die Gasse auf seinen jungen Schützling zu. Um die finsteren Gestalten kümmerte er sich nicht weiter, sie waren es gar nicht wert die Waffe zu ziehen. Die drei Verfolger bemerkten auch schnell, dass hier jeglicher Widerstand hinfällig war. Die Ritter Valoriens galten zu Recht als die besten Kämpfer des Reiches, und mit zwei lausigen Holzknüppeln war hier nichts zu machen. Nachdem sie den Schock des Auftritts des Ritters verdaut hatten, drehten sie sich um und nahmen die Beine in die Hände. So plötzlich, wie sie in der Gasse erschienen waren, verschwanden sie auch wieder.
„Nun, mein junger Knappe, ich glaube wir haben einige Worte zu reden, nicht wahr? Vielleicht kannst du mir mal erklären, was du hier machst, wieso du nicht an meiner Seite geblieben bist und wieso du keine Waffe trägst, wie es sich für dich als Knappe geziemt“, ging Geron auf Finn zu.
Er hatte sich noch keine entsprechende Strafe überlegt, irgendetwas würde ihm schon einfallen, da war er sich sicher. Er packte den Jungen an der Schulter und wollte mit ihm losgehen. Das kleine Bettlermädchen ignorierte er vollkommen.
„Wartet, Herr!“, wehrte sich Finn. „Mein Herr, darf ich Euch Lora vorstellen. Sie ist der Grund, wieso ich noch lebe. Sie hat mir geholfen, vor diesen Gestalten wegzurennen, und sie hat mich auch in einer Gasse gerettet. Ich meine, dafür sollte sie wenigstens belohnt werden, nicht wahr? Ihr habt mir doch immer beigebracht, dass Leistung belohnt werden muss, egal ob von einem Bauern oder einem Adeligen?“
Lora schaute etwas verwirrt zu dem Ritter, dann wieder zu Finn, dann wieder zu dem Ritter. Geron musterte das Mädchen und schien kurz zu überlegen.
„Halt, halt, halt“, unterbrach Lora die Gedanken von Geron. „Was geht hier eigentlich vor, wer seid Ihr, Euer Gnaden? Und wer bist du eigentlich, Finn?“
Geron blickte erneut ernst zu seinem Knappen. „Finn? Du nennst dich Finn? Ich verstehe es ja, wenn du nicht überall deine Herkunft mitteilen willst, so will ich das ja auch, aber du solltest dich trotzdem mit deinem richtigen Namen vorstellen. Und du solltest auch erwähnen, dass du mein Knappe bist. Wir haben wirklich ein Wörtchen miteinander zu reden.“
Finn schluckte schwer. Er senkte seinen Blick zum Boden. Dann wandte Geron seinen Blick zu Lora.
„Also, zu dir, junges Fräulein. Natürlich werde ich mir von meinem Knappen noch mal genau berichten lassen, was hier vorgefallen ist, aber anscheinend hast du dich wirklich verdient gemacht. Komm mit uns mit, dann möchte ich dir alles sagen und du wirst entsprechen belohnt werden. Und für jetzt, mein Name ist Geron von Dämmertan, Freiherr von Dämmertan und Ritter Valoriens.“
Dann packte Geron Finn wieder an der Schulter und lief in Richtung der besseren Viertel. Lora folgte den beiden wortlos.
Nach einigen Minuten Fußmarsch in den westlichen Teil der Stadt erreichten sie ein relativ gutes Gasthaus. Auf das Holzschild, das über der Tür hing, war ein Speichenrad aus Messing geschlagen. Darüber stand in ebensolchen Lettern der Name des Gasthauses „Zum goldenen Rad“. Das Fachwerkhaus hatte zwei Etagen und die drei passierten eine stabile Eichentür. Natürlich hätte der Herr von Dämmertan auch in der Residenz des Herzogs unterkommen können. Aber er bevorzugte es, in einem einfachen Gasthaus zu bleiben, um nicht so stark an die starren Protokolle