Название | Mondschein |
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Автор произведения | J.D. David |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783741837395 |
Dann entschied sie sich und ging los.
Finn schaute noch mal über die Schulter, bevor er in die nächste Gasse einbog. Sehr gut, dachte er. Seine Verfolger waren noch nicht um die Ecke. Das war vielleicht die Möglichkeit, diese Gestalten endlich abzuhängen. Seine freudig, hoffnungsvolle Stimmung verflog ziemlich plötzlich, als er wieder nach vorne schaute. Eine Mauer tat sich vor ihm auf, die Hinterwand eines Hauses.
Wer hatte das denn hierher gebaut? Wer war nur der verdammte Konstrukteur dieser verdammten Stadt? Finn hatte schon jetzt einen Hass auf Tjemin, obwohl er erst einige Stunden hier war. Trotzdem schaltete er schnell. Vielleicht konnte er noch entfliehen. Er drehte sich um, um weiter weg zu laufen. Da stockte ihm der Atem. Einer seiner Verfolger stand am Ausgang der Gasse. Er trug einen zerlumpten braunen Mantel, sein Gesicht wurde von einer Narbe geziert und in seiner Hand hatte er einen Holzknüppel mit einigen Nägeln am Kopf, den er drohend in seine andere Handfläche schlug.
„Da haben wir dich, Jungchen. Hey Jungs, ich habe ihn!“, rief er laut und ging langsam auf Finn zu. Dieser wankte weiter zurück. Er hatte noch nicht wirklich einen Plan, wie er hier wieder herauskommen konnte. Er hätte wirklich hören sollen, oder zumindest eine Waffe hätte er mitnehmen sollen. Tjemin muss doch sicher sein, das hatte er gedacht. Aber er hatte die Sicherheit der Stadt deutlich überschätzt. Wurde ihm das jetzt zum Verhängnis?
Finn hatte die Person hinter der finsteren Gestalt kaum wahrgenommen, da hörte er schon das dumpfe Geräusch von Holz, das jemand über den Kopf gezogen wurde. Der Mann ging sofort mit einer blutenden Platzwunde zu Boden. Dahinter stand ein Mädchen mit einem Holzbrett in der Hand, dass sie neben den Mann warf. Jetzt erst erkannte das Mädchen den Jungen genauer.
Er hatte relativ kurze, tiefschwarze Haare, die ordentlich geschnitten aussahen. Sein Gesicht war noch jungenhaft, deutete aber schon den Übergang zum Mann an. Seine tiefbraunen Augen schauten aufgeregt. Auch sonst wirkte er nicht wie jemand, der an einen solchen armen Ort gehörte. Der graue Wollmantel, der eigentlich viel zu warm für die Jahreszeit war, verdeckte jedoch den Reichtum des Jungen ganz gut. Der Mantel hatte offensichtlich auch schon einiges mitbekommen. Darunter trug der Junge einen wattierten Wappenrock, wie es sonst nur Stadtwachen oder andere Soldaten oder Söldner taten. Er war viergeteilt in weiß-grün. Auch seine Hose sah fein gewebt aus. Doch am deutlichsten stach der Gürtel hervor. Er schwarz, aus Leder, und wurde von einer silbernen Schnalle gehalten, neben der er mit goldenen und silbernen Zeichen beschlagen war. Zudem trug der Junge mehrere Gürteltaschen, nur ein Schwert fehlte noch, um das Bild eines jungen Adeligen zu vervollständigen. Immerhin würde es sich vielleicht lohnen, diesen Jungen zu retten, dachte sich das Mädchen noch, obwohl sie sich schon längst entschieden hatte, ihm zu helfen, egal wie viel Gold er im Beutel trug.
„Schnell, komm mit.“ sagte das Mädchen und packte den Jungen am Arm. Dieser lief, noch ziemlich verwirrt von seiner jähen Retterin, ohne weitere Widerworte mit. Das Mädchen hatte noch genau die anderen beiden Verfolger im Sinn, die nach dem Ruf ihres Kameraden bestimmt schon auf dem Weg waren. Sie zog den Jungen zur Mauer der Sackgasse. Diese war gut drei Schritt hoch, gerade so viel, dass man sie alleine nicht erklimmen konnte.
„Nimm deine Hände zusammen, dass ich sie als Trittbrett nehmen kann.“, befahl sie Finn und schwang sich dann mit dessen Hilfe die Mauer hoch, die sich als flaches Dach eines Gebäudes herausstellte. Dort oben angekommen beugte sie sich herunter um dem Jungen ebenfalls hoch zu helfen. Nach einer mehr schlechten als rechten Kletterei lagen die beiden etwas schwerer atmend oben auf dem Dach.
Das Mädchen schaute nach unten und sah die beiden Gestalten gerade in die Gasse einbiegen und ihren Kameraden finden. Sie zog den Jungen auch herunter, sodass sie nicht zu sehen waren. Trotzdem glaubte sie daran, dass diese Verfolgung bald weitergehen würde. Aber erstmal mussten sie kurz durchschnaufen.
„Hallo, übrigens.“, sagte das Mädchen lächelnd zu dem Jungen. „Mein Name ist Lora. Du solltest dir nicht in fremden Städten Ärger einhandeln, wo du nicht weißt, wie du entkommst.“
„Ja, äh, danke erstmal, für die Rettung.“, antwortete Finn, der aus seinem kurzzeitigen Schock wieder erwacht war. „Mein Name ist Finn. Und ich habe mir den Ärger nicht gesucht, er kam einfach auf mich zu. Weißt du, wie wir jetzt hier am besten heraus kommen?“
„Folg mir einfach. Es gibt hier einen kurzen Weg über die Dächer, dann kommen wir Richtung Hafenmarkt, von dort kann man gut untertauchen. Also los.“, sagte Lora und lugte vorsichtig über den Rand des Daches. Sie sah niemanden, und ging geduckt voran. Doch auf einmal hörte sie wieder Stimmen von unten.
Die Gestalten hatten sie wieder bemerkt und nahmen die Verfolgung sofort wieder auf. Lora sprang auf und rannte los. Finn lief ihr nach. Sie sprangen gemeinsam über einige Dächer, ihre Verfolger blieben in den Gassen. Einige Male dachten sie gerade, sie abgeschüttelt zu haben, als sie wieder auftauchten. Als sie über mehrere Häuser hinweg waren, erreichten sie ein größeres Lagerhaus. Lora sprang vor und kletterte das geziegelte Dach hoch bis zu einer Dachluke. Sie öffnete die Luke, um darin einen besseren Stand zu erlangen. Dann gab sie Finn die Hand und half ihm hoch zu der Luke. Sie spürte, dass er einen festen Händedruck hatte. Auch beim Laufen hatte sie bemerkte, dass der Junge gut trainiert, wendig und schnell war. Alles in allem bestätigte sich zumindest ihr Vorurteil über einen faulen, fetten, adeligen Jungen nicht, das sie bisher über die Angehörigen dieser Schicht hatte. Aber Ausnahmen bestätigten nun mal die Regel, dass sagte auch der alte Xaver immer.
Nachdem Finn bei ihr oben war kletterte Lora die Luke herunter, einfach davon ausgehend, dass dieser ihr folgen würde. In dieser Gegend kannte sie sich sehr gut aus, und diese Lagerhalle hatte sie schon oft benutzt. Die Luke führte zuerst zu einem Speicher, auf dem sich nichts wirklich Bedeutendes befand. Gerade im Winter war das hier oben ein ganz guter Schlafplatz. Außer ein paar kaputten Kisten, Truhen und Werkzeugen lag hier oben nichts, wenn man von der dicken Staubschicht einmal absah. Lora führte Finn quer durch den Speicher bis zu einer weiteren Luke, die nach unten führte.
„So, ab hier müssen wir jetzt ein bisschen vorsichtig sein“, warnte Lora den Jungen. „Unten werden wahrscheinlich ein paar Arbeiter sein. Halte dich einfach immer in Deckung, sei möglichst leise und folge mir. Wenn wir gesehen werden, dann lauf mir einfach nach, so schnell wie es geht. Danach kommen wir auf den Marktplatz. Dort wird um diese Uhrzeit ziemlich viel los sein, also pass auf, dass du mich nicht in der Menge verlierst. Wenn wir dort durch sind, sollten wir die Verfolger endgültig abgehängt haben.“
Finn nickte ruhig und atmete noch mal tief durch. Dann öffnete Lora die Luke nach unten.
Von der Luke führte eine Leiter herunter in die Lagerhalle. Diese bestand aus zwei Ebenen, wobei die obere Ebene nur ein Holzweg war, der einmal rund herum führte. In der Lagerhalle waren Kisten, Fässer und Truhen gestapelt. Drei Männer arbeiteten in einer Ecke der Halle, die nicht auf dem Weg der beiden Kinder lag. Die Halle hatte ein großes Ausgangstor, für Kutschen oder Karren, und daneben einen kleinen Ausgang für Personen, der offen stand. Licht wurde einerseits durch Fenster, die rundherum im Gebäude waren, andererseits durch einige Fackeln in die Halle gebracht.
Lora stieg so leise wie sie konnte die Leiter auf die obere Ebene herunter. Von dort führte eine weitere Leiter wenige Schritte weiter bis auf den Boden. Finn folgte ihr, nicht ganz so lautlos, aber dennoch so leise, dass sie nicht von den Arbeitern bemerkt wurden. Leise schlichen die Beiden durch die Halle. Sie hatten die Tür fast erreicht, als Finn gegen etwas stieß. Auf dem Boden war eine kleine Kiste, die er im schwachen Licht nicht gesehen hatte. Finn versuchte sich noch irgendwo festzuhalten, verlor aber das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Schmerzhaft spürte er sein Knie über den Grund rutschen und schrie vor Schmerz auf. Sofort erinnerte er sich an ihre aktuelle Lage und versuchte den Ruf zu unterdrücken, aber da war es schon zu spät. Die Männer drehten sich von dem Schrei aufmerksam gemacht um und kamen auf Lora und Finn zu.