Mondschein. J.D. David

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Название Mondschein
Автор произведения J.D. David
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783741837395



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kräftiger Statur, obwohl er erst das achtzehnte Lebensjahr vollendet hatte. Seine hellbraunen Haare hatten einige blonde Strähnen, die sich in leichte Locken legten. Schon früh hatte er sich als besonders geschickt in der Kampf- und Reitkunst bewiesen und war deshalb von seinem Vater nach Tandor geschickt worden, um hier seine Knappschaft zu absolvieren. Nach dem Ende seiner Knappschaft vor kurzem hatte er dem Herzog versprochen, noch mindestens fünf weitere Jahre in dessen Dienst zu stehen. Zum einen bewunderte er den Herzog, zum anderen erhoffte er noch mehr zu lernen, was er in Fendron nicht erfahren konnte. Das Leben hier war anders als in Fendron, rauer, härter, eher eines Mannes würdig.

      „Das sind wahrlich gute Neuigkeiten“, empfing der Herzog die gute Nachricht. Dann wandte er sich an seinen zweiten Vertrauten, Ulf von Darbenkort, der einst Knappe bei seinem Vater gewesen war. Im Unterschied zu diesem war er lebendig aus der Schlacht am Eisentor zurückgekehrt. Ulf war ein ausgezeichneter Mann, um Dinge zu erledigen. Er hinterfragte Befehle nicht, er konnte Männer gut anführen und er hatte keinerlei Skrupel, wenn etwas dem Wohl Tandors diente. Obwohl er eher von kleiner Statur war, war er kräftig und ein gefürchteter Kämpfer. Sein Haupt war von keinem Haar geschmückt, ebenso wie sein grobschlächtiges Gesicht mit den kleinen braunen Augen mit einem finsteren Blick. Als Waffe führte er stets einen stachelbesetzten Streitkolben.

      „Ulf, befiehl den Männern sich bereit zu machen. Sie sollen aufsitzen und jederzeit bereit zur Schlacht sein. Und führe die Männer hinter den Hügel, sodass sie aus östlicher Richtung nicht zu erkennen sind. Dann komm zu mir und Forgat auf die Spitze des Hügels“, sagte der Herzog zu Ulf und ritt dann mit Forgat zusammen den Hügel hoch, an dessen Fuß die tandorische Reiterei versammelt war.

      Celan hatte lange über einen geeigneten Ort für die Schlacht nachgedacht und sich für dieses Tal entschieden, da es geradezu ideal für seinen Plan war. Das unbewohnte Tal war im Norden durch die Dunkelzinnen begrenzt, in den anderen drei Richtungen von Hügeln umgeben, wobei der Hügel im Süden, auf dem sich der Herzog befand, besonders steil anstieg und von der Mitte des Tals nicht zu erklimmen war. Von hier oben hatte er einen kompletten Überblick über das Geschehen der Schlacht ohne Gefahr zu laufen, einem direkten Angriff ausgesetzt zu sein. Nachdem er sich für einen Ort entschieden hatte war es ein Leichtes gewesen, durch gezielte Scharmützel und kleine Angriffe durch seine Leichte Kavallerie das Hauptheer des Feindes in diese Richtung zu locken. Die Urben mochten ein gefürchtetes Reitervolk sein, was zu Pferd selbst der mächtigen tandorischen Kavallerie überlegen war, aber für einen ausgefeilten Sinn für Strategie und Taktik waren sie nicht bekannt.

      Oben auf dem Hügel angekommen schaute Celan in das Tal hinunter, das außer einigen kleinen Bäumen und Felsen ein ebenes Gelände bot, ein Fakt, der die Urben einladen würden, da sie sich überlegen fühlten. Dies würde sich aber als trügerisch herausstellen, wenn alles nach Celans Plan verlief. Im westlichen Teil des Tales sah der Herzog den Großteil seiner Streitmacht aufgestellt. Das Zentrum bestand aus schwerer Infanterie, ansonsten waren die Fußtruppen aus Schildträgern mit Äxten oder anderen Hiebwaffen und einfachen Speerträgern zusammengesetzt. Celans eigentlicher Trumpf befand sich aber hinter den tandorischen Fußsoldaten. Lange hatte er mit sich gehadert, war zu stolz gewesen, und hatte gedacht, er könne die Urben alleine besiegen. Nach den vermehrten Übergriffen und Niederlagen der letzten Jahre hatte er jedoch seinem Stolz nachgeben und seinen Nachbarn Rethas um Unterstützung bitten müssen. Und diese Unterstützung war die wohl beste Waffe gegen die die Urben, gegen deren Kampfweise Infanterie und die tandorische Kavallerie nahezu machtlos waren.

      Rethas stellte die besten Bogenschützen Valoriens, und dreihundert mit Langbögen ausgerüstete Rethaner befanden sich hinter der tandorischen Infanterie. Unter der Führung des rethanischen Ritters Arthur von Freital hatten sie sich so platziert, dass sie nicht zu sehen waren, zumindest nicht von der Position, von der die Urben angreifen würden. Erst kurz bevor die feindliche Reiterei die tandorische Kampflinie erreichte, würden die Urben von einem Pfeilhagel empfangen werden. Dies würde die Urben unerwartet und tödlich treffen, dessen war sich Celan sicher.

      Arthur von Freital stach deutlich aus den Rittern Valoriens hervor. Das einzige Zeichen seiner Würde war sein Schwert in einer bronzenen Scheide mit roten Berylls verziert. Obwohl er kurz vor einer Schlacht war, trug er jedoch nicht wie die anderen Ritter eine Plattenrüstung. Auch einen großen Wappenschild oder ein schwer gepanzertes Pferd würde man bei dem Ritter lange suchen können. Stattdessen trug er als Rüstung lediglich eine Lederweste, in die mehrere Metallplatten eingenäht waren, dazu trug er eher die typische Kleidung eines Jägers oder Waldläufers. An Unterarmen und Beinen hatte er mit Nieten beschlagene Stulpen, seine Kleidung war in grün und braun Tönen gehalten und er trug einen schweren, grünen Mantel. Um seinen Kopf trug er ein ledernes Band, in dem auf seiner Stirn sehr klein sein Wappen abgebildet war, ein roter, auf allen Vieren stehender Fuchs auf dunkelgrünem Grund. Sein Schwert hing an einem Gürtel, an dem außer mehreren Gürteltaschen noch ein grünes Wappen mit einem schwarzen Pfeil befestig war. Das Bild wurde von einem Köcher auf dem Rücken abgerundet, in der Hand trug er einen rethanischen Langbogen. Auch sein wettergegerbtes Gesicht wirkte mit den vielen rotbraunen Haaren und dem zotteligen Vollbart eher wie das eines Bauern, denn eines Adeligen. Nur die dunkelbraunen, fast schwarzen Augen, strahlten eine herrschaftliche Würde aus. Sein Körper war muskulös und wirkte dennoch agil und sehnig, insbesondere da er im Vergleich zu anderen Männern eher klein war.

      Ähnlich gekleidet wie Arthur hockten links und rechts von dem Ritter die Bogenschützen aus Rethas hinter der tandorischen Infanterie. Es gehörte zu dem Schlachtplan des Herzogs, an dem auch Arthur mitgearbeitet hatte, dass die Bogenschützen erst in letzter Minute vom Feind gesehen wurden. Die Rethaner trugen das Wappen ihres Herzogs, ein grüner Baum der zwischen zwei schwarzen Bergen zu sehen war. Auf dem weißen Hintergrund prangte über dieser Dreierformation ein grüner Stern. Nur etwa fünfzig Mann um Freital herum trugen dieses Wappen nicht, stattdessen trugen sie ebenso ein Gürtelwappen wie der Ritter. Die Bogenschützen aus Rethas wirkten ruhig, eine Eigenschaft, die ein guter Bogenschütze brauchte. Außerdem konnten sie relativ hoffnungsvoll der Schlacht entgegenblickten, da sie sich in der letzten Reihe und somit am weitesten entfernt vom Feind befanden.

      Arthur schaute auf den Hügel hoch, auf den gerade der Herzog von Tandor mit seinen engsten Getreuen ritt. Von hier unten konnte man nicht erkennen, dass sich jenseits dieses Hügels die tandorische Reiterei auf den Angriff vorbereitete. Diese wilden Urben würden hier ihr blaues Wunder erleben, wenn sie einem der größten valorischen Strategen dieser Zeit entgegentraten, dem Herzog von Tandor, dessen war sich Arthur sicher. Der Bote hatte berichtet, dass der Feind in keiner großen Entfernung mehr war und bald in dem Tal eintreffen würde. Noch einmal schaute Arthur nach Links und Rechts und sah in die entschlossenen Gesichter seiner langjährigen Weggefährten, die zum Teil schon damals bei der Verteidigung der Ostwacht gestritten hatten. Es war gut, stets Freunde um sich zu haben. Ob es jetzt Hagen war, Arthurs Cousin, der ihm fast aus dem Gesicht geschnitten war, oder Jorgen, der Sohn eines Schmiedes aus Freital, der selber Oberarme wie ein Bär hatte, oder Wulf, der bestimmt schon über fünfzigjährige ergraute Jäger und Kämpfer, oder William, oder Georg, oder Rogar, oder alle anderen braven Freitaler, die sich bei den Schwarzen Pfeilen zusammenfanden. Man würde sich wieder viel zu erzählen haben, wenn man nach dem Kampf am Lagerfeuer auf die erfolgreiche Schlacht anstieß. Arthur schaute nach vorne. Bald schon würde der Feind da sein.

      Ikran Khan, der einstmalige Stammesführer der Urboi Kjit, war mittlerweile unumstrittener Anführer aller Urben. Nach und nach hatte er die vielen zersplitterten Stämme unterworfen oder überzeugt, sich ihm anzuschließen. Majestätisch ritt er vor seinen Reitern, neben ihm seine vier Söhne. Und er wirkte in der Tat wie ein Herrscher: seine schwarzen Haare waren zu mehreren Zöpfen zusammengebunden, die mit edlem Schmuck verziert waren. Auch sein Bart war von kleinen Schmuckstücken durchzogen und reichte ihm bis auf die Brust. Sein Blick stach aber heraus. Ein Blick aus braunen Augen, die einen Mann in die Knie zwingen konnte.

      In den letzten Jahren hatte sich das Reitervolk an den Reichtümern Tandors laben können, nun aber waren sie so stark geworden, endgültig in Valorien einzufallen.

      Seine Späher hatten von einer Armee des Herzogs von Tandor berichtet. Wenn diese erst besiegt war, dann würde das Tor in das Königreich offen sein, das sich im Südwesten an die Steppen der Urben anschloss.