Todesfalle Campus. Dagmar Isabell Schmidbauer

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Название Todesfalle Campus
Автор произведения Dagmar Isabell Schmidbauer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783745015096



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ins letzte Detail.“

      „Und du traust ihm sogar die Sache mit den Fotos zu?“

      Hannes blieb unsicher, doch Franziska schwieg, klappte ihr Notizbuch zu, schob es in ihre braune Umhängetasche und warf sie dann auf den Rücksitz, bevor sie den Motor startete. „Da warten wir jetzt einfach mal auf das, was Gruber uns ja hoffentlich bald mitteilt“, entschied sie und hoffte, der Kollege käme wirklich bald dazu, die Seite zu überprüfen und müsse nicht am Ende auch noch Streife fahren, um Flüchtlinge einzusammeln.

      Draußen war es schon fast dunkel. Sie hatte außer den Pausenbroten von Sabrina noch nichts Vernünftiges gegessen. Sie war müde und sie sehnte sich nach einer liebevollen Umarmung. Auch Hannes warf jetzt einen Blick auf seine Uhr. „Wartet dein Schätzchen auf dich?“ Der Kollege verzog das Gesicht. „Entschuldige, deine Sabrina?“

      Er nickte, dabei huschte ein glückliches Lächeln über sein Gesicht. „Und bei dir? Jetzt wo dein Bühnenkünstler wieder zurück ist.“ Er nahm ihre rechte Hand sanft vom Steuer und schaute sich das Handgelenk an. „Nichts mehr zu sehen!“

      Franziska entzog sich ihm unwirsch und verpasste ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen, bevor sie ihn warnend anfunkelte. „Wir müssen morgen früh als erstes zu den Ruderern, um uns Tom Seiberts Alibi bestätigen zu lassen“, erklärte sie dann aber in ruhigem Ton und bog in die Neuburger Straße ein.

      „Ja Chef“, schmunzelte Hannes. „Und wenn sie es bestätigen, was machen wir dann mit dem SMS-Wechsel und den Fotos?“ Er ging auf ihr Ablenkungsmanöver ein. „Das lässt sich ja schlecht ignorieren.“

      Franziska zuckte mit den Schultern. Sie hatten den Fuchsbauerweg erreicht. „Das überlegen wir uns morgen, wenn wir wissen, ob Tom für das Einstellen der Fotos verantwortlich ist. Schlaf gut, mein Schatz!“

      Hannes grinste und streichelte ihr kurz über die rechte Wange. „Ich werde es wirklich für mich behalten“, versprach er eifrig und holte seinen Rucksack von der Rückbank.

      „Wenn er auf solche Inszenierungen steht, und so wie der aussieht, hat er bestimmt schon so manche Frau dazu gebracht seine Wünsche zu erfüllen, dann gehört es sicher auch zu seinem Repertoire, anderen etwas vorzuspielen“, resümierte Franziska ein letztes Mal die Begegnung mit Tom Seibert und dessen Kaltschnäuzigkeit und zeigte gleichzeitig, dass alles, was mit Walter zu tun hatte, nicht hierhergehörte.

      Franziska betrat ihre Wohnung und wagte nicht zu hoffen, dass Walter an diesem Abend noch bei ihr vorbeikommen würde. Und selbst als es im Flur so wunderbar nach gebratenem Fleisch roch, glaubte sie zunächst an eine Sinnestäuschung. Bis er tatsächlich vor ihr stand: Eine Schürze um die Lenden gebunden, barfuß, ohne T-Shirt, praktisch nackt, schwang er den Kochlöffel und grinste sie frech an.

      „Eigentlich hast du ja Wasser und trockenes Brot verdient, nachdem du dich den ganzen Tag über mit keiner Silbe bei mir gemeldet hast.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Aber wenn du Besserung gelobst, will ich mal nicht so sein.“

      „Ich gelobe Besserung“, schwor Franziska, küsste ihn schmatzend, hob einen der Topfdeckel an und verbrannte sich prompt die Finger.

      „Hey, Vorsicht, keiner hat von Selbstverstümmelung gesprochen!“ Walter nahm ihr den Deckel aus der Hand, pustete und küsste zärtlich die geröteten Stellen, bis Franziska ein seliges Frösteln über den Rücken lief.

      „Oh, ich bin am Verhungern“, erklärte sie theatralisch und angelte nach der Gabel, die neben dem Topf lag.

      „Dann wasch dir die Hände, es kann gleich losgehen.“

      Doch auf einmal überlegte es sich Franziska anders. „Meinst du, dass das, was da so köstlich riecht, noch eine Dusche abwarten kann?“, erkundigte sie sich vorsichtig.

      Walter schaute, als müsse er den erfragten Vorgang prüfen, nickte und schob sie zur Tür hinaus. „Dann aber schnell“, gab er ihr mit auf den Weg.

      Unter der Dusche trällerte Franziska zufrieden eine Melodie ohne Text vor sich hin. Sie verspürte ein wohlig-aufgeregtes Kribbeln im Bauch.

      Abgetrocknet, eingecremt und nach zwei Tellern vom feurigsten Gulasch, das sie je gegessen hatte, lehnte sie sich schließlich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und gähnte lächelnd.

      „Na, müde?“

      „Ein wenig, aber die Lebensgeister kommen bereits zurück“, schwärmte sie, bis ihr etwas einfiel. „Nur beim Anblick meiner Küche fühle ich wieder diese Schwäche …“ Sie stöhnte, als sei sie gerade vom Keller bis in den zehnten Stock gerannt.

      „Wenn das deine einzige Sorge ist, dann hast du keine. Den Abwasch übernehme selbstverständlich ich.“ Walter strahlte sie an.

      „Das ist aber lieb von dir“, freute sich Franziska, vermutete allerdings, dass so viel Selbstlosigkeit nicht ohne Selbstzweck war … „Ich wollte ohnehin noch schnell was im Internet nachschauen“, prüfte sie vorsichtig, wie weit sie gehen konnte. Doch Walter durchschaute sie sofort.

      „Beruflich oder privat?“

      „Halb privat!“

      „Abgelehnt. Halb privat heißt bei dir hundert Prozent beruflich.“ Walter stand auf, ging um den Tisch herum und stellte sich hinter ihren Stuhl, um ihr sanft die Schultern zu massieren. „So geht das nicht, Frau Kommissarin. Ich bin ein Mann!“

      „Jaaa!“

      „Ich habe Bedürfnisse!“

      „Jaaa!“

      „Ich kann nicht immer hinter deinen Tätern zurückstecken.“

      „Aber das musst du doch gar nicht. Nur in Notfällen. Und hier in Passau werden auch nicht täglich Leute ermordet“, rechtfertigte sie sich eifrig.

      „Trotzdem, so geht das nicht“, maulte Walter und ließ von ihrem Nacken ab.

      Franziska wirbelte herum. „Jetzt hör aber auf. Da wurde ein Mädchen brutal getötet, vorher wahrscheinlich schwer missbraucht oder zumindest misshandelt und das einzige, an das du denkst, ist Sex?“

      Walter musterte sie eine Weile, bevor er sie in eine liebevolle Umarmung zog. „Aber du wirst mich doch nicht etwa mit so einem Monster vergleichen?“

      „Nein“, hauchte Franziska an seine Schulter, „natürlich nicht.“

      „Willst du darüber reden?“

      Franziska bedachte das Für und Wider, nickte und eine halbe Stunde später lagen beide nebeneinander im Bett. Sie in einem alten kuscheligen Blümchenpyjama und bis zur Nasenspitze zugedeckt, Walter neben ihr und noch immer nur in Shorts. Nachdem er sich lang und breit über ihr wenig erotisches Kleidungsstück ausgelassen hatte, schob er seinen Arm unter ihren Nacken und zog sie an sich. „Nur kuscheln“, beteuerte er.

      So erzählte sie ihm, in welchem Zustand sie die Leiche gefunden hatten und auch von der Handy-Verabredung mit dem Studenten. Sie schilderte das Outfit, das er für sie bereitgelegt hatte und dass er sie dann in dieser Verkleidung fotografierte, um die Bilder später ins Netz zu stellen, bevor er sie misshandelte und schließlich tötete.

      „Und das war alles dieser Student?“, hakte Walter ungläubig nach.

      „Er wird verdächtigt, bewiesen ist bisher nichts.“

      „Wenn er es war, wäre er nicht nur brutal, sondern auch raffiniert. Oder ziemlich dumm.“

      „Also dumm scheint er mir nicht zu sein“, gab Franziska zu bedenken.

      „Jetzt mal ehrlich, ich kann mir so ein Vorgehen nicht vorstellen“, überlegte Walter. „Der musste doch wissen, dass er entlarvt wird, sobald sich jemand ihr Handy anschaut.“

      „Der Täter muss ziemlich heftig darauf herumgetrampelt sein. Vielleicht dachte er, es wäre zu kaputt, als dass es noch einmal Informationen