Название | Todesfalle Campus |
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Автор произведения | Dagmar Isabell Schmidbauer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745015096 |
„Die Nummer gehört zu einem Prepaid-Handy.“
Obermüller, der schon länger nichts mehr gesagt hatte, streckte der kleinen Kriminaltechnikerin die offene Hand entgegen. „Gib mir die Nummer, ich kümmere mich darum!“
Woraufhin Schneidlinger nickte und das gesamte Team mit einer eindeutigen Handbewegung aufforderte, sich wieder an die Arbeit zu machen.
Während Franziska hektisch auf ihrem Computer herumhackte und Toms Foto, das sie von Mona geschickt bekommen hatte, mit anderen Fotos im Netz verglich, wurde sie auf einmal nachdenklich. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sich eine Frau auf so etwas einlässt. Also, ja ich kann es mir natürlich vorstellen, aber nicht, wenn ich den Typen kaum oder gar nicht kenne und nicht weiß, ob ich ihm vertrauen kann!“
„Ab wann kann man denn jemandem wirklich vertrauen?“, fragte Hannes zurück und wirkte genauso nachdenklich wie Franziska.
„Auch wieder wahr. Hat ja schon mancher Ehemann seine Frau erschlagen, während sie friedlich neben ihm im Bett lag“, überlegte sie.
„Na siehst du. Wobei, wenn du so denkst, dann kannst du dich im Umkehrschluss nachts nur noch allein in deinem Schlafzimmer einsperren.“
„Na ja“, protestierte Franziska, bis sie ins Grübeln kam. „Aber stimmt … Trotzdem, so eine Anmache, das ist doch …“
„Nehmen wir mal deinen Bühnenkünstler. Vertraust du ihm zu hundert Prozent?“
„Wie kommst du denn jetzt auf den?“, empörte sich Franziska.
„Na wegen der Handschellen!“ Jetzt grinste Hannes, während Franziska ein wenig errötete.
„Was denn für Handschellen?“ Sie trug eine völlig gleichmütige Miene zur Schau.
Hannes schaute auf Franziskas Hände, die ruhig auf der Tastatur lagen. „Ich spreche von deinen heißen Spielen mit den Dienst-Handschellen.“
Franziska schwieg, zog eine Augenbraue hoch und schaute Hannes streng an.
„War ja gestern nicht zu übersehen und am Handy nicht zu überhören.“ Hannes grinste noch ein wenig anzüglicher. „Mach mich los! Bitte, bitte! Klimper, klimper!“ Auf einmal verging Hannes das Lachen. „Du hast gar nicht gewusst, dass du noch mit mir sprichst?“ Er schaute Franziska durchdringend an und spekulierte: „Hattest du etwa auch die Augen verbunden?“
Franziska sagte noch immer nichts, doch Hannes begriff auch so. „Du stehst darauf!“ Verlegen kratzte sich Hannes am Nacken und grinste dann unschlüssig.
„Ein Wort zu Obermüller!“ Franziska hob drohend die Stimme, doch Hannes nickte eifrig, wie ein gehorsamer Junge und versprach: „Keine Angst, bleibt unser kleines schmutziges Geheimnis.“
„Was bleibt euer kleines schmutziges Geheimnis?“ Obermüller war, ein bedrucktes Papier in den Händen, zur nur angelehnten Tür hereingekommen und setzte sich auf die Kante von Franziskas Schreibtisch, der daraufhin leise knarzte. „Ich dachte, er wäre mit seiner Sabrina glücklich?“ Fragend sah er von Franziska zu Hannes, während sein Gesicht vor Neugier glühte.
„Bin ich auch“, fasste sich Hannes als Erster. „Aber wir haben gerade darüber philosophiert, dass dieser Tom gut aussah, studiert hat und trotzdem zu blöd war, die Nachrichten oder gleich das ganze Handy zu beseitigen.“
Franziska nickte eifrig und schenkte Hannes einen ehrfürchtigen Blick. Seine Beziehung zu Sabrina tat nicht nur seiner Figur gut – seit er mit ihr zusammen war und regelmäßig bekocht wurde, war er nicht mehr ganz so mager –, auch sein Gehirn schien durch die regelmäßige Nahrungsaufnahme schneller zu kombinieren.
„Tja, echt seltsam. Aber wer weiß denn schon, was in den Köpfen der Leute vor sich geht, wenn Sex ins Spiel kommt“, stimmte Obermüller den beiden zu.
„Obermüller, willst du uns etwas beichten?“, neckte Franziska den älteren Ermittler wie so oft und schielte auf die Liste in seinen Händen.
„Krampf, aus dem Alter bin ich raus. Dafür hab ich aber in unserem Job auch schon etwas mehr gesehen, und daher sagt mir mein Instinkt, traue keinem, wenn es um Sex geht. Und mal ehrlich, diese Anmache, die war doch hochnotpeinlich!“
„Da hast du aber so was von recht“, stimmte Franziska ihm einschmeichelnd zu und zog das Papier aus seinen Händen. „Sind das die Verbindungsdaten?“, fragte sie und konzentrierte sich auf die Liste.
„Die gelb markierte Nummer gehört Tom Seibert. Eine Nummer für eine Prepaid-Karte.“ Er schaute sie abwartend an.
Franziska lachte meckernd. „Prepaid, und auf wessen Namen?“
„Auf seinen!“, wusste Obermüller und wiederholte: „Tom Seibert. Wohnanlage Donau-Schwaben-Straße in Passau.“
„Tom Seibert.“ Franziska versuchte diese neue Erkenntnis zu verarbeiten. „Auf seinen echten Namen also?“
Obermüller nickte.
„Saublöd, oder? Ich meine, das mit der Prepaid-Karte wäre ja noch schlau gewesen, weil er damit seine Spuren hätte verwischen können, aber wenn er dann auch noch seinen eigenen Namen angibt … Nicht so schlau.“
„Wieso, du musst doch auch bei einer Prepaid-Karte deine Identität nachweisen“, begehrte der ältere Ermittler auf.
„Nicht wenn du sie an der Supermarktkasse im Süßigkeitenbereich erstehst“, wusste Franziska. „Da musst du dich zwar auch anmelden, aber eben übers Internet, und niemand will deinen Ausweis sehen.“
„Interessant!“
„Willst du dir ein zweites Handy zulegen?“, neckte Franziska ihren Kollegen.
„Spinnst du, dann hab ich ja noch mehr Stress. Interessant finde ich, weil ich mich beim Abgleich gefragt habe, warum in seinem Geburtsdatum ein Zahlendreher drin ist.“
„Echt? Also wenn ich etwas weiß, dann ist es mein Geburtsdatum“, überlegte die Kommissarin und fügte dann an: „Hervorragende Arbeit, Obermüller! Sitzt er vielleicht schon im Vernehmungszimmer?“
Obermüller lachte verwundert auf. „Weißt du, was im ganzen Haus los ist, Franzi? Heute steht kein Streifenwagen mehr im Hof.“
„Warum, was ist denn passiert?“ Sie stand auf, blickte aus dem Fenster hinunter in den Hof und sah Obermüllers Aussage bestätigt.
„Heute wurden an der A3 bereits über dreihundert Flüchtlinge aufgegriffen, und ständig bekommen wir den nächsten Anruf, das ist passiert!“
Franziska nickte Hannes zu. „Gut, dann fahren wir jetzt zu Seibert und du hältst dich bereit, falls ich dich brauche, ja?“
Obermüller nickte und wandte sich zum Gehen. An der Tür hielt er inne, drehte sich um und richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. „Wenn der das wirklich war, dann würde ich gern einmal allein mit ihm reden.“
Franziska versprach es ihm hoch und heilig.
„Ach, und das mit dem schmutzigen Geheimnis behalte ich im Auge.“ Er zeigte mit dem gespreizten Mittel- und Zeigefinger seiner rechten Hand erst zu seinen Augen und dann in Richtung Franziska und Hannes. „Also: immer schön sauber bleiben!“
„Das ist ja wohl klar, dass das nur ein Scherz sein kann“, kommentierte Tom Seibert mit herablassender Stimme die Vorwürfe, die die Kriminalkommissarin gerade gegen ihn vorgebracht hatte und gab ihr das Handy zurück. „War es das, oder haben Sie noch andere Possen auf Lager?“ Ein wenig gelangweilt stand der junge Mann in der Tür zu seiner Studentenbude und blickte erst