Feuerwehr - Challenge. Jürgen Ruhr

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Название Feuerwehr - Challenge
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742770127



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zur Genüge.“ Brötchen zwar auch - meine Vermieterin Rieke de Düün hatte mir eine Tüte, sowie jede Menge Wurst zukommen lassen - doch ein Brötchen konnte ja nie schaden. Ich überlegte, ob ich Herrn Meer- oder Mehr- oder wie-auch-immer mann einmal danach fragen sollte.

      Der Polizist schob mir ein Glas und den Orangensaft hin und lächelte. „Nun, Herr Lärpers, der Grund, dass wir uns heute noch einmal hier treffen ist Folgender.“ Er trank einen Schluck Kaffee, was ich zum Anlass nahm, eine Bemerkung einzufügen.

      „Ich weiß, sie haben noch einige Fragen an mich, doch im Grunde sagte ich ihrem Kollegen gestern schon alles. Worum geht es denn nun?“

      „Tja, weitere Fragen gibt es wirklich nicht mehr, doch hat sich ein neuer Aspekt in Bezug auf die Bankräuber ergeben.“ Er sah auf seine Uhr und fuhr fort: „Ich möchte der Sache nicht vorgreifen, aber ich erwarte noch einen Herrn, der ihnen genau erklären wird, warum wir sie bitten mussten, noch einmal nach Neuharlingersiel zu kommen.“ Er tat sehr geheimnisvoll und sah erneut auf seine Uhr. Dann stand er abrupt auf, ging zur Tür und spähte auf den Gang hinaus. Ich konnte leises Gemurmel vernehmen und der Polizist blickte mich grinsend an. „Da kommen sie ja schon ...“

      Wenige Minuten später betrat ein Herr in grauem Anzug, weißem Hemd und roter Krawatte den Raum. In der linken Hand hielt er eine dicke Mappe und es folgten ihm zwei weitere, wesentlich jüngere Männer. Die beiden trugen eher legere Kleidung, Jeans und bunte Hemden und hielten sich geflissentlich im Hintergrund. Der Polizist und der Mann im Anzug begrüßten sich, dann kamen beide auf mich zu.

      Aus Höflichkeit erhob ich mich, stieß dabei aber gegen mein Glas mit dem Orangensaft, das polternd umfiel. Gut, dass es nicht einmal mehr halbvoll war ... verstohlen sah ich mich nach den kleinen Fläschchen um und zu meinem Glück stand dort noch ein weiteres mit Orangensaft.

      „Darf ich ihnen den Herrn von Zweigel vorstellen?“, holte der Hauptkommissar mich aus meinen Gedanken. „Herr von Zweigel ist der Leiter der Kreissparkasse Wittmund, zu der auch die Filiale hier in Neuharlingersiel gehört.“

      Wir reichten uns die Hände.

      „Sie sind der Herr Lärpers“, stellte der Anzugträger fest und als ich nickte, fuhr er fort: „Unser Held vom Siel.“ Er klopfte mir auf die Schulter und lächelte mich mit einem makellosen, aber künstlichen Gebiss an. „Der Retter zahlreicher Menschenleben.“

      Er winkte die beiden anderen Männer heran, von denen einer jetzt einen Fotoapparat in der Hand hielt. „Die beiden Herren sind von der Presse und werden eine Reportage über den Helden vom Siel bringen. Lächeln sie, Herr Lärpers, lächeln!“ Er nahm meine Hand und schüttelte sie erneut, diesmal aber lang und anhaltend. Der Mann mit der Kamera schoss einige Fotos.

      Ich zeigte mein strahlendstes Lächeln, musste mich dann aber an meinen Freund Bernd erinnern, der mich immer zurechtwies, da ich ja angeblich ‚dämlich‘ grinste. Doch hier und jetzt verlangte man von mir zu lächeln und das tat ich auch. Gekonnt und professionell.

      „Können wir auch ein paar Fotos ohne dieses dämliche Grinsen machen?“, fragte der Mann mit der Kamera und von Zweigel ergriff erneut meine Hand. Wieder klickte die Kamera, doch jetzt blickte ich ernst drein.

      „Nun, Herr Lärpers“, begann der Sparkassenmensch nachdem er meine Hand endlich losgelassen hatte, „ich will mich kurzfassen, denn bei dem herrlichen Wetter wollen sie doch bestimmt den Tag an dieser herrlichen Küste, in einer herrlichen Urlaubsregion, bei herrlichem Sonnenschein am Strand genießen.“

      Ich nickte. „Das wäre herrlich bei dem herrlichen Wetter. Ich liebe diese herrliche See und die herrliche Luft.“

      Der Mann sah mich einen Moment irritiert an, nickte dem Fotografen dann kurz zu und zog umständlich seine Mappe hervor, während jede einzelne seiner Bewegungen auf digitales Zelluloid gebannt wurde. „Es hat sich herausgestellt, dass die von ihnen dingfest gemachten Bankräuber“, er machte eine kurze Kunstpause und lächelte in die Kamera, wobei er die Mappe ein wenig in die Höhe hielt, „schon mehrere unserer Filialen ausgeraubt hatten. Die Sparkasse hat deswegen eine Belohnung von dreißigtausend Euro auf Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, ausgesetzt.“ Er hob theatralisch beide Hände und wieder klickte die Kamera. „Herr Lärpers, diese Summe steht einzig und alleine ihnen zu.“

      Ich ließ mich rückwärts auf den Stuhl fallen. Dreißigtausend Euro? Hatte ich den Mann richtig verstanden? „Sagten sie dreißigtausend?“

      Von Zweigel nickte. „Dreißigtausend Euro. Aber damit nicht genug. Sie haben ja nicht nur Hinweise geliefert, sondern die Bande selbst zur Strecke gebracht. Deswegen“, er zog ein Blatt aus seiner Mappe, sowie eine Scheckkarte, „möchte sich die Kreissparkasse Wittmund bei ihnen mit diesem kostenlosen Konto und natürlich einer dazugehörigen Scheckkarte bedanken.“ Er hielt mir das Blatt und die Karte hin, doch ein wenig außerhalb meiner Reichweite. Dann nahm er meine Hand und zog mich vom Stuhl hoch. „Danke Herr Lärpers. Auch im Namen unserer Kunden!“

      Wieder tat der Fotograf seine Arbeit und ich bemühte mich, nicht zu grinsen. Dreißigtausend Euro und dazu eine funktionierende Karte, mit der ich am Automaten mein Geld abheben konnte. Mir schwirrte der Kopf vor lauter Freude.

      „Wissen sie denn schon, was sie mit dem ganzen Geld anfangen werden?“, ließ sich jetzt der andere junge Mann vernehmen, der mit einem Bleistift fleißig auf einen kleinen Notizblock schrieb.

      „Nein, das weiß ich noch nicht.“ Ich dachte an den neuen Wagen, den ich mir kaufen wollte, zahlreiche Steaks mit doppelten Portionen Pommes Frites und enorm viel Mayonnaise und - an meine Vermieterin, der ich ja noch Geld schuldete. „Ich werde wohl erst einmal meine Ferienwohnung bezahlen“, gab ich schließlich von mir. Die Sachen mit den Steaks und Pommes behielt ich wohlweislich für mich.

      Während der Sparkassenleiter weiter meine Hand schüttelte und der Fotograf seine Fotos machte, nahm der andere Journalist am Tisch Platz und bediente sich seelenruhig an der letzten Flasche Orangensaft. „Haben sie denn gar keine persönlichen Wünsche und Träume, die sie sich jetzt erfüllen können?“, nuschelte er schließlich nach einem tiefen Schluck aus der Flasche.

      „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht“, gestand ich. „Das kommt alles so ... so überraschend. Trotzdem Danke!“ Endlich überließ von Zweigel mir die Kreditkarte, doch das Blatt hielt er noch zurück.

      „Sie müssen dann noch hier unterschreiben.“ Er wandte sich zur Kamera und lachte. „Aber keine Sorge, sie kaufen damit keine Waschmaschine ...“

      Irgendwann hatte die Angelegenheit dann doch ein Ende und alle verabschiedeten sich voneinander. Der Sparkassenleiter von Zweigel klopfte mir abschließend auf die Schulter und wiederholte es noch zweimal für die Kamera, dann endlich war auch ich entlassen.

      Mein erster Weg führte mich zu dem Geldautomaten und der spuckte problemlos die gewünschte Summe aus. Von meinen Sorgen befreit, atmete ich tief durch.

      Als ich auf den Ferienhof zurückkam, schien Bingo sich nicht vom Fleck gerührt zu haben. Es hatte den Anschein, als würde der Hund zusehends fauler werden und es wurde allmählich Zeit, unsere morgendlichen Dauerläufe wieder aufzunehmen. Aber zunächst verfolgte ich andere Pläne, denn es ging stark auf die Mittagzeit zu.

      Frau de Düün trat gerade neben Bingo, sagte etwas und lachte leise, worauf der Hund sich träge auf den Rücken drehte. Sie ging in die Hocke und streichelte dem Malinois Brust und Bauch. Hätte ich nicht das Bild noch vor Augen, wie mein Freund den Gangster in der Sparkasse zugerichtet hatte, so würde ich nie glauben, wie gefährlich der Hund sein konnte.

      Wenn er wollte.

      Ein treuer Freund, der sein Herrchen jederzeit und in jeder Situation beschützt.

      Ich trat zu den beiden. „Frau de Düün, ich würde gerne mit ihnen in ihr Büro gehen und meine Übernachtungskosten bezahlen“, störte ich die Schmuserei und die Frau richtete sich rasch auf.

      „Sie wollen was?“

      „Bezahlen. Sie bekommen doch noch achthundert Euro von mir.“

      „Achthundertsechsundzwanzig!“,