Feuerwehr - Challenge. Jürgen Ruhr

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Название Feuerwehr - Challenge
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742770127



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gab eine Belohnung“, erklärte ich, „und die Sparkasse hat mir aus Dankbarkeit ein kostenloses Konto eingerichtet. Mit einer Scheckkarte, die auch am Automaten funktioniert.“

      „Soso“, knurrte sie. „Und ich bin schon seit meiner frühesten Jugend dort Kundin, habe noch niemals etwas von denen geschenkt bekommen. Na dann kommen sie mal mit in mein Büro ...“

      Bingo gab ein enttäuschtes Knurren von sich, wälzte sich wieder auf den Bauch und legte den Kopf auf die gekreuzten Pfoten. Das war eine seiner Lieblingspositionen, wie ich mittlerweile wusste.

      Im Büro zählte ich der Frau das Geld ab und bekam dafür, wie zuvor auch, wieder eine Quittung. „Sagen sie“, fragte ich, nachdem der finanzielle Teil erledigt war, „gibt es hier im Ort ein gutes Steakhaus? Ich meine so ein richtiges ...“

      „Steakhaus? Junger Mann, sie sind hier an der Küste. Da sollten sie lieber einmal frischen Fisch probieren. Fangfrischen Fisch, nicht das, was man bei euch so ‚frisch‘ nennt und was ja doch nur tiefgefroren war und aufgetaut wurde. Aber hier im Ort finden sie nichts, da müssen sie schon nach Neuharlingersiel, Esens oder Bensersiel fahren. Dort gibt es eine Reihe guter Restaurants, allerdings ist mir nichts von einem Steakhaus bekannt. Gehen sie doch in Bensersiel in das Restaurant ‚Meeresfrüchte‘. Dort bekommen sie alle Arten von Fisch; sie werden sehen, es bleiben keine Wünsche offen. Und Fleisch bekommen sie in nahezu allen Restaurants. Aber Steaks ...“ Sie zuckte mit den Schultern und sah mich an, als würde ich etwas Unmögliches verlangen.

      Also doch wieder nach Neuharlingersiel? Oder vielleicht zur Abwechslung in dieses Bensersiel? Nach Esens zog es mich nicht, da hatte ich noch genug von dem griechischen Lokal mit dem passenden Namen ‚Hades‘.

      Bingo schleppte seinen stinkenden Knochen zum Wagen und ließ keinerlei Diskussion darüber zu, ihn doch vielleicht hier vor dem Haus liegen zu lassen. Ich würde das Ding irgendwie entsorgen müssen, vielleicht sollte ich es heute Nacht heimlich aus dem Zimmer schaffen. Doch als ich den Blick des Malinois sah, wurde mir klar, dass so etwas kaum funktionieren dürfte.

      Die Fahrt dauerte knapp fünf Minuten, dann lenkte ich den Wagen auf einen Parkplatz mitten im Ort. Der Platz war rappelvoll, doch ich konnte den Kia noch zwischen einem protzigen SUV und einem dornigen Strauch quetschen. Als ich mich auf der Beifahrerseite aus dem Wagen quälte, riss ich mir an den Dornen ein Loch in die Hose. Bingo bereitete das Aussteigen weniger Probleme und ich nahm ihn direkt an die Leine. Zum Glück ließ er den Knochen im Wagen, doch leider musste ich Fahrer- und Beifahrerfenster wegen des Geruchs einen Spalt offenstehen lassen. Hoffentlich lockte der Geruch keine Aasfresser an!

      Rieke de Düün hatte mir mehrere Lokale empfohlen und auch die Wege dorthin erklärt. Alle verfügten über Sitzplätze im Freien, was mir sehr gelegen kam. Laut der Aussage meiner Vermieterin sollten auch alle Fleischgerichte anbieten.

      Das erste Lokal machte einen hervorragenden Eindruck und auf der an der Eingangstüre angeschlagenen Speisekarte befand sich sogar ein Rumpsteak. Es wurde zwar mit Röstkartoffeln angeboten, doch da ließ sich bestimmt etwas machen ... Zum Steak gehörten auf jeden Fall Pommes Frites mit ordentlich Mayonnaise und vielleicht auch Ketchup.

      Aber das Lokal war brechend voll und an einer kleinen Theke standen bestimmt zehn Personen, die auf einen Tisch warteten. Ein Ober eilte auf mich zu und zeigte auf die Theke. „Guten Tag, der Herr. Wir sind momentan komplett ausgebucht, doch falls sie es wünschen, können sie an der Bar auf einen freien Tisch warten. Die Herrschaften dort sind allerdings noch vor ihnen an der Reihe.“

      Ich nickte dem Mann zu und drehte mich auf dem Absatz um. Mein Magen knurrte jetzt und wer weiß, wie lange es dauern würde, bis ich einen freien Tisch bekam. Es gab noch mehr Lokale hier und im nächsten würde ich garantiert einen Platz finden.

      Leider hatte ich mich da geirrt, denn auch hier herrschte drangvolle Enge. Sowohl im Lokal, als auch im Außenbereich gab es nicht einen einzigen freien Platz mehr.

      Die nächsten beiden Lokale waren ebenfalls ausgebucht und als ich an einer Metzgerei vorbeikam, überlegte ich schon, ob ich mir hier nicht - falls sie so etwas überhaupt anboten - ein oder mehrere belegte Brötchen oder ein Schnitzel kaufen sollte. Es konnte bestimmt ganz gemütlich werden, die Mahlzeit auf einer Bank am Meer zu mir zu nehmen.

      Doch die Metzgerei war geschlossen, was natürlich an dem heutigen Feiertag lag.

      Eine halbe Stunde und zahlreiche Flüche später war ich nahe daran, aufzugeben, als ich endlich ein Lokal entdeckte, das ein wenig abseits in einer Seitenstraße lag. Es trug den schönen Namen ‚De Fiskenhuus‘ und unter bunten Sonnenschirmen waren noch zwei Tische frei.

      Bevor uns jemand zuvorkommen konnte, jagte ich mit Bingo im Laufschritt zu einem der Tische und ließ mich seufzend daran nieder. Glück gehabt, doch warum sollten ein Mann und sein Hund nicht auch einmal eine Glückssträhne bekommen?

      ‚De Fiskenhuus‘. Das hörte sich doch eigentlich nett an. Ich überlegte, was der Name bedeuten konnte, während ich auf die Bedienung wartete. ‚Fisken‘ könnten vielleicht Fritten sein. Zwar hätte ich das Lokal dann ‚de Pommes Fisken‘ genannt, was ja auch eindeutiger gewesen wäre, doch die eigentliche Frage, die sich mir stellte lautete: Gab es hier auch Steaks?

      Eine junge Dame, die ich direkt als Studentin im Ferienjob einstufte, trat an meinen Tisch und nickte mir freundlich zu. „Guten Tag. Was darf ich ihnen bringen, wollen sie bei uns speisen?“

      „Und ob ich das will. Ich habe einen Bärenhunger und könnte ihre gesamte Speisekarte rauf und runter essen. Aber zunächst hätte ich gerne ein großes Bier und die Karte.“ Sie wollte gerade gehen, als ich sie noch einmal ansprach: „Oder wissen sie was? Bringen sie mir doch einfach das größte Steak, das sie auf Lager haben mit einer Doppelten Portion Fisken. Und viel Mayo!“

      Die Frau sah mich sinnend an, dann schüttelte sie den Kopf. „Ich bringe ihnen erst einmal das Bier und die Karte. Dann können sie in Ruhe auswählen.“ Sie überlegte einen Moment und lächelte. „Aber mit Fisken haben sie auf jeden Fall eine gute Wahl getroffen.“

      Zufrieden lehnte ich mich zurück und sah dem jungen Ding hinterher. Natürlich hatte ich mit Fritten - oder wie sie die hier nannten ‚Fisken‘ - eine gute Wahl getroffen. Ich musste an Curry-Erwin, meinen Freund mit dem feinen Essen in Rheydt, denken, der seine Speisekarte vielleicht auch ein wenig internationaler gestalten sollte. Fisken statt Fritten hörte sich irgendwie gelungen an.

      Mein Bier kam nach kurzer Zeit und auch die Speisekarte, eingebunden in einer Art Leder, machte auf mich einen guten Eindruck. Hier ließ es sich speisen, hier war der Kunde noch König.

      Und auch der beste Kumpel des Königs sollte hier sein feines Fresschen erhalten. Ein Jonathan Lärpers ließ sich ja schließlich nicht lumpen!

      Die Speisekarte schien von den Pommes Frites dominiert zu werden, denn alle Gerichte begannen mit ‚Fisken‘. Was dann folgte, waren abenteuerliche Bezeichnungen, die mir zwar nichts sagten, aber mein kulinarisches Herz höherschlagen ließen. ‚Knurrhahnfilet‘ lenkte meine Gedanken an ein Hähnchen und ‚Kibbeling‘ hörte sich irgendwie Exotisch an. Nach Karibik vielleicht, was ja bei ‚Karibbeling‘ nicht so abwegig sein dürfte.

      Doch leider fand ich kein Steak auf der Karte, lediglich das ‚Filet vom Dover sole‘ kam meinen Wünschen am nächsten. Filet war mir klar, Dover kannte ich als irgendeine Stadt in England und ‚sole‘ konnte eigentlich nur die Sonne bezeichnen. Bei einem Filetsteak konnte man kaum etwas verkehrt machen und wenn das Rind noch in Dover an der Sonne gereift war, dann musste es ja wirklich etwas Besonderes sein.

      Meine Wahl stand fest, auch wenn der Preis für das Gericht ziemlich hoch war. Doch warum sollte ein Jonathan Lärpers sich nicht auch einmal etwas Gute gönnen. „Bingo, heute lassen wir zwei es uns einmal so richtig gut gehen“, flüsterte ich meinem Hund zu und genoss mein Bier.

      „Ich nehme das Filet vom Dover sole“, bestellte ich bei der jungen Frau. „Doch bitte mit Pommes Frites anstatt der Kräuterkartoffeln. Und den Salat können sie getrost weglassen, vielleicht bringen sie stattdessen eine doppelte Portion Pommes. Und das alles mit Mayonnaise