Kirsch und der Gift-Secco. Ursula Hass

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Название Kirsch und der Gift-Secco
Автор произведения Ursula Hass
Жанр Языкознание
Серия Der Schwarzwaldkrimi
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742713759



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toll, das Bukett und die herrliche Farbe beim Spätburgunder“, so der Minister, der auch den Weißweinen gut zugesprochen hatte. Vor allem der Grauburgunder und der Riesling, den die Einheimischen auch Klingelberger nennen, kamen gut bei den Gästen an.

      Der Bürgermeister schwärmte geradezu in vollen Tönen vom Chardonnay und auch der Sauvignon blanc waren das „I-Tüpfelchen“ zum Menü des Sternekochs Marius Benet-Ebneth.

       Mit roten Wangen und einem besonderen Glanz in den Augen bewunderten die Gäste die badischen Weine, die im Glas funkelten wie prächtige Sterne. Und als alle so wunderbar harmonisch zusammensaßen, da jedoch kam das Unglück in großen Schritten auf Kirsch zu. Denn plötzlich fasste sich der Polizeipräsident Schorsch Wangler an den Hals, dann an das Herz und dann sackte er in sich zusammen.

       Kirsch und Eugen sprangen von ihrem Tisch und Beobachtungsposten auf und waren als erste beim Präsidenten.

       Nun ist es also passiert, dachte Kirsch und Eugen schaute ebenso entsetzt wie Kirsch aus der Wäsche.

      „Ruf die Notfallnummer. Wir brauchen einen Arzt und einen Krankenwagen.“

      „Ist auch ein Arzt anwesend?“, rief Kirsch laut in den Saal.

       Doktor Anton Dorer, der Allgemeine Arzt, der auch öfters den pathologischen Dienst in Wiesenbach versah, war auch selbst unter den Gästen und auch gleich zur Stelle. Der Polizeipräsident lag bereits ausgestreckt auf dem Boden und hatte schon etwas Erbrochen. Doktor Dorer, der ihn untersuchte und auch schon seinen Tod feststellte, dachte zunächst an Herzversagen, aber auch eine Vergiftung wäre möglich, äußerte er nur kurz seinen Verdacht leise zu Kirsch.

      „Bevor ich mehr sagen kann, muss er in der Pathologie untersucht werden, veranlassen Sie alles, Herr Kirsch.“

       Weshalb der Polizeipräsident?, dachte Kirsch, der selbst ganz gelb und grünlich im Gesicht aussah, aber gar nichts gegessen und getrunken hatte.

      „Ruf die Spusi an und hol Verstärkung!“, sagte er nur kurz zu Eugen.

      „Keiner darf den Saal verlassen!“, rief er dann ganz laut den Gästen zu.

       Der Minister war nicht sehr amüsiert, denn er hatte noch einen anderen Termin und auch Herr Sonnenschein stand der Ärger ins Gesicht geschrieben, weil die ganze Veranstaltung nun den Bach herunterging. Nicht auszudenken, welche Schlagzeilen morgen zu lesen waren und vor allem, diese Weinprobe sollte ein Prestigeprojekt werden, um die Besucherzahlen beim Tourismus anzukurbeln und jetzt das.

       Helen kam angerauscht und teilte mit, dass Verstärkung unterwegs sei und auch die KTU schnellstens eintreffen wird. Der Bürgermeister hatte schon alle Hebel in Bewegung gesetzt, denn eines war sicher, dieser Fall, der für derartige Schlagzeilen sorgen würde, muss schnellstens aufgeklärt werden, damit die Gäste nicht ausbleiben. Ein paar Schaulustige hatten sich auch schon eingefunden, als die Polizei und der Krankenwagen vorgefahren kamen.

      Die Leiche muss schnellstens in die Pathologie, Doktor Dorer nimmt sie gleich mit“, ordnete Kirsch an.

      „Wir müssen auch seine Frau, Frau Wangler, verständigen, bevor sie es von anderen erfahren wird.“

       Kirsch besprach sich kurz mit dem Bürgermeister. Eugen und Helen waren schon dabei die Adressen der Gäste zu erfassen, denn alle da zu behalten, das ging auf keinen Fall. Auch die Spusi machte ihre Arbeit und so konnte Kirsch nun mit den Ermittlungen beginnen, wobei er zunächst den Tatort inspizierte und dann die Frau des Polizeipräsidenten aufsuchen wollte, die im Nachbarort in einem schmucken Eigenheim wohnte.

       Doch zunächst wollte er noch seine Kollegen, den pingeligen Hans Huber und den attraktiven Franz Drechsler erwarten, die ja schon verständigt waren und von der Kripo der nahen Stadt herbeigerufen wurden. Allein mit Eugen und der kleinen Helen konnte er den Fall nicht lösen, da war sich Kirsch mit sich selbst einig. Natürlich hatte er den Ehrgeiz den Fall zu lösen, aber die Kollegen aus der Stadt konnten doch auch hilfreich sein.

       Im Saal herrschte eine abgrundtiefe Stille, denn allen saß das Geschehene noch in den Gliedern. Manche beklagten natürlich, dass diese schöne Veranstaltung so schnöde abgerissen wurde, wo man doch beim Wein so harmonisch zusammensaß. Auch der Küchen-Großmeister bedauerte den Vorfall und der schöne Hecht in der Rieslingsauce konnte ihn auch nicht darüber hinwegtrösten, dass sein Essen, das er so sorgfältig zubereitet hatte, nun nicht mehr restlos genossen werden konnte.

      „Was für ein Desaster?“, schmollte er ein wenig, denn seinen Namen mit diesem Malheur in Verbindung zu bringen, gefiel ihm gar nicht. „Mon Dieu, was werden denn die Gastrokritiker so alles zusammenreimen und zusammenschreiben.“

      „Hätte ich doch nur nicht zugesagt“, sagte sich Marius Benet-Ebneth, der am liebsten alles eingepackt und sich in seine heimische Küche im Schwarzwald zurückgezogen hätte.

       Auch der Wirt vom „Goldenen Becher“ war völlig verstört, weil er ja schon denken konnte, was auf ihn zukam. Was werden die Gäste sagen, ein Mord in meinem Gasthaus, da kann ich ja den Laden gleich dicht machen. Und das Sommergeschäft fängt ja auch erst an. Er war nur noch ein Häufchen Elend, wie auch seine Bediensteten.

       Was ist denn das für ein Mist, so ärgerten sich die Bedienungen, die schon ihren schönen Verdienst davonfließen sahen. Mit dem Polizeipräsidenten hatte eigentlich niemand groß Mitleid. Er war nicht sehr beliebt im Ort und auch ein Schürzenjäger, das war bekannt. Das Mitleid galt eher seiner Frau.

      „Eugen komm‘ bitte, wir müssen zu Frau Wangler gehen. Ich möchte nicht, dass sie die Geschichte von anderen zuerst erfährt.“

      „Du weißt, die Gerüchteküche kocht immer am schnellsten“, so der Kommissar zu Eugen.

       Nachdem er sich noch mit Hans Huber und Franz Drechsler besprochen hatte, die sich den Anwesenden angenommen hatten, ging er mit Eugen zu seinem Auto und fuhr in den Nachbarort.

       Nach dem Klingeln an der Haustüre öffnete ihm eine kleine etwas blasse Frau die Tür. Es war Frau Wangler. Kirsch fiel es schwer in das Haus einzutreten. Was erwartete ihn hier, ein heftiger Gefühlsausbruch oder gar nichts? Der Polizeipräsident hatte keine Kinder, deshalb wusste er, dass die kleine schmale Frau auch keine weiteren Angehörigen hier im Ort hatte und auch sonst immer ein bisschen zurückgezogen gelebt hatte.

      „Frau Wangler, wir müssen Ihnen leider eine traurige Nachricht hinterbringen“, setzte Kirsch zunächst an und Eugen machte dazu ein betretenes Gesicht.

      „Was ist los, Herr Kirsch?“ „Ist mein Mann verunglückt?“

      „Weshalb bringen Sie mir eine schlechte Nachricht?“

      Kirsch war untröstlich, wie bringe ich es ihr nur bei, damit sie nicht in Ohnmacht fällt, dachte er kurz. Das wäre für ihn das Schlimmste gewesen.

      „Setzen Sie sich bitte erst mal hin, Frau Wangler!“

       Dann eröffnete er ziemlich umständlich, dass es ja heute Morgen eine Weinprobe gegeben hatte und der Polizeipräsident auch anwesend war.

      „Das weiß ich ja, Herr Kirsch, ich habe meinem Mann noch die neue Uniform aus der Reinigung geholt. Was ist denn nun?“, fuhr sie ihm schon mal in die Parade.

      „Also, Frau Wangler, Ihr Mann ist tot“, platzte es dann ziemlich schnell und sehr unbeholfen aus Kirsch heraus.

       Ansonsten war er eher feinfühliger, aber irgendwie wusste er nicht recht, wie er diese schlimme Nachricht überbringen konnte.

      „Tot, ja, ist er verunglückt, was ist geschehen, Herr Kirsch, so antworten Sie doch!“

      „ Nein, wir wissen es noch nicht genau, ob es ein Herzversagen war oder eine Vergiftung, also Mord war.“

      „Ermordet?“, war das Einzige, was Frau Wangler noch herausbrachte.