Название | Kirsch und der Gift-Secco |
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Автор произведения | Ursula Hass |
Жанр | Языкознание |
Серия | Der Schwarzwaldkrimi |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742713759 |
„Ich muss Moni anrufen, damit sie Bescheid weiß.“
„Chef, wir sollten mal in den „Goldenen Becher“ gehen, dort gibt es doch morgen die Weinprobe, vielleicht wissen die schon wer alles kommt. Sicher ist auch der Tourismusmanager, Herr Sonnenschein, da, dann können wir mit ihm sprechen und ihn auf die Sachlage hinweisen“, bemerkte Eugen beflissen, denn er war zwar noch jung, aber sehr ehrgeizig und gab gerne auch mal seinem Chef gegenüber den Ton an. Kirsch ließ seinen jungen Assistenten gerne gewähren, denn er war stets um Harmonie bemüht, aber trotzdem ganz bestimmend bei der Sache.
„Gut Eugen, komm, wir gehen mal rüber in den „Goldenen Becher“, vielleicht gibt es ja auch noch ein Abo-Essen, denn dein kleines Brötchen hat nicht gerade meinen Hunger gestillt.
Kirsch war also nicht nur ein Gemütsmensch, sondern auch ein Genussmensch, und Essen und Trinken hält nach seiner Meinung auch Leib und Seele zusammen.
Im „Goldenen Becher“ angekommen, war schon die große Tafel festlich gedeckt, denn die Weinprobe, die von der Tourismusagentur und der Stadt ausgerichtet wurde, war eine Imagegeschichte. Eugen und Kirsch sahen sich die langen Tafeln an. Hier werden morgen die Honoratioren der Stadt sitzen und genüsslich die vorgestellten Weine trinken und dann wird es womöglich Ärger geben.
Ein Winzer dreht durch, knallt wie ein Western-Held mit seinem Colt. Eugen stellte es sich bildlich vor. Auch Kirsch machte sich so seine Gedanken, die aber in eine andere Richtung gingen. Plötzlich erschien Lore, die Assistentin von Herrn Sonnenschein.
„Was gibt’s?“ fragte sie kess in die Runde. Kirsch und Eugen zuckten regelrecht zusammen, als seien sie auf frischer Tat erwischt worden.
Na Lore, ist dir etwas über die Leber gelaufen, dass du so schnippisch reagierst?“, fragte Kirsch.
„Nein, aber ich bin mit der Organisation schon etwas überfordert. Herr Sonnenschein, mein Chef, will noch dies und das und auf so ein eventuelles Attentat, reagiere ich allergisch“.
„Was für ein Attentat?“, wollte Kirsch wissen.
„Ja, haben Sie denn die Wandschmierereien nicht gelesen, Herr Kirsch?“, fragte Lore nach.
„Ach, daher weht der Wind“, antwortete Kirsch zu Lore gewandt.
„Ich sehe es etwas anders als du“, sagte Kirsch zu Lore, die er schon lange kannte und sie daher schon mit dem vertrauten „Du“ ansprechen durfte.
„Wer soll schon morgen hier für Tumult sorgen?“, fragten sich Eugen und Kirsch beide gleichzeitig.
Sie inspizierten die Tische und Stühle und ließen sich die Gästeliste geben. Die war natürlich lang, Minister Wurm vom Landwirtschaftsministerium war ebenfalls anwesend wie der Polizeipräsident, Schorsch Wangler, Gemeinde- und Ortschaftsräte, Bürgermeister Wohlgemuth und Kaufmann Olsen, Brauereibesitzer Münzer und wie sie alle hießen, hatten sich ebenfalls angemeldet. Auch die Presse war vollzählig vertreten, vom Wochenblatt bis zum Tagesanzeiger. Selbst renommierte Weinfachzeitschriften schickten ihre Journalisten und Repräsentanten.
Eugen und Kirsch staunten nur so um die Wette als sie die bekannten Namen lasen, die sich diese goldene Weinprobe nicht entgehen lassen wollten. Die Tafeln waren schon festlich gedeckt mit Kerzen, edlen Gläsern und Geschirr.
„Nobel, nobel“, murmelte Kirsch, der seinen Assistenten Eugen auch noch angewiesen hatte, auch unter die Tische und Stühle zu schauen.
„Ich habe so ein komisches Bauchgefühl, das gefällt mir gar nicht“, bemerkte Kirsch zu Eugen, der einfach nicht glauben wollte, dass diese Weinprobe ohne Eklat über die Bühne gehen könnte.
„Wenn Herr Sonnenschein wieder auftaucht, soll er sich bei mir melden“, sagte Kirsch zu Lore, die ihn mit einem schmalen Augenaufschlag ansah.
„Weshalb, habt ihr schon etwas Verdächtiges festgestellt?“
„Nein, nein, nur zur Vorsicht. Ich möchte auch mit ihm sprechen“, entgegnete Kirsch.
„Komm Eugen, wenn alles sauber ist, dann gehen wir zurück ins Büro.“
Ziemlich gemächlich trabten die beiden zurück ins Büro, wo Eugen auf Geheiß seines Chefs zunächst eine vorläufige Liste von verdächtigen Personen aus dem Winzerkreis anlegte. Eugen führte sorgfältig alle Namen auf, die evtl. für die Wandschmierereien in Frage kommen könnten.
Kirsch schaute sich die Namen nochmals an und überlegte, was da alles passieren könnte. Beide kamen jedoch mit ihren Unterlagen nicht weiter, zumal sich auch Herr Sonnenschein nicht gemeldet hatte. Auch der Bürgermeister war noch unterwegs und nicht zu sprechen.
„Eugen, die KTU soll mal zur Winzergenossenschaft fahren und nachsehen, ob sie noch etwaige Spuren finden kann.“
„Vielleicht gibt es Hinweise über die Farbe der Wandschmierereien, auch sollten noch Fotos gemacht werden“, gab Kirsch weitere Anweisungen an Eugen.
„Komm, wir fahren auch gleich mal noch zur Winzergenossenschaft und schauen uns das Malheur an, denn ob die KTU gleich dafür Zeit hat, ist ungewiss“, wandte er sich dann weiter an Eugen.
„Ruf mal in der Winzergenossenschaft an und melde uns an, das ist besser“, meinte dann Kirsch noch zu Eugen.
Doch in der Winzergenossenschaft angekommen, war nur die Sekretärin von Stefan Kugler, dem Geschäftsführer der Winzergenossenschaft, anwesend.
„Wo ist Herr Kugler?“, wollte Kirsch wissen.
„Er war vorhin noch im „Goldenen Becher“, wo morgen die Weinprobe stattfinden wird und hat dann noch einen wichtigen Kundenbesuch“, brachte die Sekretärin kurz hervor.
„Hat er noch was zu den Wandschmierereien gesagt?“, wollte Kirsch wissen.
„Gibt es noch Farbtöpfe oder sonstige Utensilien, die für die Wandschmierereien verwandt wurden?“, fragte Kirsch weiter nach.
„Nein, es war alles picobello sauber, bis auf die Wandschmierereien natürlich, sonst haben wir nichts gefunden“, antwortete die Sekretärin.
„Gut, dann können wir beide auch nicht mehr viel ausrichten, doch die KTU soll sich trotzdem mal alles ansehen, dabei bleibe ich“, bemerkte Kirsch zu Eugen, der sich alles notiert hatte.
„Wir haben morgen einen langen Tag vor uns, da gehen wir heute mal etwas früher nach Hause“, meinte Kirsch dann zu Eugen gewandt, denn so ganz wollte er sich das Wochenende und den heutigen Sauerbraten nicht vermiesen lassen.
Moni hatte indes schon den Tisch gedeckt. Sie hatte geahnt, dass ihr Mann zu seinem Lieblingsessen früher nach Hause kommen würde, obwohl er noch in Sachen „Wandschmierereien an der Winzergenossenschaft“ ermitteln musste. Aber Moni kannte ja schließlich ihren Mann.
Kirsch schmeckte der Sauerbraten vorzüglich, den sie nach rheinischer Art zubereitet hatte, aber natürlich war badischer Spätburgunder in der Soße und damit hatte sie auch ihren schönen Braten vorher eingelegt.
Nachdem sich Kirsch noch ein bisschen in seinem gemütlichen Sessel, seinem Lieblingssessel, niederließ und noch ein bisschen die Zeitung inspizierte, wo natürlich auch haarklein die morgige goldene Weinprobe angekündigt wurde, war es Zeit ins Bett zu gehen. Denn für einen guten Schlaf war Kirsch immer zu haben.
Nach dem opulenten Mahl, dem geliebten Sauerbraten, hatte Kirsch jedoch einen schlechten Schlaf. Er träumte vom morgigen Tag, wo plötzlich so ein mit einer Strumpfmaske versehener Getarnter bei der Weinprobe auftaucht, wild um sich schießt und den Minister trifft, der blutüberströmt nach unten sinkt und schließlich auf dem Boden aufprallt.
Schweißgebadet wachte Kirsch auf, war aber auch gleichzeitig froh, dass er im Bett lag,