Kirsch und der Gift-Secco. Ursula Hass

Читать онлайн.
Название Kirsch und der Gift-Secco
Автор произведения Ursula Hass
Жанр Языкознание
Серия Der Schwarzwaldkrimi
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742713759



Скачать книгу

mehr an seinen Traum erinnern. Das war auch gut so.

       Hastig schlürfte er seinen Kaffee hinunter, zog seinen besten Anzug an und ging mit schnellen Schritten ins Büro. Nur kurz rief er seiner Frau noch einen Gruß zu, bevor sich die Tür hinter ihm schloss. Eugen und Helen erwarteten ihn schon im Büro.

      Kapitel 2

      „Eugen, du bleibst im Foyer stehen und beobachtest alle die rein kommen und arbeitest die Namen auf deiner Liste ab. Dann wissen wir auch, ob alle da sind“, ordnete Kirsch gleich im Büro angekommen an.

      „Stehen eigentlich die Winzer Huber und Sänger auch drauf?“, wollte Kirsch wissen, der sich schon mächtig ins Zeug legte.

       Hoffentlich geht dieser Kelch an mir vorüber, dachte Kirsch, der sich nur kurz noch an seinen Traum erinnerte und dann zusammen mit Eugen ins Hotel „Goldener Becher“ ging.

       Helen, die eigentlich Helene Förster heißt, aber sich modern Helen nennt, musste die Stellung im Büro halten. Um 11 Uhr ging die Weinprobe los, wobei vorher noch ein paar Grußworte gesprochen werden. Zur Weinprobe sollte es ein Menü vom besten Sternekoch des Landes geben. Marius Benet-Ebneth hatte sich natürlich nur das Beste vom Besten für das Menü einfallen lassen, wie Herr Sonnenschein von der Tourismusagentur bekannt gab, der den Sternekoch und seine Mannschaft begrüßte.

       Hausherr Müller-Stein vom „Goldenen Becher“ stellte natürlich seine Küche gerne zur Verfügung, in der alles nur so blitzte. Alles strahlte eine familiäre Ruhe aus. Auch die einzelnen Winzer waren schon mit ihren Weinen im Hotel eingetroffen. An dieser Probe nahmen alle Winzer des Ortes teil, insgesamt 10 Weinbaubetriebe. Nur die besten Erzeugnisse wurden kredenzt.

       Die Winzer Sänger eröffneten, laut Programm, mit zwei Seccos, Weiß und Rosé, dann waren die leichten Sommerweine des neuen Jahrgangs an der Reihe. Nach dem Winzerbetrieb Sänger präsentierte das Weingut Huber ihre Rieslinge oder Klingelberger, wie der Riesling hier in der Ortenau gerne genannt wird. Danach waren die Grauburgunder und Weißen Burgunder an der Reihe und später die Spätburgunder, Kabinett, trocken oder als Auslese und zum Schluss sollte es die edelsüßen Weine, wie Trockenbeerenauslesen oder Eisweine, geben.

       Die ersten Gäste trafen bereits ein, als Eugen ganz aufgeregt auf Kirsch zulief.

      „Weshalb verlässt du deinen Beobachtungsposten?“, schnaubte Kirsch seinen Assistenten nicht gerade höflich an.

       Doch Eugen reagierte nicht verärgert, sondern war einfach nur aufgeregt, weil Herr Sonnenschein anscheinend mit Winzer Sänger einen Krach hatte.

      „Irgendwas stimmt mit den Weinen nicht“, verriet Eugen.

      „Vielleicht haben die Flaschen Korken?“, ergänzte er weiter.

      „Na das wäre das Wenigste“, sagte Kirsch, dann holt er halt neue Flaschen.

      „Geh wieder auf deinen Posten, Eugen, und bring nicht alles durcheinander!“

      „Trotzdem will ich mal Sonnenschein ausfindig machen und anhören, was los war“, sprach Kirsch mehr zu sich selbst als zu seinem Assistenten.

      „Herr Sonnenschein haben Sie einen Augenblick Zeit?“, rief Kirsch seinem Gegenüber zu.

       Nur ungern kam Sonnenschein zu ihm rüber.

      „Was haben Sie denn auf dem Herzen, ich hab nicht viel Zeit“, reagierte Sonnenschein wenig freundlich.

      „Was war da los mit Winzer Sänger, Sie hatten einen Streit?“

      „Ach nichts Weltbewegendes. Winzer Sänger hatte doch tatsächlich die falschen Weine gebracht. Er sollte die Sommerweine und Seccos präsentieren und er hatte die gleichen Sorten wie Winzer Huber dabei. Aber ich habe ihm Beine gemacht. Er musste nochmals nach Hause fahren und die richtigen holen. Wir fangen pünktlich an. Wir haben in einer Kommission gemeinsam festgelegt, wer was bringt und da kann nicht jeder machen was er will‘“, brummte Herr Sonnenschein, der sich ein bisschen in Rage geredet hatte, aber sich auch schon wieder anderen Aufgaben zuwandte.

       Auch Kirsch inspizierte nochmals die Tische, entdeckte aber nichts Verdächtiges. Die Weine wurden alle entkorkt und jeweils ein Schluck aus der Flasche zur Probe genommen. Obwohl es heute neuere Verschlüsse gibt, Glas- oder Drehverschlüsse, schwören die Winzer halt immer noch auf den Korkverschluss und die besonderen edlen Weine werden natürlich immer noch mit den besten Korken versehen.

       Der große Saal im „Goldenen Becher“ füllte sich immer mehr mit den Gästen, mit dem Bürgermeister, Stadt- und Ortschaftsräten, die sich auf einen schönen Tag und eine genussvolle Weinprobe freuten. Plötzlich waren auch immer mehr Zaungäste draußen zu sehen, denn immerhin kam ja der Minister und den wollten die Wiesenbacher auch herzlich begrüßen, denn avisierte Zuschüsse für den Tourismus und den Ort sind immer gut. Auch ein paar Gegner und Befürworter der Umgehungsstraße hielten ein paar Transparente und Plakate hoch, doch nichts Verdächtiges war zu sehen.

      „Euch werde ich es zeigen, Gnade Euch Gott, dieses Schreckgespenst als Transparent war jedoch nicht dabei“, stellte Kirsch erfreut fest.

       Da fuhr auch schon die Limousine des Ministers vor und Kirsch stellte sich auf die Zehenspitzen, um zu erkennen, wer noch alles mit ihm im Auto saß.

      „Nur sein Referent ist noch dabei“, bemerkte Kirsch wieder mehr zu sich selbst.

       Je näher die Weinprobe kam, desto unruhiger fühlte Kirsch sein Herz pochen. Und sein ungutes Bauchgefühl, wie er es immer nannte, tat ein Übriges, dass Kirsch am liebsten in sein Büro ins Kommissariat zurückgegangen wäre.

      „Vielleicht geht doch alles gut aus?“, machte Kirsch sich selbst Mut.

       Vorbei an den Stadt-Honoratioren schritt Kirsch auf seinen Assistenten Eugen zu, der sich in einer Ecke verdrückt hat und eifrig die Ankömmlinge auf seiner Liste abhakte.

      „Sind jetzt alle da?“, wollte Kirsch wissen.

      „Ja, bis auf den Minister, der ist aber eben mit seinem Assistenten eingetroffen, einem blassen Jüngling mit großer Hornbrille“, erklärte Eugen seinem Chef ganz beflissen.

      „Dann kann es ja losgehen“, meinte Kirsch zu Eugen, der seinem Chef noch die Anwesenheitsliste in die Hand drückte.

      „Wenn ich es richtig lesen kann, sind es 30 Personen, eine ganze Menge“, sagte Kirsch zu Eugen.

      „Na dann wollen wir mal in den Saal gehen, komm Eugen.“

      „Eugen du setzt dich mit mir an den Tisch ganz hinten, da haben wir wohl Platz und einen guten Beobachtungsposten.“

       Eugen dachte kurz, was soll ich denn beobachten?

      „Genaue Angaben haben wir ja nicht. Ich halte auf jeden Fall meine Augen offen“, versicherte Eugen seinem Chef.

       Zunächst begrüßte der Bürgermeister die Gäste, dann sprach auch der Minister ein Grußwort und zum Schluss kam Herr Sonnenschein, der Tourismusmanager, der mit einigen Zahlen und Daten aufwarten konnte. Der Tourismus entwickelte sich im ganzen Land sehr gut und so will auch Wiesenbach ein Stück von diesem Kuchen abhaben. Aber die neue Umgehungsstraße ist unerlässlich, damit sich der Ort noch besser entfalten kann, denn Autolärm und vor allem den Feinstaub wollen die wenigsten Gäste und Urlauber, informierte Sonnenschein in seiner Rede. Und so wurden seine Worte auch nur zum Teil mit Beifall belohnt, es waren auch einige, allerdings sehr leise Buhrufe zu hören. Dann kam noch die Weinkönigin zu Wort, die mit einem Gedicht die 40. Mitgliederweinprobe eröffnete.

       Zur Einstimmung gab es wie immer, zwei Seccos, Weiß und Rosé, vom Weingut Sänger. Und dann ging es munter weiter mit den besten Erzeugnissen aus Küche und Keller.