Tod im ewigen Eis. Hans Säurle

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Название Tod im ewigen Eis
Автор произведения Hans Säurle
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753128030



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Flüssigkeit aus dem Gefäß in einen Becher. „Probiert mal, es schmeckt etwas säuerlich, aber es entspannt und regt den Geist zum Fliegen an, für mich gibt es nichts Besseres.“

      Momola erklärte, dass Beverob aus vergorenem Obst hergestellt werde, indem man dieses zermansche, mit Wasser mische, lange ziehen lasse und schließlich die gröberen Teile abschöpfe. Währenddessen spannte sie das Hirschfell über ein hölzernes Gestell und schlug die rasch angefertigte Trommel. De Thuate sang diesmal, der Schmelz ihrer jugendlichen Stimme ging unter die Haut, mit ihrem glockenhellen Gesang erreichte sie die Gemüter ihrer Zuhörer. Der schlafende Öcetim schien sie ebenfalls zu hören, denn er seufzte mehrfach vernehmlich und streckte sich. Wie sein ausgebeulter Lendenschurz vermuten ließ, hatte seine Träume nun andere, wohligere Themen zum Inhalt.

      Das Feuer war schon fast nieder gebrannt, als die Alte auf das versäumte Opfer an die Götter zu sprechen kam. „So einfach werdet ihr es nicht haben. Die Götter sind erzürnt, sie haben sich an Öcetim gerächt und bestimmt wollen sie nun ein weiteres Opfer.“

      „Warum hattet ihr es ausgerechnet auf den Bullen abgesehen? Warum nicht eine Hirschkuh oder ein junges Kalb mit seinem besonders zarten Fleisch?“, fragte sie.

      „Ihr wolltet Euch etwas beweisen, nicht wahr? Oder vielleicht auch meine De Thuate beeindrucken?“ meinte der jüngere der beiden Männer, dem nicht entgangen war, wie Gilger und Hirgelo damals die Aufmerksamkeit seiner Tochter zu erregen versucht hatten.

      Plötzlich begann die Alte wie in Trance zu surmeln. „Es wird in den nächsten Nächten etwas ganz Sonderbares geschehen, es kann gut sein oder auch böse.“

      Noch in derselben Nacht wanderte die freundliche Familie wieder zurück in ihre Hütte. De Thuate aber kam schon am nächsten Morgen wieder, um sich um den kranken Öcetim zu kümmern. Sie gab ihm den heilenden Sud aus den Kräutern ihrer Großmutter, fütterte ihn mit fetter Suppe, wechselte seinen Wundverband, legte Beinwellblätter auf und wusch ihn mit warmem Wasser. „Morgen besuche ich Dich wieder“, flüstere sie ihm zu und hauchte einen Kuss auf seine Stirn. De Thuate kam nun täglich um Öcetim zu pflegen. Der verkniff sich bei den Verbandwechseln jedes Zeichen von Schmerz und genoss es, wenn das blonde Mädchen seinen Körper wusch, er stellte sich kränker und hilfsbedürftiger als er war. De Thuate entging dies nicht, auch sie genoss seine Gegenwart, ihre Waschzeremonien wurden immer ausgiebiger, ihre Hände immer mutiger. Bis Öcetim, der inzwischen wieder einigermaßen zu Kräften gekommen war, sie an sich zog und sie auf den Mund küsste. Ein wohliger Schauer durchfuhr sie, als seine Hände über ihre Brüste glitten und sie liebkosten. „Warte noch, noch bist Du nicht ganz gesund. Und Deine Freunde sind auch nicht weit, schau, da kommt wie zufällig Gilger vorbei.“

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      Die erste richtige Kälte ließ den bereits kommenden Herbst ahnen. Noch fiel kein Schnee, es wehte kein Wind. Als der Mond an diesem klaren Abend über den Fichten auftauchte, war er von ungewöhnlicher grünweißer Farbe.

      Dies war die vorhergesagte Nacht. Die Nacht für das Opfer, die Nacht um die Götter zu versöhnen. Sie holten den Hirschkopf aus dem Inneren der Höhle, wo er die ganze Zeit über auf seine Bestimmung gewartet hatte. Rasch wurde auf einer kleinen Anhöhe ein Gerüst aufgebaut, an dessen Spitze der Hirschkopf mit Gehirn und Geweih befestigt wurde. Trockenes Holz wurde unter das Gerüst geschichtet und angezündet. ʼDas Feuer und der Rauch mögen Dich, großer und edler Hirsch, in das Reich der immer satten und glücklichen Tiere tragenʼ, betete Öcetim still. Helle Flammen loderten zum mächtigen Haupt des Tieres empor, das prächtige Geweih fing Feuer und tauchte den Platz in ein gespenstisches Licht. Unter schrecklichem Gestank brannte es langsam nieder, bis nur ein verkohltes Gerippe übrigblieb. Die Götter hatten anscheinend ihr Opfer angenommen! Das Gleichgewicht schien wieder hergestellt! Vor Dankbarkeit und Freude banden sie sich frische Zweige ins Haar und tanzten ausgelassen zum Lob der Hirsche, immer wilder tanzten sie um das Feuer. Irgendwoher kam Beverob und kreiste von Einem zum Anderen, alle tranken so viel sie konnten, die Stimmung wurde immer ausgelassener, bis sie sich schließlich betäubt von dem berauschenden Getränk auf den Boden fielen und bald einschliefen.

      De Thuate und Öcetim hatten sich beim Beverobtrinken zurückgehalten, sie entfernten sich vom Ort des allgemeinen Besäufnisses, Hand in Hand wanderten sie in der mondhellen Nacht zum See. „Diese Nacht ist etwas Besonders!“ Öcetim drückte De Thuate liebevoll an sich. „Die Anderen sind jetzt sicher müde.“ Öcetim lenkte ihre Schritte zu einer kleinen mit Moos bewachsenen Mulde. „Die Götter sind gnädig und sie sind mit uns.“

      Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und presste seine Lippen auf ihren Mund. Sie überließ sich seinem Kuss und öffnete ihre Lippen, er zog sie eng an sich. Sie spürte das Klopfen seines Herzens an ihrer Wange. De Thuate fühlte sich wie benommen und aufgewühlt zugleich. Er half ihr aus ihren Kleidern und entledigte sich auch rasch seiner Bekleidung. Öcetim liebkoste ihre Brüste, wie von selbst streichelten De Thuates Hände seine kräftigen Schultern und seinen Rücken, glitten zu seinem Bauch hinunter. Eine Woge der Lust überflutete sie, trug sie davon und sie glaubte in seinen Küssen zu ertrinken, sie flüsterte seinen Namen, ihr Körper nahm ihn hungrig auf, wildes Verlangen durchströmte sie. Sie bewegten sich im gleichen Rhythmus und beide spürten das Hin und Her des pulsierenden Stroms des Lebens.

      Ihren ermatteten Liebhaber zärtlich und voller Liebe streichelnd, blieb sie noch eine Weile eng bei ihm liegen. „Komm“, sagte sie, stand auf und reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen. „Lass uns baden.“ Sie stiegen in den See, bis das Wasser ihnen bis zur Taille reichte, Öcetim zog sie fest an sich und küsste sie. „Jetzt will ich schwimmen“, sagte sie, löste sich von ihm und schwamm mit kräftigen Zügen in den See voraus zu einer kleinen schilfbewachsenen Insel. Dort stellte sie sich in ihrer ganzen Nacktheit hin und blickte ihn verlangend an. Sie ging ihm entgegen und als sie sich im seichten Wasser trafen, nahm er ihre Hand und führte sie aus dem Wasser heraus auf den Strand der Insel. Sie küssten sich wieder, und als sie ihre Brüste, ihren Bauch und ihre Schenkel an seinen Körper presste, war ihm, als schmelze sie in seinen Armen.

      „Dies soll unser Ort sein“, meinte Öcetim. „Hierher werden wir immer wieder kommen.“ Überglücklich wateten sie ins Wasser und schwammen ruhig zum Strand zurück.

      ʼDas war ein Geschenk des Himmelsʼ, dachte De Thuate. ʼDie Götter meinen es gut mit uns.ʼ Sie hatte schon von eigener Hand Befriedigung erlebt, aber solch ungeahnte Höhen der Lust hatte sie noch nie erklommen, und sie wunderte sich, dass sie Muskeln hatte an Stellen, wo sie nie welche vermutet hätte.

      Schnarchend schliefen die Männer und die Alte, nur Momola und ihre Schwägerin waren noch wach und unterhielten sich. Sie unterbrachen kurz ihr Gespräch und lächelten die beiden freundlich an. De Thuate hob grüßend ihre Hand, führte Öcetim in die Höhle und in ihrem gemeinsamen Lager schmiegte sie sich eng an ihn.

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