Deadforce. Norbert Langenau

Читать онлайн.
Название Deadforce
Автор произведения Norbert Langenau
Жанр Языкознание
Серия Deadforce
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750225473



Скачать книгу

eigentlich? Du wirkst schon sehr reif dafür, dass du noch so jung aussiehst."

      "Ich bin 17 Jahre alt. Sobald ich noch etwas älter geworden wäre, wollte ich zur Stadtwache hier in Erudicor. Nun bin ich schon etwas früher hier."

      "Willst du dich uns anschließen und der Stadt dienen?"

      "Nun, irgendetwas muss ich doch tun. Wenn ich zumindest eine gute Ausbildung im Kampf habe, kann ich diese Trolle selbst töten und mich so für mein ganzes Dorf rächen. Mehr weiß ich zurzeit nicht mit meinem Leben anzufangen."

      "Warten wir erst einmal ab, was der Kaiser zu sagen hat.", sagte Dave. Julian legte sich wieder schlafen, nachdem er zwei Krüge voll mit Wasser getrunken und einen halben Brotlaib sowie einen fetten Schinken gegessen hatte. Die Wachen konnten nun endlich in die Taverne gehen und ihr Bier genießen. Doch an diesem Abend schmeckte es ihnen nicht. Einiges, was Julian gesagt hatte, hatte sie sehr nachdenklich gemacht. Waren sie schuld, dass sich so eine Tragödie zugetragen hatte? War der Kaiser schuld? Was würde das alles wohl für die Zukunft bedeuten? Würden noch mehr Dörfer den Trollen zum Opfer fallen? Fragen über Fragen und niemand schien die Antwort zu haben. Schließlich gingen auch sie früher als sonst ins Bett und konnten es kaum erwarten, des Kaisers Meinung über diese Angelegenheit zu hören.

      Am nächsten Morgen wurde Julian unsanft geweckt und sah vor sich zumindest zwei vertraute Gesichter. Jene von Enrique und Dave.

      "Los, steh auf. Der Kaiser empfängt uns jetzt.", sagte Enrique.

      "Er hat die Nachricht sofort bekommen, als er aufwachte und bestand darauf, sofort mit dir zu sprechen. Dabei ist es erst 7 Uhr. Normalerweise empfängt er niemanden vor 9 Uhr. Also komm schon, wir wollen ihn doch nicht warten lassen.", sagte Dave.

      Julian wollte noch etwas sagen, aber dann hielt er es vorerst zurück und folgte den beiden in Richtung Palast. Die Militärkaserne lag im Süden des Stadtzentrums. In der genauen Mitte von Erudicor lag der große Hauptplatz, in dessen Mitte eine riesige Säule aus Gold in den Himmel stieg. Sie musste um die 120 Meter hoch sein. An der Spitze befand sich eine Art Sockel, auf dem man problemlos stehen konnte. Sofern man keine Höhenangst hatte und irgendwie hinaufgelangte. Westlich des großen Hauptplatzes führte eine große, breite Stiege bis zum Kaiserpalast. Diese Stiege wanderten die drei nun entlang. Alle fünf Meter standen links und rechts am Rand Wächter aus der Elitegarde, deren golden wirkende Rüstungen noch durch schwungvolle, violette Streifen ergänzt wurden. Sie alle hielten mächtige Speere und Hellebarden in ihren linken Händen. Die rechten Hände lagen stramm am Körper an. Vor dem monumentalen Tor des Palasts wartete der Hauptmann der Elitegarde, Theodor, auf die drei.

      "Halt, wer begehrt Einlass in den kaiserlichen Palast?", fragte er förmlich.

      "Dave und Enrique von der Stadtwache.", antwortete Enrique,"Wir bringen den unbekannten Jungen, den der Kaiser zu sprechen wünscht."

      "Ausgezeichnet. Bitte tretet ein." Theodor trat beiseite und rief laut nach innen:"Tor öffnen!" Die gigantischen Flügel des Tores wurden langsam nach innen geöffnet und schließlich betraten die Wachen und Julian den Palast. Er wirkte im Inneren, zumindest hier in der Eingangshalle sehr geräumig und weitläufig, aber auch düster. Es gab kaum Lichtquellen und scheinbar befanden sich alle Fenster nur in den Gängen, die weiter hinten an den Raum anschlossen. Theodor eskortierte sie entlang eines Ganges, der frontal an den Raum anschloss und weit in den Palast hineinführte. Ganz am Ende des Ganges durchschritten sie die Tür und betraten einen wunderschönen, riesigen Thronsaal. Sie befanden sich hier am rechten unteren Ende. Am anderen Ende des Raumes, über einzelne, riesige Steinstufen leicht erhöht, befand sich der Thron, auf dem Kaiser Theron saß. Von dort aus verlief auch ein breiter, roter Teppich bis hinab dorthin, wo sich die drei Besucher nun befanden. Hier unten waren auch etliche große Holztische aufgebaut, an denen wohl die Gäste des Kaisers saßen, wenn er Feste veranstaltete. Überall hingen goldene Kronleuchter von der Decke und endlos lang wirkende Vorhänge fielen neben den riesigen Glasfenstern am Ende des Thronsaals hinab. Durch die Fenster konnte Julian einen prunkvollen Innenhof mit vielen in sattem Grün leuchtenden und perfekt in Form geschnittenen Hecken erspähen. Der Thronsaal selbst bestand wohl aus einer Art hellgrauem Stein. An den Wänden prangten wallende Banner, auf denen abwechselnd die Wappen von Anthem Gows und Erudicor abgebildet waren. Für Anthem Gows, das Kaiserreich der Musik und der Hymnen war das Wappen ein gelber Schild mit einem diagonalen, hellblauen Band, an dessen oberem Ende sich drei Rosen befanden. Das Band wurde von Noten und blutigen Schwertern flankiert. Für Erudicor gab es ein schlichteres Wappen, welches einfach eine goldene Mauer mit gezinnter Oberseite darstellte, darüber hellblau für den Himmel und darunter dunkelrot, was symbolisch für den Erdboden stand. Theodor und die drei Besucher stellten sich am Ende des Thronsaals direkt gegenüber vom Kaiser und seinem Thron auf. Dort saß Theron und bei ihm war ein kleines, schwarzhaariges Mädchen. Sie flüsterte ihm zu und er lauschte gespannt.

      "Euer Hoheit, ich bringe Euch den unbekannten Jungen.", sagte Theodor.

      "Ich heiße Julian.", schnauzte er Theodor an.

      Theron war keineswegs erfreut, dass Theodor seiner Tochter das Wort abgeschnitten hatte.

      "Könnt ihr vielleicht einen Moment warten, verdammt? Mein kleines Mädchen wollte mir gerade etwas Wichtiges erzählen. Also geduldet euch noch eine Weile, bis sie fertig ist."

      "Sehr wohl, Kaiser, bitte vergebt mir.", sagte Theodor unter möglichst tiefer Verbeugung.

      "Ist das ein Witz?", fragte Julian Enrique leise. Dieser schwieg allerdings und Theodor ermahnte Julian, es ihm gleich zu tun.

      Theron hörte seiner Tochter zu und flüsterte eine Zeit lang mit ihr. Dann sagte er laut:"Gut, Nicole. Wir sehen uns dann später. Geh und such deine Schwestern. Spiel mit ihnen."

      "In Ordnung, Papa. Ich hab dich lieb."

      "Ich hab dich auch lieb, meine Prinzessin."

      Dann lief die kleine Nicole die großen Stufen hinab und an den vier Eindringlingen vorbei aus der Tür hinaus. Julian wusste nicht, was es war, doch er hatte in ihrer Nähe etwas gefühlt. Es schien ihm als hätte sich die Luft als sie vorbeilief, elektrisiert und irgendwie glaubte er, hauchdünne, rote Fäden, die sich wie Adern durch die Luft zogen, zu erblicken. Als sie jedoch den Raum verlassen hatte und er sich kurz die Augen rieb, waren die Phänomene verschwunden. Was hatte das zu bedeuten?

      Wie Julian gehört hatte, hatte Kaiser Theron elf Töchter und es war durchaus möglich, dass eine von ihnen zu Großem bestimmt war. Theron richtete nun das Wort an seine Besucher:"Nun denn, tretet vor, alle drei. Theodor, entferne dich."

      "Sehr wohl, mein Kaiser.", antwortete Theodor und verschwand sofort. Julian, Enrique und Dave traten derweil vor und näherten sich dem König ein wenig. Sie befanden sich dennoch immer noch am unteren Ende des Thronsaals.

      "Kommt noch näher, ich will nicht durch den ganzen Thronsaal schreien müssen.", sagte Theron ein wenig genervt. Die drei taten, wie ihnen geheißen und schließlich standen sie dem Kaiser von Anthem Gows im Abstand von zwei Metern gegenüber. Er musterte die drei genau. Vor allem Julian. Dieser besaß kurzes, blondes Haar und dunkelblaue Augen. Um seinen Hals hatte er einen dünnen, gelben Schal gewickelt. Dazu trug er ein braunes Hemd mit langen Ärmeln und eine dunkelblaue Hose, sowie feste, lederne Stiefel. Julian begutachtete Kaiser Theron auch genau. Der Kaiser besaß wallendes, brünettes Haar, das für einen Mann schon ein wenig zu lange gewachsen war. Es fiel ihm bis auf die Schultern und noch ein Stück weiter. Er starrte Julian aus leuchtend grünen Augen entgegen. Obgleich er der Kaiser war, wirkte er doch noch ziemlich jung. Natürlich konnte es auch junge Kaiser geben, aber Julian hatte ihn sich immer als Greis vorgestellt. Ihn nun als einen Mann in der Blütezeit seines Lebens zu sehen, erfrischte Julian und er dachte für einen Moment, dass es wohl doch gut war, diesen Mann an der Spitze von Anthem Gows zu haben. Schließlich sprach der Kaiser direkt zu Julian:"Nun, Junge. Sag mir doch, wie du heißt."

      "Aber natürlich, Eure Majestät. Mein Name ist Julian und ich stamme aus dem kleinen Dorf Herbstweih östlich von hier."

      "Soso, Julian also. Die Nachricht deines unerwarteten Auftauchens hat mich durchaus nachdenken lassen. Ich dachte mir, warum wohl ein erschöpfter, junger Mann am