Deadforce. Norbert Langenau

Читать онлайн.
Название Deadforce
Автор произведения Norbert Langenau
Жанр Языкознание
Серия Deadforce
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750225473



Скачать книгу

dringlichen Bitte, sie ehestmöglich an den Kaiser weiterzuleiten. Währenddessen hatte der Arzt in der Militärkaserne sich um den unbekannten Jungen gekümmert. Doch wann er aufwachen würde, war unklar. Enrique war bei ihm geblieben und wartete nun darauf, dass sein Kollege zurückkehrte, am besten mit dem Kaiser im Schlepptau. Doch er kehrte allein zurück.

      "Schlechte Nachrichten, ich konnte nicht zum Kaiser durchdringen. Die Elitegarde wird ihm die Neuigkeiten aber überbringen.", sagte Dave.

      "Das könnte ja bis morgen Vormittag dauern. Was, wenn er bis dahin erwacht ist und irgendein Unheil verkündet?"

      "Was denn für ein Unheil? Denkst du, er war vor etwas auf der Flucht?"

      "So erschöpft wie er war, wäre das durchaus denkbar."

      Plötzlich gab der Junge einen Laut von sich.

      "Aaah, mein Schädel. Was ist los?" Er sah sich um und versuchte, sich zu orientieren.

      "Er ist aufgewacht.", sagte Enrique sofort und sprach ihn an:"Junge, wie heißt du?"

      "Wie ich heiße? Was soll die Frage? Ich heiße Julian. Wie denn sonst?"

      "Weißt du, wo du dich gerade befindest?"

      "In Herbstweih?"

      "Was zur Hölle ist Herbstweih?", fragte Dave.

      "Das ist ein kleines Dorf nicht weit von hier entfernt. Im Osten, jenseits des Waldes, da wo er herkam.", antwortete Enrique.

      "Was meint Ihr mit "nicht weit von hier entfernt"? Sind wir etwa nicht in Herbstweih?"

      "Nein, du befindest dich in der Militärkaserne von Erudicor, der goldenen Stadt."

      "Die goldene Stadt...", murmelte Julian. Dann dachte er kurz nach. Plötzlich richtete er sich wie vom Blitz getroffen auf.

      "Das Dorf! Oh nein! Dann war das also gar kein Traum. Das darf nicht wahr sein!" Er wirkte verstört.

      "Was ist los? Was ist mit dem Dorf?", fragte Dave sofort nach.

      "Ich dachte, ich hätte nur geträumt. Alles, was ich noch weiß, ist, dass plötzlich alle in Panik herumliefen. Dann kamen sehr große Wesen in unser Dorf gelaufen und begannen, alle zu töten. Ich wollte mir ein Schwert schnappen und gegen sie kämpfen, doch dann verlor ich das Bewusstsein. Wahrscheinlich hatte mich einer von ihnen mit irgendetwas beworfen."

      "Was für Wesen waren das? Kannst du dich an sie erinnern?"

      "Ich erinnere mich daran, was passierte, nachdem ich wiedererwachte. Das will ich Euch erzählen."

      Alle lauschten gespannt seinen Worten. Nun waren alle Wachen in der Nähe sowie der Arzt um Julian herum versammelt, denn er hatte ganz schön viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

      Als ich erwachte und mich umsah, bemerkte ich, dass das ganze Dorf brannte. Überall lagen Leichen und die meisten Häuser waren schon abgebrannt. Doch einige Gestalten trieben sich noch herum und untersuchten, ob die Toten auch wirklich tot waren. So groß und muskulös wie sie waren, konnten es nur Trolle sein. Gerade, als ich aufstehen wollte, drückte mich irgendetwas wieder zu Boden. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, so starr vor Angst war ich. Eine hässliche Schweinefratze beugte sich über mich. Das war das Gesicht eines sehr mächtigen Trolls. Ich konnte seine Macht spüren. Er besaß sogar Stoßzähne, die er mir beinahe ins Gesicht gebohrt hätte, wenn er sich noch näher an mich herangewagt hätte. Er sah mir tief in die Augen und sagte:"Denkst du, das hier ist ein Traum, Junge? Du wirst dir wünschen, es wäre einer. Denn alle, die du jemals kanntest, sind nur noch Asche, zusammen mit dem Dorf, das einst deine Heimat war. Aber du hast Glück, denn wie es der Zufall so will, werden wir dich verschonen. Deshalb werde ich dir auch meinen Namen verraten, damit du weißt, wem du dein Leben verdankst. Ich bin Fröthljif, der mächtigste Troll, der dir jemals unterkommen wird. Und nun lauf, armseliger Wurm."

      Danach ließ er mich los und ich raffte mich so schnell ich nur konnte auf und lief. Ich lief immer weiter und weiter, so weit weg vom Dorf wie nur möglich. Schließlich erreichte ich den Wald, doch ich konnte nur daran denken, dass der einzig sichere Ort die goldene Stadt sein würde. Also lief ich immer weiter. Als ich dann den Wald überwunden hatte, waren meine Kräfte schon längst am Ende und als ich bemerkte, dass man mich entdeckt hatte, konnte ich endlich dem Drang nachgeben, mich fallen zu lassen. Anschließend habt Ihr mich hierhergebracht, wie es scheint.

      "Also waren es Trolle, die dein Dorf verwüstet haben?", fragte Dave nach.

      "Ja, ohne Zweifel. Und Fröthljif ist scheinbar ihr Anführer. Sie haben alle getötet. Jeden einzelnen. Nur mich haben sie aus irgendeinem Grund laufen lassen. Warum weiß ich immer noch nicht."

      "Aber warum haben die Trolle dein Dorf eigentlich angegriffen?", fragte Enrique.

      "Warum wohl? Weil sie bösartige Kreaturen sind, die andere Völker geringschätzen. Ihnen bedeutet doch kein Leben außer ihrem eigenen etwas. Jemand sollte irgendetwas unternehmen gegen diese Ärsche. Ich meine die nehmen sich einfach, was sie wollen und tun, was sie wollen. Und die schaffen das auch noch. Es wäre doch die Aufgabe der Armee von Anthem Gows, sich ihrer anzunehmen und sie zu vernichten. Ich dachte, wir leben in Zeiten des Friedens? Wie kann dann so etwas geschehen?" Julian war außer sich. Zweifellos war ihm die Zerstörung seines Dorfes sehr nahe gegangen. Er hatte dort sein ganzes Leben verbracht und alle Leute persönlich gekannt. Mit den meisten war er sogar sehr gut befreundet gewesen und nur mit den wenigsten hatte er kleine Dispute gehabt.

      "Wir wussten bisher nicht, dass es Probleme in unserem Reich gab.", antwortete Dave und versuchte, sich herauszureden. "Davon abgesehen sind wir für die goldene Stadt zuständig."

      "Ja, natürlich. Die große goldene Stadt ist nun mal wichtiger als ein unbedeutendes, kleines Dorf voller unschuldiger Bürger."

      "Julian, es tut mir leid um dein Dorf.", sagte Enrique und er meinte es auch ehrlich. "Ich hätte diese Katastrophe gerne verhindert, wenn ich nur vorher davon gewusst hätte. Aber wir werden dafür sorgen, dass diese Trolle bekommen, was sie verdienen."

      "Die verdienen nichts Anderes, als bei lebendigem Leib gehäutet zu werden.", gab Julian düster von sich. Er würde niemandem verzeihen, der jemanden tötete, der ihm nahesteht.

      "Sie verdienen zweifellos den Tod. Aber etwas so Grausames wie lebendig häuten verdient doch kein Wesen, meinst du nicht auch?"

      "Da bin ich mir nicht so sicher."

      "Egal.", warf Dave ein. "Morgen früh werden wir dich zum Kaiser bringen oder vielleicht kommt er auch zu dir. Dann kannst du persönlich mit ihm reden und ihm erzählen, was passiert ist. Er wird sich darum kümmern, dass die Gerechtigkeit siegt."

      "Wie kommt Ihr darauf, dass er mich empfangen wird?"

      "Die Nachricht von deinem Erscheinen wurde schon weitergeleitet. Ich bin sicher, der Kaiser wird wissen wollen, was genau es damit auf sich hat. Sobald er von dem Trollangriff erfährt, wird es ihn noch mehr interessieren. Denn unser Kaiser ist darauf bedacht, den Frieden mit allen Mitteln zu wahren."

      "Es wird aber keinen Frieden mehr geben, wenn Trolle ungestraft durch das Kaiserreich ziehen.", erwiderte Julian. "Man muss so schnell wie möglich etwas dagegen unternehmen. Ansonsten war mein Dorf nur das erste von vielen. Wenn ich doch nur wüsste, ob noch irgendjemand lebt. Wenn ich zumindest wüsste, ob Otto und Lisa noch leben."

      "Wer sind Otto und Lisa?", fragte Enrique.

      "Das sind meine beiden besten Freunde. Wir kennen uns schon, seit wir kleine Kinder waren. Wir haben immer miteinander gespielt und ständig zusammen etwas unternommen. Ich will einfach nicht glauben, dass sie nun beide tot zwischen den Trümmern unserer Häuser liegen."

      Julian liefen Tränen über das Gesicht.

      "Ich verspreche dir, dass sie beide noch am Leben sind.", sagte Enrique.

      "Wie könnt Ihr Euch anmaßen, dieses Versprechen auch halten zu können?"

      "Vielleicht kann ich es nicht halten. Aber ich möchte es mit aller Kraft tun. Womöglich macht auch das einen Unterschied. Es ist