Deadforce. Norbert Langenau

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Название Deadforce
Автор произведения Norbert Langenau
Жанр Языкознание
Серия Deadforce
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750225473



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Das ist großartig, Julian. Somit hat es wenigstens etwas Gutes, dass sich meine Tochter verletzt hat. Natürlich meine ich das nicht so, aber bisher sah ich überhaupt nichts Positives an der Sache. Nun denn, wann beginnen wir mit der Einweisung in die verschiedenen Reiche?"

      "Wie spät ist es denn?"

      "Es ist nun schon kurz vor Mittag. Du wolltest ursprünglich am Nachmittag beginnen. Bleibst du dabei?"

      "Nun ja, da würde eigentlich noch ein Wildschweinbraten im "Zum Goldhaus" auf mich warten, den ich vorher vorbestellt habe."

      "Stimmt, den hast du auch kurz erwähnt. Allerdings warst du sehr spartanisch, was die genaue Definition der Speise mitsamt Beilagen angeht. Erläutere mir noch einmal, was alles dabei ist."

      "Aber wozu soll das gut sein?"

      "Wenn du mir sagst, wie sich die Speise zusammensetzt, dann gehen wir einfach beide ins Goldhaus und essen dort etwas. Ich lade dich ein und kann dir nebenbei gleich den Unterricht über die einzelnen Reiche geben."

      "Eine wirklich gute Idee, mein Kaiser. Also der Wildschweinbraten wird in einer herzhaften Sauce mit Preiselbeeren und Kartoffelkroketten serviert. Mehr wurde mir auch nicht gesagt."

      "Das klingt ja himmlisch. Lass uns gehen. Ach, bevor ich es vergesse. Der Mann da hinten..." Theron zeigte auf den alten Mann in dunkelblauer Robe. "Das ist mein Hofmagier Azurro." Azurro streckte Julian seine Hand aus. "Freut mich, Euch kennen zu lernen. Wir beide werden Eure Reise planen, nachdem Euch der Kaiser informiert hat."

      "Sehr erfreut, Hofmagier Azurro. Habt Ihr schon eine Idee, wo ich zuerst hingehen soll?"

      "Nein, das ist alles Euch überlassen. Ihr könnt nach Belieben wählen."

      "Gut, dann werde ich mir erst einmal die Informationen über alle einzelnen Reiche anhören und anschließend entscheiden. Dann bis später."

      "Bis nachher."

      Anschließend brachen Theron, Julian sowie Theodor mit drei weiteren Männern der Elitegarde in Richtung des Goldhauses auf. Als sie schließlich dort angekommen waren, erkannte der Kellner Julian sofort wieder. Allerdings war er nicht darauf vorbereitet, dass sein Begleiter der Kaiser höchstselbst war.

      "Eure Majestät, was für eine Ehre, dass Ihr hier in unserem bescheidenen Gasthaus speisen wollt." Bei diesen Worten verbeugte sich der Kellner so tief er konnte.

      "Es braucht also nur eine einflussreiche Person und schon findet er seine Manieren wieder.", dachte Julian.

      "Wir haben heute als Tagesgericht einen Wildschweinbraten...", begann der Kellner.

      "Danke, ich bin bereits darüber informiert worden. So einen hätte ich gerne."

      "Natürlich, mein Kaiser. Wir werden ihn sofort zubereiten."

      "Ich möchte meinen vorbestellten Braten dann auch haben, bitte.", sagte Julian, während der Kellner schon in der von Mauern umringten Küche verschwand. Theron und Julian nahmen an jenem Tisch Platz, an dem er zuvor auch mit Marlene gesessen hatte. Theron saß auf demselben Stuhl. Nachdem zwei Krüge voll mit feinstem Bier serviert wurden, begann Theron bereits mit seinem Unterricht über die Länder der Erde.

      "Also, mit welchem Reich möchtest du beginnen?", fragte er Julian.

      "Keine Ahnung.", gab dieser zur Antwort.

      "Dann nehmen wir eben deine Heimat. Also Raspetanien ist bekannt als das Reich der Gleichheit. Diesen Titel trägt es zurecht, denn es ist noch ein Stück besser als mein geliebtes Anthem Gows. Denn in Raspetanien ist man zu allen freundlich und jeder ist willkommen, ganz egal, von wo er stammt oder wie er aussieht. In Raspetanien betrachten sich die Menschen als gleichwertig. Ich würde sogar behaupten, dass Raspetanien der letzte Zeuge der einst großen Taten von Tatjana ist."

      "Wer ist Tatjana?", fragte Julian sofort.

      "Tatjana lebte vor vielen Jahren, aber noch in diesem Zeitalter."

      "Zeitalter?", fragte Julian erneut, sichtlich verwirrt.

      "Mein Gott, Junge, hast du jemals ein Buch gelesen?"

      "Ja, aber ich habe dennoch nie etwas über ein Zeitalter gehört."

      "Na schön, wir leben im Zeitalter der Menschen. Es ist das dritte seit Anbeginn. In diesem schon lange andauernden Zeitalter lebte auch Tatjana und sie hat viele große Taten vollbracht, die für die Menschheit von großer Wichtigkeit waren. Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Jedenfalls wird Raspetanien nicht von einem einzelnen Herrscher regiert, sondern von einem Rat aus fünf Herrschern. Jeder von ihnen regiert eine der fünf Herrscherstädte und diese sind über das gesamte Reich aufgeteilt. Bevor irgendetwas getan wird, das große Veränderung für das Reich bringt, einigen sich die fünf Herrscher darauf und erst wenn alle zustimmen, wird etwas verändert. Ohne Konsens keine Konsequenz. Das ist das Motto von Raspetanien. Es ist eigentlich unwichtig, in welcher der fünf Herrscherstädte du um Hilfe ansuchst, aber bedenke, dass sie auch das vorher womöglich besprechen wollen und letztendlich allein das Urteil der fünf Herrscher entscheidet, ob wir von ihnen unterstützt werden oder nicht."

      "Ich verstehe. Wenn es dort wirklich so ist, dass alle gleich behandelt werden, dann freue ich mich, aus einem so fortschrittlichen Land zu stammen."

      "Ja, Julian, darauf darfst du durchaus stolz sein. Welches Reich soll ich dir als nächstes erläutern?"

      "Ich habe keine Ahnung, wie wäre es mit Hanveltien?"

      "Hanveltien also. Das jüngste Reich unter jenen, die du besuchen wirst. Denn seine Gründer sind selbst nur etwas älter als ich. Sie stammen ursprünglich aus Anthem Gows und machten sich einen Namen als geschickte Kaufleute in Erudicor. Schließlich häuften sie sich so viel Reichtum an, dass sie damit nach Amerika reisten und dort ein vollkommen neues, riesiges Reich gründeten. Hanveltien ist friedlich und bietet jenen eine Heimat, die sie benötigen. Die beiden Herrscher, Wilhelm und Elisabeth, sind sehr freundliche und gütige Menschen. Es würde mich überraschen, wenn sie nicht gewillt wären, uns ihre Unterstützung zu schenken. Bei ihnen solltest du keine Probleme haben. Wie wäre es, wenn ich dir als nächstes das große Kaiserreich Shanto Gyar näher erläutere?"

      "In Ordnung, darüber wollte ich ohnehin mehr erfahren."

      "Shanto Gyar ist das einzige Kaiserreich unter jenen Ländern, die du bereisen wirst. Weißt du auch, was das bedeutet?"

      "Dass ich dort besonders auf mein Auftreten und mein Betragen achten soll?"

      "Ganz genau. Aber das ist noch lange nicht alles. Denn ein Kaiser ist etwas Anderes als ein König. Weißt du, warum ich ein Kaiser bin, Julian?"

      "Weil Ihr Anthem Gows gerecht regiert und es vor seinen Feinden schützt?"

      "Nein. Ich habe mich selbst zum Kaiser ernannt. Dieser radikale Schritt ist in der heutigen Zeit nicht gerne gesehen und ich habe mir dadurch viele Feinde gemacht, auch unter jenen, die eigentlich meine Verbündeten sein sollten. Aber dazu später mehr. Jedenfalls ist ein richtiger Kaiser, der sich nicht einfach selbst erhoben hat, sondern durch die Kraft des Schicksals zum Kaiser wurde, viel, viel mächtiger als ich es je sein werde. Einem Kaiser bringt man Ehrfurcht entgegen, Julian. Und bei keinem Kaiser solltest du das mehr tun, als bei der Kaiserin von Shanto Gyar."

      "Shanto Gyar wird von einer Frau regiert? Das wusste ich ja noch gar nicht."

      "Ja, so ist es. Sie ist wahrscheinlich der mächtigste Mensch auf unserer Welt, abgesehen von Beatron vielleicht. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass sie den Titel "Kaiserin" durchaus zurecht trägt. Sie herrscht über ein gigantisches Reich mit einer riesigen und stetig wachsenden Bevölkerung und sie hat absolut alles im Griff. Aber da so viele Menschen in Shanto Gyar leben, geht die Individualität verloren. Viele von ihnen leben vollkommen identische Leben. Sie machen jeden Tag dasselbe, so lange bis sie sterben. Die Kaiserin muss sich aber um die Bedrohungen von außen kümmern und hat nicht viel Zeit für die wichtigen Probleme im Inneren des Reiches. Dennoch ist sie sehr gütig und hört im Normalfall jeden einzelnen Bürger ihres Reiches an, wenn er es denn wünscht. Jeder, der ihr etwas zu sagen hat, kann zu ihr gehen und mit ihr reden. Gerade diese