Название | Die Brücke zur Sonne |
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Автор произведения | Regan Holdridge |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754170441 |
„Hmm“, machte Matt und schürzte die Lippen. Ihre Kommunikation schien noch schlechter zu sein, als früher in der Villa und er selbst war viel zu sehr mit seiner Arbeit beschäftigt, als dass es ihm jemals aufgefallen wäre, dass eine seiner Töchter sich kaum noch in der Hütte blicken ließ. Er überlegte, wann er Patty das letzte Mal zu Gesicht bekommen hatte, doch es fiel ihm beim besten Willen nicht ein.
„Ich mache mir ernsthaft Gedanken.“ Rachels Stimme klang fordernd und bissig. „Ich habe gestern mit ihrer Klassenlehrerin gesprochen. Sie sagt, dass Patty regelmäßig zu spät kommt oder die Schule ganz schwänzt!“
„Ach, jetzt komm schon!“ Beschwichtigend hob Matt die Arme. „Sie ist jung und in einem Alter, in dem junge Leute eben ihre Grenzen austesten! Lass sie doch! In ein paar Monaten gehen wir sowieso zurück nach England, was soll’s?“
„Was es soll?!“ Rachels Stimme überschlug sich. „Sie ruiniert sich ihren Ruf! Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was sie so alles treibt, wenn wir nicht wissen, wo sie sich aufhält!“
Beruhigend schüttelte Matt den Kopf. „So schnell bricht sich niemand den Hals – auch unser kleines, verwöhntes Töchterchen nicht!“
„Ich meine damit keine Halsbrüche!“ Rachel war aufgesprungen. Ihre Faust krachte auf den Tisch. „Sie treibt sich mit Jungs herum und sie hat angefangen zu rauchen! Möchtest du dir vorstellen, was sie sonst noch alles anstellt? Ich lieber nicht, nach allem, was mir ihre Lehrerin erzählt hat!“
„Ach so?“, machte ihr Mann und biss nachdenklich in ein Stück Apfelkuchen. „Von was war denn die Rede, wenn ich das erfahren darf?“
„Unsere Tochter genießt inzwischen den Ruf der Schulmatratze! Und ich glaube kaum, dass ich dich darüber aufklären muss, was das zu bedeuten hat, oder?“
Ein wenig verdutzt starrte Matthew zu ihr hinauf, während Rachel immer noch über dem Tisch lehnte, sich beinahe drohend vor ihm aufbauend. Er würgte den Bissen hinunter.
„Patty wird doch erst fünfzehn! Sie hat doch noch keine Ahnung!“
„Derart blauäugig kannst auch nur du sein! Weil du dich mit deinem überschwänglichen, väterlichen Einsatz ja auch so ausführlich darum kümmerst, was deine Töchter den ganzen Tag lang treiben!“
„Ich soll mich darum kümmern, ja?“ Langsam schob Matt den Stuhl zurück. Mit einem leisen Schlag landete seine Serviette auf den Tisch. „Und wie wäre es, wenn du dich deiner Töchter annehmen würdest?! Falls es dir entgangen sein sollte: Ich habe einen anstrengenden Job zu erfüllen! Du dagegen treibst dich ja nur mit deinem Modeverein herum!“
„Fängst du etwa schon wieder damit an, mir meinen Modeverein schlechtreden zu wollen?!“ Wutentbrannt gingen die beiden aufeinander los, wie zwei wilde Tiere und Matt zögerte nicht lange, noch eins draufzusetzen: „Das einzige, was dir in deinem Leben überhaupt von Bedeutung ist, sind Geld und dein Name! Nur darum machst du dir Sorgen, nicht um unsere Tochter! Nein, du machst dir nur darum Gedanken, dass sie deinen geheiligten Namen in den Dreck ziehen könnte!“
„Es ist dir wohl völlig entfallen, dass dies auch dein Name ist!“, entgegnete Rachel überlegen und warf mit einer heftigen Bewegung den Kopf zurück. „Außerdem lebst du ja auch nicht schlecht auf die Kosten des Vermögens, das mein Vater mir hinterlassen hat!“
Matt musste die Augen schließen, um sich beherrschen zu können. „Hör endlich auf damit! Dieses leidige Thema steht mir bis sonstwo!“
„Und weißt du, warum? Weil es die Wahrheit ist! Du kannst nicht damit leben, dass mir das Vermögen allein gehört!“
„Stell dir vor: Dass ich keinen Cent davon erben würde, war mir schon vor unserer Hochzeit klar! Du und dein Vater – ihr habt mehr voneinander, als euren Mitmenschen lieb sein kann!“
„Vater war der gütigste Mensch, den ich jemals gekannt habe!“, brauste Rachel auf und schlug erneut mit der Faust auf den Tisch, diesmal fester. Einer ihrer Fingernägel brach ab, sie registrierte es nicht. „Es ist doch wohl selbstverständlich, dass er Angst um seine Tochter hatte!“
„Natürlich“, stimmte Matthew großmütig zu. „Es ist ja auch ganz selbstverständlich, dass bis zu dem Tag, an dem er endlich unter der Erde verscharrt wurde, seine Lieblingsbeschäftigung darin bestand, seinen Schwiegersohn zu tyrannisieren!“ Gespielt entsetzt schlug er die Hände ineinander und drehte die Augen gen Decke. „Ach, Matthew, mein Sohn!“, flötete er mit verstellter Stimme. „Wirst du denn überhaupt jemals fähig sein, meiner Tochter den nötigen Lebensstandard zu bieten? Einen Arzt hatte ich mir nun wirklich nicht als zukünftigen Schwiegersohn vorgestellt!“ Matts Fäuste donnerten krachend auf die Tischplatte. „Nein! Ich hatte mir auch keinen solchen Schwiegervater vorgestellt und erst recht keine Frau, die ihm, je länger ich mit ihr verheiratet bin, ähnlich wird wie ein Zwilling!“
Empört stieß Rachel einen Schrei aus: „Niemand wagt es, ungestraft so über meinen Vater zu sprechen!“
„Oh doch! Ich! Ich wage es! Und ich wage sogar noch viel mehr! Hätte ich damals nämlich schon erkannt, was ich heute weiß, dann hätte ich dich irgendeinem Wirtschaftsboss oder Finanzheini überlassen, von dem dein Vater immer geträumt hat! Vielleicht wärst du dann zur berühmten Londoner Modeschöpferin aufgestiegen und hättest die Firma nicht an den erstbesten, reichen Konzernchef verhökert, der mit den nötigen Scheinchen unter deiner Nase gewedelt hat! Also, tu’ nicht so scheinheilig! So viel kann dir das Lebenswerk deines werten Herrn Vaters nicht bedeutet haben!“
„Gut, dass du mir jetzt endlich die Augen geöffnet hast! Dann weiß ich ja, was ich als nächstes zu tun habe!“
„Das freut mich für dich, aber lass mich dabei bitte aus dem Spiel!“
Ohne Rachel die Chance zu geben, etwas zu erwidern, lief er mit großen Schritten zur Haustür und ließ sie hinter sich offenstehen. Er rannte zur Einfahrt hinaus, quer über die Grasebene. Immer schneller trugen seine Beine ihn den Hügel hinauf, bis er völlig außer Atem stehenbleiben und verschnaufen musste. Schon nach wenigen Sekunden jedoch trieb der Zorn ihn weiter und erst, als er den Waldrand erreichte, merkte er, wie er sich innerlich wieder ein wenig beruhigte.
* * *
An diesem Donnerstagnachmittag brannte die Sonne besonders heiß und stechend auf den Landstrich zwischen der Silver Range und dem Snake River herab. Der Hochsommer drängte seinem Höhepunkt entgegen und ließ manchen der Männer sehnsüchtig vom weit entfernten Wintereinbruch träumen. Die vor wenigen Wochen noch grünen Weiden der Prärien hatten sich in ödes, eintöniges Braun verwandelt, das nur von den immergrünen Laubbaumwäldchen durchbrochen wurde. Über den Sandflächen, nahe der im Norden liegenden Felsen, flimmerte ein dünner Streifen Hitze dicht über dem Boden und das Bett des schmalen Flüsschens lag bis auf ein schmales Rinnsal ausgetrocknet.
Träge grasten die Rinder der großen, über gut eine Meile verteilten Herde die dürren Halme ab oder lagen müde von den niederbrennenden Sonnenstrahlen mit fast geschlossenen Lidern im Halbschlaf. Der schwüle Wind trug ihr Muhen und Kauen weit über die stille Ebene hinweg, fast bis hinüber nach Silvertown.
Gegen Mittag frischte die Brise von Westen her auf und brachte endlich die ersehnte Abkühlung. Erschöpft nahm Trey sich den verstaubten, grauen Hut vom Kopf und wischte mit dem Ärmel seines Hemds über die mit Schweißperlen bedeckte Stirn. Von dem langgestreckten, grasbewachsenen Hügel aus hatte er einen weiten Blick über die Herde und das Land und erleichtert stellte er fest, dass die Rinder heute ausgesprochen ruhig und gehfaul waren.
Plötzlich vernahm er Hufgetrappel hinter sich und eine Stimme rief: „Na, deinen schlauen Job möchte ich auch Mal kriegen! Eben habe ich wieder eins dieser verflixten Viecher eingefangen! War schon auf dem Weg in Richtung Canyon!“
„Oho!“ Gespielt bemitleidend verzog Trey das Gesicht. „Dabei sind die lieben Tierchen heute doch so brav und anständig!“
Alec dirigierte seine