Go West - so war es wirklich. Srecko Soprek

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Название Go West - so war es wirklich
Автор произведения Srecko Soprek
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750226449



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beim Mittagessen.

      Kics Mutter stellte das Mittagessen auf den Tisch aber der Vater war mit der Suppe nicht ganz zufrieden.

      Er goss Die auf den Boden und putzte den Teller mit seinem Pulli vorsichtig ab.

      Nein, nicht deswegen dass dieser sauber wird – sondern deswegen dass der schneller fliegt!

      Er versuchte Mutter, welche schon auf der Flucht war, mit dem Teller zu treffen.

      Alle saßen ruhig (ohne Bewegung – um nicht in die Flugbahn des Tellers zu kommen!) aber Kic war neugierig und neigte sich nach vorne um alles besser zu sehen.

      So traf der Teller seinen Kopf.

      Um ihn zu beruhigen sagte Felix dass das nicht sehr schlimm sei und Kic fragte neugierig: “So, und was wäre dann schlimm?“

      Felix sagte ruhig zu ihm: “Schlimm wäre, wenn das mein Kopf wäre.“

      Kics Vater hat ein uraltes Taxi gehabt und Kic konnte sich nach ein paar Jahren auch Schlittschuhe leisten.

      Die Beiden waren die Einzigen weit und breit die so was hatten.

      In den Augen der Anderen, waren sie so etwas wie Bill Gates heute in Amerika.

      Ihr Glück war, dass die (Jahre später sehr beliebte!) „Entführungswirtschaft“ noch nicht erfunden wurde.

      Sie suchten immer größere und größere Eisflächen aus.

      In ihrem Bach gabs auf einmal überhaupt kein Wasser mehr!

      Die Zagreber Brauerei brauchte aber immer mehr und mehr Eis für ihr Bier!

      Und eines schönen Januartages (ende 50er Jahre) hat Felix über den kleinen Kunstdamm, auf welchem der kleine Zug (enge Gleise waren nur ca. 70 cm breit) von Zagreb nach Samobor fuhr, geklettert und hat „Es“ zum ersten Mal gesehen!

      Den Horror-Film „Es“ (nach dem Buch vom Stephen King) hat er erst 60 Jahre später gesehen und die geheimnisvolle Stimmung in dem Film kam ihm bekannt vor.

      Der Bach wurde mit einem Holzdamm gesperrt und in eine Mulde (so groß wie 5 Fußballfelder) umgeleitet.

      Der Damm erinnerte Felix an Palisaden welche die Kannibalen als Schutz gegen den Tarzan und seiner Elefanten gebaut haben.

      Von einer Seite wurde die Mulde vom Zug-Damm geschlossen. An der anderen Seite war der Bach, und 2 Seiten haben sie angeschüttet – aber wie?

      Damals wusste er noch nicht dass der Leonidas Erste und seine 300 Griechen eine solche Schutz-Wand mit den getöteten Persern von Xerxes Armee gemacht haben.

      Aber er wusste dass die Chinesen in ihre Wunderwand auch die Toten „eingebaut“ haben.

      Felix war sicher dass auch diese Wand nicht nur aus der Erde besteht und glaubte hier und dort ein Fuß oder Hand zu sehen.

      Und dort standen Die - wie aus einer anderen Welt!

      Es wurde langsam Abend, die Sonne ging runter, aber es wurde nicht dunkel, weil die andere Seite brannte.

      Es brannten Hunderte Lagerfeuer und ringsum standen viele alte Lastwagen aus dem Zweiten Weltkrieg!

      Felix sah eine Menge Gestalten in dicken Gummianzügen (oder waren das keine Anzüge?), mit langen Stahlhacken wie Hellebarden – (gut dass er damals den Film „Candy Man“ noch nicht gesehen hat) und andere mit Beilen in den Händen!

      Es herrschte eine unheimliche Stille und es brannten Feuer überall!

      Er war sicher dass Die keine Kaltblüter sind – anscheinend liebten sie Feuer sehr.

      Und sie tranken etwas aus den braunen (oder roten?) Flaschen. War das Blut?

      Felix dachte an den Grafen Dracula und seinen ständigen Durst.

      Erst später erfuhr er dass die Kästen keine Särge, sondern die Bierkästen waren.

      Felix „wusste“, dass er ganz schnell weg muss.

      Wenn diese ihn erwischen wird er tot sein und das war ihm ganz klar.

      Aber wie sollte er verschwinden?

      Es war kein Eis in dem Bach, und er hatte Schlittschuhe an!

      Aber sein Vater hat ihm auch einen Schlüssel gegeben. Ja, der war da, und in einer Minute hat er seine Schlittschuhe runter gezogen und nach Hause gerannt.

      Am nächsten Tag fragte ihn sein Vater ob er gestern gut gelaufen ist und er sagte: “Es war aber kein Wasser in dem Bach.“

      Alle lachten und meinten dass er genauer hinsehen sollte!

      Er ging zum Bach und der floss wie immer freundlich und ruhig. Seitlich war er vereist und die Holzpalisaden waren nicht da!

      Der kleine Zug fuhr wie immer ruhig und leise vorbei.

      Felix wusste nicht mehr, ob er das alles geträumt hat, oder nicht?

      Hätte er aber besser zugeschaut, würde er tief in dem Gebüsch ein verstecktes Loch, welches nur provisorisch mit den Bretter und Erde zugedeckt wurde, sehen können.

      In diesem Loch fängte der geheime Kanal welcher durch den Damm lief, an.

      Das wussten nur die „Gummimenschen“ und er – aber erst viel später.

      Und dann, es war Samstag, ein sonniger Tag im Februar 1958. und Kic und Felix wollten Schlittschuh fahren gehen. Felix hat ihm vorgeschlagen über den Damm zu klettern und dann sahen sie es wieder - eine endlose Weite mit Eis bedeckt.

      Sie haben von ihren Aussiedler gehört dass es so was tatsächlich gibt – aber in Kanada.

      Felix dachte in der Mitte einen weißen Polarbären zu sehen.

      Der wollte durch ein Loch gerade ein Fisch holen als die Eskimos kamen und vertrieben ihn.

      In der Tat war aber absolut kein Mensch da!

      Und sie fuhren den ganzen Tag über hin und her.

      Dort wo es überhaupt keine Wasserströmung gab, sah das Eis wie eine dünne Fensterscheibe aus.

      Es war schon ganz unheimlich drüber zu fahren und in die dunkle Tiefe zu schauen.

      Noch spannender war es, wenn das Eis quietschte und hinter ihnen kleine Risse entstanden.

      Kic fragte ihn was soll er machen, wenn das Eis bricht und Felix versuchte ihn zu belehren.

      „Du musst deine Schlittschuhe in die Hände nehmen und sich mit deren Hilfe auf das Eis rausziehen.“

      Kic fragte ängstlich: „Und das kann funktionieren?“

      Felix sagte ganz ernst: „Ja – theoretisch!“

      Und dann kamen die Gummimenschen mit langen Hacken und Beilen.

      Bald brannten die Lagerfeuer von allen Seiten!

      Kic und Felix starrten die Gummimenschen ähnlich wie Robinson Crusoe (nach Erzählungen von Daniel Dafoe) im Jahr 1710 die Kannibalen auf seiner Insel gestarrt hat, an.

      Und Diese starrten die Beiden so an, als ob sie ein Paar Roten (passend zum Bier) wären!

      Deren roten Augen betrachteten sie (unter ihren Gummikapuzen) ständig ganz aufmerksam.

      Manchmal saßen sie rund um das Feuer (Felix erinnerte sich an die Ritter der Tafelrunde und König Arthur – aber diese dort waren sicher keine Ritter) und überlegten wie sie, sie kriegen könnten.

      Felix sagte vertraulich zum Kic: “Keine Angst, die können nur bis zu einer Tiefe vom 1,0 m gehen, auf das Eis werden sie nie hinaufklettern können und wenn doch, wir sind viel schneller.“

      Gummimenschen schnitten das Eis, luden Lastwagen voll und fuhren dann weg. Die Feuer gingen aus und es waren immer weniger Gummimenschen da. Am Tagesende blieben die Beiden allein auf der riesigen Eisscholle welche in der Mitte des Sees schwamm.

      Ringsum