ALLES für NICHTS. Volker Bauch

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Название ALLES für NICHTS
Автор произведения Volker Bauch
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783738014020



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wieder auf Ungereimtheiten be züglich meiner Person. Sobald mein Name fiel, ging die Klappe runter und es folgte Ablehnung auf Ablehnung. Jürgen verlangte eine Erklärung von mir.

      Indessen feierte Doris ausgiebig ihre wiedererlangte Freiheit. Bereits am Abend des Scheidungstags, muss es in einer Korbacher Diskothek zu einer regelrechten „Volker BauchBefreiungsParty“ gekommen sein.

      An der Beerdigung ihres ExSchwiegervaters nahm sie erst gar nicht teil. Inzwischen hatte sie eine Liaison mit einem Mann, der über zig Jahre zu meinem engsten Freundeskreis gehörte. Bereits vor unserer Ehe hatten beide ein Verhältnis miteinander. Damals kehrte sie reumütig zu mir zurück. Sie war so überzeugend, dass ich ihr glaubte und sie heiratete.

      Auch wenn die Sache Jahre zurück lag, wir inzwischen geschie den waren und ich keinerlei Recht mehr hatte, mich in ihr Leben einzumischen, diese erneute Verbindung empfand ich als reinste Provokation und Verhöhnung unserer gemeinsamen Zeit und Ehe.

      Und sie genoss ihren Triumph. Sie wusste genau, wie sie mich verletzen konnte. Und es gelang ihr bestens.

      Auf einer Veranstaltung, wo beide auftauchten, rastete ich förm lich aus, was ansonsten überhaupt nicht meine Art ist. Der Alko hol hatte alle Lügen und Enttäuschungen von damals wieder her vorgeholt, die ich längst in meiner Seele begraben wähnte. Ich bekam einen regelrechten Blackout.

      Das Band zwischen Doris und mir war nun endgültig zerrissen, auch wenn ich mich später für mein Verhalten entschuldigte. Der

      KameradschaftsClub, in dem ihr neuer „Alter“ und ich, trotz al lem noch gemeinsam aktiv waren, hatte sich nun auch erledigt. Man wollte mit mir nichts mehr zu tun haben und kündigte mir die Mitgliedschaft.

      Die Sache zwischen Doris und dem „Kameraden“ hielt nicht lange.

      Anscheinend merkte sie sehr schnell, auf was für einen Typen sie sich da eingelassen hatte. Der Traumprinz war anscheinend nur ein stinkender Frosch.

      Dem „Kameraden“ sollten noch viele folgen. Und oftmals waren sie aus meinem ehemaligen Bekannten oder Freundeskreis.

      Die Kripo übersandte mir eine Vorladung zur Vernehmung. Von den Erpressern hatte ich nach der Durchsuchungsaktion nichts mehr gehört. Ich vermutete, sie hatten mitbekommen, dass die Sache aufgeflogen und ich, als ihr Werkzeug, unbrauchbar gewor den war. Auch Beate erzählte mir nichts mehr von weiterem Terror oder Bedrohungen. Ich überlegte, reinen Tisch zu machen und auszusagen.

      Am Abend vor dem Vernehmungstermin hatte ich noch ein ge schäftliches Treffen mit Ilona und Jürgen, wo Beate ebenfalls mit anwesend war. Die Gerüchte, die über mich liefen und die ableh nende Haltung aller Stellen, sobald es um unsere gemeinsamen geschäftlichen Aktivitäten ging, hatten beide stark verunsichert. Kritisch fragte Jürgen immer wieder nach und verlangte, endlich Klarheit zu bekommen.

      Meine Entscheidung war bereits gefallen, am nächsten Tag bei der Kripo auszusagen. Der Druck war nicht mehr auszuhalten. Zu viele Leute hatte ich zu oft mit meinem merkwürdigen Ver halten vor den Kopf stoßen müssen und war immer eine Erklä rung schuldig geblieben. Es reichte. Ich hatte alles verloren, was ich besaß und was mir lieb und teuer war. Geblieben war nur noch ein Häuflein Elend, das verzweifelt ums Überleben kämpfte. Es gab nur noch einen Menschen, der unverdrossen an meiner Seite blieb. Und das war Beate.

      Ich wollte und musste jetzt Farbe bekennen und es sprudelte nur so aus mir heraus. Ich erzählte die ganze Geschichte von An

      fang an und ließ nichts aus. Die Blicke von Ilona und Jürgen wur den immer ungläubiger. Wie versteinert saßen sie mir gegenüber, während ich unaufhörlich erzählte. Schweigend verfolgte Beate meine Schilderung der Ereignisse. Als ich am Ende war, standen Ilona und Jürgen auf und verließen wortlos den Raum.

      Beate und ich fuhren in ihre Wohnung und wir redeten die gan ze Nacht.

      Sie verstand nun und konnte sich manche Vorkommnisse erklä ren. Sie begriff, dass ich nicht anders handeln konnte aus Angst um sie, die Kinder und andere. Wenn es nur um mich allein ge gangen wäre, hätte ich mit Sicherheit anders reagiert. Es war eine Nacht voller Tränen.

      Die KHKin SAGLLÖHN ER empfing mich in ihrem Büro des Kripogebäudes:

      „In was für eine Sache sind Sie da nur rein geraten, Herr Bauch?“

      „Haben Sie schon einmal etwas von Erpressungen bei Korba cher Geschäftsleuten gehört?“ schaute ich sie fragend an.

      „Uns ist in dieser Richtung schon etwas zu Ohren gekommen. Aber wenn niemand Anzeige erstattet, können wir nicht tätig werden.“

      Eine ähnliche Aussage hatte ich schon einmal gehört.

      „Doch nun zu Ihnen“, fuhr sie fort, „zuerst müssen wir Sie er kennungsdienstlich behandeln, dann machen wir das Protokoll. Vorher muss ich Sie belehren, dass Sie nicht aussagen brauchen oder auch einen Anwalt hinzuziehen können. Wie wollen Sie es halten?“

      „Ich sage aus und einen Anwalt brauche ich nicht.“

      Meine Antwort war klar und deutlich. Was dann folgte, auch. Man nahm meine Fingerabdrücke und machte Fotos. Ich war Be standteil der Verbrecherkartei.

      In der Vernehmung war die Freundlichkeit der SAGLLÖHN ER wie weggeblasen.

      Ich erzählte die Dinge so, wie sie vorgefallen waren. Doch sie glaubte mir kein Wort. Immer wieder drängte sie mich zu zuge ben, dass alles allein meine Idee war und die Erpressungen reine Schutzbehauptungen seien.

      Zu meinem Erstaunen, erfuhr ich, dass man tatsächlich über eine Million DM auf das Konto der DBank überwiesen hatte. Ein Mitarbeiter dort hatte anscheinend „geschlafen“. Das Geld wurde jedoch sofort zurück transferiert. Nicht eine der Firmen war geschädigt worden.

      Ich erklärte, dass ich unter Druck der Erpresser gehandelt hätte, die Sache aber extra so gedreht hätte, dass sie nicht funktionieren und erfolgreich sein konnte. Den Unterschied zwischen den bei den Lastschriftverfahren verstand sie nicht und wollte es auch gar nicht.

      Vielmehr konstruierte sie als mein Motiv, finanzielle Probleme gehabt zu haben.

      Die Konten anderer Firmen hätte ich angezapft, um mich berei chern zu wollen. Dazu hätte ich mich falscher Namen und Doku mente bedient, um mich zu tarnen.

      Ich erklärte, wenn ich eine Bereicherungsabsicht gehabt hätte, wäre ich die Sache anders angegangen. So aber sei eine Bereiche rung nicht möglich gewesen. Und das war eben genau beabsich tigt.

      Ich bestand darauf, dass eine Strafanzeige wegen Erpressung zu meinem Nachteil aufgenommen wird und gab Beate als Zeugin an, die ebenfalls Opfer von Verfolgung und Bedrohung gewesen war. Die SAGLLÖHNER teilte mit, dass dies ein gesondertes Verfahren sei. Ich müsse dann eine neue Aussage machen.

      Die Vernehmung dauerte über drei Stunden. Ich war fix und fertig, aber auch froh, dass nun alles raus war. Abends riefen Ilona und Jürgen an und teilten mit, nichts mehr mit mir zu tun haben zu wollen...

      In der Stadt machte es die Runde, dass ich in irgendwelche dunk le Geschäfte verwickelt sei und im Visier der Kripo stünde. Meine Vernehmung bekamen ja genug Bekannte mit, die bei der Kripo tätig waren und sich wunderten, mich dort zu sehen. Die KHKin SAGLLÖHN ER hatte zwar erklärt, in einem laufenden Verfah ren würde aufgrund des Dienstgeheimnisses nichts nach draußen gehen. Aber das stand nur auf einem Blatt Papier. Und schon gar nicht galt dies für Korbach.

      Die Sache war das Gesprächsthema schlechthin. Natürlich sprach mich niemand persönlich an. Dazu waren die Leute zu feige. Es setzte ein schleichender Prozess der Isolation ein. Man zog sich zurück, teils aus Unsicherheit, teils aus Angst, in irgendetwas hin eingezogen zu werden, oder man befürchtete, dass es auf einen selbst abstrahlen könnte. Doch hinter den Kulissen glühten die Köpfe.

      Neid und Missgunst waren schon immer treue Begleiter auf mei nem Weg. Damit konnte ich umgehen. Nun kamen noch Scha denfreude und Gehässigkeit dazu. Man rieb sich die Hände, ohne überhaupt etwas Genaues zu wissen. Aber das war