ALLES für NICHTS. Volker Bauch

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Название ALLES für NICHTS
Автор произведения Volker Bauch
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783738014020



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es diesen Gangstern ernst mit der Sache war, merkte ich ziemlich schnell.

      Beate berichtete, dass sie das Gefühl hätte, unter permanenter Beobachtung zu stehen. Abends wäre immer dieses Auto mit den Typen in der Nähe der Wohnung und einmal sei man ihr bis in die Innenstadt gefolgt. Sie hätte diese Leute aber nicht genau ge sehen oder beschreiben können.

      Eins war klar: Von mir verlangten die Verbrecher kein Geld mehr. Sie wollten das ganz große Ding und ich sollte als Erfüllungsge

      hilfe herhalten, wenn etwas schief gehen würde.

      Ich musste also a) den Beweis erbringen, dass die Sache nicht klappt, und b) es durfte nicht über PRO MEDIA beziehungswei se über meinen Namen laufen. Und letztendlich sollte auch keine der Firmen geschädigt werden.

      Ich befand mich in einer Situation, in der ich nur falsch han deln konnte, aber dennoch handeln musste. Ich wusste, dass ich die Verantwortung dafür selbst zu tragen hatte.

      Bei dem Plan, den sich die Typen hatten einfallen lassen, gab es eine Besonderheit. Und mit Sicherheit kannten sie diese nicht. Mich wunderte es sowieso, dass derart primitive Schlägertypen auf so eine Idee kamen.

      Neben dem Einzugsermächtigungsverfahren, das ich mit mei nen Kunden praktizierte, gibt es noch das so genannte Auftrags Abbuchungsverfahren. Mit beiden Varianten kann man per Last schrift, fällige Gelder des Zahlungspflichtigen von dessen Konto auf das eigene Konto einziehen.

      Der Unterschied ist die Einverständniserklärung des Zahlers. Beim erst genannten Zahlungsverfahren, erklärt sich der Kunde durch seine Unterschrift auf dem Vertrag generell bereit, den Rech nungsbetrag von seinem Konto abbuchen zu lassen. Er hat jedoch ein sechswöchiges Widerspruchsrecht und kann innerhalb dieser Zeit, sein Geld zurückholen.

      Die Banken des Begünstigten, der Gelder einzieht, schützen sich in der Regel gegen Verluste, indem sie ihm entweder eine Kredit linie einräumen oder er erst nach Ablauf der Widerspruchsfrist über das Geld verfügen kann.

      Beim AuftragsAbbuchungsverfahren hingegen, wird der Bank des Kunden ein entsprechendes Formular mit dessen Einverständ niserklärung vorgelegt. Die Bank prüft die Unterschrift des Kon toinhabers beziehungsweise des Verfügungsberechtigten, während das Geldinstitut des Begünstigten per Lastschrift den Betrag ein zieht.

      Bei hohen Summen wird in der Regel beim Zahlungspflichti gen nachgefragt. Hat alles seine Richtigkeit, kann der Begünstigte nach zwei Tagen über das Geld verfügen. Ein Widerspruch ist danach nicht mehr möglich.

      Wenn ich also das zweite Verfahren wählen würde, wäre die Sa che von vornherein zum Scheitern verurteilt.

      Ich musste mir eine Legende einfallen lassen, damit PRO ME DIA nicht in Erscheinung tritt. Ferner brauchte ich ein Konto, über das dieser ganze Schwachsinn läuft und zu guter Letzt, ein Konto in Luxemburg.

      Damit hätte ich alles getan, was diese Gangster von mir verlang ten und konnte gleichzeitig beweisen, dass der Plan nicht funkti onierte. Ich hatte ja noch nicht einmal eine brauchbare Unter schrift auf den Firmenbogen, die sie mir gegeben hatten, geschweige denn eine Ahnung, wer die Bevollmächtigen der aufgeführten Fir menkonten waren.

      Ich baute also dieses Windei. Es war die einzige Chance, dass diese Typen endlich Ruhe geben würden.

      Ich fuhr nach Luxemburg und eröffnete dort unter falschem Na men ein Konto bei der Salotto Bank. Meinen Personalausweis hat te ich kopiert und mit dem Fantasienamen und den Daten eines PETER WOLF, wohnhaft in Frankfurt, verändert. Es klappte pro blemlos.

      Ich musste noch ein Codewort nennen, mit dem das Konto ak tiviert würde. Mir fiel nichts anderes als „Beate“ ein. Die Bestäti gung über die Kontoeröffnung erhielt ich in zweifacher Ausfüh rung.

      Jetzt benötigte ich noch ein Firmenkonto in Deutschland. Ich wandte mich an die PBank und ließ mir die Firma MV MEDI ENVERTRIEB einfallen, deren Prokurist ich sei. Ich legte einen gefälschten Handelsregisterauszug vor und gab an, die Daten des vermeintlichen Inhabers Peter Wolf nachzureichen, denn im Ge spräch mit dem Sachbearbeiter stellte sich heraus, dass er mich kannte. So konnte ich schlecht unter falschem Namen auftreten. Ich beantragte die Teilnahme am Lastschriftverfahren und man teilte mir mit, dass dieses Zahlungsmodell bei der PBank aus schließlich auf elektronischem Weg abgewickelt würde. Der Sach bearbeiter besorgte mir die entsprechende BearbeitungsSoftwa

      re.

      Als Geschäftsadresse gab ich eine fiktive Anschrift in Kassel an und stellte bei der Post einen Weiterleitungsantrag an meine pri vate Adresse.

      Nach zwei Wochen erhielt ich alle notwendigen Unterlagen und Formulare.

      Von den Erpressern hatte ich bei dem Treffen in Kassel insgesamt 28 BlankoGeschäftsbogen erhalten auf denen Anschrift, Bank verbindung und Kontonummer der einzelnen Unternehmen ver zeichnet waren.

      Durchweg handelte es sich um bundesweit bekannte und große Firmen, zu denen ich selbst nie eine Geschäftsbeziehung hatte.

      Ich fragte mich, wie die Typen an diese Daten gelangt waren. Ich füllte nun die Formulare aus, die an die Banken der jeweili

      gen Firmen gehen sollten: Das fingierte Einverständnis, eine Sum

      me X wegen einer Rechnung Y der MV MEDIENVERTRIEBS GMBH von ihrem Konto abbuchen zu lassen.

      Ich setzte irre FantasieBeträge ein. Namen und Unterschrift der Verfügungsberechtigten kannte ich überhaupt nicht. Ich krickel te irgendein SignaturKürzel auf das Formular. Bei den horrenden Summen und den falschen Unterschriften, müssten die Banken auf jeden Fall hellhörig werden. So mein Plan.

      Sämtliche Daten übertrug ich nun in das Bearbeitungsprogramm der PBank. Das war quasi der Auftrag, die aufgeführten Beträge von den Konten der Firmen einzuziehen. Ingesamt 3.9 Millionen DM.

      Mir wurde schier schwindelig bei der Summe. Aber ich musste so hoch greifen, um sicher zustellen, dass es auffiel. Ich brachte die Sache auf den Weg. Als Nachweis für die Verbrecher, hatte ich von allem Kopien gezogen.

      Auf eine Reaktion musste ich nicht lange warten:

      Die PBank schrieb, dass man die eingereichten LastschriftAuf träge nicht durchführen würde und man das Konto wieder ge löscht hätte. Die Überprüfung der Unternehmensdaten von der MV MEDIENVERTRIEB GMBH hätte ergeben, dass diese Firma nicht existieren würde und die Unterlagen gefälscht seien.

      Genau das wollte ich haben. Ich hatte nun den Nachweis, dass dieser Schwachsinn nicht funktionierte.

      Die Typen hatten sich zwischenzeitlich schon zwei Mal gemel det und wollten wissen, wie weit die Sache sei.

      Ich konnte sie bis dahin immer vertrösten, dass es schließlich um fast 4 Millionen DM ging.

      Doch nun machten sie Druck und wollten Geld sehen.

      Wieder beorderten sie mich zum Rasthof Kassel. Ich übergab ihnen das Dokument über die Bankverbindung in Luxemburg, die Geschäftspapiere mit den AbbuchungsAufträgen und das Schreiben der PBank.

      Es schien sie zu überzeugen. Es gab keine Drohungen, keine Nachfragen. Sie nahmen die Papiere und verschwanden wortlos.

      Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich fühlte mich befreit. Ich glaubte, die Sache sei endlich ausgestanden. Doch weit gefehlt.

      Einige Tage später erhielt ich einen Anruf im Büro:

      „Mein Name tut nichts zur Sache. Hör genau zu! Ich denke, meine Mitarbeiter haben dir ziemlich klar gemacht, dass wir kei nen Spaß verstehen. Vergiss nicht, dass wir über jeden Schritt von dir und den Leuten, die dir am Herzen liegen, bestens informiert sind. Wenn du also nicht willst, dass wir Maßnahmen ergreifen, die dich wirklich überzeugen, dann ziehst du das Geschäft jetzt noch mal durch. Aber diesmal nimmst du deinen eigenen Laden oder eine Firma, die es auch wirklich gibt. Und glaub nicht, du kannst uns verarschen! Du bekommst Post und in zwei Wochen wollen wir Kohle sehen. Halt dich