Название | ALLES für NICHTS |
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Автор произведения | Volker Bauch |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738014020 |
Inzwischen hatte sie einen neuen Job. Zunächst wollte sie ver heimlichen, dass sie in der gleichen Branche arbeitete. Doch das
klappte nicht. Sie leitete das Sekretariat einer bekannten deut schen Sängerin und den Produzenten ihrer aktuellen CD kannte ich schon seit Jahren.
Es blieb nicht aus, dass Doris und ich uns zufällig in der Stadt oder abends in irgendwelchen Lokalen begegneten. Außer einem knappen „Hallo“ oder einem flüchtigen Kopfnicken kam nichts von ihr. In der Öffentlichkeit verhielt sie sich so, als ob es mich nie gegeben hätte. In ihrem Innersten sah es sicher anders aus. Dazu kannte ich sie zu gut. Aber „The Show must go on“.
Zugegebener Maßen schmerzte und verletzte mich ihr Verhal ten, denn eine große Liebe schmeißt man nicht weg wie ein ver gammeltes Brot. Wer sich von heute auf morgen so aus dem Staub macht, nimmt auch immer ein Stück Würde des anderen mit. Schließlich hatten wir einen, nicht unerheblichen Teil unseres Lebens miteinander verbracht mit vielen schönen Zeiten. Doris schien das vergessen zu haben und wollte davon nichts mehr wis sen.
Eine Trennung besteht aus den Phasen Schock, Wut, Trauer und Verzeihen.
Zu Letzterem sind Doris und ich leider nie gekommen.
Ich verbrachte viel Zeit mit Beate und den Kindern. Und wir kamen uns immer näher. Insbesondere die Kinder eroberten mein Herz wie im Sturm. Wir lachten und spielten zusammen, tobten herum und lieferten uns gigantische Kissenschlachten.
Wir aßen gemeinsam, manchmal kullerten die Tränchen und morgens im Bett gab’s ausgiebige Kuscheleinheiten.
Es war zwar noch nicht der Alltag, aber schon eine Art richtiges Familienleben mit all seinen kleinen und großen Problemen. In dieser Form kannte ich das bisher nicht, wie auch. Aber ich ge wöhnte mich schnell daran. Ich spürte den Wunsch der Kinder, dass es von nun an immer so bleiben möge. So kam es auch. Doch anders als wir alle dachten.
Das Jahr 1994 begann so, wie das alte aufgehört hatte.
Die Trennung von Doris und mir sorgte weiterhin für Gesprächs stoff in unserem Städtchen, angeheizt durch immer neue Gerüch te speziell um meine Person.
Doris hatte inzwischen eine Wohnung in Frankenberg gefun den, 30 km von Korbach entfernt.
Geschäftlich erhielt ich das Angebot, mein Stammgeschäft Wer bung auf Einkaufswagen, durch den Zukauf eines weiteren Li zenzgebietes in den neuen Bundesländern, entscheidend zu er weitern.
Damit wäre PRO MEDIA einer der größten Vermarkter dieser Werbeform in Deutschland geworden.
Doch dazu benötigte ich Kapital. Die Belegschaft hätte ich zum Teil übernehmen können. Ein großes Risiko bestand dabei nicht, da die Mitarbeiter von dem bisherigen Unternehmer ausschließ lich erfolgsabhängig bezahlt wurden.
Mit Sorge betrachtete ich jedoch die Entwicklung in den bereits vorhandenen Lizenzgebieten. Vor eineinhalb Jahren hatte ich meinen alten Freund Roland als Verkaufsleiter eingestellt, der die sen Bereich eigenverantwortlich übernehmen sollte. Nach anfäng lich guten Erfolgen, musste ich nun feststellen, dass sein Ehrgeiz merklich nachließ.
Anscheinend ruhte er sich auf seinem, nicht unbeträchtlichen, monatlichen Festgehalt aus. Da ich selbst des Öfteren Außenter mine wahrzunehmen hatte, nutzte er seine Vertrauensstellung zunehmend aus. Im Nachhinein war diese Personalauswahl sicher meine größte unternehmerische Fehlentscheidung.
Gezwungener Massen musste ich sein Gehalt umwandeln in ein geringeres Fixum plus erfolgsabhängiger Provision. Ansonsten wären mir die Kosten davon gelaufen. Zähneknirschend akzep tierte er. Seine Motivation änderte das jedoch nicht.
Im Bereich Musikmarketing konnte ich einige Verhandlungen mit erfolgreichen Produzenten führen, insbesondere für das Pop Projekt aus Belgien und für die deutsche Sängerin, die von PRO MEDIA betreut wurden.
In der Branche war zunehmend zu beobachten, dass die großen Firmen zwar gern guten Künstlern einen Vertrag gaben, aber dann fast jedes Risiko scheuten, in die notwendige Vermarktung zu investieren. Unbekannte Bands oder Solisten aufzubauen und er folgreich zu platzieren, machte kaum noch eine MajorCompany.
Und wenn doch, dann war der Künstler einer von vielen, die sich im Pool der großen Firmen tummelten.
Es kristallisierte sich immer mehr heraus, die komplette Ver marktung mit Werbung, Marketing und Promotion selbst durch zuführen und nur den Vertrieb in die Hände eines Majors zu ge ben.
Das Ziel war die Gründung eines eigenen Musiklabels.
Das bedeutete, die Kosten für die Produktion einer LP bzw. CD inklusive dem Aufnahmestudio, würden auf eigene Rechnung er folgen.
Das hieß, man musste investieren.
Ich rechnete alles durch kam auf einen Finanzbedarf von DM 500.000,00 für die beiden Musikprojekte und die Gebietserwei terung für Werbung auf Einkaufswagen. Bei Letzterem würde sich die Sache quasi zum Selbstläufer entwickeln, da bereits ein Stamm von Werbekunden mit langfristigen Verträgen über mehrere Jahre existierte.
Bei den Musikproduktionen war das Know How vorhanden, Kon zeption und Umsetzung zentral von PRO MEDIA aus zu steuern. Darüber hinaus konnte ich die guten Kontakte zu Presse, Funk und Fernsehen für die Promotion nutzen.
Bei meinen Hausbanken in Korbach hatte ich im Vorfeld meine Pläne schon einmal global angesprochen, ohne aber zu der Zeit konkrete Zahlen vorlegen zu können.
Die Reaktionen waren eher zurückhaltend. Für sie schienen es wohl eher böhmische Dörfer zu sein, von denen ich sprach.
Ich empfand es auch nicht als nachteilig, meine Finanzen nicht komplett in die Hände der heimischen Banken zu geben.
Man konnte sich nicht sicher sein, ob Vertraulichkeiten auch dort blieben, wo sie hingehörten, oder ob sie nicht in völlig ver drehter Form auf die Reise durch bestimmte Kanäle gingen.
Ich erinnerte mich noch zu gut an die noch immer anhaltende Gerüchteküche bezüglich der Trennung von meiner Frau und mir. Bereits kurz nach Bekannt werden, erkundigten sich beide Direk toren der Banken, die angeblich den Weg frei machen, über meine privaten Verhältnisse.
Ich beschloss, meine zukünftige Geschäftskonzeption zu einem professionellen Paket zusammenzufassen und auch anderen Geld instituten zur Entscheidung vorzulegen.
Diese Präsentation bestand aus:
- Unternehmens und Finanzierungskonzept
- Kalkulation und Wirtschaftlichkeitsberechnung
- Handelsregisterauszug
- Bilanzen der letzten Jahre
- Einkommenssteuerbescheide
- aktueller betriebswirtschaftlicher Analyse des Steuerberaters
- aktuellen Kontoauszügen
- Kopie des Personalausweises
- einer Referenzliste der durchgeführten Projekte speziell im Musikbereich.
Die angesprochenen Banken taten sich schwer mit einer Ent scheidung, oder verlangten derartige Sicherheiten, die ich nicht stellen konnte, oder die Konditionen waren überzogen.
Inzwischen war es Frühjahr geworden und die Zeit drängte.
Ich schaute mich bezüglich der Geldmittelbeschaffung auch auf dem freien Kapitalmarkt um und bekam so Kontakt zu einer Fi nanzagentur in Hannover namens WD KÖHLER, die nach eige nen Angaben, auf die Vermittlung von Privatkapital spezialisiert war.
Mein Gesprächspartner hieß JENS SODERLAND, dem ich zunächst telefonisch mein Konzept vorstellte. Er sah durchaus Er folgsaussichten und bat mich, ihm die kompletten Finanzierung unterlagen zu übersenden.
Zwei Wochen später fragte ich bei Soderland nach,