Die Mayerling-Katastrophe: So war es - war es so?. Marlene Gabriel

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Название Die Mayerling-Katastrophe: So war es - war es so?
Автор произведения Marlene Gabriel
Жанр Документальная литература
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Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783738012644



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von Mary Vetsera, ist heute nicht mehr einwandfrei festzustellen. Nach 125 Jahren Mayerling sind einige Dinge einigermaßen klar:

      Es hat zwei Tote gegeben. Ein Toter war der Kronprinz von Österreich, Rudolf. Er wurde mit einer Schusswunde in der rechten Schläfengegend aufgefunden. Die Schädeldecke war abgesprengt, heißt es im ersten Protokoll, das von drei Ärzten gegengezeichnet wurde.

      Die zweite Tote war ein junges Mädchen, ebenfalls mit einer Schusswunde im Bereich des Kopfes, sonst keine Verletzungen feststellbar. Sie lag neben dem Kronprinzen im Bett, wird hier im Protokoll beschrieben. Allerdings gestaltete sich die Auffindung der Leiche Marys wesentlich anders.

      Zwei Freunde des Kronprinzen (sein Schwager Philipp von Coburg und Graf Josef Hoyos) wurden als unmittelbare Zeugen der Auffindung der beiden Leichen herangezogen, obwohl beide alle erforderlichen Maßnahmen dem Kammerdiener des Kronprinzen, Johann Loschek, überließen. Er brach die Tür zum Schlafzimmer Rudolfs auf. Er bezeugte, dass er zwei Leichen im Bett sehe, viel Blut, wahrscheinlich Vergiftung Tod durch Zyankali! Eine bis heute unverständliche Vorgangsweise, nicht nur in kriminaltechnologischer Hinsicht.

      Weder Coburg noch Hoyos hatten den Mut die beiden Toten näher zu beschauen (beide waren erfahrene Jäger, hatten beim Militär gedient), sie begnügten sich mit einem flüchtigen Blick auf die Leichen und Hoyos fuhr dann sofort nach Wien in die Hofburg, um das schreckliche Geschehen dem Kaiser mitzuteilen. Momentan kursiert schon wieder oder noch immer eine völlig andere Geschichte über das WIE von Mayerling. Einige Habsburger, die von mir befragt wurden, propagieren immer wieder eine neue, allerdings längst bekannte Version des WIE von Mayerling. Sie behaupten, der Kronprinz wurde ermordet. Von wem? Das können und dürfen sie nicht sagen, denn wenn das bekannt würde, käme es wahrscheinlich heute noch zu diplomatischen Verwicklungen! Es existieren auch bereits zwei Bücher, die nur der Mordtheorie Raum geben, der Selbstmord des Kronprinzen, mit der vorangegangenen Tötung Marys durch durch den Kronprinzen, wird hier als Unsinn weggewischt.

      Einwände gegen die eher unwahrscheinliche Theorie werden samt und sonders nicht berücksichtigt.

      Seriöse Historiker oder Autoren, die endlich Licht in die noch offenen Mayerling Fragen bringen wollen, werden mehr oder weniger deutlich als Geschäftemacher abgetan, da sich mit Mayerling nach wie vor gutes Geld verdienen lässt.

      Viele schriftliche Unterlagen, die es gegeben haben muss, sind verschwunden, verbrannt, vernichtet oder noch nicht gefunden.

      Einzig eine nochmalige Obduktion der beiden Leichen könnte das Geheimnis von Mayerling aufklären. Doch so wie es aussieht, wird diese Untersuchung niemals stattfinden. Außer ein Habsburger zeigt späte Einsicht und meint, dass 126 Jahre Geheimniskrämerei um einen der aufsehenerregendsten Kriminalfall der Weltgeschichte nun wohl genug sind!

      Alte und neue Mayerling-Versionen

      Am 30. Jänner 1889, vor genau 126 Jahren beendeten offiziell zwei gezielte Schüsse nicht nur das Leben des Kronprinzen der k.& k. Monarchie, Kronprinz Rudolf, sondern bis heute verschwiegen und weitestgehend ungeklärt, das Leben einer blutjungen Frau, Mary Vetsera, einer Baronesse, die gerade einmal 17 Jahre alt war. Diese Schüsse in einem kleinen Jagdschlösschen namens Mayerling abgegeben, etwa 30 Kilometer von Wien entfernt, sollten den langsamen Untergang der bis dahin so stolzen und auch erfolgreichen Habsburger-Monarchie einleiten. Der Name des Kronprinzen wurde auf kaiserlichen Befehl zumindest in seiner Umgebung und in der Hofburg nie mehr genannt. Mary Vetsera gab es überhaupt nicht. Sie war niemals vorhanden gewesen.

      Nach dem mit allem Prunk und Pomp abgehaltenen Begräbnis des verstorbenen Kronprinzen in der Kapuzinergruft in Wien ging man in der Hofburg wieder zur Tagesordnung über. Kaiser Franz Josef erledigte seine Akten, genau wie immer. Kaiserin Elisabeth wurde noch eigenartiger und war fast nur mehr auf Reisen. Ab dem 31. Jänner 1889 trug die Kaiserin schwarz. Wenn sie einmal in Wien war, wurden ihre öffentlichen Auftritte trotzdem immer spärlicher. Ihre Aufgaben als erste Dame des Reiches wurden von der ranghöchsten Erzherzogin übernommen. Meistens von Erzherzogin Maria Theresia, der Frau des Kaiserbruders Karl Ludwig. Auch bei „Kaisers privat“ vermied man tunlichst alles, was an den einst zu so großen Erwartungen erzogenen Kronprinzen erinnern hätte können. Es störte im Grunde eine Person: seine Witwe, Kronprinzessin Stephanie, die ja nach wie vor mit Elisabeth, der gemeinsamen Tochter mit Rudolf, in der Hofburg lebte. Zu Familiendiners wurde sie selbstverständlich hinzu gebeten, doch, ihr banales Geplauder über alle möglichen Themen, auch schon kurz nach der Tragödie, wurden besonders von der Kaiserin und deren Tochter Erzherzogin Marie Valerie als unerträglich empfunden. Einzig Kaiser Franz Josef war gütig und höflich. „Doch wir atmeten alle auf“, als sie wieder in ihre Gemächer zurückging“....., liest man in Marie Valeries Tagebuch mehrmals.Kronprinz Rudolfs engste Vertraute und Freunde, auch jene, die unmittelbar von der Mayerling-Tragödie betroffen waren oder sie als entfernte Zeugen miterlebt hatten, waren vom Hof weiter entfernt, denn je. Sein Diener Loschek suchte selbst um Pensionierung an, da er nach der Tragödie in der Hofburg fast wie ein Leprakranker gemieden wurde.und sein Leibfiaker Bratfisch war entlassen worden. Graf Josef Hoyos, einer seiner Jagdfreunde, der in Mayerling einer seiner letzten Jagdgäste war, wurde veranlasst ein Protokoll jener schauerlichen Nacht zu verfassen und zog sich dann auf seine Güter zurück. Er starb 1899. Prinz Philipp von Coburg, (Rudolfs Schwager, verheiratet mit der Schwester von Kronprinzessin Stephanie, Luise) der ebenfalls als „Zeuge“ galt und auch zur letzten Jagd eingeladen war, starb 1921. Auch er hatte angeblich ein Protokoll über die Unglücksnacht verfasst, das sich heute angeblich in Ungarn befinden soll und nie veröffentlicht wurde. Leider war es unmöglich über dieses Protokoll irgendeine Auskunft zu bekommen. Leibfiaker Josef Bratfisch wiederum, verstarb im Jahr 1892 an einem Kehlkopfkrebs. Er galt und gilt als erster Geheimnisträger, ja Mitwisser um das Geschehene. Laut einer Aussage seiner Stieftochter Antonia Konhäuser, war Bratfisch nach Mayerling total verändert. Er trat nie mehr als Sänger auf, vernachlässigte auch sein Fiakergeschäft, trank und schwieg. Wenn jemand es wagte, ihn nach Mayerling zu fragen – es gab unzähligeAnfragen von Zeitungen, die alle sehr lukrativ gewesen sein sollen – konnte er saugrob werden. Bratfisch nahm das Mayerling-Geheimnis mit ins Grab.Wiewohl man sagen muss, dass alle Beteiligten, seien es die Ärzte, die Jagdfreunde, die Bediensteten des Kronprinzen, die Hofbediensteten eisern schwiegen. Was bis heute den Schluss zulässt, dass sie dem Kaiser gegenüber einen Eid geschworen hatten, nie etwas über Mayerling verlauten zu lassen.

      Spricht man heute, 126 Jahre danach einen der Habsburg-Nachkommen auf Mayerling an, erntet man entweder eisernes Schweigen, oder bekommt ein Mail, dass es über Mayerling nichts zu sagen gibt oder man wird mit mehr oder weniger abenteuerlichen, an den Haaren herbeigezogenen Geschichten konfrontiert, die nach heutigen Erkenntnissen jeder Grundlage entbehren. Laut diesen Geschichten ( Peter Graf Stolberg zu Stolberg, direkter Nachkomme von Kaisertochter Marie Valerie, Schwester von Kronprinz Rudolf)) wurde Rudolf ermordet. „Es war eine schreckliche Metzelei. Der Kronprinz wurde von gedungenen Mördern überfallen. Er hat sich natürlich gewehrt, zog seinen Säbel, bekam selber etliche fürchterliche Wunden und wurde schließlich erschlagen. Daher das viele Blut. Das Mädel wiederum bekam einen Querschläger ab, an dem sie gestorben ist. Daher auch die etwas eigenartige öffentliche Aufbahrung des Kronprinzen. Wäre er wirklich nur an einer Schusswunde am Kopf gestorben hätte man ihn nicht mit einer Decke einhüllen müssen. Auch seine Hände, wo angeblich ein paar Finger fehlten, waren nicht sichtbar“. Diese Aussage über die öffentliche Aufbahrung allerdings stimmt, wenn man sich die Fotos betrachtet. Hier sieht man auf einem Foto den Kronprinzen aufgebahrt, mit einem Kopfverband. Schaut man genau hin, kann man überschminkte Wunden sehen. Das andere Foto,welches überall bekannt ist, zeigt den Kronprinzen mit Kopfverband, doch die Gesichtswunden sind nicht zu bemerken. Beweise für diese These, die auch schon von Exkaiserin Zita ins Spiel gebracht wurde, konnte er leider keine angeben. Auch keinen Anhaltspunkt, wer die gedungen Mörder waren und ganz entscheidend, warum diese angeblichen Kronprinzenmörder dann nicht sofort mit aller Härte gejagt wurden. Der Kaiser hätte sicher anders reagiert, sollte sein einziger Sohn und Erbe Opfer eines Mordanschlags geworden sein. Die ganze Vertuschungs- und Verschleierungstaktik, die auf Befehl des Kaisers in Gang gesetzt wurde, wäre dann ja völlig überflüssig gewesen. Daraus kann man nur schließen, dass in Mayerling noch etwas anderes,