Veggie-Burger mit Speck. Patrick Schnalzer

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Название Veggie-Burger mit Speck
Автор произведения Patrick Schnalzer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742768599



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die restliche Einrichtung betraf, so war diese zwar nicht so lebensgefährlich wie der Herd, man hätte vom längeren Anstarren aber zumindest Probleme mit dem Magen bekommen können. Kurz gesagt: Ein Kompliment wie jenes von Isa war bestimmt nett gemeint, doch weder sie noch ich konnten es auch nur ansatzweise ernst nehmen. Aus diesem Grund musste ich einfach lächeln und sie tat es mir gleich.

      Ihr Lächeln ließ mich einmal mehr dahinschmelzen.

      »Also, ihr geht noch in einen Club?«, erkundigte ich mich.

      »Ja, ins High Five. Schon mal davon gehört?«

      Ich starrte Löcher in die Luft und überlegte. Zumindest tat ich so, als müsste ich nachdenken, denn die Wahrheit war, dass ich überhaupt keine Clubs kannte.

      »Nö, kenne ich nicht.«

      »Der Club ist ziemlich neu, wahrscheinlich liegt es daran.«

      »Ja, wahrscheinlich.«

      Auch wenn es mir schwerfiel, aber ich hielt mein Pokerface mit aller Macht aufrecht.

      »Wir sollten uns dann ohnehin langsam auf den Weg machen«, meldete sich Silvie zu Wort. Steffens Schicht beginnt bald.«

      Fragend blickte ich in die Runde.

      »Der Türsteher«, klärte Isa mich auf. »Wir haben ihn letzte Woche kennengelernt und er hat gesagt, dass er uns heute gratis hineinlassen kann.«

      »Ah, verstehe«, sagte ich, während Silvie, Isa und Philipp aufstanden.

      Gut möglich, dass man meinen geknickten Unterton hören konnte, denn ich war alles andere als erbaut darüber, dass die drei schon gehen wollten. Genauer gesagt: Silvie und Philipp konnten sich gerne vom Acker machen, das würde mich nicht im Geringsten stören, aber Isa ... Was hätte ich dafür gegeben, um mit ihr allein zu sein und sie besser kennenzulernen?

      »Willst du denn nicht mitkommen?«

      Aus meinen Gedanken gerissen starrte ich Isa an, als wäre sie ein Geist.

      »Wie bitte?«

      »Ob du nicht Lust hast mitzukommen?«

      Mir war so, als würde mein Herz einen dreifachen Axel mit punktgenauer Landung machen.

      »Nun ja, eigentlich ...«, begann ich enthusiastisch und sprang nun ebenfalls hoch, nur um in der nächsten Sekunde schmerzerfüllt wieder auf meinen Stuhl zu sinken.

      Dieses Mal behielt ich meine Flüche für mich, biss mir aber gehörig auf die Unterlippe, sodass ich kurz darauf sogar ein wenig Blut schmeckte.

      »Ist was?«, fragte Philipp.

      »Nichts«, presste ich hervor und demonstrativ versuchte ich ein zweites Mal aufzustehen.

      »Weinst du?«

      Silvies Blick wirkte weniger bemitleidend als vielmehr belustigt.

      »Nein«, antwortete ich und wischte mir Tränen von den Wangen.

      »Dein Fuß, nicht wahr?«

      Im Gegensatz zu ihrer Freundin, zeigte Isa sichtlich Anteilnahme.

      »Ist es so schlimm? Vielleicht sollten wir die Rettung rufen.«

      Ich winkte ab.

      »Nein, nein. Nicht nötig. In ein paar Stunden ist alles wieder in Ordnung. Aber ich fürchte, dass ich heute Nacht kein Tanzbein mehr schwingen werde.«

      Wie altbacken sich das anhörte, realisierte ich erst, als ich es schon gesagt hatte. Mittlerweile machte das aber wohl auch keinen Unterschied mehr, Isa hielt mich bestimmt für den größten Vollidioten auf diesem Planeten. Und dennoch ... Sie hatte mich eingeladen mitzukommen. Warum hatte sie das getan? Dazu gab es keine Veranlassung, sie musste sich mir gegenüber nicht verpflichtet fühlen. Vielleicht war ja noch nicht alles verloren.

      »Wollt ihr vorher etwas essen? Bevor ihr geht, meine ich.«

      Es war nicht untypisch für mich, dass ich die Lösung eines Problems im Essen suchte. Allerdings konnte ich auch auf entsprechende Fähigkeiten zurückgreifen und möglicherweise konnte ich Isas Herz auf diese Weise für mich gewinnen. Liebe ging ja bekanntlich durch den Magen und einen Versuch war es allemal wert.

      »Wir haben ja gerade noch die Reste genascht«, winkte Silvie ab.

      »Also, ich bin auch voll«, pflichtete Philipp ihr bei.

      Die beiden ahnten wahrscheinlich nicht, dass mir ihre Befindlichkeit im Moment mehr als egal war.

      »Aber Isa ist bestimmt noch hungrig«, wandte ich demonstrativ ein und blickte aufmunternd in ihre Richtung.

      »Ähm, eigentlich ...«

      »Nur einen kleinen Happen«, unterbrach ich sie und machte mich humpelnd auf den Weg zum Kühlschrank, wo ich die restlichen Schweinekoteletts verstaut hatte. »Ich verspreche dir, du wirst es bestimmt nicht bereuen!«

      Mit einer Gabel fischte ich nach dem größten Stück, spießte es auf und legte es auf den einzigen sauberen Teller, den es noch gab. Dann humpelte ich weiter zum Fensterbrett, wo sich ein Topf mit Petersilie befand. Ich riss zwei Büschel ab und legte sie als schmackhafte Dekoration neben das Kotelett. Fest davon überzeugt, dass Isa diesem herzhaften Stück Fleisch nicht widerstehen konnte, hüpfte ich ihr auf einem Bein entgegen.

      »Hier, für dich!«

      Isa starrte zuerst mich an, danach das Kotelett, das ich ihr wie einen Strauß rote Rosen unter die Nase hielt.

      »Vielen Dank«, sagte sie schließlich, »aber ich möchte wirklich nicht.«

      Nun war ich es, der starrte. Wie konnte man nur diese Köstlichkeit ablehnen? Gut, das Kotelett war nicht frisch vom Grill, das war mir schon klar, aber trotzdem konnte man doch mit verbundenen Augen sehen und mit verschnupfter Nase riechen, dass man hier einen Leckerbissen sondergleichen vor sich hatte.

      »Koste doch nur ein kleines Stückchen«, versuchte ich es ein weiteres Mal mit gutem Zureden.

      Es ging mir dabei ja nicht nur darum, dass sie etwas aß, das ich nach allen Regeln der Kunst zubereitet hatte. Vor allem wollte ich Isa nicht gehen lassen, und wenn sie nun endgültig ablehnte, dann war sie weg und aus meinem Leben verschwunden.

      »Ich wette, dass du noch nie so ein leckeres Stück Fleisch gegessen hast.«

      »Darauf wette ich auch«, pflichtete Philipp mir bei.

      Allerdings hatte er dabei ein recht eigenwilliges Grinsen aufgesetzt, weshalb ich mir nicht ganz sicher war, ob er das wirklich zu meiner Unterstützung gesagt hatte. Irgendetwas schien da nicht zu stimmen. So richtig unwohl wurde mir in meiner Haut dann aber, als ich Silvie dabei beobachtete, wie sie mit aller Mühe versuchte, ein Lachen zu unterdrücken, obwohl sie beinahe schon zu zerbersten drohte. Isa hingegen wich meinem fragenden Blick aus und sah peinlich berührt zu Boden.

      »Was?«, wollte ich energisch wissen, als ich diese seltsame Situation einige Sekunden über mich hatte ergehen lassen.

      »Es ist wirklich lieb gemeint von dir«, sagte Isa endlich, »aber ich bin Vegetarierin.«

      Zunächst stand ich eine Weile mit zusammengekniffenen Augen da und versuchte aus ihren Worten einen Sinn zu extrahieren. Mir war es nämlich so vorgekommen, als hätte sie etwas in einer Sprache zu mir gesagt, die ich nicht verstand. Allerdings kam ich zu dem Schluss, dass es weder spanisch noch russisch, sondern alles in allem doch deutsch geklungen hatte. Und obwohl ich meine Muttersprache im Großen und Ganzen gut beherrschte, vermochte ich lange nicht zu begreifen, was Isa mir mitteilen wollte.

      »Du ... bist ...«

      Weiter kam ich nicht, da packte Silvie ihre Freundin schon an der Hand und zog sie mit sich fort.

      »Wir müssen jetzt wirklich los. Vielen Dank noch einmal für die tolle Party, Tim. Und alles Gute!«

      »Ja,