Julia im Liebestaumel. Christina Brand

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Название Julia im Liebestaumel
Автор произведения Christina Brand
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748591382



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      Christina Brand

      Julia im Liebestaumel

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Impressum neobooks

      Kapitel 1

      Mit schnellen Schritten eilte Julia den Hang hinauf. Atemlos und keuchend hastete sie die letzten Meter zu ihrem Haus. Ruhe wollte sie, nichts als Ruhe, keine Fragen nach dem Geschehenen, es war ein Unglück, ja bestimmt, es war ein schlimmer Unfall. Sie glaubte nicht, was die Leute sich erzählten, und von den nicht enden wollenden Fragen des Reporters hatte sie mehr als genug. Sie wollte endlich allein sein, sich ausruhen und niemanden sehen. Die ganze Fahrt hierher war für sie wie ein Albtraum. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen und hoffte, dass sie hier ihre innere Ruhe finden würde.

      Sie durchquerte den kleinen Vorgarten ihres Ferienhauses und schloss die Haustür auf. Eiligst hing sie ihre Jacke an der Garderobe auf, lief ins Wohnzimmer, zog den Rollladen hoch und öffnete die Tür zur Terrasse. Sie ließ sich in einem Korbsessel nieder, winkelte die Beine an und atmete tief durch. Ihr Blick durchstreifte die wunderschöne Landschaft und die glutvolle Sonne, die langsam hinter einer Bergkuppe verschwand. Zu ihren Füßen lag der See, umrahmt von sanften Bergen und Hügelketten. Rechts unten befand sich die Stadt, und man konnte von hier oben das turbulente Treiben, das sich in den Straßen und Gassen abspielte, erahnen. Welch eine Stille hier oben. Julia war heilfroh, dem Trubel der letzten Tage entkommen zu sein, und schloss die Augen.

      Vater hatte recht, dachte sie, es gibt kein schöneres Fleckchen Erde, wohin man sich zurückziehen kann, und sie war dankbar, dass er ihr dieses Ferienhaus geschenkt hatte. Seit ihrer Kindheit war sie jedes Jahr für einige Wochen mit ihren Eltern hierher gekommen, um den Urlaub zu verbringen. Aber das hatte sich geändert ‒ seit dem Tod ihrer Mutter vor nunmehr über zehn Jahren. Vater wollte nicht mehr an diesen Ort, zu viele Erinnerungen hingen an dem Haus, und er schenkte es seiner Tochter. Julia kam auch jetzt Jahr für Jahr in ihr Feriendomizil und genoss für einige Wochen das milde Klima, die Stille ringsum und die fantastische Aussicht über das Tal, den See und das Gebirge.

      Frau Morandi, ihre Nachbarin, kümmerte sich während ihrer Abwesenheit liebevoll und das Haus und den Garten. Julia hatte sie kurz vor ihrer Abreise aus München informiert, dass sie heute schon in ihr Ferienhaus reise, und Frau Morandi hatte wie gewohnt eingekauft und den Kühlschrank mit dem Nötigsten versorgt. Julia konnte sich auf sie verlassen, sie war immer da, wenn sie jemanden brauchte, besonders seit es ihre Mutter nicht mehr gab. Ein plötzliches Läuten an der Tür ließ Julia erschrecken. Noch müde von der langen Fahrt erhob sie sich von ihrem Sessel, um zu öffnen.

      „Hallo, Julia, ich habe deinen Wagen unten auf der Straße parken gesehen und wollte fragen, ob alles in Ordnung ist“, sagte Frau Morandi. In ihrem Arm hielt sie einen Korb voller Früchte, den sie Julia reichte. „Hier, die habe ich gerade geerntet, nimm sie, sie werden dir schmecken.“ Julia bat Frau Morandi einzutreten und deutete auf einen Stuhl im Wohnzimmer, auf dem sie Platz nehmen sollte. „Du bist ja so blass und erschöpft, Julia, sicher die lange Reise. Ich werde dir später helfen, das Gepäck aus dem Wagen zu holen, aber nun erzähle mal, warum bist du so Hals über Kopf abgereist? Du wolltest doch erst in einem Monat Urlaub machen. Was ist passiert?“

      Julia ließ sich auf dem gegenüberstehenden Sessel nieder und sagte leise: „Frank ist verhaftet worden. Er soll seine von ihm getrennt lebende Frau umgebracht haben. Er wird verdächtigt, sie einen Abhang hinunter gestoßen zu haben, wobei sie so schwere Kopfverletzungen erlitten habe, dass sie sofort tot gewesen sei. Aber man weiß nichts Genaues, die polizeilichen Untersuchungen sind noch im Gange.“

      Julia stand auf und ging in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen. Frau Morandi schaute ihr ungläubig nach und stammelte: „Aber doch nicht Frank, nein, das nicht, zu so einer Tat ist er nicht fähig.“

      „Das denke ich auch,“ entgegnete Julia, „er kann so etwas niemals tun. Ich habe ihn im Untersuchungsgefängnis besucht, habe ihn gefragt, wie es zu diesem Verdacht kommen konnte, aber er hat nichts gesagt, er hat mich immer nur angesehen und geschwiegen. Ich habe auch mit seinem Anwalt gesprochen, aber der meinte, wenn Frank weiter schweigen würde, könnte er nicht viel für ihn tun.“

      „Aber was für ein Motiv soll Frank denn haben, sag Julia.“

      „Es gibt kein Motiv, beide wollten die Scheidung, und Kirstin lebte längst wieder in einer neuen Beziehung.“

      „Aber dann kann es doch auch ein anderer gewesen sein! Wieso verdächtigt man gerade Frank?“

      „Jemand hat zum fraglichen Zeitpunkt Franks Wagen auf dem Hügel gesehen.“

      „Das ist ja fürchterlich, wie kann man Frank nur zum Reden bringen? Er muss sich doch verteidigen, warum sagt er nichts?“

      „Ich weiß es nicht, vielleicht ist er selbst von den ganzen Vorkommnissen so entsetzt, dass er einfach nicht fähig ist zu reagieren. Das einzige, was er dem Anwalt gegenüber äußerte, war der Wunsch, mich zu informieren. Aber wie kann ich ihm helfen? Er tut mir so leid, richtig niedergeschlagen sah er aus. Ich bin selbst noch ganz mitgenommen, konnte mich auf nichts mehr konzentrieren. Deshalb habe ich mich entschlossen, jetzt schon herzukommen. Man muss Frank Zeit geben, das Geschehene zu verarbeiten. Ich möchte mich jetzt ausruhen, würden Sie mir helfen, meine Koffer heraufzutragen?“

      Frau Morandi erhob sich, sie schüttelte noch immer ungläubig den Kopf und begab sich mit Julia hinunter auf die Straße, um das Gepäck zu holen.

      „Wie geht es Ihrem Mann, Frau Morandi? Hat er noch so viele Beschwerden beim Gehen?“

      „Es wird jeden Tag ein bisschen besser. Es war halt keine einfache Operation. Der Arzt meint, in ein paar Wochen wäre es überstanden und er könne dann wieder ganz normal laufen.“

      „Das freut mich. Grüßen Sie ihn, sicher sehen wir uns bald.“

      Als auch die letzte Reisetasche in Julias Haus gebracht war, verabschiedete sich Frau Morandi, und Julia begann ihre Sachen auszupacken.

      Es war bereits später Vormittag, als Julia die Augen aufschlug. Ein paar Sonnenstrahlen drangen durch die Ritzen der Fensterläden