Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk

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Название Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge
Автор произведения Michael Schenk
Жанр Языкознание
Серия Die Pferdelords
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750221420



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oder gefaltet werden,

      aber wenn man sie an zwei Ecken anfasste, entrollte sie sich und wurde steif

      wie die Rüstung eines Schwertmannes. Die Karte zeigte die Städte und

      Weiler, die Furten und Wasserstellen, die Befestigungen und Grenzen der

      Marken der Pferdelords und die grenznahen Bereiche der benachbarten

      Länder.

      Im Norden der Hochmark waren die Gebirge eingezeichnet, in denen das

      Volk der Zwerge leben sollte, und dahinter erkannte man das Land der

      und Ebenen zogen sich bis zur Küste hin. Im Westen erstreckte sich das

      Dünenland mit den Sandbarbaren und den Reitriesen, aus dem die Pferdelords

      einst vertrieben worden waren. Im Osten fanden sich die versteinerten

      Wälder, an die sich die Weißen Sümpfe anschlossen, hinter denen der Dunkle

      Turm des Schwarzen Lords aufragen sollte. Im Süden lag das Reich Alnoa,

      auch das Reich der weißen Bäume genannt, da die Gebiete reich an Bäumen

      mit weißer Rinde waren. Noch weiter im Süden schloss sich das alte Reich

      an, das »Erste Reich der alten Könige”. Die Karte zeigte auch die Kette der

      Signalfeuer, welche die Marken der Pferdelords miteinander verband und bis

      in die weiße Stadt des Königs von Alnoa führte. Jene Signalfeuer, welche die

      Menschen bei Gefahr zu den Waffen rufen sollten.

      Larwyn strich erneut eine Strähne aus ihrem Gesicht und berührte dabei

      lächelnd den goldenen Stirnreif, den sie im Haar trug. Er zeigte das Symbol

      der Pferdelords, zwei einander abgewandte Pferdeköpfe. Sie war stolz darauf,

      dass Garodem sich schließlich überwunden hatte, denn dieses einigende

      Symbol, das man überall in den Marken der Pferdelords fand, ersetzte nun

      auch in der Hochmark zunehmend deren eigenes Zeichen, das Garodem aus

      Bitterkeit und falschem Stolz eingeführt hatte. Noch zeigten viele Rüstungen

      und Waffen gleichermaßen die beiden Pferdeköpfe der Pferdelords sowie den

      doppelten Pferdekopf mit Schmiedehammer der Hochmark, doch das Emblem

      Garodems würde zunehmend dem alten Zeichen der Zusammengehörigkeit

      weichen.

      Tasmund räusperte sich und schreckte Larwyn aus ihren Gedanken.

      »Verzeiht, Hohe Dame, aber die gute Frau Meowyn wünscht Euch zu

      sprechen.«

      »Meowyn?« Larwyns versonnenes Lächeln vertiefte sich. »Lasst sie ein,

      guter Herr Tasmund.«

      Meowyn hatte, wie so viele Menschen der Hochmark, unter dem Ansturm

      der Orks gelitten. Ihr Mann Balwin war erschlagen und sie durch den Bolzen

      eines Orks verwundet worden. Nur der Hilfe ihres Sohnes Nedeam hatte die

      blonde Frau es zu verdanken, dass sie die Stadt und schließlich die Burg

      Eternas erreicht hatte. Die Heilkräfte der Elfenfrau Leoryn hatten das Ihrige

      dazu beigetragen, dass Meowyn bald wieder genas, und sie hatte von der

      Elfenheilerin begierig gelernt. Meowyn hatte die Betreuung ihres kleinen

      Hofes, den sie mit Balwin unterhalten hatte, Nedeam übertragen und sich als

      Heilerin in Eternas niedergelassen. Und sie war eine gute Heilerin, wie man

      allgemein anerkannte.

      Die beiden Frauen nickten einander zu, und Meowyn schenkte Tasmund

      ein freundliches Lächeln, das im Gesicht des Ersten Schwertmannes eine

      ungewohnt freudige Veränderung hervorrief. Larwyn spürte, dass der treue

      Kampfgefährte ihres Mannes in seinem Herzen ein tiefes Gefühl für Meowyn

      verbarg. Tasmund zeigte nur selten solche Gefühle, denn all sein Streben

      schien einzig der Sicherheit der Hochmark und den Fähigkeiten seiner

      Schwertmänner zu gelten. Es war an der Zeit, dass der brave Tasmund auch

      andere Seiten des Lebens kennenlernte. Larwyn konnte sich nicht entsinnen,

      dass Tasmund sich je einem Weibe zugewandt hätte. Aber ein Mann, dessen

      Berufung das Töten war, und eine Frau, die sich der Rettung des Lebens

      verschrieben hatte, konnte das zusammenpassen? Eigentlich passten die

      beiden sogar sehr gut zusammen, befand Larwyn und lächelte unmerklich,

      aber Meowyn schien den Tod ihres Mannes noch immer nicht ganz

      verwunden zu haben und noch nicht bereit zu sein, ihr Herz erneut einem

      Mann zu öffnen.

      »Verzeiht, Hohe Dame Larwyn, wenn ich Euch störe, aber es gibt

      Uneinigkeiten bei den Bauarbeiten in der Stadt.«

      »Sprecht, gute Frau Meowyn.« Larwyn bemerkte, dass Garwin sich

      anschickte, den gepanzerten Schuh der Rüstung in den Mund zu nehmen, und

      zog ihren Sprössling seufzend an sich. Garwin brummte missbilligend, bis sie

      ihn auf den Schoß nahm. »Was bereitet Euch Sorgen? Ich dachte, es geht gut

      voran.«

      Die beiden Frauen fühlten einander inzwischen eng verbunden, und unter

      vier Augen ließen sie die höfische Etikette häufig fallen, doch in Gegenwart

      eines Dritten wahrten sie noch immer die traditionelle Form. Die Heilerin trat

      an das Fenster heran und blickte über den Hof der Burg und die südliche

      Wehranlage hinweg zur Stadt hinüber.

      »Es geht gut voran, Hohe Dame Larwyn. Vielleicht ein wenig zu gut. Die

      meisten Schäden an den Bauwerken sind längst beseitigt, und die Stadt

      wächst. Genau darin liegt offensichtlich das Problem, Herrin. Eternas

      beherbergt inzwischen mehr Menschen als vor dem Angriff der Orks.«

      »Gibt es Probleme mit der Ernährung?«, fragte Larwyn verwundert. »Ich

      habe nichts dergleichen gehört. Die Felder tragen reiche Ernte, und

      inzwischen blüht der Handel wieder.«

      »Nein, nein, Herrin«, lachte Meowyn auf. »Es ist nicht die Nahrung. Eher

      deren Verdauung. Bislang wurden die Abwässer, wie Ihr wisst, in kleinen

      Rinnen abgeleitet, die zum Fluss hinunterführen, doch nun sammelt sich so

      viel Unrat, dass die Abflüsse verstopfen. Leoryn hat mich darauf

      hingewiesen, wie wichtig es ist, den Unrat rasch zu entsorgen. Wir hatten

      geplant, Rohre aus gebrannter Erde oder Metall in den Boden zu legen. Der

      Unrat mag einen guten Dünger für die Felder geben, Herrin, jedoch