Название | Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge |
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Автор произведения | Michael Schenk |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Pferdelords |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750221420 |
Bestien. Auf dem Kopf trugen sie schwere Helme, die mit den Symbolen der
dunklen Macht verziert waren. Die Rundohren strotzten vor Kraft und trugen
plumpe Klingen, deren hakenförmige Spitze den breiten Schwertern die
Bezeichnung Schlagschwert eingebracht hatte.
Die Spitzohren hingegen waren kleiner und zierlicher gebaut, doch sahen
sie ebenso schmutzig aus und hatten ein verschlagenes Wesen. Sie waren
schneller als die großen Rundohren und trugen meist nur einfache Rüstungen,
die aus ledernen Harnischen und Helmen bestanden. Ihre Stärke war es, den
Feind aus der Distanz mit Pfeil und Bogen zu töten, anstatt ihm im offenen
Schlagabtausch entgegenzutreten. Aber allen Bestien gemein waren die
rötlichen Augen, ebenso wie ihre Blutgier und die Vorliebe für das frische
Fleisch der erschlagenen Gegner.
Vor so vielen Jahren hatte die Dunkle Macht des Schwarzen Lords zum
ersten Mal ihr Haupt erhoben, und die Legionen der Orks waren über die
Welt hereingebrochen. Erst ein Bündnis von Menschenwesen und Elfen hatte
die Macht der Horden gebrochen, doch dies war vor so langer Zeit geschehen,
dass es längst dem Reich der Fabeln anzugehören schien.
Damals hatten die Zwerge nur wenig von den blutigen Kämpfen
mitbekommen, die in der Oberwelt tobten. Denn sie lebten verborgen in ihren
riesigen Höhlensystemen tief unter dem Gebirge. Sie hielten nur wenig
Kontakt mit anderen Wesen, denn sie waren mit ihrer Abgeschiedenheit
zufrieden, und ihr unterirdisches Reich bot ihnen fast alles, um ihre
Bedürfnisse zu stillen. Sie züchteten nahrhafte Pilze und Schwämme, und
gelegentlich brachten die Jagdtrupps von der Oberfläche das Fleisch eines
erlegten Wildes herunter. Nur selten trieben sie Handel mit Elfen oder
Menschenwesen, und Getreide war das bevorzugte Handelsgut, denn es war
in ihrem Reich nicht zu ernten, und sie schätzten den Geschmack von
frischem Brot. Die Menschenwesen und Elfen wiederum begehrten die
bunten Kristalle, die Mineralien und Erze, welche die Zwerge in ihren Minen
förderten.
Die Abgeschiedenheit ihrer Höhlen hatte den Zwergen schon oft Schutz
geboten, denn sie lagen gut versteckt und waren nur schwer zugänglich. Und
da sich die kleinwüchsigen Wesen nur wenig für die Ereignisse der Oberwelt
interessierten, wurden sie kaum mit den Kriegen und Konflikten der
Menschenwesen konfrontiert. Lange Zeit fühlten sich die Zwerge unbedrängt
von den Nöten der Oberwelt, bis sie nun auf schmerzliche Weise erfahren
mussten, dass ihre eigene friedliche Welt bedroht war. Die Macht des
Schwarzen Lords und seiner dunklen Legionen griff unerwartet auch nach
den Städten des Zwergenvolkes.
Einer von Balruks Begleitern wies auf die einfache Axt, die Balruk in den
Händen hielt. »Sie haben Grünschlag, mein König. Wir müssen sie
zurückerlangen.«
Balruk nickte. »Das wird nicht ohne Hilfe gehen. Möge der feurige
Abgrund die Bestien verschlingen.«
Er dachte an die glitzernde grüne Doppelschneide der Axt Grünschlag. Ihre
Klingen bestanden aus edelstem geschliffenem Grünkristall und waren zu
spröde, um zum Kampf zu taugen. Doch Grünschlag war auch keine Streitaxt,
sondern das zeremonielle Symbol der Königswürde. Ihr Griff bestand aus
massivem Gold, und die heiligen Symbole des Volkes waren in Silber darin
eingelassen. Das Ende des Griffstückes war aus einem feinen Stahl
geschmiedet und wies zahlreiche Einkerbungen und Dornen auf. Was wie
Verzierung wirkte, war jedoch der Schlüssel zur Macht über die Stadt des
Zwergenvolkes. Denn wer auch immer den Stiel der Axt in den Thron des
Zwergenkönigs steckte, gebot über die Menschen des kleinen Volkes. Aber
nun würde ein orkisches Rundohr Grünschlag in den Thron stecken.
Erneut polterten Steine, und Balruk umklammerte den Griff seiner
einfachen Streitaxt fester. »Mögen die Bestien nur kommen. Wir schicken sie
in die feurigen Abgründe hinab.«
Einer der Begleiter blinzelte und schirmte seine Augen gegen das grelle
Sonnenlicht ab. Bald würde die Sonne untergehen, doch auch die Nacht
würde ihnen keinen Schutz gegen die Orks bieten. Diese konnten mit ihren
rötlichen Augen in der Dunkelheit ebenso gut sehen wie die Angehörigen des
Zwergenvolkes, und sie rochen das Fleisch von anderen Wesen schon auf
große Entfernung.
»Hier ist es so gut wie an anderer Stelle«, sagte Balruk grimmig. »Der
Abgrund möge sie verschlingen, unsere Beine sind zu kurz, um ihnen
davonzulaufen.«
»Dann werden wir sie aufhalten, mein König«, sagte einer der anderen
Zwerge. »Ihr müsst die Axt Grünschlag zurückerlangen. Ihr müsst Hilfe für
unser Volk herbeiholen.«
Ja, er musste Hilfe holen. Doch wenn die Legionen der Orks auferstanden
waren und ihre Macht bereits bis in die Städte der Zwerge reichte, wo mochte
es da in der Oberwelt noch Hilfe geben? War das Erscheinen der Horden in
der grünen Kristallstadt Nal’t’rund nicht das sichere Zeichen dafür, dass es
keine freien Menschenwesen und Elfen mehr gab?
Die Orks hatten die Bewohner der Stadt überrascht, sie förmlich überrannt,
und Balruk fühlte eine tiefe Scham, sein Volk so schmählich im Stich
gelassen zu haben. Doch er wusste, dass sein Volk ohne fremde Hilfe nicht
widerstehen konnte, denn die Axt Grünschlag war der Schlüssel zu dessen
Macht. Balruk musste die Axt wieder an sich bringen, und dazu benötigte er
Hilfe. Die Hilfe anderer Zwerge oder anderer Wesen. Wie auch immer, die
Axt musste zurück in seine Hand.
Mit zehn Getreuen war er geflohen, hatte sich an den Wachen der Orks
vorbeigeschlichen, während sich seine Hände fest um den Griff der Streitaxt
geklammert