PENNYFLAX und die Rache des Hexenmeisters. Andreas Bulgaropulos

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Название PENNYFLAX und die Rache des Hexenmeisters
Автор произведения Andreas Bulgaropulos
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738030488



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verziert wurde.

      Hätte der Grelgin nur nicht so herumgetobt. Doch Shirah fiel etwas ein. Sie hatte schon oft davon gehört, wie beruhigend Musik auf wütende Personen wirkte. Deshalb holte sie eine Flöte aus ihrem Beutel hervor, die ihr ein guter Bekannter vergangenen Sommer geschenkt hatte. Das Besondere an dem Holzinstrument war, dass es immer schöne Melodien spielte und zudem Pflanzen wachsen lassen konnte. Es handelte sich also um eine magische Flöte, die Shirah nun an die Lippen setzte und hinein blies.

      Als der Grelgin die Melodie hörte, verharrte er und sperrte alle vier Ohren auf. Er hatte noch nie etwas Ähnliches vernommen und war sofort fasziniert von den betörenden Klängen. Sein Gebrüll wurde zu einem Grunzen, dann einem Schnauben, und obwohl er aus Unsicherheit noch einen Moment mit seiner Keule fuchtelte, verpuffte seine Wut. Schließlich legte er beide Köpfe schräg und ließ die Keule sinken, um wie verzaubert der Flötenmelodie zu lauschen.

      Während die Koboldin weiterspielte, näherte sie sich behutsam dem Halbriesen, bis sie vor ihm stand und sein verwundetes Bein untersuchen konnte. Es steckte nach wie vor im Gebiss des Riesenschädels fest, dessen Zähne tatsächlich die Schuld an der Verletzung trugen. Die mächtigen Kiefer waren scheinbar zugeschnappt, als der Grelgin draufgetreten war, doch er hatte sie trotz seiner Bärenstärke nicht mehr öffnen können. Shirah brauchte jedoch keine Muskelkraft, um die Kiefer auseinander zu drücken, denn sie hatte ihre Flöte. Sie änderte die Melodie ihres Spiels, wodurch man auf einmal die Töne zu sehen vermochte, die sie dem Instrument entlockte. Wie ein Glitzerregen schwebten die Klänge auf den haushohen Riesenschädel zu und funkelten um eine Schlingpflanze herum, die aus einer der Augenhöhlen wuchs. Sogleich begann sich die Pflanze zu bewegen und rankte sich hinab, wo sie sich um den Kiefer schlängelte. Immer dicker wurden die Ranken der Schlingpflanze und immer dichter wickelte sie sich um das Gebiss, bis sie schließlich eine solche Kraft aufbrachte, dass sie die Kiefer auseinander drückte.

      Der Grelgin beobachtete das Schauspiel mit offenen Mündern. Als sich die Falle öffnete, packte er mit seinen Pranken zu, um den Vorgang zu beschleunigen. Nur Augenblicke später zog er sein Bein aus dem Gebiss des Riesenschädels und stieß ein triumphierendes Grunzen aus.

      Für Shirah kam nun der kritischste Moment, da sie die Flöte von den Lippen absetzten und das Verbandzeug zur Hand nehmen musste. Doch zu ihrer Erleichterung fing der Grelgin nicht wieder an zu toben. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und trug eine Heilsalbe aus Ringelblume und Bienenwachs auf die Verletzung an seiner Wade auf. Dabei schaute sie immer wieder an dem turmhohen Halbriesen hinauf, aber ihr Patient wirkte geduldig und brummte zufrieden. Zu guter Letzt legte sie einige Sauerampferblätter auf die Wunde und umwickelte das Bein mit Bindfaden, damit der Verband hielt.

      Plötzlich beugte sich der Grelgin zu ihr hinunter und packte sie mit seiner riesigen Hand. Die Koboldin glaubte schon, ihr letztes Stündlein hätte geschlagen und hörte Pennyflax und Rübennase Warnungen brüllen. Aber dann wurde sie sanft hochgehoben, um dem Grelgin im nächsten Moment direkt in die beiden Gesichter zu schauen. Der Halbriese lächelte sie an und gab mit seinen sehr tiefen Stimmen ein Brummen und Schnaufen von sich, das wahrscheinlich Worte sein sollten, Shirah aber nicht die Bohne verstand. Nachdem sie ebenso gelächelt und hilflos mit den Schultern gezuckt hatte, kam ihr jedoch eine Idee. Sie blickte hinunter zu ihren Freunden und entdeckte Minky, der sich hinter der umgestürzten Kutsche versteckte. Da der Rotzling aufgrund seiner Arbeit im Gasthaus Erfahrung mit den Sprachen anderer Rassen besaß, winkte sie ihm, damit er herkam und übersetzte.

      Minky ahnte allerdings, was seine Begleiterin im Schilde führte und schüttelte so heftig den Kopf, dass sein Rotzfaden einen neuen Rekord im Schlenkern aufstellte. Erst als Pennyflax ihm versprach, auch ihn mit seiner Zwille zu beschützen, deren Geschosse sich aufgrund ihrer Verzauberung in Hornissen verwandelten, wagte sich Minky hinter der Kutsche hervor. Während er mit zitternden Knien auf den Halbriesen zuging, huschten seine schwarzen Knopfaugen zu Pennyflax zurück, und seine geduckte Haltung erinnerte an die Pleitegeier, die erneut auf den Knochen ringsherum landeten. Immerhin, so sprach sich der Rotzling Mut zu, konnte er so schnell wie ein Wiesel flüchten, falls es brenzlig wurde. So wie vorgestern, beim Goblinüberfall auf sein Gasthaus.

      Schließlich blieb Minky in gebührendem Abstand vor dem Grelgin stehen und lauschte dem Grunzen, das die vier Meter große Kreatur ausstieß. Und nach wenigen Sekunden begann er über beide Ohren zu grinsen, wodurch seine Schneidezähne in ihrer ganzen Pracht vorstanden. »Heiligerrr Bimmel-Bammel!«, schnarrte er voller Staunen. »Ich verrrstehe tatsächlich, was unser zweiköpfiger Riesenbrummi grunzt! Seine Sprache ähnelt einem Troll-Dialekt, den ich öfter bei uns in der Gaststube gehörrrt habe.«

      »Und? Sagt er was Nettes?«, rief Shirah von oben aus der Hand des Grelgins.

      »Denke schon«, erklärte Minky. »Sein Name ist ›Bruun‹, und er dankt dir für deine Hilfe. Er ist ein junger Grelgin, erst 675 Jahre alt, und …«, Minky lauschte erneut. »Jetzt verrrstehe ich. Er lädt uns in sein Dorf ein, nicht weit weg von hier.«

      Rotte Rübennase schüttelte den Kopf und knurrte mit seiner Rasselstimme: »Das halte ich für keine gute Idee. Die Grelgins machen aus uns ein leckeres Festessen!«

      »Glaub ich nicht«, verkündete Shirah. »Die sind bestimmt alle so süß wie Bruun!«

      Obwohl sich Pennyflax mal wieder fragte, warum Mädchen alles süß finden mussten, unterstützte er seine Freundin und meinte zu Rotte: »Wir müssen so viele Bewohner Eraluvias vor dem Krieg warnen, wie möglich. Vor allem sind die Grelgins ziemliche Kraftprotze, die Sulferions Armee vielleicht aufhalten können.« Weil er die Zweifel in Rottes Gesicht erkannte, fügte er hinzu: »Außerdem kann Bruun unsere Kutsche umdrehen, und doppelt außerdem beschützt er uns auf dem Weg durchs Fossiliental, gelle?!«

      Rübennase rieb sich den Bart, hob seinen Hut auf und befreite ihn vom Staub. »Na schön, überredet, Klei…«, er berichtigte sich schnell, »äh … Pennyflax, meine ich. Lasst uns endlich aufbrechen!«

      Shirah und Pennyflax jubelten. Auch Minky wirbelte seine Flickenjacke vor Freude durch die Luft, da er von der Vertrauenswürdigkeit des Grelgins überzeugt war. Rasch bat der Rotzling ihren neuen, vier Meter großen Freund, die Kutsche auf ihre Räder zu stellen, woraufhin Bruun mit beiden Köpfen nickte und Shirah herunter ließ. Nachdem Rotte die Pferde am Zaumzeug gepackt und beruhigt hatte, ergriff der Halbriese den Wagen und wuchtete ihn herum, bis er wieder auf dem Sandboden stand. Anschließend stiegen die Gefährten auf den Kutschbock, ließen die Zügel knallen und rollten Richtung Osten durch das Fossiliental, immer dem Grelgin nach, der mit bebenden Schritten auf sein Dorf zu stampfte.

      Ziemlich belämmert glotzten die Pleitegeier der Reisegruppe hinterher, weil ihre Beute von dannen zog. Minuten später wurden sie erneut aufgescheucht, als zwei vermummte Reiter über den Hügel trabten und bei dem Riesenschädel anhielten. Sie nahmen die Tücher von den Gesichtern, wodurch ihre spitzen Elfenohren und blonden Haare zum Vorschein kamen. Der eine der beiden lächelte und zischte:

      »Sulferion wäre gewiss hocherfreut, wenn wir die neue Freundschaft zwischen Kobolden und Halbriesen verhindern. Lass uns dieses Grelgin-Dorf mit Feuerpfeilen markieren, Bruder, damit die Dämonen der Glutadern darauf aufmerksam werden und es angreifen!«

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