Die schönsten Märchen aus Zentralafrika. Andreas Model

Читать онлайн.
Название Die schönsten Märchen aus Zentralafrika
Автор произведения Andreas Model
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742737786



Скачать книгу

das tut sie bis heute, denn sie will nicht, dass der Moskito ins Ohr schlüpft, um dem Ohrenschmalz seine Tücher abzujagen.

      Der dankbare Affe

      Es lebten einmal zwei Brüder, ein jüngerer und ein älterer. Ihre Eltern waren gestorben und hatten die beiden ganz allein zurückgelassen. Eines Tages bereiteten die Brüder für sich eine Mahlzeit vor, stellten den Topf aufs Feuer und gingen dann zur Arbeit auf ihr Feld. Da kam der Affe, und weil niemand im Haus war, trat er ein. Er sah, dass auf dem Feuer etwas kochte, nahm den Topf herunter und aß alles auf, nichts ließ er übrig. Anschließend ließ er seinen Kot in den Topf fallen, stellte ihn wieder aufs Feuer und kehrte in den Wald zurück.

      Am Abend kamen die beiden Brüder vom Feld, woll­ten essen und fanden im Topf nur noch das, was der Affe hinterlassen hatte. Da weinten sie, denn sie hat­ten großen Hunger. Schließlich reinigten sie den Topf und kochten sich etwas anderes. Am nächsten Morgen befestigten sie Leimruten an der Tür, bevor sie das Haus verließen, um wieder ihre Feldarbeit zu verrichten. Der Affe sah sie davongehen. Als er die Luft rein glaubte, wollte er dem Haus einen zweiten Besuch abstatten, verfing sich aber mit Armen und Beinen in den Leimruten. Er schrie und versuchte sich loszureißen - aber er schaffte es nicht.

      Bei ihrer Rückkehr fanden die Brüder den Affen, der immer noch fest an den Leimruten klebte. Sie wollten ihn töten, aber der Affe sprach: "O bitte, tötet mich nicht. Ich will euch jede Menge Fleisch verschaffen. Legt mich in einen Korb und hängt ihn oben in einen Baum." Die Brüder gingen auf den Vorschlag ein. Nun sang der Affe ein paar Lieder: "Lin lin doyam ..." Das hörten die Büffel, die Elefanten und viele andere Tiere, und sie kamen herbei. Unter ihnen war auch ein großer Büffel. Der trug die Sonne auf der einen, den Mond auf der anderen Seite. Da sprach der Affe zu den beiden Brüdern: "Wenn ihr diesen Büffel schießt, werdet ihr etwas Großartiges erleben!"

      Da schossen die Brüder auf den großen Büffel und trafen ihn auch. Er taumelte, und aus der Wunde schoss ein dicker Blutstrahl. Alle Tiere, die vom Blut des Büffels etwas abbekamen, starben auf der Stelle. Der Büffel aber, der die Sonne auf der einen, den Mond auf der anderen Seite trug, kehrte wieder dorthin zurück, woher er gekommen war. Die beiden Brüder zerlegten die Tiere, die getötet worden waren, brachten das Fleisch nach Hause und konnten lange Zeit davon leben. So viel war es, dass sie gar nicht alles schafften und eine ganze Menge Fleisch verdarb. Dem Affen aber gaben sie bald darauf die Freiheit wieder.

      Der Eifersüchtige und der Menschenfresser

      Mokabe Nsame, ein Mann aus dem Stamm der Fang heiratete eine außergewöhnlich schöne Frau. Alle seine Brüder waren von der neuen Schwägerin fasziniert. In der Folgezeit sah man die Brüder sehr selten bei den Gemeinschaftsaktivitäten. Sie lagen fast immer im Haus von Mokabe herum und bewunderten seine neue Frau.

      Bald ging es dem Mann auf die Nerven, und er entschloss sich, mit seiner Schönen an einen anderen Ort zu ziehen. Die Frau, die sich an die Avancen der Brüder gewöhnt hatte, und die ihr sehr schmeichelten, war gegen den Umzug und sprach: "Mein Mann, lass uns lieber hier bleiben. Wenn uns an jenem Ort etwas zustößt, wer soll uns helfen? Hier sind alle deine Verwandten und Brüder, lass uns hier bleiben. Der Mann hielt ihr jedoch vor, nur bleiben zu wollen weil sie mit seinen Brüdern anbändeln wollte. Da willigte sie schließlich ein, und der Umzug fand statt. Tief im Dschungel baute er eine neue Behausung und ging nach deren Fertigstellung auf die Jagd.

      Als er so durchs Unterholz schlich bemerkte er einen Menschenfresser, der eine tiefe Grube aushub. Wohl aus Verlegenheit und um etwas zu sagen, sprach Mokabe ihn an: Oho, du kannst aber schöne Gruben ausheben. Wie wäre es, - wenn ich sterbe, gräbst du mir dann auch so eine?

      Der Menschenfresser, überrascht, so plötzlich angesprochen zu werden, antwortete ärgerlich: Das kannst du haben, wann willst du sterben? Mokabe fühlte sich nun bedrängt und wehrte ab: "Nein, nein nicht jetzt, - vielleicht in zwei Monaten? Der Menschenfresser jedoch war mit dem Vorschlag nicht einverstanden sondern wütend und wild entschlossen, ihn sofort zu töten. Schließlich konnte Mokabe ihn ein wenig beruhigen und damit das Schlimmste und seinen sofortigen Tod verhindern. Sie einigten sich darauf, dass ihn der Menschenfresser am nächsten Tag holen werde. Total verstört und tieftraurig kehrte der Mann von der Jagd heim. Nachdem die Frau von dem schrecklichen Zwischenfall erfahren hatte fühlte sie sich bestätigt in ihrer Ablehnung, von der schützenden Gemeinschaft fortzugehen um in der Einsamkeit eine Behau­sung zu beziehen.

      Als die Nacht hereinbrach machte sie sich heimlich auf den Weg ins Dorf. Sie alarmierte die Brüder von Mokabe, die bewaffneten sich und machten sich noch in der Nacht auf den Weg zum Haus in der Wildnis.

      Noch vor Morgengrauen trafen sie ein und versteckten sich in der Umgebung des Hauses. Sie waren nicht zu früh gekommen, denn bald darauf traf auch der grausame Gast ein und forderte Mokabe auf mit ihm zu kommen, wie es vereinbart war. Der Todgeweihte weigerte sich, da sprach der Menschenfresser: "warte nur, gleich wirst du sterben".

      Er ging hinaus und grub vor dem Haus eine Grube für seine Opfer. Während er so grub, kamen die Brüder Mokabes aus ihren Verstecken und umstellten die Grube. Sie überraschten den Menschenfresser beim Graben und fragten ihn nach dem Grund des Tuns. Er antwortete ihnen wahrheitsgemäß, dass Mokabe ihn gestern sehr beleidigt hat indem er forderte, er solle ihm nach seinem Tode eine Grube ausheben, weil er so gut graben könne. Nun komme er, um die Beleidigung zu rächen. Nachdem er ihnen gegenüber auch zugegeben hat, dass er den Mann heute töten wolle, erschlugen die Brüder den Menschenfresser in seiner Grube. Mokabe Nsame jedoch folgte nun dem Wunsch seiner Frau und den seiner Brüder, wieder zurückzukehren. So luden sie allen Hausrat auf und zogen gemeinsam zurück in das Dorf.

      Der gutmütige Junge und die zahnlose Alte

      Ein Junge war aufs Feld gegangen, um Süßkartoffeln auszugraben. Da sah er eine alte Frau kommen, und der schenkte er ein paar von seinen Süßkartoffeln. Die Alte aber sagte: "Meine Zähne sind nicht mehr gut, ich kann sie nicht kauen." - "Ich leihe dir meine Zähne", erbot sich der Junge. "Gib sie mir wieder zurück, wenn du gegessen hast." Die Alte nahm die Zähne und aß alle Süßkartoffeln auf. Dann warf sie dem Jungen ihre schlechten Zähne hin und lief fort. Der Junge verfolgte die Alte zwar, aber sie war plötzlich in einem Wasser verschwunden. Nun weinte der Junge bitterlich, weil er keine Zähne mehr hatte.

      Das hörte ein Vogel, einer der besten Sänger, und fragte den Jungen: "Warum weinst du denn?" - "Die zahnlose Alte hat mir meine Zähne weggenommen", berichtete der Junge unter Tränen. "Hör auf zu weinen", tröstete ihn da der Vogel. "Bitte deine Mutter, Bier zu brauen. Wenn das getan ist, werde ich dir mehr sagen." Die Mutter des Jungen braute Bier, und als das Bier bereitet war, brachten sie es zum Wasser. Der Vogel hob nun an, ein wunderschönes Lied zu singen. Das hörte die Alte und kam aus dem Wasser. Sofort stürzte sich die Mutter des Jungen auf die Diebin und nahm ihr die geraubten Zähne wieder ab, und der Junge warf der Alten ihre schlechten Zähne hin.

      Der Hund als Retter

      Sieben Mädchen zogen zum Fluss auf Krebsfang, ein Hund begleitete sie. Sie fingen auch eine ganze Menge Krebse, aber es dauerte nicht lange, da verfolgte sie der Jengu, ein Wasserdämon, der in diesem Fluss lebte. Die Mädchen nahmen Reißaus und liefen in den Wald.

      Dort aber kamen sie vom Weg ab und gelangten zum Haus einer alten Frau. Die Alte empfing sie mit den Worten: "Ich sehe, ich habe Kinder bekommen." - "Und wir haben wieder eine Mutter", erwiderten die Mädchen. Nun fragte die alte Frau: "Möchtet ihr etwas essen?" Das wollten die Mädchen natürlich. Aber als das Essen gebracht wurde, warnte der Hund: "Ihr Mädchen, esst auf keinen Fall davon!" Sie beachteten seine Warnung nicht und wollten auch ihm etwas abgeben. Der Hund aber nahm von den Speisen der alten Frau nichts an, denn wer davon gegessen hatte, dem konnte die Alte die Augen ausstechen. In der Abenddämmerung gab die alte Frau den Mädchen Schlafmatten. Sie legten sich nieder, und der Hund rollte sich in ihrer Nähe zusammen.