Danke Duke!. Jürgen Ruhr

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Название Danke Duke!
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752930207



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erinnern, dass ich in den letzten Tagen Fisch zum Mittag gekocht hätte.

      „Ja, den in der Dose. Mit Tomatensoße.“

      Das also meinte er. Ich seufzte leise und kramte eine Dose aus dem Vorratsschrank. „Möchtest du auch Brot dabei?“

      „Brot? Nee danke. Dann lieber noch ein paar Nudeln.“

      Ich stellte die Dose mit dem toten Fisch in der ekligen Soße vor ihn auf den Tisch.

      Kai sah mich entgeistert an. „Kannst du die nicht aufmachen? Ich bekleckere mich doch immer so, wenn der Deckel aufgeht. Du kannst das viel besser.“

      Während mein Sohn den Fisch in sich hineinschaufelte und einige Stückchen auf seiner Jacke landeten, griff ich das Thema mit dem Bett noch einmal auf. „Vater und ich werden euch ein Bett besorgen. Das bekommt ihr dann nächste Woche.“ Ich würde am Wochenende in einer von diesen kostenlosen Anzeigenblättern nach einem günstigen gebrauchten Bett suchen. Was man nicht alles für seinen lieben Sohn tat ...

      „Mama! Das ist doch nicht notwendig. Uschi und ich haben uns doch schon ein Bett ausgesucht. Es genügt vollkommen, wenn ihr mir das Geld gebt. Du musst dir nicht immer so viel Mühe machen. Ich bin doch erwachsen! Außerdem muss das Bett doch zur Einrichtung der Wohnung passen.“

      „Ach so. Und was kostet so ein Bett?“

      „Eintassssenenndfnnfnfhund“, nuschelte er.

      „Wie viel? Kannst du mal etwas deutlicher sprechen?“

      „Eintausendfünfhundert.“

      „Eintausendfünfhundert?“ Vermutlich hatte ich mich verhört. „Redest du von Euro?“ Unser Doppelbett hatte damals gerade einmal zweihundertfünfzig Mark gekostet. Und das erschien uns schon sehr teuer. Aber schließlich war es schon eine Weile her, dass wir unser Schlafzimmer eingerichtet hatten. Alles wurde ja ständig teurer.

      Kai nickte. „Natürlich Euro, was denkst denn du? Die Anlieferung ist aber kostenlos.“

      „Was soll denn das für ein Bett sein? Luxus oder was?“

      Jetzt schüttelte mein Sohn den Kopf. „Kein Luxus, Mama. Ein ganz normales Boxspringbett, denkst du denn wir wollen im Luxus schwelgen? Mama, da solltest du deinen Sohn aber besser einschätzen.“

      Nun, ich kannte Boxen und Springen, doch in dieser Kombination hatte ich von den Disziplinen noch nie gehört. Ich stöhnte leise, dann kam mir eine Idee: „Das sollten wir mit deinem Vater besprechen. Schließlich hat er das letzte Wort in finanziellen Dingen.“

      Mein lieber Mann Martin schüttelte vehement den Kopf, als ich ihm später von dem Gespräch mit Kai und von dem Bett erzählte. „Eintausendfünfhundert? Ist der Junge wahnsinnig? Ich geh doch nicht den ganzen lieben langen Tag arbeiten, damit sich mein Sohn mit so einer ... einer ... also einer den ganzen lieben langen Tag im Luxusbett herumlümmelt. Das soll er sich mal direkt aus dem Kopf schlagen.“

      „Martin“, gab ich zu bedenken, „wenn er nicht das Bett bekommt, dann kann es sein, dass er sich weiterhin hier zu Hause den ganzen lieben langen Tag in seinem Bett herumlümmelt. Außerdem arbeitest du nicht den ganzen lieben langen Tag ...“ Mein Gatte hatte mit seinem Arbeitgeber eine Übereinkunft getroffen, die ihm erlaubte, pünktlich zum Mittagessen nach Hause zu kommen, was mich dummerweise dazu verpflichtete, auch tagtäglich eine Mahlzeit zu kochen. Den Männern gefiel das allerdings.

      „Wegen der Kurzarbeit im Betrieb verdiene ich doch sowieso schon weniger“, murrte mein Mann.

      „Die Kurzarbeit, die du unbedingt haben wolltest.“ Auch meinem Mann gegenüber ließ sich das Teufelchen vorwitzig blicken: „Vielleicht solltest du ja mit deinem Chef reden, dass er dich wieder etwas mehr arbeiten lässt. Ich glaube, der hätte nichts dagegen.“

      „Das wäre ja noch schöner“, donnerte Martin. „Ich rackere mich mein ganzes Leben lang ab und endlich kann ich etwas kürzertreten, um meine Kräfte im Alter zu schonen, und dann soll ich wieder voll arbeiten gehen?“

      „Den lieben langen Tag“, nickte ich.

      „Wo ist dein Sohn eigentlich?“, grollte der Mann, um dessen Sohn es sich ebenfalls handelte.

      „Der ist zu seiner Freundin geeilt.“

      Martin sah auf seine Armbanduhr, die er mit Stolz verkehrtherum am rechten Handgelenk trug. Es war eine dieser Computer-Smartwatches, die momentan merkwürdigerweise den Markt eroberten. Er hatte das Ding günstig im Versandhandel erstanden und eigentlich sollte es - ähnlich einer eierlegenden Wollmilchsau - alles können. Telefonieren, Puls, Blutdruck und Herzfrequenz anzeigen, Navigationsgerät sein und sogar die Zeit mitteilen. Einige der Funktionen fielen allerdings fort. Das Telefonieren war zu umständlich, denn auf dem winzigen Display eine Nummer einzutippen, gelang nur mit einem speziellen Stift, den Martin natürlich schon am zweiten Tag seines Uhrenbesitzes verloren hatte. Außerdem war die Verständigung dermaßen schlecht gewesen, dass er doch lieber wieder sein Handy benutzte. Eine weitere Funktion tat es noch, sofern man einen Blutdruck von knapp dreihundert zu zweihundert als normal ansah. In der Anfangszeit der Uhr war Martin deswegen jeden zweiten Tag zum Arzt gerannt, wo man ihn aber beruhigen konnte: Deren Messgeräte gaben normale Werte aus.

      Blieb noch die Uhrzeit, die das kleine Gerät sogar per Sprachausgabe mitteilte. Da das Display aber die meiste Zeit - um Energie zu sparen, was sehr löblich ist - dunkel blieb, musste er zunächst einen winzigen Knopf, von denen sich drei an der Seite des Gehäuses befanden, drücken.

      Und das tat mein Mann jetzt.

      „Three post meridian and twufhsfjs ...“, erklang es überlaut und kaum verständlich aus dem Gerät. „Your blood pressure is fourhundred and twenty to thirty“, folgte die nächste Information. Vermutlich hatte Martin wieder mehrere dieser Miniaturknöpfe gedrückt.

      „Hier ist der ADAC Notruf. Was können wir für sie tun?“ Auch das Telefon mit der Direktwahl schien wunderbar zu funktionieren. Und diesmal war der Mann am anderen Ende der Leitung wirklich gut zu verstehen gewesen.

      „Entschuldigung, falsch verwählt“, stammelte mein Gatte und drückte wie wild auf dem Display herum. „Hallo?“, klang es erneut aus dem Gerät. „Hier ist der ADAC. Bitte nennen sie ihren Namen und ihre Kundennummer. Wo befinden sie sich?“

      „Zu Hause“, gab Martin von sich und drückte weiter auf die Uhr.

      „Your blood pressure is eighty to ninehundred.“

      Martin warf einen Blick auf die Küchenuhr an der Wand. „Jetzt, um diese Zeit?“, fragte er. „Die Friseuse ist doch noch gar nicht zu Hause. Was will er denn dort schon?“

      Zunächst war mir nicht ganz klar, wovon mein Gatte jetzt sprach, doch ich schaltete schnell. „Na vielleicht will er sich schon daran gewöhnen, bei ihr zu wohnen. Wenn Kai ja am Wochenende schon umzieht ...“

      „Darüber werden wir noch reden. Der Junge kann doch nicht so einfach hier ausziehen. Was denkt er sich denn eigentlich?“

      „Martin, du willst doch auch, dass unser Sohn selbständig wird. Er kann doch nicht ewig am Rockzipfel seiner Mutter hängen.“

      Das gab ihm zu denken. „Und an dem seines Vaters“, pflichtete mein guter Mann mir bei. „Aber eintausendfünfhundert Euro? Das ist eine Menge Geld.“

      „Aber nur eine geringe Summe für die Freiheit, die wir dann genießen können“, gab ich zu bedenken. „Wir könnten ... könnten ... viel spontaner werden, wenn du weißt, was ich meine.“ Ich beugte mich zu ihm herab, so dass er in meinen Ausschnitt sehen konnte.

      „Ja, hmm, also eigentlich hast du ja Recht, Birgit. Wenn ich das mal so betrachte ...“ Er versuchte nach mir zu greifen, doch ich wich ihm geschickt aus. „Martin!“, rügte ich ihn und mein Tonfall klang so sinnlich, wie schon lange nicht mehr. „Wenn Kai jetzt nach Hause kommt ... Da müssen wir noch ein wenig warten.“

      Jetzt musste es mir nur noch gelingen, Martin davon zu überzeugen, dass ich in Kais Zimmer ziehen musste, sobald