Danke Duke!. Jürgen Ruhr

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Название Danke Duke!
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752930207



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Mutter sich ausdrückte. Das bedeutete aber nichts anderes, als dass sie etwas Gemüse daruntergemischt hatte und die ganze Pampe ziemlich fad schmeckte. Steffi stocherte in ihrem Essen herum und täuschte nach einiger Zeit Bauchschmerzen vor. Zu Mutters Überraschung nahm sie aber den Teller mit auf ihr Zimmer.

      „Steffi, du musst nicht aufessen, wenn dir schlecht ist“, rief Mutter ihr hinterher.

      „Doch doch, sobald es mir wieder etwas besser geht. Das schmeckt doch so lecker!“

      Ich glaubte nicht, dass Duke die Nudeln mit dem Gemüse fressen würde.

      Vater kam am Abend zur gewohnten Zeit nach Hause. Er schlich in die Küche, um Mutter bei ihrer fortbildenden Dokumentation nicht zu stören und wärmte sich sein Essen in der Mikrowelle auf. Steffi und ich hatten schon auf ihn gewartet und stürmten zusammen in die Küche.

      „Papiii“, krähte die Kleine, „da bist du ja endlich.“ Sie sprang meinem Vater, der am Tisch saß und sich gerade ein Glas Bier eingeschüttet hatte, auf den Schoß und legte die Arme um ihn. Ich setzte mich ihm gegenüber und nickte meinem Vater zu.

      Der lachte: „Ihr wollt doch etwas von mir. Sonst bekomme ich doch nie so ein Begrüßungskommando.“

      Aus der Mikrowelle quoll Rauch und ich sprang schnell auf und stellte das Ding ab. Mein Vater schien mit der Technik auf Kriegsfuß zu stehen und die eingestellten zehn Minuten waren definitiv zu viel. Ich nahm mir einen Topflappen und zog den Teller mit den verbrannten Nudeln und schwarzem Gemüse aus dem Gerät. Dann stellte ich es vor meinen Vater, der immer noch mit Steffi knuddelte, auf den Tisch.

      Entgeistert blickte er auf. „Was ist das denn, Tim? Wieso hast du das Essen anbrennen lassen?“

      „Das warst du selbst“, gab ich trotzig zurück. Keine gute Basis für unser Gespräch wegen Duke. „Ich habe nicht die Uhr an der Mikrowelle eingestellt.“

      „Sind denn die zehn Minuten schon um?“

      „Nein, nur acht. Und das ist schon zu lang. Zwei oder drei hätten vollkommen genügt.“

      Mein Vater grinste und trank einen Schluck Bier. Dann meinte er: „Tim, du wirst bestimmt eines Tages Koch werden. Was du jetzt schon alles weißt ...“

      „Und was werde ich, Papi?“, krähte meine kleine Schwester, die sich darum sorgte, einmal nicht im Mittelpunkt zu stehen. „Papiii, sag doch!“

      „Hmm“, brummte mein Vater und überlegte. „Prinzessin bist du ja schon, meine Prinzessin. Was würdest du denn gerne einmal werden?“

      Jetzt überlegte Steffi und kniff dabei die Augen fest zusammen. „Ärztin oder Pilotin oder ...“ Mehr fiel ihr anscheinend nicht ein, doch dann fügte sie hinzu: „Tierpflegerin. Oh Papi, ich komme doch so gut mit Tieren zurecht.“

      „Du kannst Tierärztin werden, mein Schatz. Da hast du auch mit Tieren zu tun und es ist allemal besser als Pflegerin und du verdienst auch mehr.“ Mein Vater dachte halt praktisch und an den Geldbeutel.

      „Au ja, Papi. Tierarztpflegerin. Ich kann ja schon einmal üben, ich habe doch Duke. Papiii? Dürfen wir Duke behalten?“

      Mein Vater sah sie irritiert an. „Duke? Was für ein Duke? Was soll das heißen ‚Duke‘?“

      Entweder hatte er den Mops völlig aus seinen Gedanken verdrängt, oder er konnte dem Hund lediglich den Namen nicht zuordnen.

      „Na Duke eben, Tim sagt, das ist so ein Außerirdischer. Ich finde den Namen schön.“ Steffi legte beide Arme erneut um den Hals meines Vaters und gab ihm einen schmatzenden Kuss. „Bitte sag, dass wir Duke behalten dürfen. Ich muss doch üben, für meine Tierärztinpflege.“

      „Ein Außerirdischer? Hier in meinem Haus?“

      „Der Mops“, stellte ich klar und fragte mich, ob der Hund immer noch in dem Kleiderschrank saß. Oder auch lag, man wusste ja nie.

      „Der Mops, natürlich.“ Mein Vater schlug sich mit dem Handrücken gegen die Stirn und traf in der Bewegung das Bierglas, das scheppernd umfiel. Gut, dass es nur noch halbvoll gewesen war. „Den hatte ich ja völlig vergessen. Was hat denn Mutter dazu gesagt?“

      Ich wollte schon bemerken: ‚Noch gar nichts, sie weiß ja nichts davon‘, doch dazu kam ich nicht mehr, denn plötzlich stand Mutter im Türrahmen. So als hätte ihre Erwähnung sie herbeigezaubert.

      „Was habe ich wozu gesagt?“, fragte sie auch sofort. Offensichtlich hatte meine Mutter die letzten Worte mitbekommen.

      Wir schwiegen.

      „Thomas! Ich erwarte eine Antwort. Sofort!“

      Mein Vater wischte mit der Handfläche das verschüttete Bier über die Tischkante zurück in sein Glas. Ein Teil landete auf dem Boden, doch er beschäftigte sich intensiv damit, die Flüssigkeit vom Tisch zu wischen.

      „Tim, worum geht es?“ Meine Mutter drohte jetzt mit dem Zeigefinger. Mir wurde ziemlich unbehaglich zumute.

      „Nun, das ist ... also.“ Dann kam mir die Erleuchtung. „Wegen Duke. Wir wollten dich fragen, was du von dem Namen hältst.“

      „Duke? Wer soll Duke heißen? Ein ziemlich komischer Name ...“

      „Das sind Außerirdische“, ließ sich meine Schwester vernehmen. „Papi, sag doch auch etwas!“

      Mein Vater stellte das Glas auf den Tisch und nickte. „Ja, das sind Außerirdische ...“

      „Thomaaas! Wenn ich nicht sofort erfahre, worum es hier geht, dann gibt es ein Donnerwetter! Also raus mit der Sprache.“

      Steffi und ich schwiegen, wir waren ja auch nicht gefragt worden.

      „Ja, also, hmm. Erinnerst du dich an den Mops?“

      „Und ob!“, krähte meine Mutter und es klang wirklich bedrohlich. „Den habt ihr doch gestern wieder zurückgebracht zu seiner Laterne. Oder etwa nicht?“

      Vater war ziemlich bleich um die Nase herum. „Nun, also ... das wollte ich dir doch erklären. Ich hatte vor ...“

      „Papi hat gesagt, wir dürfen Duke behalten“, unterbrach ihn Steffi und drückte meinem Vater wieder einen feuchten Kuss auf die Wange. „Nicht wahr, Papiii?“

      „Thomas“, donnerte meine Mutter, „erzähl mir nicht, dass dieses schreckliche Vieh noch in meinem Haus ist! Wo hast du es versteckt?“

      „Ich überhaupt nicht“, gab mein Vater kleinlaut von sich. Bei dem Ton meiner Mutter könnte es darauf hinauslaufen, dass er den Hund wieder an der Laterne anbinden musste und sich selbst direkt daneben. „Sabine, lass mich doch erklären: Gestern hatten Tim und ich den Hund ja zurückgebracht und ihn gerade festgebunden, doch dann war da plötzlich so ein Mann, der uns dabei sah und die Polizei rufen wollte. Weil wir den Hund ja angeblich aussetzen wollten. Was sollte ich denn machen?“ Vater stöhnte und warf einen sehnsuchtsvollen Blick auf das Bierglas, in dem sich das gerettete Bier befand. Viel war das allerdings nicht.

      „Dass ihr mich so hintergehen könnt ...“ Mutter wechselte den Tonfall von aggressiv zu wehleidig. „Wie kann mir meine eigene Familie das antun? Wo ist der Köter denn jetzt?“

      Wir schwiegen.

      Der Ton änderte sich wieder in aggressiv: „Hallo? Redet mal jemand mit mir? Thomas, wo ist das Tier?“

      „Ich weiß es nicht.“

      Stefanie war von den Knien meines Vaters geklettert. Vermutlich hatte sie von ihrem ‚Papiii‘ mehr Einsatzbereitschaft erwartet. „Bei mir im Kleiderschrank“, verkündete sie schließlich und stemmte die Fäuste in die Hüften. Mit einem letzten, verzweifelten Versuch hoffte sie meinen Vater doch noch in die Pflicht zu nehmen: „Papi hat gesagt, wir dürfen ihn behalten.“

      „Das habe ich nie gesagt“, gab mein Vater von sich. „Jedenfalls nicht so.“

      Doch Mutter bekam seine lahme Entschuldigung nicht mehr mit, denn