Danke Duke!. Jürgen Ruhr

Читать онлайн.
Название Danke Duke!
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752930207



Скачать книгу

alkoholische Getränke.

      Was mein Mann allerdings anders sah, denn er trank den Becher auf einen Zug leer und bestellte direkt einen neuen.

      „Vier Wertmarken“, ließ sich das schmächtige Männlein wieder vernehmen.

      Martin schaute verdutzt drein. „Ich habe nur noch zwei. Die Frau am Eingang hat mir nur zehn gegeben.“

      „Dann müssen sie noch Marken kaufen. Vorne am Eingang“, grinste der Schmächtige und sah auf das Bier. „Schade drum, na ja, dann opfere ich mich mal.“ Er hob den Becher an die Lippen und trank ihn auf einen Zug leer.

      „Zwölf Uhr vierzig“, teilte ich meinem Göttergatten die aktuelle Zeit mit. „Wir sollten etwas essen.“

      Die Männer, die vorhin noch am Fass gestanden hatten, ließen sich jetzt die Grillwürstchen schmecken und unterhielten sich dabei lautstark.

      „Wir müssen erst noch Wertmarken kaufen. Ich habe nur noch zwei davon“, grummelte Martin und zog Richtung Eingang davon. Ich folgte ihm mit dem Rollkoffer und knurrendem Magen.

      „Eine Marke ein Euro“, hörte ich die junge Frau sagen und schon hielt sie wieder die Hand auf. „Wie viele Marken wollen sie denn?“

      Mein Mann überlegte. „Was kostet denn eine Bratwurst?“, fragte er dann.

      „Vier Wertmarken.“

      „Und ein Kotelett?“

      „Sechs. Also, wie viele wollen sie jetzt kaufen?“

      Martin zog sein Portemonnaie hervor. „Zwölf bitte. Zwei habe ich ja noch. Oder halt, geben sie mir doch lieber direkt sechzehn.“

      „Das macht dann sechzehn Euro. Willkommen beim Tag der offenen Tür.“ Sie riss von einer Rolle die Wertmarken ab und tauschte sie gegen Martins Geld.

      „Sag mal, mein Schatz“, gab ich vorsichtig zu bedenken, als wir uns zum Grill zurückbewegten, „findest du nicht auch, dass das alles ziemlich teuer ist? Vier Euro für eine einfache Bratwurst.“

      „Ach Birgit“, seufzte mein Liebster. „Wann gönnen wir uns denn schon einmal etwas? Und für dich ist mir doch nichts zu teuer.“

      Bisher hatte ich allerdings weder etwas getrunken, noch gegessen.

      „Zweimal Bratwurst bitte“, bestellte Martin bei dem Mann, der den Grill bediente und gerade einige leicht angebrannte Bratwürste wendete.

      „Willkommen am Grill beim Tag der offenen Tür unseres Modellbahnclubs“, gab der Mann von sich. „Macht acht Wertmarken.“

      Martin nahm zwei Würstchen, eingewickelt in Servietten, entgegen, nachdem er die Marken abgegeben hatte. „Wo ist denn Senf?“

      „Senf haben wir nicht. Ist außerdem ungesund. Wir Modellbahner legen Wert auf gesunde Ernährung.“

      „Und was ist mit Brot? Oder vielleicht einem Brötchen?“

      Der Mann mit der Grillzange schüttelte den Kopf und fischte mit der bloßen Hand eine Wurst vom Boden, die vom Grillgitter gerollt war. Nachdem er sie oberflächlich abgewischt hatte, legte er die Wurst auf den Grill zurück. „Brot haben wir nicht. Und Brötchen schon gar nicht. Guten Appetit.“

      Martin drückte mir die einseitig ziemlich schwarze Wurst mit der Serviette in die Hand. „Lass es dir schmecken, Birgit.“ Dann hielt er mir die andere Wurst auch noch hin.

      „Äh Martin, mir reicht eine vollkommen. Die musst du schon selber essen.“

      „Halt mal. Du sollst sie ja nicht essen. Ich will mir nur schnell ein Bier holen. Zwei Minuten, bin sofort wieder da.“

      Ich beobachtete meinen Liebsten, wie er beim Bierfassmann sein Getränk bestellte, sich kurz abwandte und den Becher in einem Zug leertrank. Meinte er wirklich, ich hätte das nicht gesehen? Schon drückte ihm der Schmächtige einen weiteren Becher in die Hand. Wohlgemerkt gegen eine entsprechende Anzahl von Wertmarken.

      „So, da bin ich auch schon wieder“, grinste Martin mich an und nahm mir seine Wurst aus der Hand. Die war inzwischen kalt. Er betrachtete sie von allen Seiten und an seinen Augen erkannte ich, dass die Biere schon ihre Wirkung taten. „Die sieht richtig lecker aus“, gab er schließlich von sich, kratzte mit einem Fingernagel an der verbrannten Kruste herum und biss schließlich hinein. „Es geht doch nichts über eine Wurst vom Grill.“

      Ich hatte - als mein Mann beim Bierfass war - noch ein Stück von meiner Wurst abgebissen und den Rest dann unbemerkt in einen kleinen Strauch fallen lassen. Doch das sagte ich Martin nicht, der jetzt auf der schwarzen Wurst herumkaute.

      „Ich habe noch zwei Marken“, nuschelte er schließlich mit vollem Mund. „Willst du nicht doch lieber ein Bier trinken? Oder möchtest du noch eine Wurst?“

      „Dazu werden die Wertmarken kaum reichen“, klärte ich ihn auf. „Aber ich möchte auch nichts mehr, danke.“

      „Ich kann ja noch Marken kaufen. Man gönnt sich ja sonst nichts.“ Wenigstens hatte er jetzt die Wurst aufgegessen. Nachdem Martin sich brav den Mund mit der fettigen Serviette abgewischt hatte, ließ er sie achtlos zu Boden fallen.

      „Hallo, sie da!“, klang die Stimme des Mannes vom Grill zu uns herüber. „Das heben sie aber flott wieder auf. Sie können doch nicht einfach so ihren Müll hier hinschmeißen!“

      Martin sah sich um. „Wo sind denn die Mülleimer?“

      „Haben wir nicht. Sie müssen ihren Müll schon mit nach Hause nehmen. Aber schmeißen sie auf keinen Fall etwas auf den Boden!“

      Martin hob die Serviette wieder auf, musste aber zunächst hinter ihr herlaufen, da der Wind sie quer über den Rasen fegte. „Willst du wirklich nichts trinken, Birgit?“, fragte er mich, nachdem er wieder neben mir stand.

      „Kein Bier. Frag doch mal, ob du einen Becher haben kannst, dann hole ich mir irgendwo etwas Leitungswasser.“ Nach der angekokelten Wurst hatte ich doch einen ziemlichen Durst bekommen.

      Martin stiefelte erneut zum Bierfass und sprach mit dem Mann dort. Der schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Birgit“, berichtete mein Mann schließlich. „Er darf keine leeren Becher ausgeben. Wegen der Wertmarken.“

      Was ein leerer Becher nun mit den Wertmarken zu tun haben sollte, verstand ich nicht, zuckte aber mit den Achseln. „So groß ist mein Durst nun auch wieder nicht.“ Das war glatt gelogen.

      „Ich gehe noch ein paar Marken kaufen. Möchtest du auch noch etwas essen?“

      „Nein danke, mir reicht die köstliche Grillwurst vollkommen.“ Noch einmal wollte ich so etwas nicht essen müssen.

      Diesmal folgte ich meinem Liebsten nicht, sondern wartete auf ihn. „Ich habe noch acht Wertmarken gekauft“, verkündete er stolz und hielt die Marken hoch. Für das Geld, was er hier inzwischen ausgegeben hatte, wären wir im feinsten Restaurant bestens bedient worden. „Ich hole mir jetzt ein Kotelett.“

      Bevor ich Martin diese Idee ausreden oder ihn zumindest warnen konnte, stand er schon wieder beim Grill. Ob der Mann nicht bedacht hatte, dass es hier keine Mülleimer gab? Wo wollte er denn später den Knochen entsorgen? Eingewickelt in eine Serviette in seiner Jackentasche?

      Selig grinsend hielt er mir schließlich die Serviette mit dem Kotelett hin. Ich wusste inzwischen, was er von mir wollte und nickte ergeben. Während Martin sein nächstes Bier bestellte, meldete sich das Teufelchen in meinem Kopf wieder. ‚Probiere doch mal‘, forderte es und ich biss ein Stück von dem Fleisch ab.

      Als niemand hinsah spuckte ich das halbrohe Stück in den Busch zu dem Bratwurstrest. Eigentlich könnte man hier später auch die Knochen und die Servietten entsorgen.

      Sofern niemand zusah.

      Martin kam auf einem leichten Slalomkurs auf mich zu, trank beim Gehen einen Schluck aus dem Becher und schüttete einen Teil dabei auf seine Jacke. Vielleicht war es ja ganz gut, dass es hier weder Senf noch Ketchup gab, denn