Название | Dear Sister 1 - Schattenerwachen |
---|---|
Автор произведения | Maya Shepherd |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738059755 |
Unsere Lippen berührten sich und ich spürte, wie sich das unbeschreibliche Kribbeln in meinem ganzen Körper ausbreitete. Es begann in der Magengegend und zog sich von dort aus meinen Rücken hinauf, um in einem Kitzeln in meinem Nacken zu enden. Ich bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper, während Lucas‘ unbeschreiblicher Duft mich einhüllte wie eine Wolke. Sein Duft war nicht klar zu definieren, sportlich und sinnlich zugleich und doch mit nichts vergleichbar. Er war einzigartig, eben genau wie Lucas. Es war sein Duft und ich liebte ihn genauso sehr wie Lucas selbst. Seine Berührungen waren vorsichtig, so, als könne er mich zerbrechen, wenn er fester zugriff. Aber genau das wollte ich. Er sollte mich am ganzen Körper berühren. Ich wollte eins mit ihm sein. Es würde perfekt werden. Mein erstes perfektes Mal mit dem perfekten Mann dafür. Ich war berauscht vor Glück und Liebe.
Ich ließ meine Finger langsam unter sein T-Shirt gleiten und streichelte über seinen warmen und durchtrainierten Bauch. Er war seit Schulbeginn Mitglied in der Schulfußballmannschaft und dazu auch noch ihr bester Torwart. Obwohl ich Schulveranstaltungen normalerweise aus dem Weg ging, hatte ich bisher keines seiner Spiele verpasst. Ich feuerte ihn nicht wie die anderen Mädchen an, sondern saß still auf einer Bank und beobachtete ihn einfach das ganze Spiel über. Ich mochte den konzentrierten Ausdruck in seinem Gesicht und die Bewegungen, mit denen er sich warm hielt. Es machte mich glücklich, ihn einfach nur in seinem Element zu sehen und zu wissen, dass er nur mir gehörte.
Ich presste mich dicht gegen ihn, sodass seine Hand gar nicht anders konnte, als auf meiner Brust zu landen. Erst schien er unbeholfen, doch dann schob er mir langsam den Träger meines Kleides über die Schulter. Ich wollte mehr. Am liebsten hätte ich mir das Kleid selbst über den Kopf gestreift, aber das wäre nicht sehr stilvoll gewesen. Es war seine Aufgabe und ich würde mich gedulden, bis er soweit war. Dafür war es auch meine Aufgabe, ihn zu entkleiden und so zog ich ihm sein T-Shirt über den Kopf. Es war schließlich nicht verboten, den Anfang zu machen. Mein Mut schien auch ihn zu beflügeln, denn seine Hände suchten auf meinem Rücken nach dem Reißverschluss meines Kleides. Er fand ihn schnell und zog ihn langsam und verführerisch nach unten. Wie von selbst glitt ich aus dem Kleid. Es war eine Erleichterung, denn mir war schon jetzt unglaublich heiß.
Wahrscheinlich klebten mir meine Haare schon wieder am Kopf fest wie Spaghetti und womöglich stank ich unter den Achseln nach Schweiß. Ich hätte eben doch duschen sollen. Am Anfang hatte ich immer gewollt, dass alles perfekt war, aber mittlerweile nutze ich jede Möglichkeit, die sich mir bot.
Ich versuchte nicht daran zu denken, aber als seine Hände an meinen Armen entlangglitten, erfasste mich erneut Panik. Was, wenn er etwas riechen würde? Vielleicht würde ja etwas Parfum helfen, um mich sicherer zu fühlen. Schnell wand ich mich aus seiner Umarmung.
„Ich bin gleich wieder da“, flüsterte ich und rannte förmlich ins Bad. Dort griff ich automatisch nach meinem Parfum, doch ich hielt in der Bewegung inne, als mein Blick auf Elizas Parfümflaschensammlung fiel. Während ich seit meinem zwölften Geburtstag immer wieder denselben Duft benutzte, der sowohl fruchtig als auch seifig roch, hatte Eliza über die Jahre ein ganzes Meer an Fläschchen angesammelt. Sie mochte schwere Düfte, angereichert mit weißem Moschus, Opium oder Sandelholz. Ihr Geschmack schien mir für diesen Anlass passender als mein eigener klein Mädchenduft. Schnell stellte ich meinen rosa Flakon zurück in das Regal und griff stattdessen nach einem Fläschchen aus rotem Glas mit goldenem Verschluss. Ich sprühte mir den Duft sowohl auf den Hals als auch auf mein Dekolleté und verteilte schließlich auch noch ein paar kleine Spritzer unter den Armen und auf meinen Handgelenken. Es roch nach geballter Weiblichkeit und Sex. Aufgeregt riss ich die Badezimmertür auf und stürmte zurück zu Lucas ins Schlafzimmer. Er saß auf meinem Bett und hielt ein zerknittertes Stück Papier in den Händen: Elizas Brief. Vorwurfsvoll blickte er auf.
„Warum hast du mir nicht erzählt, dass sie dir geschrieben hat?“
„Ich dachte, es sei nicht wichtig“, stotterte ich und ließ mich neben ihm auf das Bett sinken.
Erbost fuhr er zu mir herum. „Nicht wichtig? Sie ist deine Schwester, verdammt.“
Er fluchte sonst nie und erhob auch nie die Stimme. So war er nur, wenn es um Eliza ging. Dahin waren die Stimmung und meine Pläne für heute Abend und schon wieder hatte meine Schwester Schuld daran.
„Sie wird früher oder später schon wieder zurückkommen.“
„Es geht ihr nicht gut“, erwiderte Lucas ernst und dabei lagen tiefe Sorgenfalten auf seiner Stirn.
„Sie ist in Amerika. Wahrscheinlich ist sie wie immer pleite, aber sie kommt zurecht. Das tut sie immer.“
„Dieses Mal ist es anders. Das spüre ich.“
Ich stieß wütend Luft durch meine Zähne. „Sie ist abgehauen. Sie interessiert sich einen Scheiß für uns. Du solltest nicht einmal an sie denken.“
Er schüttelte vehement den Kopf. „Aber du solltest an sie denken. Ich kann nicht verstehen, dass du dich nicht um sie sorgst. Es kommt mir fast so vor, als wärst du froh, dass sie weg ist und würdest gar nicht wollen, dass sie zurückkommt.“
Ich fühlte mich ertappt. Vielleicht war es so. Und wenn schon, Eliza war meist eine schreckliche Schwester gewesen. Gerade dafür, dass sie auch noch die Ältere von uns beiden war. Sie hätte mir ein Vorbild sein sollen. Sie hätte auf mich aufpassen sollen. Stattdessen hatte sie mir häufig nur Probleme gemacht. Alles in meinem Leben drehte sich immer nur um sie. Selbst jetzt, wo sie weg war oder gerade weil sie weg war.
Ich streichelte Lucas versöhnlich über den nackten Oberarm. „Vielleicht hast du recht. Ich hätte mir mehr Gedanken darüber machen sollen. Es tut mir leid.“
Ich wollte ihn gerade auf die Wange küssen, da drehte er seinen Kopf weg.
„Ich gehe jetzt lieber wieder rüber“, sagte er hart und griff nach seinem T-Shirt, welches hinter mir auf dem Bett lag. Ich hielt ihn an seinem Unterarm fest.
„Bitte geh nicht!“, bat ich ihn, während ich in Unterwäsche vor ihm saß. Das durfte er mir nicht antun. Heute sollte doch die Nacht der Nächte sein. Unsere Nacht. Er zögerte einen Moment, dann sah er mir entschuldigend in die Augen und ich wusste, dass ich verloren hatte. Also ließ ich ihn sein T-Shirt nehmen und blickte stattdessen zu Boden, um die Tränen in meinen Augen zu verbergen.
„Mir tut es auch leid“, sagte Lucas und küsste mich auf den Kopf, so wie meine Eltern zuvor. Dann ging er. Ich saß wie erstarrt da, bis ich die Tür ins Schloss fallen hörte. Dann ließ ich endlich meinen Tränen freien Lauf und schmiss mich laut schluchzend auf das zerwühlte Laken. Dass nun mein ganzes Bett nach Lucas roch, machte es nicht besser. Ich hasste meine Schwester. Obwohl sie nicht da war, zerstörte sie mein Leben. Sie war wie ein Fluch, der ständig über mir schwebte. Immer, wenn es gerade gut lief, schlug sie zu.
3. Winter
Es kam zwar selten vor, dass ich mit meiner Einschätzung falsch lag, aber wenn, dann war ich meistens ganz glücklich darüber. Denn letztendlich war ich froh, dass ich mit meiner generell negativen Einstellung nicht immer ins Schwarze traf. So war es auch mit der Wette zwischen Dairine und mir gewesen. Der Ausflug nach London fand statt. Gerade jetzt kam er mir mehr als recht. Nach dem verpatzten Freitagabend mit Lucas hatten wir uns das ganze Wochenende nicht gesehen, was fast an ein Wunder grenzte, wenn man bedachte, dass wir nebeneinander wohnten. Doch ich konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen, nachdem er mich nur mit Unterwäsche bekleidet hatte sitzen lassen. Deshalb hatte ich mich auch die ganze Zeit im Haus verbarrikadiert. Mum merkte zwar, dass es mir nicht gut ging, aber sie schob es darauf, dass ich Eliza wohl sehr vermisste - so wie sie alle. Von wegen! Wenn es nach mir ging, konnte sie ruhig noch ein paar Jahre oder auch für immer in Amerika bleiben. Ich war mir ziemlich sicher, dass nicht der geringste Grund bestand, sich Sorgen um sie zu machen, auch wenn der Brief und Elizas Andeutungen zugegebenermaßen seltsam gewesen waren.
Aber Eliza ging es eigentlich immer gut, egal wo sie war, daran hatte ich keinen Zweifel.
Am