Blut für Gold. Billy Remie

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Название Blut für Gold
Автор произведения Billy Remie
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752923964



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hohes Fieber, das ist ein gutes Zeichen.«

      Darcar brauchte einen Moment, um ihn wiederzuerkennen. »Du bist der Rattenjäger.« Seine eigene Stimme klang so kratzig, dass er selbst erschrak.

      »Elmer.« Ein sachtes Lächeln umspielte seine Lippen. »Und du bist Darcar. Dein Bruder hat mir eure Namen verraten.«

      Sofort spürte Darcar, dass Veland nicht mehr neben ihm lag. Er richtete sich erschrocken auf, dabei schmerzte sein Schädel, als ob sein Gehirn haltlos darin rumschwappte. Er griff sich gequält an die Schläfe und fragte mit verschwimmender Sicht: »Wo ist er? Wo ist Veland?«

      »Oben«, erklärte Elmer ganz ruhig, während er neben Darcars Lager kniete und einen Lappen in einem Eimer auswrang, als habe er Darcar gerade gewaschen.

      Und tatsächlich fühlte sich sein Gesicht sauber und kühl an, befreit von Schweiß. Er rieb sich die Wangen, auf denen fleckartig der erste Flaum spross.

      »Es geht ihm gut«, versicherte der andere, »er kommt gleich wieder runter, aber er musste etwas essen. Und du solltest auch etwas zu dir nehmen.« Er stand auf, nahm die Waschschüssel mit und stellte sie auf einen Tisch, auf dem bereits unzählige andere Dinge gestapelt waren. Es war nicht dreckig hier unten, der Boden sauber gefegt, doch die Ablagen strotzten vor Unordnung.

      Darcar wollte aufstehen und nach Veland sehen, doch sein schmerzender Kopf und der Schwindel darin ließen ihn wieder ins Kissen sinken.

      »Du solltest noch schlafen«, sagte Elmer, während er zu einem Krug griff und etwas Flüssigkeit in einen Becher füllte. »Und du solltest jetzt viel trinken.«

      Darcar versuchte, zu schlucken. Es schmerzte ob seiner wunden Kehle. »Du hast mich zum Kotzen gebracht«, erinnerte er sich schemenhaft. Es war Elmers Stimme gewesen, die er im Schlaf immer wieder gehört hatte.

      »Und dich vorher aus dem Eiswasser gezogen«, gab dieser verteidigend, aber nicht schnippisch zurück. Er kam zum Lager und reichte Darcar den Becher hinab.

      »Was ist das?«, fragte Darcar argwöhnend.

      »Kräutertee. Beruhigt deinen Magen. Vielleicht kannst du nachher Eintopf essen.«

      Darcar erinnerte sich an die Ratten, die Elmer gejagt hatte. Und das bestimmt nicht nur zum Spaß. Ihm zog sich der Bauch zusammen.

      Elmer, dessen aschblondes Haar wild vom Kopf abstand, als hätte er sich ein paar wilde Nächte um die Ohren geschlagen, rollte deutlich mit den Augen, als Darcar weiterhin keine Anstalten machte, zuzugreifen. Demonstrativ hob er den Becher an den Mund und trank einen Schluck, dann hielt er Darcar den Becher erneut hin.

      »Du kannst mir vertrauen«, forderte er auf. »Wollte ich dir etwas antun, hätte ich genug Gelegenheiten gehabt.«

      Vielleicht stimmte das, vielleicht aber auch nicht. Darcar griff trotzdem nach dem Becher. Nachdem der andere davon getrunken hatte, traute er dem Gebräu. Allerdings musste er sich zusammenreißen, nicht an die geschlachteten Wasserratten zu denken, als er einen Schluck nahm.

      Er schmeckte normal, nach Kräutertee wie Magda ihn gerne zubereitet hatte, wenn er mit Magenbeschwerden das Bett hatte hüten müssen. Etwas wässriger, aber normal.

      Elmer nickte zufrieden und wandte sich ab. Darcar nippte an seinem Tee und beobachtete ihn, wie er an einen Tisch trat und an Apparaten herumfuchtelte, von denen Darcar nichts verstand.

      Unauffällig spähte er zur Tür. Sie stand offen und er erkannte, dass der Raum über ihnen ebenfalls ein Kellergewölbe war, keine Fenster, Balken an den Wänden, eine Laterne an der Wand, ein paar Kisten und Säcke standen herum, aber bei Weitem nicht so zahlreich wie hier unten. Er sah eine Treppe, die nach oben führte, wo Tageslicht herabfiel und er jemanden hantieren hörte. Die Türöffnung war halb verdeckt durch einen nicht ganz zur Seite geschobenen Schrank, dessen Rückwand er nun betrachtete.

      Das hier war wirklich ein Versteck. Ein sehr gutes sogar.

      »Ich bin nicht einer von denen.«

      Überrascht sah Darcar zu Elmer, der sich durch den Raum bewegte, um Holzscheite in das Feuer zu legen, das leise im Kamin prasselte. Er klang ein wenig beleidigt, schien sich rechtfertigen zu wollen.

      »Sonst wäre ich ja wohl bei denen, oder?«

      Darcar richtete sich auf, setzte sich aufrecht, dabei schwindelte ihm, aber es war auszuhalten. »Wen genau meinst du mit…«

      »Ich meine Henning«, erklärte Elmer, während er vor dem Feuer hockte und geübt die Scheite in die Flammen warf. Funken stoben auf wie brennende Glühwürmchen und verglühten in der Luft. »Den Rattenkönig und seine Schar der Verblendeten.«

      Darcar verspürte einen tiefsitzenden Hass, als die Sprache auf den Rattenkönig fiel. Unwillkürlich umklammerte er seinen Becher so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten.

      »Wenn du nicht zu ihnen gehörst, wieso haben sie dich dann nicht längt massakriert?« Darcar sah ihn wütend an. »Du wirst uns ausliefern, oder?«

      Elmer wirkte gegenüber der Anschuldigung gelangweilt. »Dann hätte ich das längst getan.« Er deutete zur Destille. »Ich gebe ihnen Selbstgebrannten, deshalb lassen sie mich in Ruhe. Henning braucht das Zeug, sonst steht er nicht auf. Zittert wie ein Aal an der Angel. Also gebe ich ihm Schnaps, dafür geht er mir nicht auf den Sack. Nenn es Schutzgeld.«

      Darcar dachte darüber nach und kam sich sogleich ein wenig dumm vor, da er sofort mit haltlosen Vorwürfen um sich geworfen hatte.

      »Ich hätte dir nicht geholfen«, wandte Elmer dann jedoch seufzend ein, »lege mich nur ungern mit denen an und vertraue auch lieber niemandem. Aber dein Bruder kam angerannt, tränenüberströmt. Also hab ich gewartet, bis sie abgehauen waren, um dich rauszuziehen.« Er schenkte Darcar einen entschuldigenden Blick. »Deshalb musste ich dich hier unten verstecken, die wissen nichts von diesem Raum, ich lasse sie nur oben in den Laden.« Dann riet er ihm noch, während er sich die Hände abklopfte. »Du und dein Bruder sollten nicht mehr in der Stadt rumlaufen, das ist zu gefährlich.«

      Darcar blickte in seinen Becher. »Ich …«, gestand er dann mutlos, »…was sollen wir denn sonst tun, wir müssen irgendwo einen sicheren Ort finden. Und Wasser und Essen…«

      »Ihr könnt ja erst einmal hierbleiben«, bot Elmer an. Als Darcar überrascht den Blick hob, zuckte er nur gleichgültig mit den Achseln. »Stört mich nicht, wenn ihr hier seid, solange ihr euch versteckt und keinen Ärger mit Henning verursacht. Du musst dich erholen und deinen Bruder mag ich sehr, er hat sich gleich nützlich gemacht.«

      Die Aussage verärgerte Darcar. »Wir sind keine Sklaven…«

      »Nein«, fiel ihm Elmer sogleich besonnen ins Wort und suchte eindringlich seinen Blick, »keine Sklaven, aber wenn ihr überleben wollt, müsst ihr eben auch mit anpacken. Ich bediene euch sicher nicht. Ihr könnt mir helfen.«

      Das leuchtete ihm ein, er wollte sich auch bestimmt nicht auf die faule Haut legen, doch die Vorstellung, wie Veland auf allen Vieren über den Boden kriechen musste, um zu putzen, zerriss ihm das Herz. »Ich helfe, wo ich kann«, erklärte er dann ernst. »Aber Veland darf ein Kind sein, solange er das möchte!«

      Elmer schien zu verstehen, er nickte. Darcar wollte sich für das Angebot bedanken, doch er wusste gar nicht so genau, wie, als er dazu ansetzte.

      Im gleichen Augenblick hörten sie kleine Füße die Holzstufen der Kellertreppe hinabtrampeln und blickten zur Tür. Veland schaute gehetzt hinein, die whiskyfarbenen Augen groß und freudesprühend. »Darcar!«, rief er und stürmte in das Gewölbe hinein, stolperte auf den steilen Steinstufen und nutzte den Schwung, um sich Darcar in die Arme zu werfen.

      Darcar legte lachend den Arm um ihn, stellte blind den Becher ab und drückte ihn dann fest an sich, die Finger in seinem Schopf vergraben.

      »Du bist wach!« Veland zog die Arme so fest zusammen, dass er Darcar würgte. Elmer lächelte über sie beide, senkte dann aber den Blick, als würde ihn etwas betrüben. »Du bist endlich wach!«

      »V…«