Das Yoga-Lexikon. Wilfried Huchzermeyer

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Название Das Yoga-Lexikon
Автор произведения Wilfried Huchzermeyer
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Издательство Руководства
Год выпуска 0
isbn 9783931172480



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[ariṣṭa] n Vorzeichen, Omen. Aufgrund der Vernetzung von Mikro- und Makrokosmos können bestimmte äußere Ereignisse als spirituell relevant gedeutet werden. So wurde z.B. von vielen Beobachtern ein ungewöhnlicher Lichtschweif am Himmel gesichtet, als Ramana Maharshi seinen Körper verließ.

      Ārjava n Aufrichtigkeit, wird u.a. in der Bhagavadgītā als positive Eigenschaft des Yoga-Aspiranten genannt.

      Arjuna, Ardschuna m im Mahā­bhārata einer der fünf Pāndava-Brüder und mächtiger Kämpfer. In der Bhagavadgītā, die Teil des Mahābhārata ist, tritt er als Schüler und Gesprächspartner Krishnas auf und empfängt von ihm dessen spirituelle Lehren in einem Augenblick großer persönlicher Niedergeschlagenheit. „ar­juna“ bedeu­­tet weiß, hell, rein. Siehe auch Pāndu.

      Ārogya n Gesundheit. Im Ha­tha-Yoga kann dieser Begriff im Sinne einer Befähigung für bestimmte Praktiken wie z.B. Atemregulierung erweitert werden.

      Ārohanāsana n die Hebestellung.

      ārohaṇa – Anheben (der gestreckten Beine); āsana – Haltung.

      Artha m Ding, Objekt; Reichtum, Wohlstand, Besitz; Ziel, Zweck. Das Wort bezeichnet auch speziell eines der vier Ziele menschlichen Strebens (Purushārtha), d.h. das Erwerben materiellen Wohlstands in der ersten Lebensstufe.

      Arthashāstra [arthaśāstra] n Abhandlung über den (politischen) Nutzen, Lehrbuch der Staatskunst, gemäß der Überlieferung verfasst von Kautilya, auch Cā­nak­ya genannt. Allerdings vermutet die Forschung, dass es sich tatsächlich um eine Kompilation handelt, an der mehrere Autoren beteiligt sind.

      Inhaltlich geht es in 15 Abschnitten um alle Fragen der Staatskunst und Regierung, die Ausbildung des Herrschers und seine Pflichten.

      Aruna [aruṇa] m vedischer Gott der Morgenröte; Morgenröte; Kutscher der Sonne, Sūrya.

      Arunāchala [aruṇācala] m ein heiliger Berg im südindischen Tamil Nadu, der nach örtlicher Legende älter als der Himālaya sein soll. Bekannt wurde der kleine Berg durch Ramana Maharshi, der viele Jahre in dessen Höhlen meditierte und später seinen Ashram in der Nähe begründete. An seinem Fuß befindet sich auch der riesige Arunāchaleshvara-Tempel.

      Die wörtliche Bedeutung ist rötlicher (aruṇa) Berg (acala). aruṇa bedeutet auch Sonne, Morgenröte.

      Arunāchaleshvara-Tempel siehe Tiruvannāmalai.

      Arundhatī f die Frau des Sehers Vasishtha, sie gilt den Hindus als ideale Ehefrau.

      Ārya adj und m das Wort bedeutet in seiner Grundbedeutung „edel“ und wurde in der vedischen Zeit für aufrichtige spirituelle Sucher verwandt, während unaufrichtige oder nicht fähige „anārya“ waren. Es stand auch allgemein für Menschen, die aufstreben, sich um etwas bemühen.

      Das Wort erhielt erst auf der Grundlage von Interpretationen ei­niger westlicher Gelehrter die Bedeutung „Arier“ im Sinne eines überlegenen Volkes.

      Siehe auch Indoarische Migration.

      Aryaman m Name eines Āditya, einer vedischen Gottheit, die oft zusammen mit Mitra und Varuna angerufen wird. Aryaman steht für die Kraft des Opfers, die nach Wahrheit strebende Aktion.

      Ārya Samāj m arische oder edle Gesellschaft. Eine Vereinigung, die 1875 von Svami Dayananda Sarasvati gegründet wurde, um die alte und ursprüngliche vedische Tradition neu zu beleben und zu bekräftigen. Teil der Arbeit der Gesellschaft war es, der Konvertierung von Hindus in andere Religionen entgegenzuwirken und diese, wenn möglich, rückgängig zu machen.

      Die Zuwendung auch zu den Angehörigen niederer Kasten und Kastenlosen fand keine Akzeptanz in höheren Gesellschaftsschichten, so dass die Bewegung in Indien nur begrenzte Wirkung entfalten konnte.

      Der Ārya Samāj fand zum Teil auch im Ausland unter Bürgern indischer Abstammung Anklang und unterhält heute weltweit zahlreiche Zentren, welche vor allem soziale und philanthropische Aktivitäten koordinieren.

      Siehe auch Dayananda Sarasvati, Svami.

      Asamprajñāta-Samādhi [asaṁ­pra­jñāta] m die zweite und höchste Stufe des Samādhi. Bei der ersten (sam­prajñāta – bewusst) wird der Geist des Meditierenden eins mit dem Gegenstand der Konzentration, aber es existiert beim Individuum noch das Bewusstsein ei­nes Objekts.

      Beim asamprajñāta (nicht-b­e­wusst, überbewusst) wird auch diese Vorstellung eines Objektes gelöscht. Wenn man lange in diesem absoluten Zustand verharrt, werden die Samskāras, die unterbewussten Wünsche, Impressionen etc. aufgelöst, die bei der ersten Stufe zwar unter Kontrolle sind, aber noch weiter im Keim bestehen bleiben. So bewirkt dieser Samādhi die Loslösung von allen Karma-Ketten und führt zur spirituellen Befreiung.

      Er wird auch Nirbīja-Sa­mādhi ge­nannt („ohne Keim“), im Vedānta Nirvikalpa-Samādhi („oh­ne Differenzierung“ von Subjekt und Objekt).

      Āsana n Sitz; Matte; Körperhaltung. Die Grundbedeutung leitet sich ab von der Wurzel ās, sitzen. Ursprünglich bezeichnete das Wort die besondere Fläche, auf welcher der Yoga-Übende sitzt. Texte wie die Bhagavadgītā (6.11) führen detailliert aus, wie dieser Untergrund beschaffen sein soll, d.h. nicht zu hoch oder zu tief, sauber und in ruhiger Umgebung. Auch die Art des Sitzes, aus heiligem Gras, Tuch oder Tierfell, wird ausführlich be­schrieben.

      Die Bedeutung „Yoga-Haltung“ ist die bekannteste. In der Bhagavadgītā 6.13 und im Yogasūtra 2.46 wird das Thema „Körperhaltung“ (während der Meditation) nur sehr kurz angesprochen, aber Schriften wie die Ha­tha­pradīpikā oder Gheranda-Sam­hitā stellen zahlreiche Āsanas im Detail vor.

      Einige Texte sagen, Shiva habe ursprünglich 840 000 Haltungen dargelegt, die individuell den verschiedensten Arten von Lebewesen gerecht werden. Aber für den praktischen Gebrauch werden, je nach Quelle, 32 oder auch 84 gängige Āsanas genannt. Aktuelle Yoga-Titel stellen zum Teil weit über 100 vor. Die historisch ältesten Abbildungen von Āsanas wurden auf den Siegeln der Indus Kultur gefunden (siehe auch Ha­tha-Yoga, vorletzt. Abs.).

      Der ursprüngliche Zweck der Haltungen war, den Körper während langer Meditationen zu stabilisieren, wobei z.B. empfohlen wird, Rücken, Hals und Kopf möglichst in gerader Linie zu halten. Ferner sollten Āsanas generell auch die Gesundheit des Üben­den stärken. Die so erworbenen Erfahrungen legten die Grundlage für erfolgreiche therapeutische Anwendungen in unserer Zeit.

      In Yoga-Schulen werden Āsanas in zahlreichen Übungsstilen unterrichtet. So können die einzelnen Stellungen z.B. eher langsam und meditativ oder zügig, fließend und kraftvoll durchgeführt werden.

      Viele Variationen sind auch bei der Anzahl von Āsanas in einer Übungseinheit möglich, ebenso bei der Zusammenstellung von bestimmten Sequenzen, indem die einzelnen Stellungen so aufeinanderfolgen, dass eine optimale Wirkung erzielt wird. Dabei können Sequenzen auch individuell erstellt werden, um den Voraussetzungen und Erfordernissen des Einzelnen zu entsprechen.

      Einige Schulen verwenden Hilfsmittel wie Blöcke und Seile und legen großen Wert auf die präzise Durchführung der Āsanas, wobei die Lehrenden persönlich eingreifen und korrigieren. Andere sagen nur die Übungen an und heben mehr den Aspekt der inneren Erfahrung hervor.

      So kann auch grundsätzlich die Zielrichtung des Unterrichts variieren, indem die Āsanas in der einen Schule primär als Teil einer spirituellen Praxis verstanden wer­den, während eine andere vor allem Zwecke wie Fitness und Therapie verfolgt.

      Ein wichtiger Aspekt der Āsanas ist ihr Einfluss auf den feinstofflichen Körper, d.h. die Nādīs und Cakras, deren Energieströme gezielt gelenkt werden. Eine entsprechende Übungspraxis ist in der Regel nicht Teil des populären Yoga-Unterrichts, wird aber von einigen Yoga-Zentren als Teil ih­res Programms angeboten.

      Einige bekannte Übungsstile sind Anusara-Yoga, Ashtānga-Vinyāsa-Yoga, Iyengar-Yoga, Pilates-Yoga, Sivananda-Yoga, Viniyoga, Ye­­su­dian-Yoga.

      Siehe auch Hatha-Yoga.

      Asat n das Nicht-Sein (a-sat). Be­zeichnet den unbeschreiblichen