Das Yoga-Lexikon. Wilfried Huchzermeyer

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Название Das Yoga-Lexikon
Автор произведения Wilfried Huchzermeyer
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Издательство Руководства
Год выпуска 0
isbn 9783931172480



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und soll geläutert werden, um einen konstruktiven Umgang mit den evolutionären kosmischen Kräften zu gewährleisten.

      Die Anhänger des Agni-Yoga glauben, dass künftig eine Bruderschaft von Mahātmās oder Adepten aus Shambhāla, einem mystischen Ort im Himālaya, die Menschheit regieren werde.

      Aham bedeutet im Sanskrit „ich“ und meint in der Regel das persönliche, begrenzte Selbst, kann jedoch auch das unendliche spirituelle Selbst, Ātman, be­zeichnen.

      aham brahmāsmi „ich bin Brah­­man“ (ahaṁ brahma asmi). Einer der bekanntesten großen Lehrsprüche (Mahāvākya) der vedischen Tradition: Im Zustand der Erleuchtung erfährt das persönliche Ich sein Einssein mit dem höchsten Absoluten.

      Ahamkāra m [ahaṁkāra] der „Ich-Macher“, das persönliche Ich­bewusstsein. In der Sānkhya-Phi­losophie ein Teil des Antahkarana, des inneren Organs, das aus Buddhi, Ahamkāra und Manas besteht und die Grundlage aller geistigen Vorgänge ist.

      Während Ma­nas die Informationen der Erscheinungswelt aufnimmt und ord­net, schafft Ahamkara den individuellen Bezugspunkt für deren Verarbeitung: Es existiert dadurch ein persönliches Ich, das „anders ist als die anderen“, und auf dieser Basis des Separat-Seins entsteht erst die Vielheit der Wahrnehmungen, Wünsche, Willensakte.

      Buddhi wiederum, als höchstes Element in dieser Dreiergruppe – und überhaupt in der Prakriti – besitzt die Intelligenz und die Fähigkeit, zu Erkenntnissen zu gelangen.

      Āhāra m Nahrung, Ernährung.

      Siehe auch Ernährung.

      Ahimsā [ahiṁsā] f Gewaltlosigkeit, das Nicht-Verletzen in Gedanke, Wort und Tat. Eine der fünf ethischen Leitlinien der ersten Stufe des Rāja-Yoga.

      Das Prinzip der Ahimsā wurde weltweit durch Mahatma Gandhi bekannt, der es zu einer Grundlage des indischen Freiheitskampfes machte.

      Ursprünglich wurde Ahimsā jedoch von den Jainas und Buddhisten entwickelt, bevor es später auch im Hinduismus Einzug hielt.

      Āhlāda m Freude, Glückseligkeit.

      Āhlādinīshakti [śakti] f die göttliche Kraft, welche Glückseligkeit bringt; ein Name Rādhās.

      Aikya n Einheit, Einssein, Vereinigung, Iden­tität (mit dem Höchsten). Ein Zustand jenseits des Kreislaufs von Geburt und Tod.

      Airāvata m Indras Reittier, ein weißer Elefant mit vier Stoßzähnen; gilt auch als Urahn der Elefantengattung. Er trat beim Quirlen des Milchozeans hervor.

      Aishvara-Yoga [aiśvara] m in der Bhagavadgītā die Einheit des Herrn mit allem Dasein, dem er als höchstes Wesen (Īshvara) vorsteht.

      Aishvarya [aiśvarya] n Herrschaft, Macht. Bezeichnet auch übernatürliche Kräfte eines Yogīs, die ihm eine Meisterschaft in seiner Bezie­hung zum Kosmos verleihen.

      Aitareya-Upanishad [upaniṣad] f eine der älteren Upanishaden, erläutert den Ursprung der Welten aus dem Alleinigen Ātman, die Loslösung vom Kreis­lauf der Geburten und das Wesen des höchsten Selbstes.

      Aitareya ist der Name einer Tradition, die auf den Rigveda zurückgeht.

      Aiyanār [Tamil] in den Dörfern Tamil Nadus die legendäre Gestalt eines Nachtwächters, der auf einem Pferd Patrouille reitet und böse Geister verscheucht.

      Aja adj ungeboren, nicht geboren (a-ja).

      Ajapa-Mantra m die unwill­kür­liche Äußerung eines Mantras. So wird nach der Lehre des Hatha-Yoga mit jedem Atemzug der Laut ham-sa geäußert, was zu einem kontinuierlichen Mantra ham-sa-ham-sa mit der Be­deutung „ich bin Er“ und „Er bin ich“ wird.

      aham – ich; saḥ – er; saḥ aham wird nach einer Lautregel zu so’ham.

      Ajātashatru [ajātaśatru] adj oder m keine Feinde (shatru) habend; keine ebenbürtigen Gegner habend. Name Indras, Shivas und Yudhishthiras.

      Ājñā-Cakra n eines der sieben feinstofflichen Energiezentren im menschlichen System. Es liegt an der Nasenwurzel zwischen den Augenbrauen und wird visualisiert als ein weißer Lotus mit zwei Blütenblättern. Darauf findet sich ein nach unten weisendes Dreieck als Symbol der Yonī, mit einem Linga darin. Die Keimsilbe ist OM, die Gottheiten sind Vishnu und Hā­kinī, das Tattva oder Grund-Element ist der Geist, Manas.

      Diesem Cakra zugeordnet sind die Funktionen von Gedanke, Wille und Vision. ājñā bedeutet Weisung, Anordnung, daher nennt man es auch „Guru-Ca­kra“, weil der Schüler hier die inneren Weisungen des Gurus empfängt.

      Ajñāna n Unwissenheit, identisch mit Avidyā. Das Nichtwissen, das zur Identifizierung mit dem Vergänglichen und Sterblichen führt und der wahren Erkenntnis, Jñāna, entgegensteht.

      Akāma adj wunschlos, bedürfnislos. Eine Eigenschaft des Yogīs, der im höheren Selbst lebt und dort alle Erfüllung findet.

      Akarman n das Nichttun, Tatenlosigkeit. In der Bhagavadgītā (3.8-9) wird ausgeführt, dass ein als Opfer dargebrachtes Handeln segensreicher sei als Inaktivität.

      Ākarnadhanurāsana, ākarna-dha­nur-āsana n die Haltung des bis zum Ohr gespannten Bogens. Pfeil und Bogen.

      ā-karṇa – bis zum Ohr (der Ausdruck wird beim Bogenschießen gebraucht, wenn der Pfeil bis ans Ohr heran gespannt wird); dhanuḥ – Bogen; āsana - Haltung. Nach einem Lautgesetz wird dhanuḥ zu dhanur.

      Ākāsha [ākāśa] m Raum, Äther. In älteren Texten der unendliche Raum als Bild für das höchste Selbst. Später eines der fünf Elemente des manifestierten Kos­­­mos. Es ist das feinstofflichste Element und erfüllt das ganze Universum als subtiler Träger von Leben und Klang. Siehe auch Bhūta.

      Ākāsha-Chronik in der Esoterik Bezeichnung für die Computer-Festplatte des Universums, auf der alle vergangenen Ereignisse detailliert gespeichert seien, welche von medial begabten Personen eingesehen werden können.

      Ākāshagamana n das „Himmelsgehen“ oder Reisen im Äther. Eine übernatürliche Fähigkeit (Sid­dhi) des Yogīs, von der u.a. mehrfach in Paramahansa Yoganandas Autobiographie eines Yogi berichtet wird.

      Auch in der alten indischen Tradition gibt es Zeugnisse. So heißt es in Mahābhārata 12.314.26, dass eines Tages Shuka, der Sohn des Ma­hābhārata-Autors Vyāsa, eine Reise zu König Janaka antrat. Daraufhin ermahnt ihn sein Vater, er möge „auf natürliche Weise“ reisen, nicht mittels yogischer Kräfte. Aber am Ende der Episode reist Shuka dann doch „auf dem ätherischen Wege“ vom Hof des Königs in die Berge des Himā­laya, wo sein Vater einige Schüler unterrichtet. Dieser sieht seinen Sohn heranschweben „wie ein leuchtendes Feuer, ähnlich der Sonne, nicht Bäume oder Felsen berührend.“

      Siehe auch Laghiman.

      Akhanda-Kīrtana [akhaṇḍa] n das ununterbrochene Chanten von Gottesliedern.

      Siehe auch Kīrtana.

      Akrūra m Name eines Onkels von Krishna, der auch sein Berater war.

      Akshamālā [akṣamālā] f Perlenkette, Rosenkranz. Dieser besteht meist aus fünfzig Perlen, welche für die Schriftzeichen des Sans­krit-Alphabets stehen. Aksha bedeutet getrocknetes Samenkorn.

      Die Akshamālā ist das Attribut einiger Götter und kann auch aus getrockneten Beeren oder Schädeln bestehen.

      Akshara [akṣara] adj und n unvergänglich, unzerstörbar. Das Wort bedeutet auch allgemein „Silbe“ und speziell die Ursilbe Om.

      Akūpāra m Name einer mythischen Schildkröte, welche die Erde trägt.

      Akushala [akuśala] adj Unheil bringend (a-kuśala).

      Alakā f Name des Wohnsitzes von Kubera hoch im Hi­mālaya, wo auch Shiva residiert.

      Alakanandā f Name eines Quellflusses des Ganges, der im Hi­mālaya entspringt. Der Name bedeutet wörtlich „die Haarlocken-Erfreuende“ (alaka-nandā), weil der Strom durch Shivas Haarlocken zur Erde floss.