Название | SHIFT |
---|---|
Автор произведения | Dietrich Schindler |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783942001380 |
Alle Teilnehmer versprechen, jeden Tag jeweils dasselbe Kapitel aus Gottes Wort zu lesen. Die Bibellese kann aus aufeinander folgenden Kapiteln bestehen (z. B. am Montag Johannes Kapitel eins; am Dienstag Johannes Kapitel zwei usw.). Oder die Teilnehmer können eine ganze Woche lang jeden Tag dasselbe Kapitel lesen (z. B. eine Woche lang täglich Psalm 23).
Die Teilnehmer kommen jede Woche zusammen, um sich darüber auszutauschen, wie Gott durch die Bibellese zu ihnen gesprochen hat. Dann atmen sie aus, legen voreinander Rechenschaft ab und erzählen sich gegenseitig, wie sie in der vergangenen Woche gelebt haben. Anregungen für die Fragen, die sich jede Woche wiederholen, könnten sein: 1) Wo wurdest du letzte Woche in Versuchung geführt und wie hast du auf diese Versuchung reagiert? 2) Hast du der Zeit mit deiner Familie (oder deinen engsten Freunden) Priorität eingeräumt? 3) Wurdest du auf jemanden wütend und bist es noch immer? 4) Hast du jemandem unbemerkt im Verborgenen gedient?
Geistliche Veränderungsprozesse geschehen selten, solange wir über das christliche Leben im Konjunktiv sprechen: so müsstest du leben, so solltest du leben. Vielmehr findet Verwandlung statt, wenn drei Dinge zusammenkommen: Nähe, Offenheit und gegenseitige Rechenschaft. Unter Rechenschaft versteht man, vor jemandem zu bekennen, wie man in der letzten Woche gelebt hat (beachte die Vergangenheitsform).
Es ist wichtig, dass Mini-Churches nach Geschlechtern getrennt sind. Durch eine Durchmischung der Geschlechter, die in vielen Kleingruppen vorkommt, bleiben die Teilnehmer eher reserviert. Kaum ein Mann wird offen über seinen Hang zur Pornographie sprechen, wenn eine Frau anwesend ist. Wenn aber Männer mit anderen Männern zusammenkommen, ist der Schamfaktor gemildert. Dasselbe gilt für Frauen.
Wenn die beiden anderen FAT-Christen zustimmen, die Mini-Church ins Leben zu rufen, gibt der Gastgeber jedem eine kleine Portion Joghurt zu essen und bittet die beiden Christen, Parallelen zwischen dem Joghurt und ihrer Mini-Church herzustellen:
„Schmeckt nahrhaft. Unsere neue Gruppe verspricht, kraftspendend zu sein.“
„Der Joghurt enthält lebende Organismen. Unsere Mini-Church wird auch lebendig sein.“
Nachdem wir die lebensverändernde Kraft unserer Mini-Church erfahren haben, wollen wir eine vierte Person in unsere Gruppe einladen. Diese Person soll einer oder eine von unseren Freunden sein, die noch keine Christen sind. Wir werden sie einladen, dasselbe zu tun, wie wir, aber zunächst nur für zwei Wochen. Dieser Freund oder diese Freundin, die noch nicht Christ ist, zögert vielleicht, weil er oder sie noch keine Ahnung hat, was eine Teilnahme genau bedeuten würde. Die zwei Wochen verschaffen der Person genug Zeit, um das auszuprobieren und dann zu entscheiden, ob sie bleiben oder gehen will.
Auf diese Weise gebt ihr dem Suchenden genügend Zeit, die Gnade Gottes zu erleben. Zugleich hat er die Möglichkeit für einen bequemen Ausstieg, bei dem er sein Gesicht wahren kann, falls er sich entschließen sollte, die Suche abzubrechen. Die Gruppen sind dazu gedacht, dass Nichtchristen zum Glauben an Christus kommen und in den Mini-Churches weitere lebensverändernde Schritte tun können. Am Ende der vier Monate gehen die vier Mitglieder der Mini-Church zum Essen in ein örtliches Restaurant aus und teilen sich danach in zwei Zweiergruppen auf. Jede dieser Gruppen lädt noch einen weiteren FAT-Christen in die neu formierte Mini-Church ein und der Prozess beginnt von vorn.
Was sind nun die charakteristischen Merkmale eines reproduzierbaren Systems, wie es hier durch die Mini-Churches veranschaulicht wird? Erstens ist das Format einfach zu verstehen und anzuwenden. Geistliches Atmen, eine noch nicht glaubende Person in die Gruppe einladen, Einhalten einer zeitlichen Frist und Multiplikation – das sind leicht verständliche Prinzipien, die bei bewusster Vorgabe auch leicht umzusetzen sind. Zweitens, reproduzierbare Systeme sind nicht von bestimmten Geistesgaben abhängig. Jeder, der ein hingegebener, lernwilliger Christ ist und etwas Zeit erübrigen kann (FAT), ist in der Lage, sie anzuwenden. Drittens dienen sie zur Multiplikation. Dass sie sich vermehren, gehört zu der DNA reproduzierbarer Systeme. Viertens basieren diese Systeme nicht auf Leiterschaft. Sie können auch von Menschen angewendet und immer wieder durchgeführt werden, die keine Leitungsbegabung besitzen. Fünftens: Mini-Kirchen machen sowohl diejenigen zu Jüngern, die sich noch vor dem Schritt der Bekehrung befinden, als auch diejenigen, die Jesus bereits innerhalb dieses reproduzierbaren Systems nachfolgen. Das Schöne an dieser Art, Menschen in Jüngerschaft zu führen, ist, dass keine Leitung gebraucht wird. Die Methode ist zudem nicht von Begabungen abhängig, damit sie funktioniert. Das ist äußerst bedeutsam, denn in einer durchschnittlichen evangelikalen Gemeinde haben nur etwa zehn Prozent der Menschen die Gabe der Evangelisation. Doch was bedeutet das für die anderen neunzig Prozent, die die Gabe nicht haben, aber dennoch aufgerufen sind, den Missionsbefehl zu erfüllen? Das Format der Mini-Kirchen dient an dieser Stelle als eine geistliche Disziplin, die den Auftrag, Menschen zu Jüngern zu machen und zu evangelisieren, in sich vereint.
Lektionen aus der Geschichte
Die Kirchengeschichte führt uns die Wirkung von Systemen im Vergleich zum Einfluss von Begabungen auf dramatische Weise vor Augen. In der westlichen Welt des achtzehnten Jahrhunderts gab es zwei herausragende Persönlichkeiten: George Whitefield und John Wesley. Whitefield war ein so mächtiger Redner, dass David Garrick, ein beliebter Bühnendarsteller und Zeitgenosse Whitefields, einmal von ihm sagte: „Whitefield konnte sein Publikum zum Weinen oder Zittern bringen, wenn er nur die Betonung des Wortes Mesopotamien veränderte.“5 Er war ein bemerkenswerter Evangelist, der unter freiem Himmel ohne Lautsprecheranlage zu mehr als fünfundzwanzigtausend Menschen auf einmal sprach. Viele Menschen hörten ihn gerne reden, darunter auch einer seiner größten Bewunderer, Benjamin Franklin.
Zur gleichen Zeit, als in Nordamerika Zehntausende ihr Leben Christus hingaben, leitete John Wesley eine Bewegung, die die britische Gesellschaft für die nächsten einhundert Jahre verändern sollte. Nachdem ihm das Predigen in den anglikanischen Kathedralen untersagt worden war, blieb Wesley zwangsläufig nur das freie Feld. Er predigte nicht nur vollmächtig und mit großer Wirkung – im Durchschnitt viermal täglich, solange er lebte – sondern rief auch Zusammenkünfte sogenannter Klassen ins Leben, die das Leben der Anwesenden nachhaltig beeinflussten.
Der Religionshistoriker D. Michael Henderson analysierte Wesleys Dienst mit folgenden Worten:
Die „Sprossen“ von Wesleys Leiter der christlichen Jüngerschaft waren kleine interaktive Gruppen: das Klassentreffen, die Mini-Gruppe, die auserwählte Gruppe (Leitertraining), die Selbsthilfegruppe und die Gemeinde. Jede Gruppe innerhalb dieses Systems war darauf ausgerichtet, ein bestimmtes Entwicklungsziel zu erreichen, und hatte ihre eigenen sorgfältig definierten Rollen und Verfahren, um sicherzustellen, dass die zentralen Anliegen umgesetzt wurden. Das Herzstück dieses revolutionären Systems bildete eine Zellgruppe von sechs bis acht Personen, die Wesley „Klassentreffen“ nannte. Sie trafen sich wöchentlich, um über ihr persönliches spirituelles Wachstum zu berichten.6
Begabung oder reproduzierbares System? Welches von beiden hatte die größte und nachhaltigste Wirkung? Am Ende seines Lebens schrieb George Whitefield an seinen Mitarbeiter John Pool und bewertete selbst die Frucht seines Dienstes. Er schrieb Folgendes:
Mein Bruder Wesley handelte weise. Den Seelen die unter seinem Dienst erweckt wurden, verhalf er zu Anschluss in den Klassen und bewahrte so die Früchte seiner Arbeit. Das habe ich vernachlässigt, und meine Leute sind mir durch die Finger geronnen wie Sand.7
Aus Wesleys Methode, Menschen mithilfe von „Klassen“ zu Jüngern zu machen, ging das hervor, was wir heute als Methodismus bezeichnen. Diese Methode wurde zu einem reproduzierbaren System, das das Leben der Einzelnen veränderte. Diese wiederum transformierten die britische Gesellschaft. Im Gegensatz dazu zerrann Whitefields evangelistische Frucht, die ohne Jünger blieb – ein Haschen nach Wind ohne bleibenden Ertrag.
Nehmen wir an, in unserem Team für Gemeindegründung wäre jemand, dessen Mini-Church bereits dreimal so gewachsen ist, dass sie wieder geteilt werden konnte. Diese Person hätte uns bewiesen, dass sie eine Gemeindegründerin oder ein Gemeindegründer ist. Wieso das? Sie hat