SHIFT. Dietrich Schindler

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Название SHIFT
Автор произведения Dietrich Schindler
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783942001380



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wechseln. Dabei wissen solide und erfolgreiche Gemeindegründerinnen und Gemeindegründer, wie man in beide Richtungen – nach oben und nach unten – schaltet, wenn die Umstände es erfordern, bevor der Motor zu kreischen beginnt.

      Nach fünfunddreißig Jahren Gemeindegründung in Deutschland weiß ich das eine oder andere darüber, wann und wie man Veränderungen vornimmt. Betrachte die zwölf Kapitel dieses Buches wie die Gänge eines Schaltgetriebes, auf die wir unsere Aufmerksamkeit richten müssen.

      Das, was du lesen wirst, wird dich Schritt für Schritt in die Veränderungen hin zur Level-5-Gemeindemultiplikation hineinnehmen. Effektive Gemeindegründerinnen und Gemeindegründer konzentrieren sich primär auf das Erntefeld (die Unerreichten), nicht auf die Scheune (die bereits Erreichten). Exponential hat uns gezeigt, dass Dienste, die nach den Prinzipien der Level-5-Gemeindemultiplikation aufgebaut sind, extrem selten sind. Dennoch glaube ich, dass dieses Ausmaß an Multiplikation die Zukunft für die Ausbreitung des Reiches Gottes ist. Um dorthin zu gelangen, bedarf es unkonventioneller Leiterschaft, neuer Paradigmen für die Praxis und eines Vorgehens, das in erster Linie darauf fokussiert ist, Menschen zu erreichen.

      Ich schreibe dieses Buch, um mitzuhelfen, hinderlichen Denkweisen auf die Spur zu kommen. Mein Wunsch ist, es Veränderungen anzuregen, die zu einer Verbesserung in der Qualität und Quantität von Gemeindegründungen beitragen – hin zu einer Level-5-Bewegung.

      Und jetzt lade ich dich ein, auf den Beifahrersitz zu springen. Schnall dich an und lass uns eintauchen in das schöne und aufregende Abenteuer, nicht nur Gemeinden zu gründen, sondern eine Bewegung von Level-5-Gemeinden ins Leben zu rufen.

      Viel Spaß auf der Reise!

      SHIFT 1 Von Organisatorisch zu Organisch

      Oft versuchen wir mühevoll, durch Organisieren den Dingen Leben einzuhauchen, anstatt selbst lebensspendende Organismen zu sein.

      Wenn die Gründung neuer Gemeinden dazu führt, dass sich große Gruppen von Menschen versammeln, ist alles gut.

      Ich wünschte von ganzem Herzen, wir würden nicht so denken. Und ich glaube, es ist an der Zeit, so mancher Wahrheit ins Auge zu sehen, denn diese weit verbreitete Vorstellung von Gemeindegründung führt uns in die Irre. Und sie beraubt Menschen der Möglichkeit, die Hoffnung des Evangeliums Jesu Christi zu entdecken – in einer Zeit, in der wir diese Hoffnung so dringend brauchen.

      Wahrscheinlich hast du schon von „Größer-ist-besser“-Strategien zur Gemeindegründung gehört und von Organisationen, die ohne eine Start-up-Veranstaltung mit Hunderten von Menschen keine neuen Dienste ins Leben rufen. Meine 35-jährige Erfahrung in der Gemeindegründung hat mich jedoch gelehrt, dass Gemeindegründung, die zu Gemeindemultiplikation führt, nicht allzu viel mit großen Zahlen zu tun hat. Gemeindegründung bedeutet radikale, innere Veränderung. Was zählt, ist nicht, wie viele Menschen am Tag der Gründung erscheinen, sondern vielmehr, wie stark sie durch das Evangelium verändert werden.

      Mal sehen, ob dir folgendes Szenario bekannt vorkommt. Ein berufener und begabter Leiter inspiriert andere Christen dazu, eine neue Gemeinde zu gründen. Sie treffen sich regelmäßig, um zu beten, zu planen und eine Strategie zu entwerfen, mit der sie die neue Gemeinde ins Leben rufen wollen. Oft geht es darum, wie der Gottesdienst aussehen soll und welche Programme die Gemeinde anbieten möchte.

      Ich vermute, dass du irgendwann in deinem Leben schon einmal Teil eines solchen Prozesses gewesen bist oder ihn sogar angeleitet hast. Wenn ja, hast du vermutlich festgestellt, dass Evangelisation und Jüngerschaft zu den vernachlässigten Stiefkindern des Projekts werden, weil Gemeindegründungsteams nun einmal instinktiv das tun, womit sie sich auskennen. In den meisten Fällen hängt das damit zusammen, wie die bestehenden Gemeinden arbeiten, aus denen die Teams kommen. Das Problem entsteht dann, wenn sie in die organisatorische Gemeindegründung verfallen – auf Kosten der organischen Gemeindegründung.

      Ohne zu merken, was geschieht, reduziert die Leitung des neuen Projekts die Bedeutung von Gemeinde oft auf ein bestimmtes Ereignis. Gemeinde wird dementsprechend mit einem Gottesdienst gleichgesetzt. Dieser wiederum wird zur größten Triebfeder des Dienstes, was sich rasch in der Ausrichtung auf Zahlen, Spenden, Mitarbeitende, Technik und Eigendarstellung niederschlägt.

      Es gibt noch einige andere zugrundeliegende Vorstellungen, die die Art und Weise beeinflussen, wie wir im Westen Gemeinden gründen. Schauen wir uns vier maßgebliche Denkweisen an.

      • Die erste Annahme besteht im Stellenwert der Kontrolle. Wir müssen sehr gut organisiert und mit möglichst wenig Risiko vorgehen. Nichts darf dem Zufall überlassen werden. Das Geld, die Besetzung der einzelnen Aufgaben, die Schulung der Mitarbeitenden, die Musik, die Programme, die Werbung – alles muss aufeinander abgestimmt sein, um den Erfolg zu garantieren.

      • Die zweite Annahme ist, dass die Sache großes Aufsehen braucht: „Je größer, desto besser.“ Also starten wir unsere Gemeinden mit einem Paukenschlag, denn wir denken, dass wir „keine zweite Chance haben, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen“. Und dieser erste Eindruck – der Wow-Effekt – ist das, was zählt.

      • Die dritte Annahme liegt in der Unabdingbarkeit der Professionalität. Bei dieser Art der Gemeindegründung können wir keine Dilettanten gebrauchen. Schließlich handelt es sich hier um eine ernstzunehmende Arbeit, die nur von theologisch gut ausgebildeten, adrenalinsüchtigen, hochbegabten Menschen bewältigt werden kann.

      • Die vierte Vorstellung besteht in der Bedeutung des Images. Das Bild, das die Mitarbeiter auf der Bühne vermitteln, ist das, was die Menschen anzieht und sie immer wieder zurückkommen lässt. Rhetorische Brillanz, musikalische Exzellenz, technisches Können – das ist es, was die Leute wollen. Und was die Leute wollen, das liefern wir ihnen.

      Worauf ich hier zu sprechen kommen möchte, ist die Frage nach der Substanz. Denn Pragmatismus mag eine große Anziehung entwickeln. Aber wenn wir unsere Bemühungen zur Gemeindegründung in die Hände des Gottes des Pragmatismus legen, müssen wir uns nicht wundern, wenn uns die Räder abfallen und der Wagen liegen bleibt. Für viele Leitende im Gemeindebau wird die Macht der Anziehung zum Opium ihrer Wahl (mehr Menschen bedeuten mehr Geld und Ressourcen). Fest steht: Das Mittel gegen diesen Pragmatismus ist Gebet. Und damit meine ich totale Hingabe an Gott, die Abhängigkeit von dem, der das Zepter in der Hand hält.

      Ohne Zweifel, wenn wir Gemeinden gründen wollen, brauchen wir den Heiligen Geist! Sobald der Heilige Geist auf dem Fahrersitz Platz nimmt, geschehen außergewöhnliche und schöne Dinge. Wir geben die Kontrolle auf und sind demütig. Wir suchen das Antlitz des Vaters mehr als unseren Erfolg und investieren in Menschen, die nicht so perfekt sind. Und da wir wissen, dass der Heilige Geist der Herr der Lage ist, können wir auch mit misslichen Situationen besser umgehen.

      Bei der Art von Gemeindegründung, die wir heutzutage praktizieren, tendieren wir in der Anfangsphase eher dazu zu versäumen, Menschen außerhalb der Gemeinde in die Nachfolge Jesu zu rufen. Stattdessen versuchen wir ein Kernteam von Glaubenden zu versammeln. Erst nachdem die Gemeindegründerin oder der Gemeindegründer eine Gruppe von höchst engagierten Menschen um sich geschart hat, wird mit der Evangelisation begonnen. Ich bin der festen Überzeugung, dass es an der Zeit ist, sich darauf zurückzubesinnen, den Schwerpunkt wieder auf bekehrungsbasierte Gemeindegründungen zu legen, die organisch gewachsene Gemeinden hervorbringen.

      Wie schaffen wir diese 180-Grad-Kehrtwende?

      Sehen