Reader. Was soll Politische Bildung?. Группа авторов

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Название Reader. Was soll Politische Bildung?
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Жанр Учебная литература
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Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9783035505023



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Democracy», der die Herausforderungen für die Demokratie im 21. Jahrhundert untersucht (vgl. www.nccr-democracy.uzh.ch). Das Wissenstransfer-Projekt «Politische Bildung: Demokratie unter dem Einfluss von Globalisierung und Mediatisierung» verwendete Theorien und Erkenntnisse aus den Forschungsprojekten zur Entwicklung von zwei Webseiten (www.politikzyklus.ch; www.politiklernen.ch). Zudem ist im Rahmen des NCCR Democracy das Rollenspiel «ja – nein – vielleicht» entstanden (vgl. www.ja-nein.politischebildung.ch). Diese Produkte sind auch für die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen eingesetzt worden. Die Sichtung bestehender Lehr- und Lernmaterialien zeigt, dass für die Politische Bildung viele Angebote bestehen. Allerdings ist die Konzeption hinter den Unterrichtsmaterialien oft nicht offensichtlich. Lehrpersonen müssen deshalb selbst einschätzen, inwiefern sich die jeweiligen Lehr- und Lernmittel für ihren Unterricht eignen. Kennt die Lehrperson historische Konzeptionen aus dem Feld der Politischen Bildung, kann sie die aktuellen Konzeptionen besser erkennen, mit ihren eigenen Zielvorstellungen abgleichen und darauf aufbauend ihre eigene Praxis gestalten. Der Fokus dieses Readers liegt auf den Zielvorstellungen der Politischen Bildung. Vor allem in den älteren Texten sind Angaben zu Inhalten und Methoden nur in beschränktem Ausmass vorhanden. Der Reader bekommt so eine Flughöhe, die einen Überblick ermöglicht. Dies macht den Reader auch für eine Öffentlichkeit interessant, die sich für den Grenzbereich von Pädagogik und Politik aus einer historischen Perspektive interessiert.

      Diese Flughöhe bedingt, dass der Begriff «Politische Bildung» weit verstanden wird. Dadurch findet ein breites Spektrum historischer Konzeptionen im Reader Platz. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Feld stark differenziert. Je nach Theorie und Akteur ist die Rede von Politischer oder demokratischer Bildung, demokratischer oder öffentlicher Erziehung, Politikdidaktik, Demokratiepädagogik, demokratischem Lernen und Leben und anderem mehr. Eine Einschränkung erfährt der Reader, indem nur Texte mit Bezug zur Deutschschweiz verwendet werden. Eine besondere Stellung nimmt dabei die Quelle von Numa Droz ein, die ursprünglich in französischer Sprache verfasst wurde. Aufgrund der Position von Droz als Bundesrat und der Übersetzung ins Deutsche strahlte seine Konzeption aber auch in die Deutschschweiz aus.

      Die Rechtschreibung der Autorinnen und Autoren wurde gemäss der zitierten Quelle übernommen. Eine Ausnahme dazu bildet der Beitrag von Pestalozzi, dessen Quelle bereits in stark redigierter Form übernommen wurde. Im nächsten Kapitel wird die Struktur und die Funktionsweise der Readers erklärt. Danach werden die beiden erwähnten Leitideen theoretisch untermauert.

      2.Wie ist der Reader strukturiert?

      Die einzelnen Kapitel folgen einer chronologischen Einteilung in Zeitspannen. Im Zentrum der Kapitel steht jeweils ein Autor oder eine Autorin mit einem Quellentext. Jedes Kapitel besteht aus insgesamt vier Bausteinen: 1. Kontext, 2. Position, 3. Lektüre, 4. Kontroverse.

      1. Kontext

      Dieser erste Baustein umreisst den gesellschaftspolitischen Kontext des Quellentexts. Es sind meist zwei politische Ereignisse aufgeführt, die für die Autorinnen und Autoren beim Schreiben der Quelle relevant waren oder die sie in den Jahren zuvor geprägt hatten. Dabei sind Entwicklungen berücksichtigt, die sich auf die Verfassung und die Organisation des Staates auswirkten, mit besonderem Augenmerk auf das Bildungssystem. Daneben werden auch Änderungen in der Haltung und der Einstellung der Menschen gegenüber dem politischen System erwähnt. So kommen auch die gesellschaftspolitischen Spannungen und Konflikte sowie die dahinter liegenden Werte und Interessen der jeweiligen Zeit zur Sprache. Der Kontext wird dadurch zur Basis für den nächsten Baustein.

      2. Position

      Der Baustein Position knüpft an den Kontext an, indem zwei Pole einer politisch-­pädagogischen Auseinandersetzung beschrieben werden. Nach einigen allgemeinen Erklärungen zeigt dieser Baustein die Position der Autorin bzw. des Autors in Bezug auf den politisch-pädagogischen Gegensatz. Anschliessend wird der Leser bzw. die Leserin mithilfe des Elements ◽ Multiple Choice aufgefordert, selbst Position zu beziehen. Auf diese Weise können die Leserinnen und Leser Unterschiede und Gemeinsamkeiten mit der Konzeption der Autorin bzw. des Autors entdecken (vgl. Baustein 3. Lektüre), die eigenen Vorstellungen im Feld der Politischen Bildung verorten und daraus Schlussfolgerungen für die (eigene) Praxis ziehen (vgl. Baustein 4. Kontroverse). Ergänzt wird dieser Baustein um eine biografische Notiz, welche die persönliche Lebenssituation der Autorin bzw. Autors ersichtlich macht.

      3. Lektüre

      Das Element ▼ Fragen zum Text richtet die Aufmerksamkeit der Leserinnen und Leser auf diejenigen Punkte, die vor dem gesellschaftspolitischen Hintergrund besondere Bedeutung besitzen. Damit soll das Verständnis für die Konzeption der Autorin bzw. des Autors vertieft werden. Dies macht es möglich, die Konzeption auf der Grundlage der eigenen Position zu bewerten. Anschliessend folgt der farbig unterlegte ◗ Quellentext mit einer durchgehenden Zeilennummerierung und Platz für eigene Notizen.

      4. Kontroverse

      Dieser Baustein verbindet den angesprochenen politisch-pädagogischen Gegensatz, die Position des Autors bzw. der Autorin und diejenige der Leserinnen und Leser mit einer aktuellen Kontroverse im Feld der Politischen Bildung. Der Baustein besteht aus zwei Teilen. Das Element ● Input vermittelt Einsichten und Erkenntnisse aus der empirischen Forschung und der Theorie der Politischen Bildung oder anderen Feldern der Wissenschaft, insbesondere der Politikwissenschaft und Geschichte. Damit bildet der Input die Grundlage für die ❖ Diskussion, dem zweiten Element. Was unter Diskussionen in der Politischen Bildung verstanden werden kann, wird im nächsten Abschnitt näher beschrieben.

      Exkurs: Arten von Diskussionen

      Nicht nur der Baustein 4. Kontroverse, sondern auch die Bausteine 2. Position und 3. Lektüre bieten Anregungen für Diskussionen. Bedingung ist natürlich, dass mehrere Personen anwesend sind, die sich über das Thema unterhalten wollen. Das Ziel der Diskussion bestimmt in der Regel die Form des Austausches. Es empfiehlt sich zu klären, welche Art von Diskussion überhaupt geführt werden soll. Parker und Hess (2001) haben für die Ausbildung von Lehrpersonen folgende Arten von Diskussionen beschrieben: Gespräch, Seminar und Deliberation.

DimensionenGesprächSeminarDeliberation
ZielEine Einigung über gemeinsame Ziele erlangenEin besseres Ver­ständnis eines Textes erlangenEntscheiden, was zu tun ist, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen
TextZiele in Bezug auf ein öffentliches ProblemText, Film, Kunstwerk, Ausstellung, Vorstellung, Karikatur, Ereignis, IdeeAlternativen für ein öffentliches Problem
FokusfrageWelche Art Gesellschaft (Klassenzimmer) wollen wir?Was will der Autor bzw. die Autorin mit dem Text sagen?Was sollen wir tun, um ein Ziel zu erreichen?
BeispielZielsetzung im KlassenzimmerSokratisches SeminarAkademische Kontroverse

      Tabelle (aus dem Englischen übersetzt und leicht angepasst): Parker und Hess (2001: 281).

      Im Baustein 2. Position kann beispielsweise ein Gespräch darüber geführt werden, welche politischen und pädagogischen Ziele den Vorstellungen der Leserinnen und Leser entsprechen und wo Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei den diskutierenden Personen vorhanden sind. Im Baustein 3. Lektüre geht es darum, ein besseres Verständnis der Quelle zu erlangen und damit die Position des Autors nachzuvollziehen (Seminar). Falls in einem Gespräch die Verständigung auf ein gemeinsames Ziel gelingt, kann im Baustein 4. Kontroverse die Frage erörtert werden, was zu tun ist, um dieses Ziel zu erreichen (Deliberation). Dadurch können zunehmend Inhalte und Methoden der Politischen Bildung zur Sprache kommen. Deliberation