Название | Reader. Was soll Politische Bildung? |
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Автор произведения | Группа авторов |
Жанр | Учебная литература |
Серия | |
Издательство | Учебная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783035505023 |
Einleitung
1.Weshalb und wozu ein Reader zu Konzeptionen der Politischen Bildung?
Dieser Reader bietet eine Orientierung im Feld der Politischen Bildung. Er enthält elf historisch eingebettete Quellen von 1799 bis heute und richtet sich an Lehrpersonen und weitere interessierte Kreise, die Politische Bildung reflektieren, beurteilen und kritisch hinterfragen wollen. Der Reader ermöglicht es, die eigene Position im Feld der Politischen Bildung zu bestimmen. Dies soll Lehrpersonen, die Politische Bildung unterrichten, unterstützen. Die Auswahl der Texte und die Struktur der Kapitel orientieren sich an zwei Leitideen. Erstens können Konzeptionen der Politischen Bildung nur vor dem Hintergrund des gesellschaftspolitischen Kontextes gedeutet werden. Die Quellenausschnitte verdeutlichen politikdidaktische Reaktionen auf den jeweiligen gesellschaftspolitischen Kontext. Zweitens wird davon ausgegangen, dass die aktuelle Theorie und Praxis der Politischen Bildung in wesentlichem Mass von historischen Konzeptionen geprägt ist. Dies erlaubt die Verknüpfung der Quellen mit aktuellen Kontroversen in der Politischen Bildung.
Politische Bildung ist in der Schweiz kein eigenständiges Schulfach. Im Lehrplan 21 für die Deutschschweizer Kantone ist Politische Bildung im fächerübergreifenden Thema «Politik, Demokratie und Menschenrechte» unter der Leitidee der Nachhaltigen Entwicklung verankert. In den Kompetenzformulierungen der einzelnen Fächer (z. B. Erstsprache Deutsch) wird jeweils darauf hingewiesen, wo ein fächerübergreifendes Thema bearbeitet werden kann. Im 1. und 2. Zyklus (Kindergarten bis 6. Klasse) besitzt der Fachbereich Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG) besondere Relevanz. So ist dessen Kompetenzbereich «Gemeinschaft und Gesellschaft – Zusammenleben gestalten und sich engagieren» stark auf Politische Bildung ausgerichtet (vgl. Ziegler 2016). Für den 3. Zyklus (7. bis 9. Klasse) wurde im Fachbereich «Räume, Zeiten und Gesellschaften (mit Geografie, Geschichte)» unter dem Titel «Demokratie und Menschenrechte verstehen und sich dafür engagieren» ein Kompetenzbereich zu Politischer Bildung formuliert. Im Lehrplan 21 sind auch die überfachlichen Kompetenzen für die Politische Bildung von Bedeutung. Die personalen, sozialen und methodischen Kompetenzen weisen Übereinstimmungen mit den Zielen der Politischen Bildung auf. An dieser Stelle wird dies mit zwei Beispielen verdeutlicht:
1Personale Kompetenzen – Eigenständigkeit: «Die Schülerinnen und Schüler können Argumente abwägen und einen eigenen Standpunkt einnehmen».
2Soziale Kompetenzen – Umgang mit Vielfalt: «Die Schülerinnen und Schüler können Diskriminierungen erkennen und nehmen diese nicht passiv hin».
Der Lehrplan 21 stützt sich bei der Frage, an welchen Werten sich die Volksschule orientieren soll, auf Demokratie und Menschenrechte. Mit Bezug auf die Bundesverfassung und die kantonalen Volksschulgesetze werden insbesondere demokratische Wertvorstellungen und das Engagement gegen Diskriminierung als zentrale Werte genannt. Für die Politische Bildung ist die Durchsetzung und Einhaltung der Demokratie und Menschenrechte seit über 200 Jahren eine normative Konstante. Dementsprechend beginnt der Reader mit dem Verweis auf die Französische bzw. die Helvetische Revolution und einer Quelle von Heinrich Zschokke von 1799. Die letzte Quelle, die «Charta des Europarats zur Demokratie- und Menschenrechtsbildung», stammt aus dem 21. Jahrhundert. Einerseits sind über diesen Zeitraum normative Kontinuitäten erkennbar, andererseits haben sich die Strukturen des Bildungssystems stark differenziert. So findet beispielsweise die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen seit einigen Jahren an den Pädagogischen Hochschulen statt, deren Leistungsauftrag folgende vier Punkte umfasst: Lehre, Forschung & Entwicklung, Weiterbildung/Zusatzausbildung und Dienstleistungen (COHEP 2015).
Dementsprechend ist der Reader mit Blick auf die Verwendung in der Lehre und Weiterbildung von Lehrpersonen entstanden. Die empirische Forschung zu Politischer Bildung hat dabei wertvolle Einsichten geliefert. Der Reader zeigt auf, dass die Forschung teilweise alte Fragestellungen mit (neuen) schulischen Phänomenen verknüpft. Ebenso spannend ist es, (alte) Gewissheiten anhand des aktuellen Datenmaterials und innovativer Methoden zu hinterfragen. Erkenntnisse aus der Forschung haben aus diesen Gründen einen festen Platz im Reader.
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