Liebe @ Kummer. Wenn dich der Partner schafft .... Gabriela Fischer

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Название Liebe @ Kummer. Wenn dich der Partner schafft ...
Автор произведения Gabriela Fischer
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783701180745



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Sie sind aber bedenklich, denn meistens fliegen sie auf und sorgen für ganz viel Zores. Sitzt man etwa mit seinen Freunden beim Heurigen und hat sich gerade einen letzten G’spritzten bestellt, obwohl es schon spät geworden ist, sollte man der oder dem Daheimgebliebenen am Telefon nicht weismachen, „dass man eh schon am Heimweg ist“. Der zu Hause Wartende wird sich nämlich erst wundern, wieso der Nachhauseweg so viel Zeit in Anspruch nimmt, dann misstrauisch werden und schließlich ein Wechselbad aus Sorge um den Partner und Wut erleben. Klingelt es dann endlich an der Tür, legt sich zwar die Angst, dass etwas passiert sein könnte, nicht aber die Wut. Auch eifersüchtige Gedanken machen sich dann breit: „Wieso hat er/sie mich angelogen? Da muss doch was dahinterstecken!“ Dass der Haussegen dann eine Weile schief hängen wird, ist nachvollziehbar. Ähnlich irreführend ist bei notorischen Vor-dem-Bildschirm-Sitzenbleibern die Aussage: „Ich mach nur noch das Level fertig und komm dann ins Bett“, denn das heißt, dass man in höchstens zehn Minuten beim Partner ist und nicht erst nach zwei Stunden. Deshalb ist es wesentlich, lieber einen kleinen Konflikt in Kauf zu nehmen („Ich weiß nicht, wie lange es noch dauert …“) und die Wahrheit zu sagen, als eine gröbere Beziehungskrise auszulösen. Wie heißt es so schön? „Ehrlich währt am längsten.“ Auf der sicheren Seite ist man, wenn man seine Aussagen wortwörtlich meint und sich auch daran hält.

      Ist Schweigen dann nicht die bessere Alternative?

      Wer glaubt, dem Risiko, den Partner zu kränken, durch Schweigen aus dem Weg zu gehen, irrt gewaltig. Genauso wie jener, der glaubt, Schweigen und Dulden würden eine Beziehung retten. Partnerschaft kann ohne Kommunikation nicht funk­tionieren. Stirbt die Kommunikation, stirbt langsam auch die Liebe.

      Ohne Kommunikation würde eine Partnerschaft gar nicht erst entstehen: Nach dem ersten Blickkontakt, der Hoffnungen aufkeimen lässt, aber noch unverbindlich ist, müssen die künftigen Partner ihrem Interesse aneinander auch verbalen Ausdruck verleihen, um zu wissen, woran sie sind. So intensiv Blicke auch sein können – ohne ein Aussprechen der dahinterstehenden Bindungsabsichten kann sich keine Beziehung entwickeln. Und auch nach der ersten Annäherung braucht man Sprache: Es ist ganz wichtig, dass die Vision eines gemeinsamen Lebens irgendwann im Laufe der ersten gemeinsam verbrachten Zeit angesprochen wird. Genauso können die konkreten Rahmenbedingungen einer Beziehung ohne Kommunikation nicht ausgehandelt werden – diese Rahmenbedingungen bilden aber die Basis einer soliden Partnerschaft.

      Wir verändern uns ständig, unser ganzes Leben lang. Wir bleiben in unserer Entwicklung nicht stehen, nur weil wir in einer festen Beziehung sind. Gerade eine Partnerschaft fordert zu tiefgreifenden Änderungen heraus – wir müssen ja das Kunststück vollbringen, uns über längere Zeit an diesen einen, ganz speziellen Menschen anzupassen, ohne uns dabei selbst zu verlieren. Wenn wir über unsere inneren Veränderungen nicht sprechen, werden wir dem Partner fremd – und umgekehrt. Er versteht uns und unsere Bedürfnisse nicht mehr, denn er glaubt ja, unser altes Ich vor sich zu haben. In welchem Bereich wir inzwischen gereift sind, welche unserer Ansichten nicht mehr aktuell ist, inwieweit wir unser Gegenüber auf unserem Weg „mitnehmen“ wollen – all das können wir nur im Gespräch deutlich machen.

      Kommunikation bedeutet vor allem, Klarheit zu schaffen. Wenn nicht schon von Anfang an darüber gesprochen wird, welcher Art die Beziehung sein soll (monogam, polygam, mit oder ohne Kinder), wie die verschiedenen Lebensbereiche „gemanaged“ werden sollen (gemeinsames Budget oder getrennte Konten, Aufgabenverteilung im Alltag) und wie die „Lebensskripte“ der Partner aussehen („Ich möchte im Alter unbedingt aufs Land ziehen!“), werden genau diese ungeklärten Punkte immer wieder zu Beziehungskonflikten führen. Auch wenn die romantische Verliebtheit es fast ausschließt, dass man prosaische Alltagsthemen bespricht, sollte man sich trotzdem dazu zwingen. Es ist naiv, zu erwarten, dass sich alles von selbst regelt.

      Miteinander reden ist auch das A und O von Nähe und Intimität. Nichts gegen liebevolle Blicke oder zärtliche Berührungen – auch sie können den „Stand der Partnerschaft“ (stabil/instabil, befriedigend/unbefriedigend etc.) anzeigen; aber die momentane Stimmungslage, ob gut oder schlecht, erhellt sich dem Partner nicht immer von alleine – außer vielleicht in Ausnahmefällen: wenn man sich schon ein ganzes Leben lang kennt und z. B. an der Stimme oder am Stirnrunzeln des anderen erkennt, wie es ihm geht. Da eine solche ausgeprägte Fein­fühligkeit nicht oft vorkommt und Mimik und Gesten auch missinterpretiert werden können, sollte man seinem Partner einfach mitteilen, dass man sich beispielsweise gerade niedergeschlagen fühlt, am besten mitsamt einem nachvollziehbaren Grund („Ich glaube, ich werd krank, mir geht’s überhaupt nicht gut!“) – so vermeidet man, dass der andere sich selbst als Grund für die schlechte Stimmung seines Partners sieht.

      Wichtig ist auch, sich über den konkreten Tagesablauf in angemessenen Intervallen gegenseitig „upzudaten“ – nämlich immer dann, wenn sich etwas im normalen Ablauf der Dinge verändert hat. Damit das Miteinander so reibungslos wie möglich funktioniert (Probleme von außen tauchen ja trotzdem verlässlich auf), muss man miteinander reden. Sieht man sich tagsüber kaum, weil jeder in seinem Büro sitzt, hilft ein Familienplaner, in den alle anstehenden Termine gut sichtbar eingetragen werden, oder am Kühlschrank befestigte Notizen – Kommunikation kann auch schriftlich erfolgen. Hauptsache, sie funktioniert.

      Wie sieht gute Paarkommunikation aus?

      Die erste Hürde, die genommen werden muss, ist, trotz scheinbaren Zeitmangels Gelegenheiten zum Gespräch zu finden. In unserem hektischen Alltag findet Kommunikation oft nur noch zwischen Tür und Angel statt und beschränkt sich auf Alltagsthemen: was man kochen wird, wer mit dem Staubsaugen dran ist, wann die Kinder abgeholt werden müssen und welchen Sender man sich am Abend gönnt. Das alles hat mit echter Paarkommunikation sehr wenig zu tun.

      Paarkommunikation braucht Zeit und Ruhe, damit man zu jenen Themen vordringen kann, die mit unseren tieferen Wünschen und Erwartungen, mit unserem innersten Wesen und unseren Gefühlen zusammenhängen. Um sich diesbezüglich öffnen zu können, sollten Freiräume geplant werden, in denen beide Partner sich Zeit füreinander nehmen; denn wenn nur der eine das Bedürfnis hat, zu reden, während dem anderen der Kopf vor unerledigten Aufgaben schwirrt, wird es keine echte Kommunikation geben – weil es unter diesen Umständen unmöglich ist, richtig zuzuhören. Dann gibt man ein mechanisch Hingesagtes „Ja, klar!“ von sich oder murmelt ein „Hmmm, seh ich genauso“, ohne sich auf das Gesagte konzentriert zu haben. Das führt logischerweise zu Konflikten, denn man weiß oft nach einer Woche nicht mehr, wozu man seinen Sanctus gegeben hat. Fokussierung auf den anderen bedeutet inte­ressiertes Zuhören, physische Zugewandtheit, Blickkontakt, unvoreingenommenes Nachfragen und positive Rückmeldungen zum Gesagten.

      Paarkommunikation bedeutet auch, dass man seine frustrierenden Erlebnisse dem Partner mitteilen kann und so Erleichterung erfährt – nicht unbedingt dadurch, dass sich mithilfe des Gegenübers eine Lösung ergibt, sondern weil schon das Mitfühlen des Partners einem hilft, dem Unangenehmen gestärkt gegenüberzutreten. „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ weiß der Volksmund – andererseits gilt natürlich auch „Geteilte Freude ist doppelte Freude“. In den Gesprächen eines Paares sollte immer auch Platz für die schönen Dinge des Lebens sein, die man erlebt hat oder die man sich gemeinsam für die Zukunft ausmalt.

      Auch Probleme zwischen den Partnern müssen – nachdem sie erkannt wurden – besprochen werden, damit gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten gesucht werden kann. Wer aus falsch verstandener „selbstloser“ Liebe – die es nur in einem Fall gibt: die Liebe der Eltern zu ihren Kindern – seine Probleme, die er mit dem Partner hat, einfach unter den Teppich kehrt, wird merken, dass sie immer größer werden und die Beziehung immer mehr gefährden.

      Ein Beispiel: Ingrid wünscht sich schon lange, wieder einmal mit ihrem Mann auszugehen. Norbert hat seinen wöchent­lichen Herrenabend und geht sonntags mit seinen Freunden zum Sport. Immer wieder erwähnt Ingrid, wie schön es doch wäre, einen Abend mit Freunden zu verbringen (obwohl ihr das nicht leicht fällt – lieber wäre ihr, er würde von selbst mit der Idee antanzen). Norbert kann der Aussicht auf einen gemeinsamen Abend durchaus etwas abgewinnen und meint treuherzig: „Ja, fein, machen wir das doch nächstes Wochenende!“ Er nimmt es sich in diesem Moment vielleicht auch wirklich vor; am nächsten Samstag ist er aber nach dem Herrenabend und vor dem sportlichen Treffen eher der häuslichen Couch