Work-Life-Balance. Uta Kirschten

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Название Work-Life-Balance
Автор произведения Uta Kirschten
Жанр Зарубежная деловая литература
Серия
Издательство Зарубежная деловая литература
Год выпуска 0
isbn 9783739801988



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die Gefahr, dass alle Lebensbereiche vom Arbeitsleben dominiert werden und die Beschäftigten von ihren Arbeitgebern völlig vereinnahmt werden. Ein eindrückliches Beispiel ist das Unternehmen Google, das von seinen Mitarbeitenden eine 24h-Erreichbarkeit erwartet. Dafür bietet Google seinen Beschäftigten vielfältige kostenfreie Anreize und Angebote, u.a. ein Smartphone, einen Breitbandinternetanschluss, teils Buslinien, die die Mitarbeiter zum Büro und zurückbringen, kostenfreie Verpflegung (vom Frühstück, Mittagessen bis zum Abendessen!), einen Wäscheservice, 2 T-Shirts pro Woche, Fitnessangebote und noch vieles mehr. Vor allem für junge sehr gut ausgebildete Mitarbeitende ohne eigene Familie sind das attraktive Arbeitsangebote. Allerdings verleiten diese vielen Angebote die Mitarbeitenden dazu, deutlich mehr als neun Stunden täglich zu arbeiten, da ja eine „Rund-um-Versorgung“ besteht. Andererseits fordert Google eine 24h-Erreichbarkeit von seinen Beschäftigten, stellt nur begrenzt ausreichende Arbeitsplätze zur Verfügung und steht dem Homeoffice eher kritisch gegenüber. (vgl. Frank 2007).

      Die wesentlichen Vorzüge und Kritikpunkte des Work-Life-Blending und der Work-Life-Integration werden in der folgenden Tabelle noch einmal zusammengefasst.

Work-Life-Blending und Work-Life-Integration
Vorteile Nachteile
Mehr Selbstbestimmung größere Autonomie, wann und wo Arbeitsaufgaben bearbeitet werden. Erleichterte Vereinbarkeit des Arbeitslebens mit dem Privatleben durch örtliche und zeitliche Flexibilität der Bearbeitung der Arbeitsaufgaben Höhere Produktivität der Beschäftigten aufgrund der Möglichkeit, Arbeitszeiten und –orte in indidivuell hoch leistungsfähige und ungestörte Zeitabschnitte und Örtlichkeiten zu verlagern. Entgrenzung der Lebenswelten durch ständige Erreichbarkeit auch in der eigentlichen Freizeit Selbstausbeutung durch steigende Arbeitszeiten und Überstunden und durch die permanente Arbeitsbereitschaft. Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch dauerhafte Überlastung aufgrund fehlender Ruhe- und Regenerationszeiten Das Privatleben leidet durch die ständige latente und dominierende Arbeitsbereitschaft Arbeitgeber vereinnahmen die Beschäftigten aufgrund der Erwartung einer ständigen „stand-by-Arbeitsbereitschaft“ zu Lasten des Privatlebens.

      Tabelle 3:

      Vor- und Nachteile der Konzepte Work-Life-Blending und Work-Life-Integration. Eigene Darstellung

      1.3.4 Work-Life-Separation

      Im Gegensatz zu den gerade vorgestellten Konzepten des Work-Life-Blending und der Work-Life-Integration vertritt das Konzept der Work-Life-SeparationWork-Life-Separation eine eindeutige Trennung und Abgrenzung zwischen dem Arbeitsleben und dem Privatleben. Gefordert werden klare Strukturen und eine eindeutige Abgrenzung von Arbeitszeit und Arbeitsort zum Privatleben und Wochenende (vgl. Existenzgründer Lexikon o.J.: Work-Life-Separation). Gerade die junge Generation ZGeneration Z, die zwischen 1995 und 2009 geboren wurden, legt viel Wert auf eine Trennung zwischen ihrer Arbeitswelt und ihrer privaten Lebenswelt. Für einen geregelten Feierabend und ein arbeitsfreies Wochenende ohne permanente Ansprechbarkeit verzichtet sie auch auf die Flexibilität von Arbeitszeit und Arbeitsort (vgl. Scholz 2018). Geprägt wurde die Einstellung der Generation Z auch durch die sichtbaren Auswirkungen des Work-Life-Blending und der Work-Life-Integration, die für viele Beschäftigte zu deutlich längeren Arbeitszeiten, einer permanenten beruflichen Ansprechbarkeit, Einschränkungen des Privatlebens sowie auch zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führten (vgl. Scholz 2018). Wie konsequent sich diese klare Trennung zwischen der Arbeitswelt und dem Privatleben auf Dauer in unserer sehr dynamischen und komplexen Arbeitswelt umsetzen lässt, bleibt abzuwarten. Allerdings begünstigen die aktuelle Arbeitsmarktsituation sowie die zunehmenden Fach- und Führungskraftengpässe die Durchsetzung der Forderung nach einer klaren Work-Life-Separation der begehrten Beschäftigten.

      1.3.5 Aktualität des Konzepts der Work-Life-Balance

      Das Konzept der Work-Life-BalanceWork-Life-BalanceKonzept ist weder veraltet noch unzeitgemäß! Es fordert auch nicht die klare Trennung zwischen dem Arbeits –und Privatleben, sondern bietet ebenfalls vielfältige örtliche und zeitliche Flexibilisierungsmöglichkeiten. So ist es das Ziel der Work-Life-Balance, die verschiedenen Lebensbereiche unter Berücksichtigung der individuellen Lebenssituationen so gut aufeinander abzustimmen, dass die Beschäftigten mit ihrem Beruf und Arbeitsleben zufrieden sind, als auch ein erfülltes und den individuellen Anforderungen und Wünschen entsprechendes Privatleben leben und genießen können. Mit welchen Strategien und Maßnahmen eine Work-Life-Balance auf Seiten der Arbeitgeber sowie der Arbeitnehmenden erreicht werden kann, muss jeweils unternehmens- bzw. organisationsbezogen mit Beteiligung der Mitarbeitenden gestaltet werden. Vielfältige Anregungen und Gestaltungsperspektiven für die Umsetzung einer Work-Life-Balance werden in diesem Buch vorgestellt.

      Abbildung 5:

      Work-Life-Balance als Verbindungskonzept. Eigene Darstellung

      Insofern ist das Konzept der Work-Life-Balance in keinster Weise veraltet. Im Gegenteil: Es bietet ein hohes Maß an Flexibilität, um die betrieblichen und die individuellen Mitarbeiterwünsche zu berücksichtigen, sei es nach flexiblen Arbeitszeiten und Arbeitsorten oder auch nach klaren Grenzen zwischen der Arbeitswelt und der privaten Welt. Dadurch können in dem Konzept der Work-Life-Balance sowohl Aspekte des Work-Life-Blending, als auch Aspekte der Work-Life-Separation je nach individuellen Wünschen, miteinander verbunden werden. Damit bildet die Work-Life-Balance quasi ein Verbindungskonzept zwischen den Ideen des Work-Life-Blending bzw. der Work-Life-Integration und der Work-Life-Separation mit vielen eigene zielgruppenbezogenen Gestaltungsmöglichkeiten.

      2 Aktuelle gesellschaftliche, technologische und wirtschaftliche Herausforderungen

      Die ArbeitsweltArbeitswelt hat sich in den letzten zwanzig Jahren in mehrfacher Hinsicht stark verändert. Zurück zu führen sind diese Veränderungen auf gesellschaftliche, marktwirtschaftliche, technologische und nachhaltige Entwicklungen, die sowohl unsere Gesellschaft als Ganzes aber auch die Arbeitswelt vor neue Herausforderungen und veränderte Anforderung stellt (vgl. Abbildung 6). Zu den wichtigsten gesellschaftlichen Entwicklungen gehören beispielsweise der demografische Wandel, veränderte Familienstrukturen und geschlechtsbezogene Rollenbilder, die Entwicklung zur Wissensgesellschaft aber auch der Wertewandel. Wesentliche technologische Entwicklungen bestehen in der deutlich steigenden Digitalisierung, der vielfältigen Veränderungen der Informations- und Kommunikationstechnologien und der Entwicklung einer Arbeitswelt 4.0. Gravierende marktwirtschaftliche Entwicklungen bestehen in der zunehmenden Internationalisierung und den globalen Wertschöpfungsketten, der steigenden Dynamik und Komplexität unserer Wirtschaft und Gesellschaft, aber auch in den alternden Belegschaften und steigenden Fach- und Führungskräfteengpässen, mit denen die Unternehmen schon jetzt umgehen müssen. Auch der Wandel der arbeitsbezogenen Werte, die Entwicklungen im Bereich der „New Work Ansätze“, aber auch die sich deutlich verändernde Rolle der Frauen in der Arbeitswelt stellen die Unternehmen vor weitere Veränderungen. Die größte gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderung für dieses Jahrhundert ist jedoch die Entwicklung hin zum nachhaltigen Wirtschaften und zu einer Corporate Social Responisbility. Auch sie spiegelt sich u.a. im Wertewandel der Menschen und den schon heute deutlich spürbaren Veränderungen durch den Klimawandel, die Ressourcenerschöpfung und die Umweltverschmutzung wider.

      Abbildung 6:

      Aktuelle gesellschaftliche, marktwirtschaftliche, technologische und nachhaltige Entwicklungen in Deutschland. Quelle. Eigene überarbeitete Darstellung.

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