Название | Fehlschuss |
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Автор произведения | Thomas Bornhauser |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783038182740 |
Und in der Tat: Nach dem dritten kurzen Drücken der Taste ging die Türe automatisch auf. Den Gang in den zweiten Stock hinauf nahm er, obwohl leicht schwankend, via Treppe in Angriff, fuhr nicht mit dem Lift, des Geräuschpegels wegen. Niemand sollte ihn bemerken. Als er die Türe zum Zimmer öffnete, hörte er leise Musik und sah im Licht einer Kerze die aufreizende Figur einer sehr jungen Frau auf dem Bett, nur halb zugedeckt.
«Schön, du hier, komm näher. Entspann dich …», sagte sie, in gebrochenem Deutsch, mit starkem Akzent.
Bigler erzählte davon, dass dann alles ziemlich schnell ging, dass die in Aussicht gestellten zwei Stunden lediglich die Maximaldauer des Aufenthaltes darstellten und er anderthalb Stunden davon nicht auskosten konnte. Nach seinem Orgasmus – dank geübter Massagetechnik – habe die junge Frau in ihrer Vuitton-Handtasche gewühlt und ihm kurz einen Ausweis gezeigt.
«Hier, schau Geburtsdatum, du soeben junges Mädchen gevögelt», sagte sie plötzlich in einem Jargon, der ihm zuwider war. «Wenn wieder Lust, sagen meinem Bekannten.»
Sekunden später stand das kleine Luder auf, mit einem Leintuch ihren Körper umhüllend. Nach einer kurzen Dusche zog sie ihre knallengen weissen Jeans, ein luftiges Top sowie schwarze Highheels an und verliess mit ihrer sündhaft schönen Figur und einem «Süsses Träume!» das Zimmer. Die Digitaluhr auf dem Nachttisch zeigte 01:51.
«Und wie hiess die Dame? Sie haben ja ihren Ausweis gesehen …», wollte Ritter wissen.
«Keine Ahnung, sie hatte wohl absichtlich ihren Daumen über den Namen gehalten, aber das Foto hat mit ihrem Aussehen übereingestimmt.»
Kläy und Ritter schauten sich an, keiner musste ein Wort sagen, denn sie wussten, was dem Visavis in diesem Moment durch den Kopf ging.
Bigler erzählte, was in den Tagen danach passierte. Am Montag bereits erhielt er einen Anruf auf seine Handynummer, Anrufer unbekannt. Der Mann teilte Bigler in zwei, drei kurzen Sätzen mit, er solle morgen Dienstag in seiner Post nach einem gelben Briefumschlag Ausschau halten, der an ihn mit «Persönlich» adressiert sei, und diesen sofort öffnen. Als Bigler nachfragen wollte, war die Verbindung bereits abgebrochen.
«Und? War das Couvert in Ihrer Post?»
Der Jurist bejahte.
«Und der Inhalt?»
«Einige ausgedruckte Fotos.»
«Und was war auf den Fotos zu sehen?»
Bigler musste zuerst tief durchatmen, die beiden Beamten ahnten, was jetzt folgen würde. Es stellte sich heraus, dass man Bigler eine Falle gestellt hatte. Aber wer? Auf einer der Aufnahmen, mit 00:55 Uhr gekennzeichnet, war die junge Frau, laut Aussagen Biglers, beim Betreten des Hotels zu sehen, 21 Minuten später Martin Bigler. Die Dame war auf einer dritten Aufnahme zu erkennen, wie sie um 01:52 Uhr das Hotel wieder verliess, Bigler eine knappe Viertelstunde später. Die Fotos waren von einem Zettel begleitet, der mit aus Zeitungen und Magazinen ausgeschnittenen Buchstaben vollgeklebt war: «Es gibt vom Hotel auch Innenaufnahmen, die deine Frau interessieren werden. Und die Sittenpolizei das Alter deiner Gespielin.»
Der Drohung waren Instruktionen beigelegt, in welchem Wortlaut ein Inserat auf der Seite «Treffpunkt» in der Unterrubrik «Einfach so» in der Berner Zeitung vom folgenden Samstag verfasst werden musste, um das Einverständnis Biglers zu einer einmaligen Zahlung zu signalisieren. Im Gegenzug würde er sämtliche vorhandenen Aufnahmen erhalten. Unterzeichnet war der Zettel mit «Jemand, der es gut mit dir meint». Da hatte sich also jemand stundenlang mit dem Ausschneiden von Buchstaben beschäftigt. Ein eher ungewöhnlicher Vorgang.
«Und was haben Sie gemacht?»
«Ich habe das Inserat aufgegeben, im vorgeschriebenen Wortlaut.»
«Und dann?»
Die Gereiztheit bei der Fragestellung war Ritter anzumerken, Kläy hingegen lehnte sich mit verschränkten Armen hinter dem Kopf zurück, so, als wisse er bereits, was jetzt folgen würde.
«Dann habe ich bezahlt. 20 000 Franken. Ich hatte telefonische Instruktionen erhalten.»
«Sie haben was!?»
«Ich habe bezahlt, ohne jemandem etwas zu sagen, die Polizei wollte ich nicht einschalten. Den Brief und die Fotos habe ich in den Schredder gesteckt, ich wollte kein Belastungsmaterial rumliegen haben. Aber die Erpressung geht weiter. Und die versprochenen restlichen Aufnahmen habe ich auch nie erhalten.»
«Jetzt brauche ich einen Schluck Wasser», sagte ein inzwischen sichtlich erzürnter Ritter. Er stand auf und griff nach der Literflasche Henniez und einem Glas, die beide auf dem fahrbaren Nachttisch neben dem Bett im Zimmer standen. «Das glaube ich jetzt aber nicht!», liess er Bigler wissen, wobei sein Zorn nicht zu überhören war und auch nicht zu übersehen, denn die ersten Tropfen aus der Flasche gerieten neben das Glas.
«Was hätten Sie denn an meiner Stelle gemacht, was?»
«Fällt Ihnen echt keine intelligentere Frage ein, Herr Bigler? Dreimal dürfen Sie raten. Nein, nur einmal!»
Bevor die Situation völlig ausser Kontrolle zu geraten drohte, unterbrach Peter Kläy die Redeschlacht. «Herr Bigler, haben Sie zufälligerweise Fotos vom Polterabend, irgendwo? Und wenn ja, mailen Sie sie mir bitte, hier ist meine Karte.» «Ja, drei, vier habe ich noch immer auf meinem Handy gespeichert. Es liegt auf dem Nachttisch.»
Mit diesen Worten stand nun auch Bigler auf, um auf den Nachttisch zuzugehen. Ritter ersparte ihm die paar Schritte, indem er das Smartphone vom Tisch nahm und es Bigler überreichte. Nach ein paar Augenblicken hatte Bigler die Fotos gefunden.
«Hier, sehen Sie selber.»
Kläy war auch aufgestanden, Ritter stand inzwischen direkt hinter ihm.
«Soso, die feine Herrengesellschaft, mit Promis und Möchtegern-Promis gespickt. Und schau mal, hier, J.R., wen haben wir denn hier?»
«Hoppla, Thomas Kowalski …»
«Herr Bigler, hat Ihnen Kowalski das Mädchen vermittelt?»
«Nein, das war nicht Koslowski …»
«Kowalski, nicht Koslowski, Herr Bigler …»
«Nein, das war er nicht, es war dieser hier», erwiderte Martin Bigler und zeigte mit dem Finger auf einen anderen Partygast.
7 scharf.
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