Название | Hand in Hand |
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Автор произведения | Patty Wipfler |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783867812344 |
• Beginnen Sie an Ort und Stelle des Wutanfalls oder des Tränenausbruchs mit Bleib-Ganz-Ohr. Wenn Sie ihr Kind sofort an einen anderen Ort tragen, wird es abgelenkt. Wenn möglich, hören Sie ihm da, wo es angefangen hat, mindestens fünf Minuten zu, bevor Sie mit ihm weggehen, um andere nicht weiter zu stören.
• Umhüllen Sie Ihr Kind mit ruhiger Zuversicht. Machen Sie vom Herzen kommende, sanfte und sachliche Aussagen. Ihr Kind fühlt sich verletzlich und aufgewühlt, aber es braucht kein Mitleid. Schließlich ist es auf dem Weg der Besserung! Sagen Sie zum Beispiel zu Ihrem untröstlichen Kind: „Er wird in einer Weile damit fertig sein.“, nachdem ihm ein Freund den Ball weggeschnappt hat. Sagen Sie das sanft und ebenso gelassen zuversichtlich, als sagten Sie: „Der Himmel ist blau.“ Damit helfen Sie Ihrem Kind, sich auszuweinen und bald wieder zu erholen. Seien Sie Ihrem Kind ein stabiler Anker, indem Sie sich darauf konzentrieren, dass es in diesem hochemotionalen Augenblick Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit bekommt. Somit hat es alles, was es wirklich braucht.
Es folgen Reaktionsweisen mancher Eltern auf weinende Kinder, die erfahrungsgemäß nicht wirklich hilfreich sind.
• Benennen Sie nicht die Gefühle Ihres Kindes. Erwiesenermaßen wird das Kind durch die Nennung des Gefühls beruhigt. Genauer gesagt, bringt es den emotionalen Reinigungsprozess zum Stillstand. Da meist das Weinen selbst für das Leid des Kindes gehalten wird, glauben Erwachsene, sie hätten ihm geholfen, wenn es damit aufhört. Aber das Weinen ist nicht der Schmerz selbst. Der Schmerz blockierte das Denken des Kindes bereits, bevor es überhaupt mit dem Weinen anfing. Oder es handelt sich um eine alte Verletzung, die noch immer nicht geheilt ist. Vielleicht weint das Kind auch, weil sein Denken zum hundertsten Mal durch etwas Winziges, das der Verletzung sehr ähnelt, blockiert wurde.
Das Weinen selbst ist der Heilungsprozess. Wird das Kind zum Beispiel davon abgelenkt mit: „Ich sehe, dass du ärgerlich bist. Du wolltest nicht, dass Opa beim Damespiel gewinnt.“, dann ist eine Gelegenheit verpasst. Der präfrontale Kortex des Kindes wird in diesem Moment dazu aufgerufen, die Worte der Erwachsenen zu verarbeiten, und somit kann das Kind nicht länger das Gefühl des Schmerzes abladen.
Es wird aber am nächsten Tag zurückkehren und Verhaltensprobleme verursachen. Also benennen Sie das Gefühl nicht. Es gehört zu Ihrem Kind. Seine Aufgabe ist es, dem Gefühl einen Namen zu geben, wenn es das möchte. Ihre Aufgabe ist allein das Zuhören!
• Fragen Sie Ihr Kind nicht, was passiert ist, es sei denn, seine Gesundheit ist gefährdet. Zeigen Sie Interesse, achten Sie aber darauf, dass Sie, außer in Ausnahmesituationen, nicht wissen müssen, was passiert ist. Sie werden gebraucht, um zuzuhören und die Auswirkung des Geschehens zu verstehen. Die Einzelheiten sind eben genau das – Einzelheiten. Wenn nötig, wird Ihr Kind später darüber sprechen.
Hier ein Beispiel:
Eines Tages, kurz nach dem Frühstück, fing meine zweijährige Tochter anscheinend grundlos zu weinen an. Sie weinte ununterbrochen und wanderte dabei von Zimmer zu Zimmer. Ich folgte ihr, sagte ein paar Worte und versuchte einfach, bei ihr zu bleiben. Ab und zu schaute sie mich an, die meiste Zeit aber machte sie ein trauriges Gesicht und vergoss dicke Tränen. Sie wirkte weder krank, noch hatte sie körperliche Schmerzen, also blieb ich fast zwei Stunden bei ihr, bis sie sich schließlich besser fühlte. Anschließend verlief unser Tag gut.
Am nächsten Tag geschah das Gleiche. Sie weinte wieder zwei Stunden und strich wortlos durchs Haus. Aber der restliche Tag verlief prima. Am dritten Tag weinte sie morgens noch einmal sehr lange. Danach kuschelte sie sich aber in meinen Schoß und fragte, „Wieso geht Papa arbeiten?“. Jetzt ergab alles endlich Sinn. Der Papa ging jeden Tag nach dem Frühstück aus dem Haus und sie verstand das einfach nicht. Nach drei Tagen des Weinens war sie in der Lage, mich danach zu fragen. Ab da ging es ihr morgens gut. Sie hatte etwas für sich verarbeitet.
• Nehmen Sie den Zorn Ihres Kindes nicht persönlich. Beim Weinen streifen die Kinder unangenehme Gedanken und Gefühle ab. Also werden wir unser Kind früher oder später etwas Entmutigendes sagen hören wie: „Du hast mich nicht lieb!“, „Ich will eine andere Mami!“, „Ich kann dich nicht leiden, Papa.“, „Mein Bruder stinkt. Ich mach ihn tot!“.
Dann warten Sie ab! Ihr Kind tut nur, was es tun muss, damit es schädliche Gefühle loswird. Wenn Sie Ihre unterstützende Haltung bewahren (natürlich müssen Sie ihm nicht zustimmen), werden diese schrecklichen Gedanken an Schwung verlieren und die Bitterkeit Ihres Kindes schwindet. Versuchen Sie, Ihrem Kind zu sagen: „Egal, wie du dich fühlst, ich liebe dich immer.“ oder „Du musst mich jetzt nicht lieb haben, ich verstehe das.“ oder „Ich lass nicht zu, dass du Daryl wehtust, Schätzchen.“. Ihr Kind hat nicht sein abschließendes Urteil über Sie oder sonst jemanden gefällt. Sobald es diese giftigen Gefühle losgeworden ist, wird es wieder wahrnehmen, wie gut Sie sind.
• Tadeln Sie Ihr Kind nicht. Viele wurden in solch einer Vorwurfs-Kultur erzogen, dass uns das Tadeln gar nicht auffällt. Aber Gedanken dieser Art behalten wir besser für uns: „Das ist doch keine Grund zum Heulen!“, „Willst du denn kein großer Junge sein?“, „Brave Kinder sagen so etwas nicht.“, „Du solltest dich lieber beherrschen, kleines Fräulein!“. Natürlich dürfen wir Eltern so denken und fühlen. Tatsächlich kann man viele Gefühle, die unsere Kinder in uns auslösen, in höflicher Gesellschaft gar nicht laut äußern! Aber wir untergraben durch scharfe Kritik das Wohlergehen unserer Kinder. Bei unserem einfühlsamen Zuhörer sind wir dagegen am richtigen Ort, um uns abzureagieren, weit weg von den leicht empfänglichen Ohren unserer Kinder. Diese Zuhörstrategie des gegenseitigen einfühlsamen Zuhörens werden wir im 7. Kapitel darstellen.
• Diskutieren Sie nicht das Weinen oder den Wutanfall mit Ihrem Kind im Nachhinein. Es ist langwierig und führt zu nichts. Da gibt es nichts herauszufinden. Sobald ein Kind hinderliche Gefühle abgeladen hat, ist es bereit, sich an seinem neu befreiten Geist zu erfreuen. Wenn Sie Ihr Kind nach jedem Gefühlsausbruch ausfragen, wird es Ihnen immer weniger anvertrauen. Hören Sie einfach nur gut zu. Und dann trauen Sie Ihrem Kind zu, dass es beim Spielen, Schlafen oder Essen die Dinge für sich klärt. Es wird wissen, dass es seinem Bruder nichts wegnehmen durfte. Es ist keine Belehrung nötig.
Vielleicht ist es an dieser Stelle hilfreich, die emotionale Arbeit Ihres Kindes mit dem Verdauungssystem zu vergleichen. Isst es beispielsweise eine Banane, dann werden dieser von seinem Verdauungssystem die Nährstoffe entzogen und kein Gedanke wird daran verschwendet! Ihr Kind ist gestärkt, obwohl die Banane nicht restlos verdaut werden kann. Der Körper nimmt sich, was er braucht, und hat für den Rest ein ausgeklügeltes Entsorgungssystem. Der unverdauliche Teil wird ausgeschieden. Die ersten Jahre erfolgt dieser Prozess sehr häufig und ist lästig, für uns Eltern nicht gerade eine angenehme Beschäftigung. Aber wir machen für diese Notwendigkeit alle möglichen Zugeständnisse.
Nun betrachten Sie die täglichen Erlebnisse Ihres Kindes. Sie bieten ihm