Название | Heilige Geometrie |
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Автор произведения | Renate Brettschneider |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783937883885 |
Bernard Pras fügt in einem Raum einzelne und für sich allein betrachtet unbedeutende Gegenstände, unter anderem auch Müll, zusammen. Der Betrachter sieht einen unstrukturiert mit Gegenständen angefüllten Raum, wundert sich vielleicht über den »Unsinn«, der da herumliegt. Selbst wenn er sich um die Anordnung herum bewegt, entdeckt er immer neue Eindrücke des Un-Sinnigen. Er kann daraus keinen Zusammenhang erkennen, bis er letztlich die Position des Meisters einnimmt: Von einem bestimmten Punkt aus betrachtet, zeigt sich dem Sehenden ein Arrangement in vollendeter Schönheit.
Umgekehrt zeigt uns das Kunstwerk von Rashad Alakbarov ein für uns erkennbares Muster auf einer 2D-Fläche. Durch das Beleuchten einer 3D-Figur, welche für unsere Sinne aus willkürlich angeordneten Stäben besteht, die von einer gerichteten Lichtquelle beschienen werden, entsteht ein geordnetes Muster.
Hier sind wir der Betrachter, der über das Komplexere das Einfachere entstehen sieht. Das Kunstwerk von Bernard Pras lässt uns mehr fühlen und erblicken, wie auf einer weiteren Dimension hinter dem Einfacheren wesentlich Größeres verborgen ist, weil unser Blick sich für das Umfangreichere dabei weitet.
Andere Dimensionen erfühlen
Mit diesem Buch möchte ich Ihnen, lieber Leser, Impulse geben, um mit dem Sehen und dem Sich-Sehen zu spielen zu beginnen. Somit beschleunigen wir die allgemein angebrochene Entwicklung unseres neuen Sehens. Denn eine neue Sichtweise wird es sein, die sich uns selbst neu sehen, neu empfinden und neu verstehen lässt und die uns unser Umfeld mit neuem Verständnis erfahren lassen wird.
Vor vielen Jahren, noch während meines Studiums der Architektur, lernte ich im Fach Kunstgeschichte, wie der Mensch in der Kunst über die Zeiten hinweg in der räumlichen Darstellung seine eigenen Raumerfahrungen ausdrückte. Seit dieser Zeit beschäftigte mich folgende Frage:
Wie wird es sein, wenn der Menschheit eine weitere Dimension bewusst wird?
Rückblickend können wir über all die Darstellungen, die die Künstler über die Jahre hinweg hinterlassen haben, in das Erfahren der dreidimensionalen Räumlichkeit des Menschen hineinblicken. Drückt der Künstler von heute eine weitere Dimension vielleicht gar schon jetzt aus? Eventuell in einer Art neuer Bedeutungsperspektive und unser aktueller Blick kann diese Inhalte nur noch nicht bewusst erkennen?
Wie kam ich auf diese Frage? Bereits in meiner Schulzeit interessierte ich mich für Mathematik, insbesondere für Geometrie. Ich bemerkte, dass ich ein starkes Empfinden zum Umgang mit Räumlichkeit hatte, und ich hatte Freude am Wandeln durch vereinfachte Abbildungen des erfahrenen dreidimensionalen Raumes, ob gezeichnet oder konstruiert.
Besonders beflügelte mich aber der Grenzbereich des auf weitere Dimensionen erweiterten Raumes, der zwar rechnerisch für den Mathematiker noch greifbar, für unser menschliches Erfahren aber sehr entfernt, wenn nicht sogar unzugänglich ist. Umso mehr erstaunte es mich, dass ich Ergebnisse erfühlen konnte – den Rechenweg dagegen musste ich mir dann danach, manchmal sogar mühsam, erarbeiten.
Auf diese Zeit geht meine gefühlte Erfahrung zurück, dass sie in unserem Kollektiv kommen wird: eine erlebte Erweiterung des dreidimensionalen Raumes in einen weiteren Potenzialraum, den ich als weitere Dimension sehe. Ich meine hier ausdrücklich nicht die Zeit als Komponente für die Erweiterung einer Dimension. In meiner Betrachtung definiere ich Zeit nur als die erfahrene Veränderung zwischen dem Erleben an verschiedenen Örtlichkeiten im Raum.
Was also ist in meiner Betrachtung eine Erweiterung auf eine weitere Dimension?
Mit dem Wort Dimension bezeichne ich gerade einerseits einen gefühlten und gelebten Seins-Zustand und andererseits einen auch für unseren Verstand greifbaren und rationalisierbaren Zustand. Wie es der spirituelle Meister Matt Kahn ausdrückt, leben wir mit jedem Zugang zu einer weiteren Dimension einen neuen umfangreicheren Seins-Zustand:
Die 3. Dimension sagt:
Hier gibt es Tieferes zu erforschen.
Die 4. Dimension sagt:
Hier ist alles vorhanden,
was ich aus dem Erforschen gelernt habe.
Die 5. Dimension sagt:
ICH BIN, was ich erforscht habe.
Die 6. Dimension sagt:
Erforschung ist das eine ICH BIN.
Die 7. Dimension sagt:
ICH BIN der EINE, der sich selbst erforscht.
Die 8. Dimension sagt:
ICH BIN der EINE, der EINE ICH BIN.
Für mein Empfinden hat ein Dimensions-Seins-Zustand auch in der Stofflichkeit ein Pendant. Und selbst wenn es dies nicht hätte, so kann uns doch die Beschäftigung mit der Dimension in den beiden verschiedenen Bereichen Er-fühlen und Erfahren unsere gesuchte Ausdehnung bringen.
So möchte ich auch hier nicht eine fertige Theorie in den Raum stellen – als Erkenntnis oder Fakt –, sondern auch da zum eigenen Spiel anregen. Denn es ist das Spiel selbst, das uns wachsen lässt.
Wie stelle ich mir dieses Spiel vor und wie wird es uns gleichzeitig eine Antwort auf die Frage der Erweiterung auf eine weitere Dimension geben?
Betrachten wir hierzu, wie die einzelnen Dimensionen aufeinander aufbauen und auseinander hervorgehen:
Stellen wir uns vor, wir sind nichts als ein Punkt. Wenn wir die Wirklichkeit eindimensional erfahren, dann nehmen wir uns als dieser Punkt nur in einer Linie liegend bzw. von einer Linie wahr, die auch nur den Punkt genau umfasst. Wir können uns nur vor und zurück bewegen. Wir nehmen auch nur ausschließlich Punkt-Möglichkeiten auf dieser Linie wahr. Warum? Unser Blick ist starr in eine Richtung gerichtet und lässt keine weitere zu.
Wenn wir unseren Blick aus dem Punkt und mit Verständnis der Linie aus ihr heraus um 90 Grad drehen, können wir erstmals erfassen, dass eine unendliche Anzahl von Punkten jeweils eine Linie bildet und diese Linien wiederum wie Stäbchen nebeneinander in unendlicher Anzahl parallel liegend sich zu einer unendlichen Ebene eines zweidimensionalen Raumes vereinen.
Weiten wir unseren Blick aus, und zwar mit einem zur Ebene um 90 Grad senkrechten Winkel, so nehmen wir wahr, dass sich über- und untereinander eine unendliche Anzahl solcher Ebenen stapeln. Sie alle zusammen bilden einen unendlichen dreidimensionalen Raum.
Welche kuriosen Abenteuer die Reduzierung auf nur zwei Dimensionen aufgrund der eingeschränkten Sicht mit sich bringt, hat der Autor Edwin A. Abbott bereits im Jahre 1884 in seinem Büchlein Flächenland deutlich gemacht. Die Begegnung der Bewohner in Flächenland mit einem 3D-Wesen aus dem Raumland zeigt sich als echte Herausforderung darin, dass die Eigenschaften dieser höheren Intelligenz so gar nicht begreifbar sind.
Ich zitiere aus seinem Buch: »… Sie können ja nicht aus der Fläche heraus sehen, und können mich daher immer nur teilweise als Kreis wahrnehmen. Sehen Sie her, ich werde mich erheben; die Wirkung auf Ihr Auge wird sein, dass mein Kreis kleiner und kleiner wird, bis er zu einem Punkt zusammenschrumpft und schließlich ganz verschwindet.«
Habe ich mich also mit meinem inneren Spielen –