Название | Liebe, Wissenschaft und die Wiederverzauberung der Welt |
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Автор произведения | Jeremy W. Hayward |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783867812443 |
Lebendige, mitfühlende, energiegeladene Bewußtheit – das ist der gemeinsame Nenner aller Überlieferungen, die alle auf ihre je eigene Weise von unsichtbaren, aber erfahrbaren Wesen sprechen. Die Geschichten erzählen auch, wie die Menschen mit den lebendigen Mustern dieser Bewußtheit kommunizieren oder tanzen. Ich bin in diesem Brief besonders auf die mittelalterliche Tradition eingegangen, weil sie uns besonders nahe steht und auch in unserer Zeit gleich unter der Oberfläche der Modernität zu finden ist. Vergessen wir nicht, daß alle diese Wesen, auch die Feen oder Engel des Mittelalters, ganz und gar nicht die netten und harmlosen Gestalten sind, zu denen sie in neuerer Zeit umgedeutet wurden. Sie besaßen (ich sollte wohl sagen besitzen) gewaltige Macht. Wir müssen also nicht unbedingt fremde Länder und Völker besuchen, um die Kraft und Heiligkeit der natürlichen Welt wiederzufinden. Wir müssen nur hier, wo wir sind, unsere Augen, unseren Geist und unser Herz öffnen.
3. Brief
Die Geschichte von der toten Welt
Liebe Vanessa,
heute morgen bei der Vorbereitung auf die Achtsamkeitsmeditation habe ich aus dem Fenster geschaut und durch eine Lücke in den dunklen Fichten am unteren Ende der Wiese den zugefrorenen weißen See und am jenseitigen Ufer wieder den Saum dunkler Bäume gesehen. Das hätte eine ziemlich düstere Szenerie sein können, nichts als Schwarz und Weiß. Aber während ich noch schaute, erschien gleich über den Bäumen ein tiefrotes Glühen am Horizont. Das Glühen nahm zu, bis es die Spitze eines goldenen Kreises war, und dann erhob sich dieser Kreis langsam über die Baumlinie. Ich empfand eine tiefe, stille Freude und sagte: »Die Sonne geht auf.« Die Sonne, die Bäume, der See – es war etwas so Warmes und Lebendiges darin. Mein Fühlen dehnte sich hin zu ihnen, ein stilles, weiches, sanftes Gefühl. Und die Sonne und der See und die Bäume begegneten meinem Fühlen. Etwas schwang dort mit, trat in Resonanz mit mir. Wir waren zusammen dort.
Es war die gleiche Gefühlsqualität, wie ich sie im vergangenen Frühling hatte, als ich im Staudenbeet Rosenstöcke pflanzte. Weißt Du noch, wie ich mit den drei Rosenstöcken nach Hause kam und sie mit ihrer ganzen Stachligkeit verzückt im Arm hielt, als wären es meine eben geborenen Kinder?
Ich hatte noch nie Rosen gepflanzt und wußte nicht so recht, wie ich es anfangen sollte. Also habe ich die Rosen gefragt. Und immer wenn ich dann später zu ihnen hinging, hatte ich das Gefühl, als käme mir etwas entgegen. Was war das? Ich weiß es nicht, aber was ich weiß, ist, daß etwas, ein Gefühl, von den Rosen zu mir und von mir zu den Rosen hin strahlte. Wir haben auf der Ebene des Fühlens kommuniziert. Und genau diese Art der Kommunikation – Gefühlskommunikation oder Gefühlsbewußtsein oder Seelenkommunikation – kann ich auch mit Kater Peter oder mit Dir oder Deiner Mama haben, wenn wir still dasitzen und nicht sprechen. Natürlich ist die Kommunikation mit Dir oder Mama komplizierter als die mit den Rosen. Und wenn wir zu reden anfangen, ist diese Kommunikationsebene schnell verschwunden, weil sie sich so schwer in Worte kleiden läßt. Worte sprechen hauptsächlich die Oberfläche der Dinge an und können tiefere Gefühlsschichten nicht wiedergeben, außer vielleicht in wirklich großer Dichtung.
Um aber zum See und den Bäumen vor meinen Fenstern oder zu den Rosen im Garten zurückzukehren. Wenn ich auf der Ebene des Gefühls-Bewußtseins aufmerksam bin, öffnet sich etwas in mir. Ich fühle das in der Brust, auf der Höhe des Herzens. Es ist dann, als betrachtete ich die Bäume oder die Rosen durch mein Herz und nicht wie sonst so oft durch mein Gehirn. Und wenn ich so schaue, fühlt es sich so an, als käme von den Bäumen oder Rosen etwas zurück und träte in mich ein. Und ich gebe den Rosen etwas von mir selbst, von ganzem Herzen.
Es findet wirklich eine Übertragung von etwas sehr Feinem statt, einer Gefühls-Energie, wie wir sagen könnten. Und zu dieser Übertragung von Gefühls-Energie kann es nur kommen, wenn ich und die Rosen in Harmonie miteinander sind. Wir stehen in Resonanz. Das ist ganz ähnlich, wie wenn Du eine Gitarre anschlägst und ganz in der Nähe eine zweite steht. Die zweite Gitarre wird den gleichen Ton von sich geben wie die, die Du angeschlagen hast. Das ist Resonanz. Es findet tatsächlich ein Energietransfer von der ersten Gitarre zur zweiten und dann von der zweiten wieder zur ersten statt. Dieses Prinzip der Resonanz findet sich überall im Universum, und ich werde in den weiteren Briefen noch so manches darüber zu schreiben haben.
• In unserer Kultur haben viele Menschen solche Gefühle oder sogar noch befremdlichere Gefühle, die sie nicht verstehen können. Vielleicht erleben sie mit, was ein weit entfernter Freund gerade empfindet. Oder sie spüren die Gegenwart von jemandem, den sie aber nicht sehen – oder den sie sehen, obwohl er »eigentlich nicht da ist«. Man hört die sonderbarsten Dinge. Meistens wissen sie nicht, was sie damit anfangen sollen, und sagen lieber nichts. Sie wollen nicht, daß jemand denkt, sie wären nicht mehr ganz richtig im Kopf. Wir sind geneigt, sogar Erfahrungen, die wichtig für uns sind, zu leugnen oder zu ignorieren, wenn sie nicht mit dem übereinstimmen, was wir gelernt haben. Aber es sind auch immer mehr Menschen bereit, trotzdem über solche Dinge zu reden. Es gibt inzwischen Bestseller über Nahtodeserfahrungen und Fernsehsendungen über Begegnungen mit Engeln. Natürlich ist auch immer gleich der wissenschaftliche Berufsabwiegler zur Stelle und redet von »Halluzinationen« und dergleichen, womit gesagt sein soll: »Es ist alles im Kopf.«
Freilich müssen wir wachsam bleiben, denn wie leicht kommt es zu Übertreibungen und Ausschmückungen. Aber es gibt wirklich unsichtbare Energien in unserer Welt. Und wenn wir offener wahrzunehmen lernen, kommt es vor, daß wir uns dieser Energien bewußt werden. Wenn Du meditierst, wirst Du diese Energien früher oder später spüren (wenn es auch darum nicht unbedingt geht bei der Meditation). Zum Beispiel fühlst Du dann die Substanzlosigkeit der Dinge oder die energetische Qualität des Raums oder die Lebendigkeit eines Steins. Möglicherweise fühlst Du Dich auf physische Art tief mit der Welt verbunden. Und vielleicht fällt es Dir schwer, Deine Erfahrung für wirklich zu nehmen, ihr zu vertrauen. Ein tiefsitzender Zweifel sagt: »Ich weiß, daß es nicht real sein kann, denn das sagen ja die Wissenschaftler.«
Wir sind gewohnt zu glauben, daß die Wissenschaftler die objektive Wahrheit ermitteln, ohne Vorurteil und Wunschdenken. Eine Wissenschaftlerin wird im Fernsehen interviewt und sagt: »Wir wissen jetzt, daß ein Virus für den Dickdarmkrebs verantwortlich ist. Wir können diesen Krebs noch nicht heilen, rechnen aber damit, daß innerhalb der nächsten zehn Jahre eine Therapie entwickelt werden kann.« Ein anderer Wissenschaftler sagt: »Wir haben gerade ein neues Elementarteilchen entdeckt, das wir Top-Quark genannt haben. Wir kennen jetzt sämtliche Teilchen, die im Universum existieren und werden bald eine komplette Theorie von allem haben.«
Vom Nobelpreisträger Francis Crick hören wir: »Sie, mitsamt Ihren Freuden und Kümmernissen, Ihren Erinnerungen und Vorhaben, Ihrem Gefühl von persönlicher Identität und freiem Willen sind in Wirklichkeit nichts anderes als das Verhalten einer ungeheuren Ansammlung von Nervenzellen.« Die meisten von uns nehmen diese Aussagen sehr ernst. Wir hinterfragen sie nicht, wir lassen sie einfach unser Leben infiltrieren. Sogar Menschen, die sich als eher intuitiv bezeichnen, stehen zutiefst unter dem Einfluß des allgegenwärtigen wissenschaftlichen Weltbilds.
Wenn jemand irgendeine Meinung untermauern will, braucht er bloß zu sagen: »Die Wissenschaft hat festgestellt …«, und damit ist die Debatte dann mehr oder weniger gelaufen. Wir sollen an Quarks glauben, also an Teilchen, die kleiner sind als Elektronen und die niemals jemand sieht oder spürt; wir sollen ganz einfach glauben, daß sie so real sind wie Stare oder Steine. Aber an Präkognition oder Geister zu glauben ist nicht erlaubt, wenn man nicht für verrückt gehalten werden will; es ist auch dann nicht erlaubt, wenn man selbst schon dergleichen erlebt hat – weil die Wissenschaftler uns sagen, daß es so etwas