Название | Switch durch Fasten |
---|---|
Автор произведения | Manfred Spahn |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783944340265 |
Endlich Nichtraucher – und aktiv
Dann kam ein schicksalhafter Tag. Im April 1999 lief eine Sendung über die Nichtraucher-Organisation Alan Carr. In einer Nachtschicht saß ich mit meinen 103 Kilo im Casino-Sessel und erzählte Michi: Ich werde mit dem Rauchen aufhören. Ich werde wieder abnehmen. Ich werde wieder Sport treiben. Ich werde Sascha wieder im Tennis schlagen. Am 5. September 1999 war ich nach sieben Seminar-Stunden Nichtraucher. Was dort genau passiert ist, weiß ich bis jetzt nicht, aber es hat gewirkt. Ich kassierte eine schöne Wett-Summe von meinen Casino-Kollegen ab. Ich verließ das gemütliche Faultierdasein und begann gleich wieder damit, mich täglich sportlich zu betätigen. Eines Nachts quetschte ich eine Kollegin aus, die wegen ihrer Migräne oft zum Fasten ging. Meine Ärztin befand Heilfasten schließlich als gut für mich und riet mir zum Fastenzentrum Pernegg in Niederösterreich.
Mein erstes Blind-Date mit dem Fasten
Am nächsten Tag rief ich in Pernegg an (Google gab es ja noch nicht) und erkundigte mich nach dem nächsten Termin. Der sei im November 1999. Die Dame am Telefon merkte an, dass das aber ein 14-tägiger Fastenkurs sei. Mir war´s egal, ich wusste sowieso nicht, wie lange so etwas dauert, und habe mich angemeldet. Sie sagte mir dann noch, dass es sich um einen Kurs mit Exerzitien handle. Ich: „Um Himmels Willen, was ist das denn?“ Sie: „Mit religiösen Übungen.“ Ich: „Wird mir auch nicht schaden.“ Die Rezeptionistin: „Das hat noch niemandem geschadet!“
Per Post bekam ich ein paar Tage später die Packliste. Was ein Irrigator (Einlaufgerät) ist, habe ich bis dato nicht gewusst. In der Apotheke ist mir die Röte ins Gesicht geschossen. Brav wie ich bin, packte ich alles mit ein, was auf der Liste stand. Wandersachen musste ich mir jedenfalls neu kaufen. Genauso wie diesen merkwürdig aussehenden Irritator, äh -gator.
DER RUF DER FASTEN-FESTUNG PERNEGG
Wie ich, ausgebremst durch Nebel und Sturm, endlich in Pernegg ankomme, beschleicht mich das leise Gefühl, bei der Addams Family gelandet zu sein. Es war schon dunkel, die Bäume bogen sich im Wind, alles feucht, düster, nebelig…
Ich stürmte mit all meinem Gepäck das Foyer wie Reinhold Messner, nur ohne Eisen und Pickel, aber mit neuem Wanderrucksack, Wanderschuhen und vielen Taschen. Ich bin da sehr ehrgeizig. Das darf dann schon auch in Markenwanderklamotten sein. Dort sitzen sieben Damen einschließlich der Fastenleiterin, die schon auf mich warten. Drei Ärztinnen, eine Blindenbetreuerin… alle sehr sozial eingestellt. Und ich komme aus dem Casino, wo man von lauter sehr traurigen Menschen umgeben ist, die viel Geld verlieren oder Existenzen vernichten. Ich berichte, dass ich mit dem Rauchen aufgehört habe – und erwähne das Casino nur so nebenbei.
Es folgte der Fastenvortrag mit der Erklärung zum Einlauf. Ich dachte: So, Du fährst sofort wieder nach Hause. Nachdem im Casino aber wieder Wetten abgeschlossen wurden, dass ich das eh nicht durchstehe, blieb ich dort. Meine damalige, meine erste Fastenleiterin – eine der besten, die ich je kennengerlernt habe (und ich bin jetzt 20 Jahre dabei) war da sehr dogmatisch, ließ einem eh keine Alternative. Ich bin heute in meinen Kursen ein bisschen gnädiger. Wie so vieles in meinem Leben, habe ich auch meinen ersten Einlauf überstanden.
Nach drei bis vier Tagen fühlte ich mich wie neugeboren. Ich lag im Bett und fühlte, dass nach langer Zeit Körper und Geist wieder Eins waren.
Früher hat der Geist gemacht, was er wollte, und der Körper hat gelitten. Also habe ich zu meinem Körper gesagt: „Wenn Du mir jetzt noch einmal verzeihst, verspreche ich Dir, dass ich mein Leben verändern werde.“
Nach 14 Tagen Fasten hatte ich 9 kg abgenommen. Ich war auch bei allem dabei, was angeboten wurde – aktives Erwachen, Gymnastik, Wandern… Wieder einmal war ich total ehrgeizig. Doch damit habe ich mich wohlgefühlt. Von Vorteil ist, wenn man einmal sehr sportlich war, kommt man wieder leicht dorthin zurück.
In der zweiten Woche kamen die Exerzitien mit Pater Sebastian dazu. Ich machte nicht nur die Bewegungseinheiten, sondern auch die geistigen Übungen alle mit. Die Exerzitien hatten aber nichts mit dem katholischen Glauben zu tun, sondern waren einfach Lebensübungen. Und Pater Sebastian ist einzigartig (lest das Interview in diesem Buch mit ihm), aber eigentlich kann man das mit Worten gar nicht beschreiben! Heute ist er ein sehr guter Freund von mir, der mich durch dick und dünn begleitet. Und dafür steht er ganz oben auf meiner Lebensdankbarkeitsliste.
Mein erster Marathon
Nach den beiden Fastenwochen habe ich sofort im Casino gekündigt.
Und wieder das gleiche Szenario. Alle wollten es mir ausreden. Keine Chance. Motiviert von meiner Fastenleiterin stellte ich rigoros meine Ernährungsgewohnheiten um, bin wieder laufen gegangen. Ich lebte ein ganzes Jahr nur für mich. Habe 20 kg abgenommen und bin von 5 Minuten Laufen/5 Minuten Walken auf 2 Stunden Laufen gekommen und bewältigte nach anderthalb Jahren meinen ersten Marathon.
Im Mai, zu meinem Geburtstag, hatte ich dann eine Krise, weil ich eigentlich nicht wusste, wie es weitergehensollte. So bin ich wieder zum Fasten nach Pernegg zu Pater Sebastian, der mich aufgepäppelt hat. In diesem einen Jahr war ich dreimal Fasten. Es genügt die Fahrt zu einem Fastenkurs und schon habe ich keinen Hunger mehr. Das sitzt im Kopf. Im Oktober war ich dann nochmals Fasten. Während einer Shiatsu-Massage fragte mich mein Masseur, ob ich schon wisse, wie es in meinem Leben weitergeht. Ich habe ihm dann erzählt, dass ich schon einen Plan habe und Richtung Massage gehen will. Da hat er mir gesagt, dass es in Gars am Kamp bei Prof. Willi Dungl eine sehr gute Ausbildung gibt. Ich bin dann gleich zur Rezeption und habe im Dungl-Zentrum angerufen. Eine Stunde später bin ich in der Ordination von Herrn Dr. Zauner gesessen, dem ärztlichen Leiter vom Dungl-Zentrum. Doris (heute meine geliebte Frau) ist meine Zeugin, wie ich daher marschiert kam. Sie war die Seele vom Dungl-Haus.
ZIEL: VOM DUNGL-SCHÜLER ZUM PERSONAL COACH
Die Ausbildung lief damals bereits drei Wochen. Ich schilderte Dr. Zauner kurz meine Lebensgeschichte, erwähnte, dass ich bereits weiß, dass es zwei Schulterblätter gibt und dass ich jetzt da bin. Er nickte. Und sagte, dass er mich bis Weihnachten beobachten wird, ob ich es schaffe, das Versäumte nachzuholen. Die Ausbildung war Vollprogramm. 2500 Stunden Massage, Ernährung, Qigong, Tai Chi, Anatomie, Pathologie und die Ausbildung zum Fit-Lehrwart. Jeden Tag acht Stunden Kurs, danach lernen und in den Ferien gratis als Praktikant arbeiten. Ich liebte den Umgang mit den Patienten. Und liebte meine Arbeit. Und wollte unbedingt weitermachen. Darum habe ich auch alles gegeben. Ich bin um 4 Uhr in der Früh aufgestanden und habe bis 8 Uhr gebüffelt. Dann nochmal abends, nach dem Kurs bis Mitternacht gelernt, gelernt, gelernt. Eigentlich rund um die Uhr. Und ich habe den Abschluss dann auch geschafft. Von den elf Teilnehmern der Ausbildung hat Prof. Dungl zwei angestellt – und da war ich dabei.
Ich begann im Dungl-Zentrum zu arbeiten, wusste aber immer, dass ich mich selbständig machen will und werde. Während andere über den schlechten Lohn jammerten, habe ich alles aufgesaugt, was es zu lernen gab. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass ich nichts Neues mehr dazulerne, kündigte und machte mich mit null Kunden in Wien selbständig. Und konnte in Pernegg bei Fastenkursen meine Massagen anbieten. In Linz machte ich noch die zwei Jahre dauernde Ausbildung zum Dipl. Fitness-Trainer. Wurde Personal-Trainer in einer Zeit, wo keiner wusste, was das ist. 2002, noch vor meiner Selbständigkeit, bedankte ich mich in einem Brief bei Vera Russwurm für ihren Beitrag über das Nichtraucher-Seminar von Allen Carr im ORF. Ohne diesen Schritt wäre ich wahrscheinlich auch nicht zum Heilfasten gekommen.
Nach ein paar Tagen rief mich die Redaktion von Vera Russwurm an, sie würden gerne für die Reihe „Schicksalstage“ einen Beitrag über mich drehen. Das Aufnahmeteam kam nach Pernegg, dort