Название | Weltreligion versus Sexualität |
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Автор произведения | Gerd Wange |
Жанр | Религия: прочее |
Серия | |
Издательство | Религия: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783961450435 |
Die Zukunft der Christen in Europa wird davon abhängen, den Atheismus unserer Zeit nicht als ein unabwendbares Schicksal hinzunehmen. Diese zu ermutigen, ihren Glauben nicht wegzuwerfen und dem Leben seinen religiösen Sinn zurückzugeben, ist das Anliegen dieses Buches. Es ist denkbar, dass einige sehr religiös orientierte Leser sich womöglich ob mancher Äußerung brüskiert fühlen. Des Autors größtenteils negative Einstellung und seiner manchmal aggressiven Forderung nach Offenheit und Dialogfähigkeit und seinen oftmals ketzerischen Gedanken kann bei einigen Lesern Schmoll verursachen. Aber deshalb muss man ja nicht aufhören an Gott zu glauben, schließlich kann jeder Leser seine eigene Schlussfolgerung ziehen.
AM ANFANG
Über die Entstehung der Religionen gibt es verschiedene Theorien, basierend auf Texten, Kunstwerken und Ausgrabungen. Viele Religionen haben ihren Ursprung in vorgeschichtlicher Zeit, jedoch erschweren lückenhafte Überlieferungen, ja selbst archäologische Funde deren religiöse Konzepte. Dadurch lässt sich ein genauer geschichtlicher Hergang nur schwer feststellen. Eine aus vorgeschichtlicher Zeit geschaffene Skulptur, vermutlich das Bildnis einer Fruchtbarkeitsgöttin, in deren Vordergrund Geschlechtsmerkmale wie eine große Vulva und zwei stattliche Brüste stehen, gilt als erstes überliefertes religiöses Symbol. Aus dieser Zeit stammen auch Felsmalereien, die eindeutig Geschlechtsorgane darstellen und an einen religiösen Kult erinnern.
Seither hat die Menschheit verschiedene Entwicklungsstadien durchgemacht. Dem Götzenglauben folgte der Ahnen- und diesem der Naturgeisterglaube. In den sechs Jahrtausenden, in den wir Religionsgeschichte einigermaßen überblicken können, da schriftliche Zeugnisse bestehen, kann man eine Entwicklung von Haus- und Stammesreligionen zu Volks- und schließlich zu Weltreligionen feststellen. Unter der Rubrik Haus- und Stammesreligionen fallen beispielsweise einstige ägyptische Hausgötter im Niltal, in der jede Familie ihren eigenen Beschützer- und Fruchtbarkeitsgott hatte. In Stammes- und Volksreligionen trägt der beschützende und segnende Gott nationalen Charakter (indianische Religionen, japanischer Shintoismus).
Mit dem Herausbilden der großen Religionen wollte die Menschheit unbedingt den Schöpfungszeitpunkt festlegen. Zahlreiche Religionsliteratur bestimmt den Zeitpunkt, wann die Schöpfung stattgefunden hat und wann den Menschen die Herrschaft der Welt gegeben worden sein soll. Jedoch ist in der etwa 120.000 Jahre dauernden Geschichte der Menschheit das Konzept Gottes relativ jung. Egal welcher Art von Religion, Geisterglaube, Ahnenglaube, Gottesglaube oder Glaube der Wiedergeburtsreligionen – alle beruhen auf wahrheitsverzerrende Legenden, auf nicht bewiesene und nicht beweisbare Annahmen, also Hypothesen. Wir alle, auch die religiösen Menschen, benutzen tagtäglich die Errungenschaften der Wissenschaften, die auf bewiesenen und beweisbaren Erkenntnissen beruhen, doch wenn es um Glaubensfragen geht, dann schließen sie fast immer den Verstand und die Vernunft aus.
Ebenfalls sind antike Religionsausübung und Kultpraxis beispielsweise der Griechen und Römer nur bruchstückhaft überliefert, was allgemein zu unterschiedlichen Interpretationen führt. Bewiesen ist, dass der Aufstieg des Christentums das römische Staats- und Gesellschaftswesen unterminiert hat. In den vergleichenden Religionswissenschaften unterscheidet man zwischen sogenannten Opfer- und Erlösungsreligionen, wobei die Römische Religion, welche als verbindlicher Staatskult des Römischen Reiches bis zu Beginn des 4. Jahrhunderts eindeutig zu der ersten Kategorie zu zählen ist. Sie wurde abgelöst durch das Christentum, einer Erlösungsreligion.
Die drei großen Weltreligionen Judentum, Christentum und der Islam sind monotheistische Religionen (Glaube an nur einen einzigen Gott) mit gemeinsamen Wurzeln. Sie versuchen seit jeher den Menschen Gott zu verkünden, zu begründen, zu beweisen. Dennoch geben sämtliche Religionen abwegige Antworten und jede wägt sich in dem Glauben, im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein und der damit verbundenen Unfähigkeit, andere Weltbilder zuzulassen.
In Jerusalem sind seit Jahrhunderten die drei monotheistischen Religionen mit religiösen und politischen Problemen miteinander verzahnt. Jerusalem ist als irdischer und heiliger Symbolort von derart einziger Stellung, dass sich diese Stadt mit keinem anderen Ort auf der Welt vergleichen lässt. Für die Christen hat hier Jesus die Menschheit erlöst. Die Grabeskirche steht an dem Ort, an dem Jesus mutmaßlich gekreuzigt, ins Grab gelegt und nach drei Tagen vom Tode wieder auferstanden sei. Für die Juden ist nach der Überlieferung Jerusalem der heilige Ort, den Gott für sie bestimmt hat. Die Klagemauer, umgangssprachlich nur Kotel Mauer genannt, ist heute das einzige, was vom großen Tempel zu Ehren des Gottes Jahwes übriggeblieben ist. Und dort auf dem Tempelberg, im südöstlichen Teil der Altstadt, steht heute die al-Aqsa-Moschee, die als drittwichtigste Moschee des Islams, nach der al-Haram-Moschee mit dem zentralen Heiligtum der Kaaba in Mekka und der Prophetenmoschee mit dem Grab des Propheten Mohammed in Medina, gilt. Auf dem Felsen des Jerusalemer Tempelbergs soll nach jüdischer Tradition die Welt gegründet worden sein, soll Abraham seinen Sohn Isaak opfern haben wollen und nach islamischer Tradition soll Mohammed von diesem Felsen auf dem Rücken des geflügelten Pferdes Buraq, den der Erzengel Gabriel dem Propheten gebracht haben soll, seine Himmelsreise begonnen haben. Noch heute kann man im Felsendom einen Stein mit Hufabdruck sehen, der im muslimischen Glauben an den Huf des Pferdes Buraq erinnert.
In der Altstadt Jerusalems leben auf knapp einem Quadratkilometer Juden, Christen und Muslime in einzelnen Vierteln eng nebeneinander. Dort wird wie sonst nirgendwo deutlich, wie schwer eine Annäherung dieser drei religiösen Gruppen ist. Der Machtanspruch von drei Religionen und zwei Völkern sorgt seit jeher für einen Dauerkonflikt, denn leider hört bei der Religion das Verständnis für einander zu oft auf.
Die älteste der drei Religionen ist das Judentum. Dessen Geschichte ist mehr als 3000 Jahre alt. Das Fundament sind die Schriften des Tanach, der hebräischen Bibel, in denen die Thora, die am Anfang der Tanach steht und die Hauptquelle jüdischen Rechts, jüdischer Ethik und Wegweiser für Denken und Lebenswandel sowie für Beziehungen zwischen Menschen und Gott sowie Mensch und Mensch ist. Die Thora enthält die fünf Bücher Moses, die dieser mutmaßlich am Berg Sinai von Gott offenbart bekam. Sie erzählen die Geschichte von der Erschaffung der Welt, von Abraham, vom Auszug aus Ägypten – vor allem aber enthalten sie die Vielzahl von Gesetzen, die der biblischen Legende zufolge Moses von Gott diktiert wurden. Insgesamt beinhaltet die Thora 613 Gebote und Verbote, wobei sich die Zahl 613 folgendermaßen ergibt:
• die Zahl der Tage im Jahr (365) entspricht den Verboten
• die Zahl 248 soll der Zahl der Knochen des menschlichen Körpers entsprechen und symbolisiert die Gebote.
Die weiteren Teile der Tanach, die Propheten, zeigen das Wirken des Wortes Gottes in der Geschichte und die abschließenden Schriften sammeln vor allem die Bücher in alttestamentarisch flammender Sprache, die im Gottesdienst von Bedeutung sind. Die Heilige Schrift der Juden ist im Wesentlichen mit dem Alten Testament identisch, wie es vom Christentum benutzt wird. Lediglich die Anordnung der einzelnen Bücher der hebräischen Bibel weicht von der christlichen Tradition an einigen Stellen ab. So wird im Alten Testament