Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts. Katja Brinkert

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Название Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts
Автор произведения Katja Brinkert
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783957442468



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der nun alleine in ihrem kleinen Häuschen saß und sich sicherlich große Sorgen um ihn machte. Er dachte daran, dass er ihn vielleicht niemals wiedersehen würde und bei diesem Gedanken wurde ihm noch schwerer ums Herz.

      Und nicht zuletzt dachte er daran, wie wohl sein weiteres Schicksal aussehen würde. Ihm graute bereits vor dem nächsten Tag, an dem die nächsten Demütigungen und Schläge auf ihn warteten. War das nun sein Leben? Erniedrigung und Gewalt?

      Trotz der vielen Sorgen, der Zukunftsangst und des Kummers musste Luke wohl doch eingeschlafen sein, denn als er erwachte, war es in seiner Zelle bereits taghell. Luke erhob sich und stellte erleichtert fest, dass ein Großteil seiner Schmerzen abgeklungen waren. Nur die Wunden auf seinem Rücken spannten unangenehm.

      Gerne hätte er sich die Zähne geputzt, denn er hatte ein unangenehmes, pelziges Gefühl im Mund. Aber es gab in seiner Zelle nicht einmal ein Waschbecken, geschweige denn irgendwelche Hygiene-Artikel.

      Er setzte sich auf den Rand seiner Pritsche und wartete.

      Wartete, dass irgendetwas passierte. Mehr konnte er nicht tun.

      Dabei versuchte er an nichts zu denken, doch die Angst, die ihn schon die ganze Nacht begleitet hatte, ließ sich nicht so einfach abschütteln.

      Luke hatte noch nicht lange so dagesessen, als seine Zellentür sich öffnete und ein Wachmann ihm ein Tablett entgegen hielt. Luke erhob sich und nahm das Tablett in Empfang.

      »Na?«, sagte der Wachmann fordernd.

      »Danke, Sir«, sagte Luke mit trockener Stimme.

      Erst jetzt, als er sprach, merkte er, wie ausgetrocknet sein Hals war. Seit gestern Mittag hatte er nichts mehr getrunken und seine Kehle brannte vor Durst. Luke betrachtete den Inhalt des Tabletts und rümpfte angewidert die Nase. Neben dem Becher mit Wasser stand eine Schale mit einer undefinierbaren, schleimigen Masse.

      »Wenn du schlau bist, isst du das auf«, brummte der Wachmann, dem Lukes Reaktion nicht entgangen war. »Du wärst nicht der Erste, dem wir das Zeug in den Rachen stopfen.«

      Bei diesen Worten grinste er, als könne er dies gar nicht erwarten. Erneut stieg Panik in Luke auf, denn er zweifelte nicht daran, dass der Mann es ernst meinte.

      »Ja, Sir«, antwortete er schnell, um dem Wachmann keinen Grund zu geben, sein Versprechen wahr zu machen.

      Dann ging er zurück zu seiner Pritsche und stellte das Tablett ab. Der Wachmann schlug die Tür hinter sich zu und Luke war wieder alleine.

      Gierig leerte er den Becher, dann musterte er die Schale mit ihrem undefinierbaren Inhalt. Sein Magen knurrte, trotzdem kostete es ihn einiges an Überwindung, den Zeigefinger in die Schüssel zu stecken, um etwas von der Masse zu probieren.

      Der Brei fühlte sich tatsächlich noch schleimiger an, als er aussah. Luke unterdrückte ein Würgen. Langsam führte er seinen Finger zum Mund und probierte etwas davon. Angeekelt verzog er das Gesicht und spuckte den Brei sofort wieder aus. Wie konnte man so etwas nur Essen nennen.

      Kurzerhand ging er mit der Schale zur Toilette und ließ den Inhalt mit einem ekelerregenden ‚gulp‘ ins Wasser gleiten.

      Dann setzte er sich wieder auf seine Pritsche und wartete.

      Dabei versuchte er, seinen knurrenden Magen zu ignorieren.

      Es musste wohl später Vormittag sein, Luke wusste es nicht genau, da er keine Uhr hatte, als die beiden Wachleute von gestern seine Zelle öffneten.

      »Mitkommen«, blaffte einer der Beiden ihn an.

      Gehorsam erhob Luke sich und ging mit den beiden Männern nach draußen auf den kahlen Hof. Dort wartete bereits Jones, der ihn mit versteinerter Miene fixierte. Neben ihm stand sein Onkel. Luke verspürte einen schmerzhaften Stich, als er das Gesicht seines Onkels sah. Seine Augen betrachteten Luke, als wäre er ein Fremder, und Lukes letzte Hoffnung starb, dass Onkel Charly seine Meinung vielleicht geändert hatte.

      Auf dem Weg zu ihnen atmete Luke tief durch. Er würde gehorsam sein. Seinen Willen hatten sie deswegen noch lange nicht gebrochen, aber ihm war klar, dass seine neuen Herren mit ihren Peitschen, Knüppeln und Elektroschocks Argumente hatten, denen man sich fügen musste. Vielleicht würde er diesen Tag dann ohne weitere Schmerzen überstehen.

      Ein paar Meter bevor sie die beiden Wartenden erreicht hatten, zog einer der Wachen seinen Schlagstock aus dem Gürtel und hielt ihn ausgestreckt vor Lukes Brust, als Zeichen, stehen zu bleiben. Luke gehorchte.

      Einen Moment stand er reglos da. Er wusste, was jetzt von ihm erwartet wurde. Es kostete ihn unglaubliche Überwindung, doch dann senkte er den Kopf und sank vor den beiden Männern auf die Knie. Seine Hände waren schweißnass. Er spürte den bohrenden Blick der beiden Männer und musste sich zwingen, nicht nach oben zu blicken.

      Charles hob überrascht eine Augenbraue. Diese schnelle Unterwerfung hatte er nicht erwartet.

      »Mr. Jones.«

      »Ja, Sir?«

      »Haben Sie ihm gestern Abend ohne mein Wissen noch eine zweite Lektion erteilt?«, fragte er.

      »Eine Lektion, Sir? Nein, ganz sicher nicht. Sie hatten schließlich ausdrücklich angeordnet, dass Sie dabei sein wollten.«

      »So ist es.«

      »Luke 74«, sagte Charles nun an seinen Neffen gewandt.

      Luke zuckte bei dieser Anrede zusammen, blieb aber in seiner knienden Position, den Kopf weiterhin demütig gesenkt, so wie man es ihm beigebracht hatte.

      »Wie ich sehe, hast du dich dazu entschlossen gehorsam zu sein.«

      »Ja, Master«, antwortete Luke.

      Seine Stimme zitterte.

      »Gute Arbeit, Mr. Jones«, sagte Charles nun wieder an seinen Supervisor gewandt. Luke beachtete er nicht mehr. »Sie haben ein außerordentliches Geschick mit den Sergia umzugehen«, fuhr Charles fort.

      »Danke, Sir.«

      »Aus diesem Grund würde ich mich freuen, wenn ich Ihre Dienste zukünftig auf meinem Anwesen in Anspruch nehmen könnte. Diese grobschlächtige Arbeit im Integrations-Center kann wahrlich auch ein weniger qualifizierter Supervisor übernehmen.«

      »Ich fühle mich geehrt, Sir«, antwortete Jones überrascht.

      »Bitte sorgen Sie dafür, dass Luke 74 auf die Double Oaks Ranch überstellt wird. Dort soll seine Arbeitkraft zukünftig eingesetzt werden.«

      »Ja, Sir, ich werde mich persönlich darum kümmern.«

      Charles nickte, dann drehte er sich um und verließ den Hof.

      Als das Tor sich wieder hinter ihm geschlossen hatte, wandte Jones sich an seine Wachen.

      »Danke meine Herren, ich brauche Sie nicht mehr. Ich bringe diesen Sergia selbst zum Transporter.«

      Die beiden Männer nickten und verschwanden im Gebäude.

      »Steh auf«, sagte Jones, als sie endlich alleine auf dem Hof waren.

      Luke erhob sich augenblicklich.

      »Wie ich sehe, hast du dir meine Worte zu Herzen genommen.«

      »Ja, Sir«, antwortete Luke.

      Seine Stimme war ihm völlig fremd. Sie klang hohl, genauso hohl, wie er sich selbst fühlte.

      Beide schwiegen einen Moment, dann nahm Luke sich ein Herz. Was hatte er schon zu verlieren.

      »Sir?«, fragte er vorsichtig.

      Jones blickte Luke erwartungsvoll an.

      »Sir, weiß mein … er nicht, dass Sie gestern Abend noch mal bei mir waren?«

      »Doch, er weiß es«, antwortete Jones.

      »Aber wenn er es nicht wollte?«

      »Wenn es nicht in seinem Sinne gewesen wäre, hätte er mich bereits strafversetzt