Ich weiß nur, dass ich dich liebe. Denise Hunter

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Название Ich weiß nur, dass ich dich liebe
Автор произведения Denise Hunter
Жанр Религия: прочее
Серия
Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783865069627



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wahr, oder?“ Dann ging sein Blick zurück zu Zac und durchbohrte ihn förmlich.

      So ein Mist! Konnte man denn nicht einmal in Ruhe einen Becher Kaffee trinken?

      „Du hast hier oben nichts zu suchen“, sagte Zac zu Lucy, und seine Stimme klang barscher als beabsichtigt.

      Es war, als ob Lucy in sich zusammenfiel. Sie verschränkte die Arme vor dem Körper und begann: „Ich kann …“

      „Ich bin gleich unten“, unterbrach er sie. Wahrscheinlich hätte er ihr einen Becher Kaffee anbieten sollen, aber er wollte sie nur möglichst schnell wieder aus seiner Wohnung haben.

      Ihr Blick ging zwischen Beau und Zac hin und her, und dann sagte sie: „O – okay“, und verließ den Raum.

      Zac schloss die Tür hinter ihr, trank noch einen großen Schluck Kaffee und merkte gar nicht, dass er sich heftig den Mund verbrannte. Er spürte Beaus Blick auf sich, als er sich in seinen Lehnstuhl setzte und versuchte, nicht daran zu denken, dass seine Ex-Verlobte, die immer noch in ihn verliebt war, nur mit einem T-Shirt bekleidet unten in seinem Gästezimmer saß.

      „Was war das denn???“, fragte ihn sein Bruder völlig entgeistert.

      Zac blickte auf, vermied es aber, seinen Bruder direkt anzusehen. Trotzdem sah er aus dem Augenwinkel, wie Beau mit fassungslosem Blick ungläubig den Hals reckte.

      „Es ist nicht so, wie es aussieht“, sagte Zac deshalb.

      „Wie ist es denn dann?“

      „Sie hatte einen Unfall, bei dem sie sich verletzt hat, und ich habe ihr geholfen. Das ist alles. Ich bringe sie noch heute wieder nach Hause …“

      „Du hilfst ihr?“, fragte Beau – immer noch mit ungläubigem Staunen in der Stimme.

      „… wenn alles läuft wie geplant, ist sie heute Abend wieder zu Hause.“

      „Sie hat dich verlassen, Zac!“

      „Sie hat eine Gehirnerschütterung und eine Amnesie. Was sollte ich denn da deiner Meinung nach tun?“

      „Darum ging es bei dem Anruf also? Nach allem, was sie dir angetan hat, ruft sie einfach so aus heiterem Himmel an, und du springst sofort wieder …“

      „Jetzt geht das wieder los“, sagte Zac genervt.

      „… um sie zu retten?“

      „Sie kann sich an nichts erinnern – oder ist dir dieses kleine Detail gerade eben entgangen?“, fragte Zac seinen Bruder ziemlich verärgert.

      Beau steckte seine Hände tief in die Taschen seiner Cargohose und entgegnete: „Es wäre mir völlig egal – und wenn sie Malaria hätte. Das ist doch nicht dein Problem. Sie hat jedes Recht verwirkt, dich um Hilfe zu bitten, als sie dich so kurz vor der Hochzeit einfach sitzenließ und es dir überlassen hat, alles abzusagen – nur falls du das schon vergessen hast.“

      „Ich habe gar nichts vergessen! Wenn jemand etwas vergessen hat, dann sie“, erklärte Zac. „Sie kann sich nicht einmal mehr daran erinnern, dass sie aus Summer Harbor weggegangen ist. Sie ist irgendwo auf dem Fliesenboden einer Damentoilette mit einer Beule am Kopf aufgewacht, und die letzten sieben Monate sind einfach weg.“

      Beau sah ihn intensiv an, so als ob er versuchte, das alles irgendwie zusammenzubekommen.

      Viel Glück – dachte Zac. Er selbst war dabei noch nicht einmal bis zum Brautkleid gekommen.

      Beau ging jetzt zum Sofa und ließ sich gegenüber von Zac hineinfallen, stützte die Ellbogen auf die Knie und kniff wissend die Augen zusammen.

      „Sie spielt doch irgendein Spiel mit dir, Zac“, meinte er schließlich.

      „Das habe ich auch erst gedacht, glaub mir. Aber ich bin mit ihr im Krankenhaus gewesen, und sie hat wirklich eine schwere Gehirnerschütterung.“

      „Woher weißt du denn sicher, dass sie den Gedächtnisverlust nicht nur vortäuscht?“, fragte Beau misstrauisch. „Ich weiß es einfach“, antwortete Zac.

      „Komm schon, Zac, sei doch nicht so gutgläubig.“

      Das tat jetzt richtig weh. Wütend starrte er Beau an und sagte dann: „Ich bin verdammt noch mal kein bisschen gutgläubig. Was willst du eigentlich? Den Arztbericht? Ich war doch selbst dabei, als der Arzt ihr die Amnesie bescheinigt hat.“

      „Weil sie gesagt hat, dass sie sich an nichts erinnert? Komm schon, Zac. Du weißt, dass du eine Schwäche für sie hast. Nach all dem, was sie hier schon abgezogen hat, würde ich ihr so etwas auf jeden Fall zutrauen.“

      „Du hast sie gestern Nacht nicht gesehen, hast nicht miterlebt, wie aufgewühlt und durcheinander sie war. Sie ist sogar ins Krankenhaus gegangen, und du weißt, wie schlimm das für sie ist. Wieso sollte sie lügen? Sie war es doch, die mich verlassen hat.“

      „Vielleicht hat sie ja ihre Meinung geändert. Vielleicht ist das ein hinterhältiges Spiel mit deinen Gefühlen, damit du …“

      „Sie hatte ein Brautkleid an, okay?“

      „Sie hatte was???“

      „Sie hatte ein Brautkleid an und einen Verlobungsring am Finger, der nicht von mir ist. Es war der Tag ihrer Hochzeit, und sie kann sich nicht einmal daran erinnern, wen sie heiraten wollte.“

      Irritiert runzelte Beau die Stirn. „Aber das ergibt doch gar keinen Sinn.“

      „Ich werde das heute alles klären. Ich mache ihre Familie ausfindig und bringe sie so schnell wie möglich wieder dorthin zurück.“

      „Wo hast du sie denn überhaupt abgeholt?“, erkundigte sich Beau.

      „In Portland.“

      „Das verstehe ich nicht. Es ist doch erst – sechs? – Monate her, dass sie weg ist, oder?“, bemerkte Beau kopfschüttelnd.

      „Sieben Monate“, korrigierte er seinen Bruder. Und achtzehn Tage, aber wen außer ihm interessierte das schon?

      „Und sie hat nicht nur einfach ihr Leben wieder aufgenommen, sondern auch noch einen anderen Typen so gut kennengelernt, dass sie ihn heiraten wollte?“

      Zac zuckte mit den Schultern. Es tat weh, da gab es nichts zu beschönigen. Und er war hier zurückgeblieben, zwang sich dazu, sich mit anderen Frauen zu verabreden, während sie schon wieder so weit war, den Schritt in eine Ehe zu wagen.

      „Glaubst du denn, dass sie dich schon mit jemandem betrogen hat, als sie noch hier war?“, fragte Beau.

      „Ich weiß es nicht.“ Er dachte noch einmal zurück an den vergangenen Herbst. Sie waren so glücklich gewesen. Zumindest hatte er das geglaubt. „Ich habe jedenfalls nichts gemerkt. Es war alles in Ordnung.“ Als Beaus und sein Blick sich begegneten, hingen unausgesprochen die Worte Offenbar ja nicht zwischen ihnen.

      „Darüber will ich mir auch gar keine Gedanken mehr machen“, erklärte Zac. „Ich möchte nur möglichst schnell ihren Verlobten finden, sie bei ihm abliefern und dann vergessen, dass sie überhaupt hier gewesen ist.“

      „Ich weiß ja nicht, ob das so einfach werden wird“, sagte Beau darauf.

      „Dafür werde ich sorgen. Und vielleicht kannst du die Sache ja bis dahin für dich behalten. Ich könnte es jetzt nämlich nicht gut ertragen, wenn mir alle möglichen Leute mitfühlend auf die Schulter klopfen und mich fragen würden, wie es mir geht – oder schlimmer noch, darüber tratschen, was für ein gutgläubiger Idiot ich bin.“

      „Aber die Leute werden sie doch hier sehen, Zac.“

      „Ich lasse heute den Laden zu, und bis heute Abend habe ich sie nach Portland zurückgebracht – und wenn es das Letzte ist, was ich tue.“