Fünf ungleiche Reiter. Jannis B. Ihrig

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Название Fünf ungleiche Reiter
Автор произведения Jannis B. Ihrig
Жанр Любовное фэнтези
Серия
Издательство Любовное фэнтези
Год выпуска 0
isbn 9783954882724



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zu leuchten, und plötzlich bildete sich ein Wirbel, der Erwin in die Lüfte erhob. Auch die Eier wurden erfasst und nun kreisten diese um Erwin. Leanus beachtete das alles nicht und sprach ruhig weiter. Plötzlich splitterte das Tor, brach auf und schwarze Ritter drangen ein. Einer hob den Arm. Erwin schrie eine Warnung. Die nächste Minuten verliefen wie in Zeitlupe: Der Schuss, das Aufleuchten von Leanus’ Körpers, welcher keinen Schrei von sich gab, sondern stattdessen weiter Lichtenergie an das Pentagramm leidete, auch als er zu Boden sackte. „Nein!“ Erwin schrie vor Schmerz. Inzwischen wählte der Ritter sein nächstes Ziel aus: Erwin. Erwin sah das Aufleuchten der unheimlichen Waffe, doch er spürte den Treffer nicht. Es wurde alles blau vor seinen Augen und es fühlte sich an, als würde sich sein Körper in tausend winzige Bruchstücke teilen. Dann wurde ihm schwarz vor Augen.

      Augenzeugen in der Stadt berichteten später, dass die Spitze des Turmes blau aufgeleuchtet habe. Dann sollen fünf blaue Kugeln in verschiedene Richtungen davon geschossen sein: Eine nach Norden, eine in den Westen, eine andere nach Süden und zwei in den Osten.

      Irgendwo in den Höhlen des Berges Goldspitze

      Am Morgen des Tages nach dem Fall von Erlin

      „Ich weiß wirklich nicht, ob das klug ist. Die Weisen sagen immer, dass … „

      „wir die Finger von diesem Pulver lassen sollen. Und ich sage immer, dass man Risiken eingehen muss, wenn man etwas herausfinden will.“ Gribus sah genervt seinen Zwillingsbruder Brobus an, während er sich an seinem braunen Bart kratzte. Er war ein Zwerg, neunzig Zentimeter groß und trug eine Lederrüstung. „Wenn du es für so gefährlich hältst, warum gehst du dann nicht einfach und lässt mich in Ruhe, bevor tatsächlich etwas Gefährliches passiert, weil du mich abgelenkt hast?“ Brobus, der seinem Bruder äußerlich sehr, aber nicht zum Verwechseln, ähnlich sah, hob als beruhigende Geste seine Hände und erwiderte: „Weil Vater mir nie verzeihen würde, wenn dir etwas passieren würde. Ich muss doch auf meinen jüngeren und einzigen Bruder aufpassen.“

      „Jetzt fängst du auch damit an: Ersten bist du nur zehn Minuten älter als ich und zweitens weißt du genau, dass wir beide Borondo als Stiefbruder haben.“ Brobus Lächeln verschwand und kalter Abscheu legte sich auf sein Gesicht: „Er ist der Sohn einer Hydra, die unseren Vater verhext hat, kein Mitglied unserer Familie.“ Gribus stöhnte: Er konnte nicht verstehen, warum Brobus nie Borondo und dessen Mutter Glutia, die zweite Frau ihres Vaters, akzeptieren würde. Jeder andere in der Familie mochte die beiden: Er, sein Vater, seine Tanten und Onkel und auch die Großeltern. Gribus verfluchte den Tag vor zwei Jahren, an dem alles anfangen hatte: Seine Mutter war an hohem Fieber im Kindbett mitsamt ihrer neugeborenen Tochter gestorben. Damals waren die Zwillinge schon fünfzehn gewesen, wenn auch blutjung für ein Volk, dessen Einzelner gut einhundertfünfzig Jahre alt wurde.

      Gribus kam es vor, als sei es erst gestern gewesen. Nie würde er vergessen, wie er, sein Bruder und sein Vater Ekarum jeden Tag am Bett seiner kranken Mutter gesessen hatten. Als sie dann starb, weinte die ganze Familie tagelang. Sein Vater suchte Trost, und den fand er bei Glutia. Ein Jahr später heiratete er sie und sie brachte ihren damals vierzehnjährigen Borondo mit in die Ehe. Der Vater des Kindes war schon seit langem bei einer Expedition verschollen. Alles wäre wieder gut gewesen und die Wunden wären verheilt, wenn nicht die Gerüchte aufgekommen wären, die behaupteten, dass Glutia die Mutter der Zwillinge vergiftet hätte. Gribus hatte nie Wert auf Gerüchte gelegt, doch sein Bruder glaubte sie aus einem für Gribus unbekannten Grund. Auch wenn er es nie offen aussprach, hasste er Glutia und ihren Sohn Bonrondo. Der Vater hatte so oft mit ihm geredet, doch es hatte keinen Sinn: Die Pflanze des Hasses hatte auf seinem Herzen Wurzeln geschlagen.

      Gribus, heute siebzehn Jahre alt, konzentrierte sich wieder auf das Dämonenpulver, welches schwarz und grob war. Er kratzte es von den Wänden ab und verpackte es in kleine Fässer. Brobus versuchte es mit einem Themenwechsel und sagte: „Vater und der Rest der Stadt werden begeistert sein, wenn sie hören, dass du wieder experimentierst. Wie damals mit der Hydra … „

      „Es war eine kleine. Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie über Nacht ein ganzes Stückchen wachsen und dann herum wüten würde. Jedoch war die Beobachtung dieses erstaunlich schnellen Wachstum sehr interessant.“ Brobus starrte ihn an: „Interessant?! Das Biest hat das gesamte Haus zerstört! Welch ein Glück, dass die Stadt für deine Versuche das alte und instabile Haus zur Verfügung gestellt hatte. Wäre das Biest in unserem Haus gewesen, hätten wir unser ganzes Hab und Gut verloren.“ Gribus antwortete nicht und packte stattdessen die vier kleinen Fässer, voll mit Dämonenpulver, in das Tragegestell, welches er dann auf seinen Rücken schnallte. Stumm machten sich die Brüder auf den Weg nach Goldia, der Stadt im Berg Goldspitze. Obwohl sie kaum mehr als eine Kleinstadt war, war sie ein begehrtes Reiseziel für Händler die am einzigartigen Hydraeisen interessiert waren. Dieses Eisen wurde aus weißem, mit kleinen, grünen Punkten versehenem Hydraeisenerz geschmolzen. Waffen und Rüstungen, die aus diesem Eisen bestanden, waren besonders hart und dennoch leicht. Der Name kam von den Eishydras, die auf den hohen Bergen und in deren Höhlen lebten und völlig weiß mit kleinen, grünen Punkten waren. Wegen des Bürgerkrieges wurden die Handelswege zwischen den Königreichen nicht mehr genutzt, sodass der Handel fast zum Erliegen gekommen war. So hatte Goldia stark an Größe verloren, doch der alte Glanz war nie ganz erloschen. Heute war Goldia, die wie viele Städte der Zwerge unter der Erde lag, die Hauptstadt des Silberhammerclans. Die Stadt verfügte über einen Ausgang zur Oberfläche und mehrere Gänge zu den wichtigsten Orten: zu der Hydraeisenmine zum Beispiel. Der Weg in die Dämonenhöhle, von wo die Zwillinge gerade aufgebrochen waren, wurde wegen des Pulvers nur selten besucht. „Ein Feuer, und der Dämon erwacht“, warnte Brobus. „Dann achte ich halt drauf, dass mir kein Feuer zu nahe kommt“, antwortete Gribus genervt. Sie kamen jetzt in eine weitläufige Höhle. Vor ihnen erhob sich der Boden leicht schräg nach oben, sodass man ganz gemütlich in den nächsten Tunnel gelangen konnte. Nur noch hier durch und sie wären zu Hause. Neben dem Tunnel, aus dem die Zwillinge kamen, war noch ein dritter, blockierter Tunnel. Den Geschichten zufolge war ein mutiger Zwergentrupp in den Tunnel hinab gestiegen und nicht zurückgekehrt. Das einzige, was man hörte, waren die furchtbaren Schreie der Zwerge. Deshalb wurde der Tunnel sofort mit einem Eisentor versperrt, welches nicht zugeschlossen, sondern zugeschmolzen wurde. Gribus blickte kurz einmal auf das Tor: Es bestand aus zwei glatten, miteinander verschmolzenen, eisernen Torflügeln. Während den zahlreichen Jahren hatten Umwelteinflüsse den Glanz des Tores zerstört. Die Zwillinge stiegen langsam den Hang hoch. Als die Hälfte geschafft war, vernahm Gribus ein Geräusch. Es klang wie mehrere kleine Schritte und sie kamen aus dem versperrten Tunnel. „Was ist das?“ Brobus starrte auf den Tunnel und zückte seine zweihändige Axt. „Ich weiß es nicht …“, antwortete Gribus und zog ebenfalls seine beiden einhändigen Äxte, „vielleicht sollten wir in die Stadt und … „ Gribus konnte den Satz nicht beenden, denn in diesem Moment knackte das Tor. Irgendwas versuchte das Tor aufzubrechen. „Schnell, wir müssen Alarm schlagen!“, schrie Brobus, lief los und läutete an einer der Alarmglocken, die überall hingen. Dreißig Sekunden lang. Das Zeichen für den größten Alarm. Er wurde zum ersten Mal seit langer Zeit ausgelöst, hoffentlich nahmen es die anderen Zwerge ernst. Brobus horchte und hörte weitere Glockentöne, als Zeichen, dass der Alarm vernommen wurde. Doch hörte er auch ein besonders lautes Geräusch, das ihm gar nicht gefiel. Er drehte sich um und erstarrte: Die Tore waren aufgebrochen worden und aus dem Tunnel kamen zahlreiche erschreckende Kreaturen: Schwarze Spinnen. Und es waren keine kleinen, die in den Ecken der Häuser ihre Netze spannten, sondern riesige. Die kleineren, die zu Dutzenden kamen, reichten ihm bis zur Hüfte, während die größten, glücklicherweise war ihre Anzahl gering, denn Brobus sah nur drei, ihm in die Augen hätten blicken können. Und die Köpfe: Sie waren groß genug, um einem Zwerg den Kopf abzubeißen. Er eilte zu seinem Bruder, der bereits seine beiden Äxte in eine der kleineren Spinnen versenkte, holte mit seiner Axt aus und teilte eine andere Spinne, die seinem Bruder in den Rücken fallen wollte. „Verdammt, sie haben uns umzingelt!“, schrie Gribus. „Sie sind flink!“ Brobus antworte nicht und hackte auf weitere Spinnen ein. Die Brüder kämpften tapfer und schickten Spinne für Spinne in den Tod, doch für jede Spinne kamen zwei neue. Der Boden wurde vom grünen Spinnenblut überflutet und von Gliedmaßen, die noch